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dière Stellung und erwiederten das Feuer. Nach kaum 5 Minuten gaben die Mitrailleusen das Gefecht auf und nun ging die inzwischen wieder geordnete Infanterie entsprechend dem erweiterten Thale in breiter Front zum weiteren Angriffe vor; auf und neben der Straße die 4. und 6. Compagnie, links daneben die bei Ruillé wieder auf die Chauffee gezogene 8., rechts daneben die 5. Compagnie; die 1. folgte als Reserve. Getrennt von diesen längs der Chauffee vorgehenden Abtheilungen hatten die 2., 3. und 7. Compagnie von Ruillé aus die Richtung auf Château la Gidonnière eingeschlagen.

Der Feind sezte dieser Vorwärtsbewegung keinen nennenswerthen Widerstand entgegen; die nicht unmittelbar neben der Straße vorgehenden Compagnien fanden zwar in den einzelnen Fermen noch Versprengte und wurden durch die Säuberung aufgehalten, aber die 6. und 4. Compagnie drangen ohne Aufenthalt bis auf 400 Schritte Entfernung von Maladrerie vor und erhielten erst hier ein schwaches Feuer. Zugleich sahen sie einen Transport von etwa 30 Ochsen, welcher unter Bedeckung von einigen Cavalleristen auf der Chauffee nach l'Homme zu entweichen suchte. Die Tirailleure suchten diesen den Rückweg zu verlegen, liefen nach der von la Chartre nach l'Homme führenden Chauffee hinüber und ihrem Feuer gelang es bald, Transport und Deckung zum Stehen zu bringen und zu nehmen. La Maladrerie war während dessen gleichfalls vom Feinde geräumt, die leßten Vertheidiger hatten sich nach la Chartre hineingezogen.

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Zu dem weiteren Vorgehen gegen la Chartre beorderte Oberst Haberland das bislang im Gros nachgefolgte Füfilier-Bataillon, während das 1. und 2. Bataillon Befehl erhielten, sich bei la Maladrerie zu sammeln. Die Füfiliere fanden keinen Widerstand mehr, nur einzelne Schüsse fielen Anfangs noch von dem jenseitigen Ufer. Nachdem die Stadt erreicht war, schwieg das Feuer vollständig und die auf dem jenseitigen hohen Thalrand über die unzerstört gefundene LoirBrücke hinübergesandte Patrouille der 9. Compagnie constatirte, daß der Feind auch von dort zurückgewichen sei.

Das Endziel des Tages war erreicht. Der größte Theil der 20. Division sowie die Corps-Artillerie rückten in die kleine Stadt ein und wurden in sehr überfüllten Quartieren untergebracht. Auch das General-Commando kam nach la Chartre. Die Deckung des Cantonnements nach Süben wurde dem Füfilier-Bataillon des Braunschweigischen

Regiments übertragen, welches durch die 9. Compagnie Vorposten auf dem jenseitigen Höhenrande unter besonderer Berücksichtigung der Straße nach Tours ausstellen ließ und die übrigen Compagnien an dem SüdAusgange in Allarmquartieren unterbrachte. Die Sicherung nach Nordwesten in der demnächstigen Marschrichtung des Corps übernahm das für den folgendeu Tag zur Avantgarde bestimmte Regiment Nr. 56, welches bis l'Homme vorging, hier aber noch in ein lebhaftes, bis tief in die Nacht hinein währendes Feuergefecht verwickelt wurde gegen feindliche Abtheilungen, welche die Venne besezt hielten.

Das Braunschweigische Regiment hatte an dem Tage 1 Officier (Portepeefähnrich Hodann) und 9 Mann an Todten und Verwundeten verloren; eine verhältnißmäßig geringe Einbuße in Anbetracht der Beschaffenheit der zu paffirenden Strecke, welche die Vertheidigung im hohen Maaße begünstigte. Allerdings stellte die Ausbeutung des bergigen, von Holz und Schluchten durchschnittenen, stark bebauten Terrains hohe Anforderungen an die Manövrirfähigkeit der Truppen, welche bei den jungen französischen Truppen vollständig fehlte. Aus diesem Grunde mußte das Terrain für die leicht und schnell beweglichen deutschen Compagnie-Colonnen als günstig bezeichnet werden.

