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reichern gelang es, die französische Verbindungsbrücke zwischen der Insel und dem Festlande zu zerstören, bevor Napoleon seine sämmtlichen Truppen hinübergebracht hatte. Dadurch befand er sich in der Minderzahl und fah, hart bedrängt und ungünstig situirt, sich genöthigt, die Defensive zu bewahren, bis die Nacht dem Kampf ein Ende machte. In dieser verstärkten sich die Franzosen durch Ueberschiffung, und in der Morgenfrühe ward der Angriff auf die beiden Dörfer erneut. Hier fiel der Marschall Lannes; es gelang den Oestreichern nicht, Eßlingen, das die Franzosen genommen, wieder zu erobern, diesen nicht, Aspern zu erstürmen. Nach ungeheuren Verlusten auf beiden Seiten blieb die Schlacht unentschieden, die erste nicht erfolgreiche, in der Napoleon persönlich commandirte, so daß er sich, um eine gesicherte Stellung einzunehmen, auf die Insel Löbau zurückzog. Aber nicht auf lange. Schon am 4. Juli, inzwischen durch Eugen Beauharnais und Bernadotte verstärkt, überschritt er in der Nacht, während eines heftigen Gewitters, abermals die Donau. Am 6. entschied der blutige Kampf bei Wagram (ebenfalls auf dem Marchfelde gelegen) zu Ungunsten Oestreichs.

So 1809. Auch 1866 schien eine Entscheidungsschlacht auf dem Marchfelde bringen zu sollen, aber die Waffenruhe trat dazwischen und das kriegerische Schauspiel, das das Marchfeld bot, war eine Heerschau.

Vier Divisionen, die 5., 6., 7. und 8., und das Cavallerie Corps des Prinzen Albrecht standen in Parade, mit dem linken Flügel an Gänserndorf, Front gegen die feindliche Hauptstadt. Es waren 62,000 Mann mit 240 Geschützen.

Als gegen 10 Uhr König Wilhelm der langen Aufstellungslinie sich näherte und Prinz Friedrich Karl die ganze Parade präsentiren ließ, brach wie ein heranbrausender immer mächtiger werdender Sturm, aus allen Reihen ein jubelndes, nicht endenwollendes Hurrah hervor. Der König verneigte sich wiederholentlich huldvoll, begab sich dann nach dem rechten Flügel und ritt langsam, jedes einzelne Bataillon begrüßend, die Fronten herunter. Als er die 7. Division passirte und die schmalen Fronten der im Swip-Walde gelichteten Bataillone sah, war auf dem edlen, menschen. freundlichen Antlig die tiefe Nührung nicht zu verkennen, mit welcher ihn dieser deutlich redende Anblick erfüllte. Dann begann der Vorbeimarsch: Die Infanterie in Compagniefront-Colonnen, gefolgt von der Cavallerie und Artillerie. Prinz Friedrich Karl führte sein 64., Prinz Adalbert sein 31. Regiment dem Könige vorüber. Einen wehmüthigen Eindruck weckten die Landsberger und die Neumärkischen Dragoner; die Schwadronen des legtgenannten Regimentes erschienen zum Theil nur mit der Hälfte ihrer Mannschaften auf diesem Heerschaufelde, die andere Hälfte lag eingescharrt auf dem Felde von Rosberiz.

Als die lezten Colonnen vorüber waren, sammelte der König die Generale um sich her und sprach wie folgt: »Was wir heute vor uns sehen Gott allein die Ehre! Wir aber sind Gottes Werkzeuge gewesen. Der unvergleichlichen Bravour Meiner Armee und Ihrer ausgezeichneten Führung

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namentlich (zu Prinz Friedrich Karl gewandt) der Deinigen verdanke Jch, verdankt das Vaterland diesen glänzenden, so schnell beendeten, mit so ruhmreichen Resultaten gekrönten Feldzug. Ich danke heute namentlich der 7. und 8. Division, die mit zäher Tapferkeit Stand gehalten haben, als es den höchsten Preis galt; ihre Verluste sind schwer und schmerzlich, aber sie waren nöthig und sind nicht vergeblich. Noch einmal also: Meine vollste Anerkennung und Meinen königlichen Dank! Leben Sie wohl, Meine Herren! Auf Wiedersehn im Vaterlande!«

Unter vielem tausendfachen Hurrahrufe ritt der König nach Schönkirchen, wo eine aus Decorirten gebildete Ehrenwache seiner wartete. Ein Augenzeuge schreibt: »Es war ein unvergeßlicher, erhebender Tag für Alle, die der Parade beiwohnten, vom ruhmgekrönten Oberbefehlshaber der I. Armee bis herab zum jüngsten Soldaten. «<

Die Parade des V. Armee-Corps

(am 2. August auf dem Felde von Austerlik).

Die dritte Parade, die der König bereits auf seiner Heimreise abnahm, galt dem weiter zurück stehenden V. Corps, der 9. und 10. Division, den Siegern von Nachod und Skaliz. Das V. Corps lag in CantonnementsQuartieren bei Brünn. Um zu dem Aufstellungsplaße des Corps, namentlich der 9. Division, Generalmajor v. Löwenfeld, zu gelangen, mußte ein Theil des Schlachtfeldes von Austerlitz befahren werden. Als der König beim Herabreiten der Front sich seinem Grenadier-Regiment (2. Westpreußisches Nr. 7) näherte, zog Seine Majestät den Degen, und rief seinen Grenadieren nach dem gewöhnlichen königlichen Gruß zu: »Grenadiere, Ihr habt Euch und Mir Ehre gemacht!« und bei dem darauf folgenden Vorbeimarsche sette sich Se. Majestät an die Spitze und führte dasselbe vor dem Oberbefehlshaber der II. Armee, Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen, und vor dem commandirenden General des V. Armee Corps, General der Infanterie v. Steinmetz, mit den Worten vorüber: »Der König seinen commandirenden Generalen!« Eine halbe Meile weiter nordöstlich stand die 10. Division (Generalmajor v. Kirchbach), welche Se. Majestät der König ebenfalls besichtigte. Bei beiden Divisionen ließ Se. Majestät die Generale und Stabs- Offiziere zusammentreten und sprach ihnen seinen Dank und seine Anerkennung aus.

