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mittags die Vorpostenstellungen befeßt, dann wurden sie durch andere Abtheilungen abgelöst und bezogen wie das 1. Bataillon Quartiere in Vendome.

Während der Feind bislang, vom 1. bis 4. Januar, keine offenfive Thätigkeit, selbst nicht durch Patrouillen entwickelt hatte, ånderte derselbe am Mittage dieses Tages sein Verhalten und ging auf verschiedenen Linien gegen die Vorposten angriffsweise vor. Die in Vendome liegenden Truppen wurden in Folge deffen allarmirt und beseßten um 1 Uhr die angewiesenen Vertheidigungs-Stellungen, aus welchen fte aber gegen 5 Uhr wieder zurückgenommen wurden, da die Recog= noscirung des Feindes von den Vorposten zurückgewiesen war. Dasselbe wiederholte sich am 5. Januar; wiederum wurden die Vorposten angegriffen und wiesen den Feind ab, und abermals standen für einige Stunden die Truppen an der Enceinte von Vendome gefechtsbereit.

Wenn nun auch der Stillstand der Operationen in diesen Tagen dem Regimente in gewiffer Weise Ruhe und die Gelegenheit verschaffte, durch die Befferung des Materials die Schlagfertigkeit zu erhöhen, so war die Zeit dennoch, wenn man alle Verhältnisse ins Auge faßte, sehr wenig geeignet eine vollständige Erholung zu verschaffen, da namentlich die fortwährende Anspannung und Erwartung ernstlicher Actionen die Truppen in steter Aufregung erhielten. Dem Mann im Gliede selbst hatte sich daher das Gefühl aufgedrängt, daß die deutsche Heeresleitung die isolirte und Angesichts der zu bedeutenden numerischen Ueberlegenheit des Feindes zur Defensive zwingende Lage der 20. Division sehr bald åndern würde; man durfte darauf rechnen, daß, wenn irgend die anderweitigen Verhältnisse es geftatteten, auch hier wieder die deutschen Truppen in die ihnen charakteristische Thätigkeit, in die Offensive, treten würden. Aus diesen Gründen kam der am 5. Januar Abends 10 Uhr den Bataillonen zugehende Divisions-Befehl, welcher mit den Worten begann „Die Armee sezt morgen den Vormarsch fort" nicht überraschend und wurde von dem Regimente mit großer Freude begrüßt. Derselbe brachte die Befreiung aus der durchaus nicht angenehmen, den Wünschen der Soldaten wenig entsprechenden Lage bei Vendome und stellte einen neuen interessanten Feldzug in Aussicht, dessen Object nur Le Mans sein konnte, jene seit Wochen als lezter, fester Stüßpunkt der feindlichen Armee genannte Stadt.

Wie große Schwierigkeiten diesem Feldzuge durch das Terrain, durch die numerische Ueberlegenheit des Feindes entgegen standen, war den Truppen nicht bekannt; aber selbst wenn sie im Stande gewesen wåren, sie richtig zu würdigen, so würde das Gefühl, welches sie Alle beseelte, daß Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl, unser ruhmreicher Feldherr auch diese Aufgabe stegreich und glücklich zu Ende führen würde, dadurch nicht wankend geworden sein. Das Vertrauen war ein unbegrenztes, und so ging das Regiment bis zum Gemeinen herab mit frischen, frohen Muth der neuen Thätigkeit ent gegen.

5. Abtheilung.

Die Kämpfe um Le Mans bis zum Abschlusse des Waffenftillflandes vom 6. bis zum 30. Januar 1871.

A. Allgemeine Verhältnisse der französischen und deutschen Armeen bei der Einleitung der Operationen gegen Le Mans.

Bevor zur Darstellung der Schicksale des Regiments in dem nun beginnenden neuen Feldzuge geschritten werden kann, ist ein Rückblick auf die allgemeinen Verhältnisse der Armeen des Prinzen Friedrich Carl und des Generals Chanzy erforderlich, wie dieselben sich seit dem 16. December 1870 gestaltet hatten.

Es ist bekannt, daß die französische Armee am 16. December die Loir-Linie aufgab und sich nach Le Mans abzog. Die anfängliche Ordnung während dieses Rückzuges löfte sich bald auf, die Truppen zerstreuten sich und für die in ungeordneten Haufen Zurückeilenden wurde Le Mans der natürliche Anziehungspunkt, welchen sie zum großen Theile schon am 18. December erreichten.

Die Haupt-Colonnen trafen bei Le Mans am 19. December in der Linie Montfort Ardenay Parigné l'Evêque ein und wurden. von hier am folgenden Tage in die vom General Chanzy aus

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