Französischer Seits war dem 8. Mobilgarden-Regiment mit Cavallerie und 2 Mitrailleusen die Vertheidigung des langen Defilees zwischen Troo und Ruillé anvertraut gewesen. Daffelbe verlor eine nicht unbedeutende Zahl an Todten und Verwundeten und außerdem fielen 3 Officiere und etwa 200 Mann an unverwundeten Gefangenen in die Hände des Braunschweigischen Regiments.

E. Der 9. Januar. Gefechte bei Chahaignes und Brives. Ueberfall von St. Vincent du Lorouer.

Als sich am frühen Morgen des 9. Januar die Abtheilungen in la Chartre zum Abmarsch formirten, schallte aus der Gegend von l'Homme das während der Nacht nur kurze Zeit unterbrochene InfanterieGefecht herüber, in welches bald auch Artillerie eingriff. Die Truppen der 20. Division wurden daher schon von la Chartre ab unter Berücksichtigung des von der Avantgarde begonnenen Gefechtes dirigirt.

Oberst Haberland erhielt Befehl, mit dem 10. Jäger- und dem 1. Bataillon des Braunschweigischen Regiments als linkes Seiten-Detachement unmittelbar an dem rechten Loir-Ufer entlang über Moulin

de la Pointe gegen die westlich der Venne liegenden Höhen vorzugehen; das 2. und Füfilier-Bataillon des 92. Regiments wurden dem Gros, der 40. Brigade, zugetheilt, welches auf der Straße nach l'Homme vorging und bei diesem Orte um 81⁄2 Uhr eine Bereitschaftsstellung einnahm.

Der Feind hatte die Höhe von Chahaignes und diesen Ort selbst stark besezt und hielt aus sehr guten Artillerie-Positionen die Ebene bis l'Homme unter Feuer. Die diesseitige Avantgarde hatte die Vortruppen desselben von ihrer Aufstellung an der Venne zurückgedrängt und leitete unter dem Schuße mehrerer Batterien, welche bei l'Homme und namentlich auf dem Rande des Plateaus zwischen Chateau Gidonniere und Salvert aufgefahren waren, zu dieser Zeit (gegen 81⁄2 Uhr) den Angriff gegen die beseßten Höhen ein.

Sehr wirksam mußte für dieses Vorgehen das Eingreifen des Detachements Haberland werden, aber leider stellten sich diesem Hindernisse entgegen, welche eine bedeutende Verzögerung unvermeidlich machten. Während der Nacht hatte sich das ganze Land fußhoch mit Schnee bedeckt und mit anbrechendem Tage wurden die Wege durch Frost derartig glatt, daß die Bewegungen der Truppen außerordentlich erschwert und verlangsamt wurden. Die gesammte Cavallerie und Artillerie sowie die berittenen Officiere mußten ohne Ausnahme absteigen und ihre Pferde führen oder führen lassen. Sehr bald begann dann ein sehr heftiges Schneegestöber, welches eine Fernsicht nur in seltenen furzen Pausen ermöglichte. Außerdem aber fand das Detachement des Oberst Haberland die an den Loir entlang liegenden Wiesen überschwemmt und konnte sich daher nur vereinzelt über die höher und trockener gelegenen Stellen mühsam vorwärts bewegen.

Der Widerstand, welchen hierbei der Feind entgegenstellte, wurde zwar rasch gebrochen, denn den Jågern gelang es bald, die vorwärts (östlich) der Venne in dem mit dichtem Gebüsche bepflanzten Wiesengrunde eingenisteten französischen Tirailleure zum Rückzuge über die Venne zu zwingen, aber als dieser Bach erreicht wurde, sah sich das Detachement ernstlicher gehemmt. Derselbe war so angeschwollen, daß er eine Breite von über 15 Fuß hatte und nicht zu durchschreiten war, und so mußten zunächst Nothbrücken hergestellt werden, zu denen die umherstehenden Bäume als Material benußt wurden. Während dieser Arbeit (etwa 91⁄2 Uhr) trafen das 1. Bataillon des 17., das

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