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der Artillerie oder dem Geniekorps zugetheilt, bis sich eine Gelegenheit ergibt, fie im Generalstab anzustellen.

Was bei dieser Einrichtung zuerst auffällt, ist der ilmstand: daß der Generalstab ohne Chef ist, und alle Offiziere desselben unmittelbar unter dem Kriegsminifter stehen. Dieser Mangel ist zu groß, um nicht unverzüglich empfunden zu werden; und der Generak-Lieus tenant Thiebault beweist in seiner obgenannten Schrift die Nothwendigkeit eines Ausschusses des Genes ralftabs (Comité de l'état-major), den er für vors züglicher hält als die Direktion eines Einzelnen, weil dieser leicht anstehen könnte, eine so große Berants wortlichkeit auf sich zu laden. Wir sind nicht dieser Meinung. Der Mann von Talent und Energie wird nie zögern, zum Besten des Dienstes eine Verant= wortlichkeit zu übernehmen, die überdieß nur dem ges fährlich werden könnte, der feinem Umte nicht gewachs sen wäre. Wo es sich, wie hier, öfters um schnelle Entscheidung und kräftiges Einwirken handelt, welches nur die Folge einer ungestörten Einheit in der Leitung des Ganzen seyn kann, ist die Direktton eines Einzelnen immer einem Ausschusse vor zuziehen.

Fast eben so auffallend ist die große Anzahl von Individuen, aus denen der Generalstab besteht. Wenn auch durch den Umstand, daß die Adjutanten aller acti ven Generäle aus den Bataillons Chefs und Haupts leuten des Generalstabs genommen werden, viele Offis ziere für den Dienst des Korps verloren gehen, so blei= ben deren doch noch mehr übrig, als man bei einer Armee, wäre sie auch so stark als die französische jemals war, benöthigen kann. Die Nothwendigkeit einer sols

en Menge von Individuen wird nur dann begreiflich, wenn man den Wirkungskreis eines Stabsoffiziers auf die Leitung sehr schwacher Truppenabtheilungen ber schränkt, und den Ordonnanzdienst als die gewöhnliche Obliegenheit der Subalternen betrachtet. Wir können uns jedoch nicht überzeugen, daß dieses ihre eigentliche Bestin nung sey, und halten demnach jene große Anzahl von Offizieren für nicht minder überflüssig im Kriege als im Frieden, wo sie einen eben so beträchtlichen als unnüßen Kostenaufwand verursachen muß.

General Lieutenaut Thiebault behauptet die Nothwendigkeit von General stabstruppen, deren Er- ‹ richtung nahe seyn soll, ohne sich jedoch über die Bes schaffenheit und Bestimmung derselben näher zu erklären. Wir glauben, daß diejenigen Truppen, die man allenfalls unter jener Benennung verstehen könnte, ihrem Zwecke nach in zwei ganz verschiedene Theile zers fallen:

Dem Offizier des Generalsstabs, dem die Wahl einer Stellung oder die Führung einer Kolonne aufge= tragen ist, muß stets eine Anzahl Handwerker zu Ges bote stehen, mit deren Hülfe er im erforderlichen Fall jene befestigen, für diese die nöthigen Kommunikationen eröffnen kann. Dieß sind die Pionniere, deren Zweck kein anderer ist, als die Ausführung aller Erd- und Handwerksarbeiten, die bei einem Kriegsheere noth wendig werden können. Da nun die Angabe dieser Arbeiten dem Offizier des Generalstabs zusteht, so sind die Pionniere allerdings eine Generalstabstruppe, und ihrem Wesen nach von diesem Korps unzertrennlich. Es muß aber außerdem in jedem Feldzug noch eine Truppe zur Verfügung des Generalstabs seyn, die den Ordons Öft. milit. Zeitschrift. 1821. II.

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Offiziere, die nur den Dienst von einer der genannten Waffengattungen gründlich kennen.

An dem Unterrichtsplane der Schule für den Dienst des Generalstabs möchten wir jedoch noch Manches ändern. Zu was. B. der Offizier des Generalstabs der Chemie bedarf, deren Anfangsgründe bei dem Eintritt in die genannte Schule gefordert werden, will uns nicht einleuchten, und die Astronomie braucht er wohl nur, insofern als sie zur höhern Geodasie gehört. Die Lehre von der Militär- Administration, die Topographie

