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dieser Stadt, der Petrus nicht wohlwollte. Dennoch ist

es nothwendig, den Neidern zu antworten, denn aus kleinen Dingen entsteht oft großes Ungemach.

,,Also fein Wegzug aus Italien wird Petrus vorgeworfen. Doch indem die Gegner nach dem Grund® desselben fragen, schlagen sie sich selbst, und eben das thun sie, wenn sie Petrus einen Abenteuerer nennen."

Folgt nun eine ausführliche Erzählung, wie Herzog Bogislav X. von Pommern im Jahr 1497 nach Jerusalem gezogen sei und auf der Rückreise in Venedig im Kreise berühmter Gelehrter, Dichter, Redner wahrgenommen habe, wie viel seiner Hochschule in der Heimath fehle. Bogislav entschloß sich, für dieselbe einen tüchtigen Juristen als Lehrer und Ordner zu gewinnen. Petrus Ravennas wurde ihm empfohlen. Da schickte der Herzog Abgesandte nach Padua, um Petrus lesen zu hören. Als diese das Petrus in Venedig gespendete Lob begründet fanden, knüpfte der Herzog mit demselben Unterhandlungen an, die endlich dahin führten, daß Petrus für Greifswald zusagte unter der Bedingung, daß der Doge von Venedig, Augustinus Barbadicus, seine Zustimmung ertheile. Der Herzog selbst begab sich zum Dogen, um diese Einwilligung zu erbitten. Der Doge erklärte es anfänglich für unmöglich, Petrus, der die eigentliche Stüße der Universität und in Venedig beliebter, als er (der Doge) selbst sei, ziehen zu lassen, endlich gab er dem Andringen Bogislavs nach. Wieder wird ein Schreiben des Dogen an den Herzog mitgetheilt, worin ausgesprochen ist, daß dem Petrus seine Lectura ordinaria in Padua bewahrt bleiben solle, bis er glücklich in's Vaterland zurückkehren werde.

,,Petrus verließ nun Padua, welches einer großen

Frequenz fleißiger und gelehrter Jünglinge fich erfreut, er verließ das Vaterland, welches er liebte, er verließ seine Häuser, seinen Besiß, seine Grundstücke, seine Freunde, Angehörigen, Mitbürger, die ihn verehrten, dieß Alles verließ er der Deutschen wegen und aus Trieb nach Ruhm. Er bestieg ein Schiff und unternahm das Wagniß einer Seereise. In Italien aber entstand gewaltige Trauer. Die Deutschen, welche zu Padua studirten, folgten ihm."

Nach glücklich beendeter Reise kam der Tag des Einzugs in Greifswald. Dicht gedrängt stand das Volk in den Straßen. An der Seite des Herzogs ritt Petrus in Greifswald ein.

Dort lehrte er einige Jahre, bis ihm der Tod seine Kinder entriß. Da kam ihm der Gedanke an die Heimkehr.

Hierauf wird erzählt, wie Petrus nach Wittenberg und von da nach Köln sich gewendet habe

Zu unserem Glück, wird fortgefahren, ist Petrus nach Köln gekommen. Seine Neider mögen aus dem Vorstehenden erkennen, wie unrecht sie thun, ihn einen Abenteurer zu nennen Mußte er nicht nach Deutschland ziehen, um Viele aus träger Unwissenheit zum hohen Studium der Weisheit zu führen? Haben nicht vor ihm Viele dergleichen gelehrte Reisen unternommen, haben nicht Viele auch außerhalb ihrer Heimath Großthaten vollbracht? (Mehrere Spalten Beispiele aus alten Zeiten).

Petrus steht in seinem Vaterland in solchem Ansehen, daß Alles seine Rückkehr erwartet und ersehnt. Ueber den Neid, der ihn verfolgt, darf er sich nicht beklagen, denn alle großen Männer traf der Stachel der Mißgunst (lange Ausführung).

A

Aber nach Petrus sehnt man sich nicht bloß in Italien, auch Kurfürst Friedrich zu Sachsen hört nicht auf, Tag und Nacht seiner zu gedenken und ihn schriftlich zu mahnen, sein verlassenes Lehramt in Wittenberg wieder zu übernehmen. Oft hat Ortuin des Kurfürsten eigenhändige Briefe an Petrus gelesen, aus der Erinnerung schreibt er einen derselben nieder, in welchem inständig die Rückkehr nach Wittenberg erbeten wird. Daß die Sächsischen Fürsten bestrebt sind, Petrus wieder in ihr Land zu ziehen, ist kein Wunder, denn auch in Köln sind Viele, in deren Namen Ortuin redet, die Petrus ermahnen und bitten, nicht wegzuziehen, weder zu Herzog Friedrich, noch ins Vaterland, sondern in Köln zu bleiben“.

Lob und Beschreibung Kölns.

