Die verwantschaftsverhältnisse der indogermanischen sprachen

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H. Böhlau, 1872 - 68 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 31 - Die Ursprache bleibt demnach bis auf weiteres, wenn wir sie als ganzes betrachten, eine wissenschaftliche fiction. Die forschung wird durch dise fiction allerdings wesentlich erleichtert, aber ein historisches individuum ist das, was wir heute Ursprache nennen dürfen, nicht.
Seite 17 - ... der indogermanischen sprachen annimmt, wird man nie dazu gelangen alle die hier in frage stehenden tatsachen wissenschaftlich zu erklären. Der ganze charakter des slawolettischen bleibt unter diser voraussetzung unbegreiflich. Verständlich wird er nur, wenn wir anerkennen, dass das slawolettische weder vom arischen noch vom deutschen losgerissen werden kann, sondern die organische vermittelung beider ist.
Seite 28 - X waren durch continuierliche varietäten B, C, D, usw mit einander vermittelt. Die entstehung der sprachgrenzen oder, um im bilde zu bleiben, die umwandelung der schiefen ebene in eine treppe, stelle ich mir so vor, dass ein geschlecht oder ein stamm, welcher zb die varietät F sprach, durch politische, religiöse, sociale oder sonstige verhältnisse ein Übergewicht über seine nächste umgebung gewann.
Seite 28 - B, auf der anderen unmittelbar an L, die mit beiden vermittelnden varietäten waren auf gleiches niveau mit F auf der einen seite gehoben, auf der anderen herabgedrückt. Damit war zwischen F und B einerseits, zwischen F und L andererseits eine scharfe sprachgrenze gezogen, eine stufe an die stelle der schiefen ebene getreten.
Seite 26 - Und die sätze, mit welchen Ebel seine untersuchung eröffnet, stehen in völligem einklange mit dem in disen blättern entwickelten. Er sagt: 'Die europäischen glider des arischen [dh indogermanischen] sprachstammes bilden eine kette, deren beide enden nach Asien hinübergreifen; unverkennbar zeigt die meisten berürungen mit den asiatischen sprachen das griechische, wogegen das slawische wol die meisten speciellen übereinstimmungen mit den iranischen aufweist. Ebenso wie hier schliessen sich...
Seite 26 - Überall sehen wir continuierliche übergänge aus einer sprache in die andere, und es lässt sich nicht verkennen, dass die indogermanischen sprachen im ganzen und grossen desto...
Seite 17 - Man mag sich also drehen und wenden wie man will, so lange man an der anschauung fest hält, dass die in historischer zeit erscheinenden sprachen durch merfache gabelungen aus der ursprache hervorgegangen seien, dh so lange man einen stammbaum der indogermanischen sprachen annimmt, wird man nie dazu gelangen alle die hier in frage stehenden tatsachen wissenschaftlich zu erklären.
Seite 24 - Dass es keine gemeinsame europäische grundsprache gegeben hat, bewis uns schon das slawische, jetzt sind auch die südeuropäische und die graecoitalische grundsprache unhaltbar geworden, und wir sehen überall nur stufenweisen continuierlichen übergang von Asien nach Europa.
Seite 31 - ... ganze der indogermanischen sprachen hier abgewisene vorstellung der sprachtrennungen und des stammbaumes auf beschränkterem gebiete ire richtigkeit hat, ob zb die in historischer zeit erscheinenden slawischen sprachen durch eine oder merere spaltungen aus einer slawischen grundsprache und dise aus einer slawolettischen grundsprache hervorgegangen sind oder ob sich auch hier die einzelnen sprachen durch allmähliches wachsen der dialektischen verschidenheiten von einander entfernt haben, wie...
Seite 9 - Die absonderung der lettisch-slawischen idiome von der asiatischen schwestersprache, mag man sie sanskrit nennen oder ganz unbenannt lassen, ist später eingetreten als die der klassischen, germanischen und keltischen sprachen, aber doch noch vor der spaltung des asiatischen teils unseres sprachgebiets in den medo-persischen und indischen zweig.

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