welche eigentlich zu dem Vortrag der gemeinen Geometrie gehört -die Geographie, die Felcbefestigung, das Zeichnen, und den Dienst der leichten und LinienInfanterie und Kavallerie möchten wir als Gegenstände, die jeder gebildete Offizier. bedarf, in eine Lehranstalt für alle Waffen verweisen, in welche auch alle körper: lichen Übungen, nicht weniger als die schriftlichen Ausarbeitungen, gehören, die von den Zöglingen der frans zösischen Generalstabsschule ihren Aufnahinen beigelegt werden müssen, und die zweifelsohne keine trockenen Erklärungen der beigefügten Zeichnung, sondern er schöpfende Rekognoszierberichte, Beschreibungen von Kolonnenwegen, von Stellungen, die in der Gegend genommen werden könnten, u. s. w. sind. In dieser Anstalt, für die wir einen dreijährigen Kurs bestimmen, würden ferner allgemeine Welt und vaterländische Ges schichte, Geschichte der Kriegskunst, und Kriegsgeschichte, Mechanik und bürgerliche Baukunft gelehrt, und der Vortrag der Mathematik mit der Anwendung der Algebra auf die Geometrie geschlossen.

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In der Generalstabsschule, deren Zöglinge aus der oberwähnten allgemeinen Militárschule genommen

würden, kämen folgende Lehrgegenstände vor: Inte gral und Differenzial Rechnung, höhere Geodäste, Stas tistik, Geschüßkunde, permanente Fortifikation, Stra tegie und Taktik, fremde Sprachen, und schriftliche Ausarbeitungen über Gegenstände, die dem höhern Dienst des Generalstabs angehören, z. B. statistische Auffäße, Operationsentwürfe u. dgl.

Ferner scheint uns das Geniekorps, oder die Artil ferie, nicht der Platz, an dem die angehenden GeneralStabs Offiziere ihre Anstellung im Korps erwarten sollen. Die beständige Befestigung darf ihnen zwar nicht fremd seyn; aber sie ist doch nur Nebensache für sie, und die praktische Erlernung dessen, was sie von der Artillerie bedürfen, wird nach vorhergegangenem theoretischen Unterricht keine lange Zeit erfordern, Sie sollten das her, nachdem ihre Dienstzeit bei der Kavallerie und der Infanterie beendigt ist, in das Pionnierkorps kommen, und dort so lange verweilen, bis sich eine Gelegen heit fände, sie in den Generalstab. zu nehmen. Man würde hierdurch den Vortheil erlangen, bei den Pion= nieren lauter wissenschaftlich gebildete Offiziere zu haben, wodurch dieses Korps auf einen hohen Grad von Vollkommenheit gebracht werden könnte, und alle Individuen des Generalstabs würden mit dem ihnen so durchaus unentbehrlichen Pionnierdienst auf das Innigste vertraut seyn.

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Die Offiziere des französischen Generalstabes sind während dem Frieden in den Militärdivisionen vertheilt; eine wie uns dünkt sehr zweckmäßige Einrichtung. Wenn die praktische Übung ihrer topographischen und geodätischen Kenntnisse, nicht bloß einige Zeit hindurch was durchaus geschehen muß

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sondern fast

ununterbrochen die Friedensbeschäftigung jener Offiziere wäre, so würden sie zwar eine überaus schäßbare Ters rainkenntniß erlangen, die jedoch auch in kürzerer Zeit erworben werden kann. Aber diese Beschäftigung würde ihnen durchaus nicht erlauben, für ihre anderweitige Auss bildung zu sorgen, und sie würden zulegt, aus Mangel an Übung, gänzlich den richtigen Takt verlieren, mit der Truppe umzugehen, den sie durchaus` besißen müss fen, um das unentbehrliche Vertrauen derselben zu ges winnen. Sind sie hingegen, wie es jest der Fall ist, einige Zeit hindurch bald in dieser bald in jener Milis tärdivision angestellt, so werden sie nicht nur mit der Truppe immer vertrauter; sondern erlangen auch eine sehr genaue Kenntniß der ganzen Militär - Administra= tion und der Provinzen, wodurch das Beste des Diens stes nur gewinnen kann.

Bei der Reorganisation des französischen Generalstabs ist die Frage aufgeworfen worden: ob er ein eigenes Korps bilden solle? Eine solche Frage kann wohl nur aus einer sehr mangelhaften Ansicht der Dinge hers vorgehen. Selbst die entschiedensten Gegner des Generalstabs müssen zugeben, daß es in jedem Kriege nothwendig sey, Individuen zu besigen, welche sich dazu eignen, die unmittelbaren, durchaus verläßlichen Organe des Heerführers und der ihm untergeordneten Generäle zu seyn, Befehle, die Jene nur in allgemeinen Ausdrücken zu geben vermochten, den einzelnen Fällen anzupassen, und dort, wo Jene nicht persönlich wirken können, in ihrem Namen das nöthige zu verfügen. Wenn es nun wahr ist, was wohl kein Sachkündiger lige nen wird daß hierzu ausgebreiteteré Kenntnisse ers fordert werden, als man von dem Linienoffizier mit

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