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8. Juli den Gen. Macbean mit 1000 Europäern und 500 Seapons in einer solchen Richtung vorrücken, daß 'den birmanischen Truppen dadurch der Rückzug abge= schnitten werden konnte. Campbell selbst, mit den Kanonenbooten und einem eingeschifften bedeutenden Truppenkorps, bewegte sich den Fluß hinauf.

Dem Gen. Macbean stand die Wahl zwischen zwei Wegen frei, die von der Pagode nach Kum erut führten der Eine war ein Fußsteig; der zweite war zur Noth auch für Kanonen fahrbar. Der Genes ral entschied sich für den Ersteren, und ließ sein Geschüß zurück. Der Feind erwartete keineswegs, daß die Engländer auf dem Fußsteige vorrücken würden. Diese marschirten daher drei englische Meilen durch den Wald, ohne einen Birmanen zu sehen. Doch in dem Forste, auf ihrer linken Flanke, hörten sie die lauten Stimmen derselben, und das Getöse der Ärte, mit welchen. fie Bäume fällten, um ihre Befestigungen zu vollenPlöslich stieß der Vortrab auf zwei Schanzen, die nur mehr einige Ellen entfernt waren. Der General ließ sogleich die Spitze halten, um die Truppen, welche nur in einer Reihe auf dem engen Pfade marschiren konnten, und daher eine sehr lange Strecke einnahmen, zu vereinigen. Man sah unterdessen, wie kleine Haufen mit Musketen bewaffneter Birmanen aus dem jenseitigen Walde herbeieilten, um die Be= saßung der Schanzen zu verstärken. Auch hörte man zur linken Hand ein starkes Feuer, welches zu erkennen. gab, daß Gen. Campbell bereits das Gefecht begonnen hatte.

den.

Gen. Macbean traf nun sogleich die Disposizion zum Angriff. Er ließ die Majors Sale und Frith

mit 500 Europäern in einer Kolonne, mit ungeladenen Gewehren und aufgepflanzten Bajonetten, gegen die Befestigung vorrücken. Nach wenigen Minuten war die erste Schanze genommen, und die zweite angegrif= fen. Diese wurde sogleich von den Feinden verlassen. Nun entdeckte man auf einer hinter dem Walde liegenden weiten Fläche noch eine Reihe anderer Schanzen; so daß sich die ganze Zahl derselben auf sieben belief. Die Kolonne erstieg sogleich auch die dritte Schanze auf Leitern, und eroberte dieselbe. Dann rückte sie gegen die vierte und größte Schanze vor. Hier erlitten die Engländer einigen Verlust, weil sie warten mußten, bis die Sturmleitern durch die moraftigen Reisfelder vorgebracht worden. Dann aber fielen sie das Werk von allen Seiten an. Innerhalb des äußeren Umfanges desselben befand sich eine innere Schanze, und in dieser noch eine innerste dritte. In der Lehteren hatte Schume bah Wunghi sein Hauptquartier aufgeschlagen. - Die Engländer vertrieben die Vertheidiger, nach vielem Blutvergießen, von dem ersten und zweiten Walle. Schumbah Wunghi seßte sich nun selbst an die Spike der Gewichenen, und führte sie nochmals zum Kampfe. Aber sie konnten die Engländer nicht aufhalten, und zogen sich theils in die innerste Schanze, theils an die von den eingedrungenen Engländern abgewendete Seite des äußeren Walles zurück. Den Zwischenraum hatten. die Birmanen ganz frei gelassen. Die Engländer um= gaben die innerste Schanze. Eine kleine Abtheilung drang in diese selbst ein, und trieb die Feinde heraus. - Ein panischer Schrecken ergriff nun die Birmanen. In dichten Scharen drängten sie sich nach dem einzigen Ausgange, verstopften denselben eben dadurch gänzlich, und

wurden größtentheils mit dem Bajonett niedergemacht. Andere versuchten es, über den Wall hinauszuklettern, wurden aber durch das Feuer der das Werk umgebenden Engländer zurückgetrieben. Sie fochten nun mit aller Wuth der Verzweiflung. Das Blutbad war groß, und wenigstens 500 Birmanen fanden in dieser Hauptschanze ihren Tod, unter ihnen der Oberfeldherr Schumbah Wunghi selbst. Er war gleich, als das Feuer be gann, durch eine Kugel verwundet worden, und seine Diener wollten ihn so eben nach dem Walde zurückbringen, als ein zweiter Schuß seinem Leben ein Ende machte. Viele andere birmanische Offiziere von hohem Range waren ebenfalls gefallen.

