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men, und sich in dem Besiße dieses Landes vollkom men zu sichern, bestimmte Pichegru einen Theil seines Heeres, die Linien an der Grebbe zu beseßen. Der Gen. Winther rückte mit seiner Brigade am 19. Jänner in Ammersfort ein. An demselben Tage führte Gen. Macdonald seine Division über den Leck, in die Linie der Grebbe. Der rechte Flügel derselben stüßte fich bei Rhenen an den Leck; der linke dehnte sich über Ammersfort, hinter der Een, bis hinab an den Süder:See aus. Hinter dieser Linie hinweg, marschirte nun der größte Theil der Nordarmee in das innere Holland.

Das von Ummersfort nach Amsterdam ziehende Korps nahte dieser Stadt mit solcher Eile, daß dessen Vortrab schon am 19. dieselbe beseßte. Am 18., als der französische Vortrab nur mehr einige Stunden von Amsterdam entfernt war, erregte das Volk einen Aufstand, sette den alten Magistrat ab, und vertrauete die öffentliche Verwaltung einer revoluzionären Kommission. Diese sendete sogleich eine Deputazion in Pichegrus Hauptquartier nach Utrecht, wo sie am 20. Jän= ner anlangte. Pichegru begab sich nun selbst nach Amsterdam. Die Division Bonneau war schon am 14. Jänner aus den Linien an der Merk, nachdem sie ein Korps zur Beobachtung der noch immer widerstehenden Festung Breda zurückgelassen, -gegen Gertrui denberg marshirt. Die Franzosen fanden die Außenwerke von der geringen Besaßung verlassen, und be feßten dieselben. Dann bewarfen sie die Festung mit Bomben. Sie fiel am 20. Jänner.

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Der Erbstatthalter hatte sich um die Mitte des Jänners nach dem Haag begeben. Als die Prinzen,

feine Söhne, sich überzeugt hatten, daß sie, in ihrer linken Flanke über Utrecht umgangen, mit ihrem schwachen Korps die Festung Gertruidenberg, diesen Schlüssel des inneren Hollands, nicht mehr zu decken vermochten, und da überhaupt keine Hoffnung mehr übrig blieb, das Land zu vertheidigen, hatten sie sich ebenfalls aus ihrem Hauptquartiere Woerden nach dem Haag verfügt. Am 17. Jänner nahm der Erbstatthalter für seine beiden Söhne die Entlassung aus dem Kriegsdienste der holländischen Republik. Dann legte er selbst alle seine Ämter und Würden nieder. Als die französischen Truppen dem Haag nahten, begab sich der Prinz von Oranien mit seinen beiden Söhnen nach Schevelingen, und schiffte sich, der ungünstigen Witterung troßend, nach England ein; wohin seine Gemahlinn und übrige Familie schon vorausgegangen waren.

Nun brach der Aufstand im ganzen Lande aus. Die dem Hause Oranien ergebenen Magistrate und Beamten wurden abgesetzt, und die Revoluzionsmänner von 1787 an deren Stellen erhoben. Die höchsten Diener der vorigen Regierung wurden verhaftet. Aller Orten wurden Freiheitsbäume aufgepflanzt, Nazionalgarden errichtet, batavische und französische Nazionalkokarden aufgesteckt, und die vorrückenden Franzosen mit Jubel empfangen.

Die Generalstaaten schlossen damals mit den bei dem französischen Heere anwesenden Volksrepräsentan ten eine Kapitulazion ab, wodurch das ganze Land der militärischen Besißnahme und dem Schuße dieser Armee übergeben wurde. Die Franzosen beeilten sich sehr, diese Besetzung zu vollenden. Die Division Bonneau ging von Gertruidenberg am 21. Jänner über den ge

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frorenen Biesbosch nach Dortrecht, beseßte am 22. Rotterdam, und vereinigte sich im Haag am 23. Jänner mit dem von Amsterdam dahin gelangten Korps. Auch Pichegru nahm nun sein Hauptquartier im Haag. Helvoetslugs wurde am nämlichen Tage den Franzosen übergeben, und die 8oo Mann zählende eng lische Besatzung gefangen gemacht. Sechshundert frans zösische Kriegsfangene wurden dadurch befreiet. Die östreichischen, zur See nach Holland gesendeten, Proviantvorräthe fielen nun ebenfalls in die Hände der Frans zosen, da z. B. in dem Süder-See Schiffe mit 16,000 Fässern Mehl eingefroren waren. Um eben diese Zeit hatte die Sambre- und Maas-Armee ihren linken Flüs gel aus Preußisch-Geldern gegen Holland ziehen lassen, um die englische und alliirte Armee zu beobachten, und, wenn dieselbe die Offensive wieder ergreifen wollte, ihr zu begegnen. Auf dem rechten Flügel der Nordarmee rückte auch daher die Brigade Winther mehr links, zwischen Ammersfort und Naerden, und beseßte dies sen leßteren Ort am 22. Jänner. Der Leck und die Linien an der Grebbe wurden nunmehr von dem linken Flügel der Sambre- und Maas - Armee, unter Moreau, und von einem Theile der Divisionen Macdos nald und Bonneau der Nordarmee besetzt gehalten.

