Abbildungen der Seite
PDF
EPUB
[ocr errors][merged small][ocr errors]

-

dem General Barklay die Leitung desselben übertragen. Der preußische General - Lieutenant von Kleist sandte die Nachricht ein, daß er sich im Gebirge gerade nach Nollendorf wenden wolle, um den Feind bei Kulm im Rücken anzugreifen, und sich hier einen Weg zu bahnen. Zum Schuß gegen vorrückende feindliche Truppen. von Peterswalde her, wolle er seine Nachhut bei Nollendorf aufstellen. Zur Verstärkung der unter dem Oberbefehl des General Barklay vereinigten Macht waren zahlreiche östreichische Truppen angekommen. Mit Tagesanbruch begann am 30. das Gefecht. Der Feind leistete tapfern Widerstand; allein er würde dennoch wiederholt aus seiner Aufstellung geworfen, und immer mehr eingeengt. Schon waren seine Flügel umgangen, die Fronte in einem verzweifelten Kampfe verwickelt, als um eilf Uhr Mittags Kleist mit seinem Korps, von Nollendorf her, in des Feindes Rücken vordrang. Vandamme versuchte, mit einem Theil seiner Truppen die Preußen von seiner Rückzugsstraße zu verdrängen; allein nur einer Abtheilung Kavallerie gelang es durchzue brechen. Der Feind stürzte von allen Seiten seiner Stellung in einen wilden Haufen zusammen. Überall drängten die blanken Waffen der Ulliirten. Die östreis chischen Divisionen Colloredo und Bianchi erstürmten das Dorf Arbesau, und schritten dadurch dem Feinde die Straße nach Nollendorf ab. Die Kavallerie nahm ganze feindliche Kolonnen gefangen. Was nicht nieders gemacht wurde, oder in Gefangenschaft gerieth, löste sich in wilde Flucht auf, und stürzte sich in die nahen Wälder. Mehr als 5000 Feinde waren getödtet; Vandamme selbst, mit mehreren Generälen und 10,00Ù Mann, gefangen. In den Händen der Sieger blieben

überdies 81 Stück Geschüß, 200 Munitionswagen, 2 Adler, 3 Fahnen, und das ganze Gepäck.

Napoleon mußte mit Zuversicht erwartet haben daß Vandamme geringen Widerstand antreffen, und die Ausgänge der Gebirgspässe in Böhmen früher bes seßen würde, ehe die Kolonnen der Verbündeten dort anlangten. Die französische Armee verfolgte die alliirten Korps nur langsam und ohne Nachdruck; währscheinlich aus der Absicht, um sie zu noch längerm Aufenthalte in Sachsen, und zum gefahrvollen Widerstande zu reiz Ben. Allein zum Glück verloren diese beim Rückzuge keine Zeit, und entgingen dadurch großer Gefahr.

Erst am 31. rückten die französischen Armee - Abtheilungen an die böhmische Grenze vor. Dagegen verwahrten die Alliirten alle wichtigen, in Eile verschanzten Eingänge durch starke Avantgarden; und ihre Hauptmacht vers einigte sich, wie vor dem Übergange, zwischen dem Erz- und Mittelgebirge, bei Commotau, Duchs, Brit und Töplig.

Wir haben der Erzählung dieses Sieges, seiner hohen Wichtigkeit und des reichen Stoffes wegen, den er zu den interessantesten Betrachtungen darbietet, hier einen größern Raum gegönnt. Zur bessern Würdigung des höhen Verdienstes, welches sich der General - Lieu. tenant Graf Ostermann erwarb, möge die Bemerkung dienen, daß er, so wie die beiden Korps von Kleist und Wittgenstein, und die gesammte russisch preußische Reserve, von dem Kommandanten des rechten Flügels, General der Infanterie Barklay de Tolly, den Be fehl erhalten hatte, die Hauptstraße über Gießhübel zu verlassen. Dieser Befehl lautete: im Falle er glaus be, daß ihm die große Straße von Zebiste über Gieße

2

[blocks in formation]

:

hübel, oder, wie es noch wahrscheinlicher sen, die Straße von Königstein nach Hellendorf, vom Feinde bereits verlegt und abgeschnitten sey, er mit seinen Truppen über Maren zu marschiren, und auf diesem Wege sich an die Hauptarmee anzuschließen habe." Der Genes ral Lieutenant Graf Ostermann wäre daher bei den unglücklichsten Ereignissen, welche durch Vernachlässigung der Hauptstraße eintreten konnten, zu entschuldigen ges wesen. Sein heller Blick drang jedoch tiefer in die wahre Lage der Dinge ein. Er erkannte die Größe der Gee fahr, welche bei Befolgung jenes Befehls der ganzen Armee drohte, und nahm, ohne zu säumen, alle Verantwortung auf sich, in welche er bei einem unglücklichen Ausgange seines eigenmächtigen Unternehmens ge rathen konnte. Vom Armee Kommando war wiez derholt die sorgfältige Bewahrung jener wichtigen Stra= ße dem ganzen rechten Flügel empfohlen worden, und es dürfte daher schwer fallen, die Abänderung der vom Oberbefehlshaber, mit Berücksichtigung des Ganzen, erlassenen Anordnung völlig zu rechtfertigen. Die russisch preußischen Truppen sollten nämlich über Dohna nach Gießhübel und Peterswalde zurückgeführt werden ; allein der General Barklay fand sich „wegen der unausweichbaren Gefahren, in welche er die Truppen auf diesem Marsche verseße," veranlaßt, den Rückmarsch theils über Dippoldiswalde, theils über Maxen einzus leiten. Die Gefahren, auf welche sich der General Barklan bezog, bestanden darin, daß Vandamme mit seinem Korps bereits bis hinter Pirna vorgerückt war, und dem alliirten rechten Flügel in der Fronte, und zum Theil in der linken Flanke, eine Macht von 50,000 Mann (wenigstens 30,000 Mann) gegenüberstand.

[ocr errors]

Napoleons Thätigkeit schien zum Theil durch die dreifache Nachricht erlittener Unfälle für mehrere Tage gehemmt worden zu seyn. Oudinot hatte eine Schlacht in der Mark, unweit Berlin, Macdonald eine andere in Schlesien, verloren. Dazu kam jest noch die Vers nichtung des ersten Korps unter Vandamme. Die Schwächung an physischer Kraft war Napoleon weniger empfindlich, als der nachtheilige Eindruck, welchen diese Niederlagen in den Gemüthern der Heere und Völker hervorbrachte. Nur in dem Umstande sah er noch eini gen Trost, daß alle Schuld seinen Unterfeldherrn bei gemessen werden konnte, und daß der mißlungene Vers such der Alliirten gegen Dresden die Welt noch immer glauben machen mußte, das Glück wäre den französtschen Waffen unter des Kaisers persönlicher Leitung nicht abhold.

Wir wollen die Geschichte des schlesischen Heeres zuerst nachholen, ehe wir unsern Blick auf die Oper rationen der Nord Armee wenden. Napoleon hatte die oberste Leitung des in Schlesien zurückgelassenen Heeres dem Marschall Macdonald anvertraut. Es bes stand noch aus drei Armee- und einem Kavalleriekorps; zusammen aus beiläufig 60,000 Mann. Macdonald ließ am 23. August das Heer zur weitern Verfolgung des Feindes aufbrechen. Aber auch der General von Blücher hatte sich seiner Seits wieder zur Offensive entschlossen, weil ihm die Nachricht zugegangen war, daß feindliche Abtheilungen den Rückzug angetreten hätten. Bei Gold. berg kam es zu sehr hißigen Gefechten. Die Alliirten mußten ihre Stellung räumen, und zogen sich nach Jauer zurück. Dieser Tag konnte dom schlesischen Heere verderblich werden, wenn Rapoleon mit seiner Über

[ocr errors][merged small]
[ocr errors]

macht noch zugegen war. Die Abwendung eines sehr wahrscheinlichen großen Unglücks hatte das schlesische Heer allein dem Übergange der Hauptarmee nach Sachsen zu verdanken. Blüchers äußerst rascher Entschluß, ohne gewisse Kunde vom Feinde zum Angriff zu schreiten, konnte dießmal unerfeßlichen Schaden bringen. Drei Tage später erzeugte er die glänzendste That. Um 24. war Blücher nach Strigau zurückgegangen. Da aber sein Gegner an der Kaßbach stehen blieb, so rückte Blücher am folgenden Tage abermals vor. Die erste Disposition, welche er für den 25. herausgab, war auf seine persönliche Meinung gegründet, der Feind werde freiwillig Schlesien räumen. Die Meldungen von einer rückgängigen feindlichen Bewegung waren Ursa= che, daß Blücher sogleich den Marsch seines Heeres bis Liegniß, Haynau und Goldberg anordnete, und von diesen Punkten aus unaufhaltsam weiter gegen den Feind vorzudringen befahl. Es hieß in der Disposition wörtlich: Hat der Feind sich ins Gebirge geschoben, um nach Böhmen zu gehen, so nimmt die Armee die Richtung des Gebirges. Ist er nach Sachsen zurückmarschirt, so folgt ihm die Armee."— Aber bald erfuhr der Anführer des schlesischen Heeres, daß der Feind anders gesinnt sen, als er gehofft hatte, und daß die feindlichen Heerestheile von Neuem an der Kaybach bei Goldberg und Liegniß aufgestellt wären. Die schle=. fische Armee kürzte daher für diesen Tag den befohle nen Marsch ab, und blieb über Nacht bei Jauer, Mas litsch und Hennersdorf. Am 26. rückte sie näher gegen die Kaßbach. Um eilf Uhr Mittags gab Blücher eine Angriffs Disposition für die Armee heraus, nach welcher die feindliche Macht bei Goldderg bloß beschäftigt

[ocr errors]
« ZurückWeiter »