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In dieser Schanze waren neun kleine Kanonen aufgepflanzt, und die birmanische Fahne flatterte hoch in der Luft. Sie war von rother Seide verfertigt. Auf ihrer Mitte sah man das heilige Bild einer braminischen Gans. Eine große Menge Waffen wurden erbeutet und zerstöret. Darunter befanden sich schöne Speere, deren Schäfte mit Silber eingelegt waren, Schwerter mit goldenen und silbernen Griffen und Scheis den, silberne Pickelhauben, und auch der Tschaloeh oder die goldene Kette von neun Reihen, welche der Oberfeldherr getragen hatte. Diese Verschanzungen hatten eine große Ausdehnung, und waren mit 10 bis 12,000 Mann beseßt gewesen. Aber die Befestigung derselben war noch nicht vollendet, und besonders die Fronte noch nicht durch Verhaue gedeckt. Daher konnte der Widerstand nicht so ausgiebig seyn, als er wahr scheinlich gewesen wäre, wenn die Engländer einige Tage später angegriffen, und die Birmanen daher Zeit gehabt hätten, ihre Arbeiten zu vervollkommnen.

Sen. Campbell war auf dem Flusse vor den denselben sperrenden Schanzen angekommen. Das be herrschende Werk auf der Landspite war mit Geschütz, und, so wie die am jenseitigen Ufer gelegene Schanzen, mit einer zahlreichen Besatzung versehen. Um neun Uhr Vormittags eröffneten eine Brigg und drei Kanonierschaluppen ihr Feuer gegen die Pallisaden des Werkes auf der Landspite. Nach einiger Zeit wurde das feind liche Geschüß zum Schweigen gebracht, und in die Ver pfählung Bresche geschossen. Nun bestiegen, auf ein verabredetes Zeichen, Abtheilungen von europäischen Truppen und Seapons die Boote. Oberstlieut. God, win und Major Wahab fuhren mit denselben ans Land. Der Sturm begann. Die Engländer drangen mit geringem Verluste in die Schanze ein. Einige Birmanen wurden niedergestoßen. Die Meisten suchten, sich durch eilige Flucht zu retten; wobei jedoch viele im Flusse den Tod fanden. Die englischen Kolonnen kehrten nach vollendetem Siege in ihre Stellung vor Ranguhn zurück.

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Am 11. Juli wurde eine starke Abtheilung nach Kumerut geschickt, um zu erfahren, ob der Feind die am 8. eroberten Schanzen wieder besetzt habe. Dieses war jedoch nicht der Fall. Diese Abtheilung, welche auf dem Fußsteige vorgegangen war, kehrte auf dem untern, breiteren Wege zurück. Sie fand dort noch andere sechs Schanzen, deren Linie den Weg quer durchschnitt. Wenn die Kolonne des Gen. Macbean am 8. Juli diesen Weg genommen hätte, würde sie ohne Zweifel größeren Widerstand gefunden haben. Der ganze Verlust der Birmanen in dem Gefechte vom 8. Juli wurde auf 1000, jener der Engländer auf 76 Mann Östr. milit. Beitsch. 1831. II. F

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angegeben. Die Zahl der in allen Schanzen eroberten Kanonen belief sich auf dreißig. Da die meisten Anführer der Birmanen gefallen waren, so zerstreute sich nun das ganze Heer, und die einzelnen Soldaten eilten der Heimat zu. Der alte Raywhun von Ranguhn war der einzige Anführer, der damals noch ein or= dentliches Korps beisammen hielt. Er hatte mit 3000 Mann in bedeutender Entfernung vom englischen Lager, bei Coghih und Kyklub, eine Stellung ge=

nommen.

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Der Rest des Juli verging, ohne daß die Engländer von den Birmanen, außer durch einige nächtli liche Angriffe auf die Vorposten, beunruhigt wors den wären. Doch die Regierung war durch die Niederlagen, welche ihre Heere erlitten hatten, nur zu grőBeren Anstrengungen gereizt worden. Es offenbarte sich nicht die mindeste Neigung zum Frieden, und im gan zen Reiche wurden die Truppenaushebungen und Rüs stungen mit eifrigster Thätigkeit fortgesetzt. Unter den englischen Truppen mehrte sich die Krankenzahl mit jes dem Tage, und die bedeutende Sterblichkeit der europäischen Soldaten erregte die größten Besorgnisse. Noch war kein einziges englisches Schiff mit frischen Lebensmitteln angekommen, von denen man sich Herstellung der Kranken, oder wenigstens eine Hemmung der Ausbreitung der Seuche hätte hoffen dürfen. Ganze Wochen hindurch regnete es ohne Unterbrechung fort, und das umliegende Land stand unter Wasser. Man konnte also um so weniger auf einen baldigen Vormarsch rech= nen; da von keiner der ostindischen Präsidentschaften Mittel, um die Truppen auf dem Fluffe hinauf zu transportiren, gesendet wurden, und jeder Gedanke,

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