Indessen fuhren die Franzosen in der Besißnehmung des inneren Hollands thätigst fort. Zu Ende des Jans ners waren sie Herren der Provinzen Holland, Seeland, Geldern und Utrecht, nebst Staatsbrabant und Flandern. Damals waren die Provinzen Ober- Vffel, Friesland, und Gröningen noch von dem alliirten Heere besett. Aber da dasselbe bald darauf seinen Rückzug

fortfeßte, so unterwarfen sich auch diese Provinzen der französischen Armee.

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Die Verwaltung Hollands wurde nun Männern anvertraut, die der Revoluzion eifrigst anhingen, und eben so warm Frankreichs Interesse, mit welchem sie das künftige Wohl des eigenen Landes genau verbun den wähnten, beförderten. Die noch nicht gefallenen Festungen Bergen op Zoom, Breda, Willemstadt, Gorcum, u. f. w. wurden, auf Befehl der neuen Machthaber, den Franzosen übergeben. Die holländischen Truppen mußten einen Eid schwören, nicht mehr gegen Frankreich zu dienen. Den Offizieren und Ausländern blieb es jedoch freigestellt, wenn sie diesen Eid nicht ablegen wollten, das Land zu verlassen. Die Schweizertruppen wurden aufgelöset, und nach Hause geschickt. Aus dem Überreste des holländischen Heeres wurden Halbbrigaden nach französischem Fuße eingerichtet. Die französische Armee, die an allen Bedürf niken den größten Mangel leidend in Holland einge rückt war, wurde nun auf Kosten des eroberten Lanz des neu gekleidet, gerüstet, bezahlt und genährt. Una ermeßliche Quantitäten an militärischen Kleidungsstüs cken, an Getreide, Fourrage, Vieh und Geld wurden requirirt. Nur die erste, allgemeine Requisizionsforderung allein wurde auf einen Werth von fünfzehn Millionen Gulden angeschlagen. Diese Requisizionen wurden dann in den nächsten Monaten theils allge= mein, theils für einzelne Provinzen, Bezirke oder Städte besonders, mehrmals wiederholt. Überdieß mußten die Truppen in ihren Quartieren unentgeltlich ges nährt werden. Eine Linderung dieser schweren Lasten fanden die Holländer in der großen Ordnung, mit der die Besignahme ihres Landes von den Franzosen vollzogen worden; und in der strengen. Mannszucht, in welcher Pichegru seine Truppen erhielt.

(Die Fortseßung folgt.)

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IĮ.

Ueber die Verwendung der großen Geschüßreserve in den Schlachten.

Ein Fragment aus einem ungedruckten Artilleriewerke.

Keine Waffengattung stellt sich in ihrer ganzen Stärke in die Schlachtlinie; sondern jede hält einen Theil ihrer Kräfte zurück. Hieraus bildet sich die, aus allen Waffengattungen zusammengesette, allgemeine ArmeeReserve, als Haupthebel oder auch nicht selten das leßte Mittel zum Siege, sowohl in der Angriffs- als Vertheidigungs-Schlacht.

Man hat zwar auch in den früheren Zeiten fast immer eine Reserve am Tage der Schlacht aufgestellt; aber ihre Bildung als ein selbstständiges Korps, ihre planmäßige Aufstellung und Verwendung für einen bestimmt ausgesprochenen Zweck ist das Ergebniß der jüngsten Zeit. Wie vortrefflich man die Reserven zu verwenden wußte, welche großartige Resultate man ihnen verdankt, hiervon gibt die neueste Kriegsgeschichte die vollgültigsten Belege.

Ein triftiger Beweggrund für jeden denkenden, nach höherer Ausbildung strebenden, Militär, das Studium der Kriegsgeschichte mit allem Eifer zu betreiben.

Die Armeereserve besteht aus Infanterie- und Kavallerie - Divisionen, welchen eine bestimmte Geschüßmasse beigegeben wird, die dann den Namen der gro

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