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Von vielen Männern in Köln, welche Petrus überaus lieben, sollen nun Einige aufgeführt werden: Andreas de Venroed/ des heil. apostolischen Stuhls ProtoVenza nator, Präpositus der Kirchen zu Daventer, Zusasen (Zu- Sever satensis), Oldenselen (Oldenselensis) u. St. Cunibert in Köln, Decret. Doct., Petrus Antonius de Klapis, Johannes Potken19), Joh. de Burse, Prof. des Prämonstratenserordens und Präpositus des Convents Waerlar in der Diöcese Münster, Doct. Decret., Joannes Vastardi Bare (baro?) de Busco, berühmter Interpret des kaiserlichen Rechts20), Gerhardus Systrop von Kempen, LL. D., Joannes de Graes, Prof. des Prämonstratenserordens u. Pfarrer der Kirche zu Daventer auf dem Berg, Remaclus Florenatus 21), troß seiner Jugend berühmter Dichter; ferner aus der Zahl der angesehenen Bürger: Gerhard v. Wesel und Gerhard Waffer, Bürgermeister der Stadt, Joannes de Reida, Jo. Rincus (der Petrus malen ließ und das Bild in seiner Woh

nung aufhängte, und sein Bruder Hermann Nincus. Unter den Zuhörern des Petrus aber sind hervorzuheben: Guilelmus Harisius Anglus, Joh. Schudherynek de Nuscia, Joh. Niphan (Rebhahn?) de Wetter, Urbanus de Viersen, Fiscal des Erzbischofs, und viele Andere, welche ebenso, wie der Engländer Harisius, des Petrus wegen nach Köln kamen. Dem zum Beweise wird ein Brief des Harisius Anglus an Ortuin mitgetheilt.

Solchen Freunden gegenüber kommen die Kritiker des Petrus nicht in Betracht.

felben.

Aufzählung der Werke des Petrus und Lob_der

Schluß: Die Wanderschaft des Petrus ist eine hei lige und für alle Sterbliche nicht minder nüßlich als nothwendig.

Dann noch eine Sapphische Ode des Ortuin an feine Criticomastix.

Der Stiel der Criticomastix läßt sich nicht anders bezeichnen als verzwickt. Trotz aller gesuchten Ausdrücke und Wendungen, troß alles Bestrebens, ihm poetischen und oratorischen Schwung zu verleihen, troß aller sich drängenden Anführungen aus Römischen Dichtern, namentlich Ovid, Vergil und Horaz, trägt derselbe keinen eleganten Character. Dazu ist er viel zu überla den, schwülstig, geziert und unrein.

Petrus Ravennas selbst ließ nun gegen Hochstraten in Cöln noch eine kleine Schrift erscheinen, welcher er den Titel gab:,,Valete cum perpetuo silentio ad clarissimum theologiae professorem magistrum Iacobum de Alta platea ordinis, praedicatorum," 22)

Petrus erzählt, er habe das von Hochstraten her

ausgegebene Büchlein (Iustificatorium principum Alamaniae) 23) gelesen. Zwar werde erzählt, es hätten an demselben Verschiedere gearbeitet, doch je mehr Gegner, desto größer sei der Ruhm. Hochstraten haben leider die Worte des Apostels an die Philipper (C. 4 V. 5): ,,Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen" vergessen, denn er habe sich nicht gescheut, auszusprechen, die Lehre des Petrus sei eine ausländische und fabulose, d. h. der Wahrheit entbehrende. Wer da behaupte, die Lehre der Andern sei eine falsche, der müsse schließen, die seinige sei ein Evangelium. Auch hätte Hochstraten bedenken müssen, daß Petrus auf gute Autoritäten sich stüße, während für die jenseitige Meinung sich Niemand aufbringen lasse. Auch sei Petrus in feinen Schriften Keinem zu nahe getreten. Er habe nämlich, als er noch in Pommern sich befand, sein Consilum auf Anfrage einiger Proconsuln ertheilt und diese hätten nach diesem Consil sich gerichtet, also entbehre seine Lehre nicht der Wahrheit. Ich habe, fährt Petrus fort, auf vielen Universitäten Italiens und Deutschlands gelesen und unter meiner Lehre blühten viele Männer. Meine Doctrin wurde gelehrt und wird gelehrt auf einigen Universitäten noch bei meinen Lebzeiten. Sie ist also approbirt. Denn Kurfürst Friedrich zu Sachsen hat auf seiner Universität eine Besoldung ausgefeßt für den Legenten meiner Compendien. Und eine gewisse Zeit hindurch wurde auch in Leipzig darüber gelesen, obwohl Einige von der Univerfität aus Neid gegen mich den Legenten daran verhinderten." Petrus bedauert, daß der Angriff wieder ihn gerade vom Predigerorden komme, welchen er immer in großer Achtung gehalten und geehrt habe. Und bevor er weiter schreite in dieser Auseinanderseßung, wolle er

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