Jontane. II.

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Als General v. Steinmetz darauf erwiderte, wie die Armee stolz darauf sei, in einer so entscheidenden Schlacht von ihrem Kriegsherrn selbst commandirt worden zu sein, sagte Seine Majestät: »Meinen Lohn habe Ich in den Augen Meiner Soldaten gelesen!«

Wir geben noch, seiner Lebendigkeit halber, einen zweiten Bericht, den wir einem Offiziersbriefe entnehmen: »Die berühmte Sonne von Austerlig haben wir nun auch gesehn. Sie ging uns freundlich genug auf und beleuchtete unsre lehte Parade vor dem König. Gegen 11 Uhr erschien er. Die Gewehre flogen zum Präsentirgriff, sämmtliche Regiments - Musiken paukten und trompeteten los und ein Hurrah erscholl, daß die Erde erbebte. Der König sah herrlich aus, als er mit glänzender Suite an den Fronten hinunterritt. Als er an unser Regiment kam, parirte er sein Pferd und sprach mit frohbewegter lauter Stimme: »Mein braves Regiment! Eure Tapferkeit hat Meine kühnsten Erwartungen übertroffen. Ich ehre Euch heute dadurch, daß ich Meinen Degen ziehe und vor Euch salutire.« Er zog ihn und ritt mit gesenktem Degen bis zu unserem linken Flügel. Der Jubel war unbeschreibbar, denn Jeder fühlte, welche ungeheuere Auszeichnung in dieser einfachen Handlung lag. Nachher beim Parademarsch sezte sich der König wieder mit gezogenem Degen vor unser Regiment, führte es selbst vor unserm Steinmez vorbei und umarmte den Kronprinzen. Dann befahl er, die Neubeförderten seines Regiments sollten austreten und ihm später vorgestellt werden. Darunter war auch ich. Wir mußten in die Suite des Königs treten und als der Vorbeimarsch zu Ende war, ritt der König an uns heran. Wir nannten unsre Namen und unsre Beförderung, worauf er etwa sagte: »JIhr könnt stolz sein auf diese Beförderung vor dem Feinde. Ich bin aber auch stolz auf Euch und weiß genau, daß Jhr, wenn es einmal wieder gilt, eben so tapfer drauf gehen werdet. Lebt wohl!« Das war ein schöner Tag. Nun geht es der Heimath zu. Das 1., 5. und 6. Corps, so heißt es, sollen zuerst den Rückmarsch antreten. Ach, unser schlesischer Holtei hat Recht: »Suste nischt, ack heem.«<

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Geschossen glücklich entgangen waren, von furchtbaren Krämpfen ergriffen zu Boden stürzen und in der Regel nach wenigen Stunden seinen Tod gemeldet sahen. Was menschliche Vorsicht und die aufopferndste ärztliche Hülfe zur Abwehr der furchtbaren Seuche thun konnten, das geschah, aber sie waren außer Stande die schmerzlichsten Verluste zu hindern. Die Krankheit stand Ende Juli, also in jenen Tagen, wo die Präliminarien abgeschlossen und ratificirt wurden, auf ihrer Höhe und mag unsrerseits der Abschluß der Verhandlungen, unter dem Eindruck der Meldungen, die täglich eingingen, nach Möglichkeit beschleunigt worden sein. Die Truppen lagen eng bei einander; alles sehnte sich aus einem eng gezogenen Kreis heraus, in dem es unheimlich zu werden begann. Alles jubelte, als es Anfang August hieß: wieder heim!

Aber auch noch der Heimweg, der durch ausgesogene und von der Seuche inficirte Ortschaften führte, kostete schwere Opfer, ganz besonders in Brünn. Diese Hauptstadt Mährens wurde ein großer Mittelpunkt der

Krankheit. Durch Wochen hin ging das Sterben und Begraben und zwar um so andauernder und zahlreicher, als alles, was auf der Strecke zwischen Donau und Thaya erkrankte, so lange es noch transportabel war, in die großen Lazarethe der Landeshauptstadt abgeliefert wurde.

Hier nun, in der Stadt selbst und ihrer nächsten Umgebung wüthete die Krankheit. Zur Cholera gesellten sich typhöse und rheumatische Fieber und drei unsrer Generale, nicht in Brünn selbst, aber doch in nächster Umgebung der Landeshauptstadt, erlagen den herrschenden Epidemieen. Den Reigen eröffnete General v. Clausewitz, Commandeur der 2. Division, ein kenntnißreicher, in der ganzen Armee in hohem Ansehn stehender Offizier. Er starb plöglich (an der Cholera) am 31. Juli im Cantonnementsquartier Tscheitsch.

Der nächstfolgende Verlust war ein fast noch schmerzlicherer. Eine Woche später starb General v. Mutius, Commandeur des VI. Armee Corps, ein Veteran aus den Freiheitskriegen her. Beim Leichenbegängniß des ihm befreundeten Generals v. Clausewig hatte sich v. Mutius ein rheumatisch. entzündliches Fieber zugezogen, dem er am 6. August auf dem gräflich Kaunitschen Schlosse Austerlig erlag. Am 8. fand in der evangelischen Kirche zu Brünn ein Gottesdienst und eine erhebende Feier am Sarge des Dahingeschiedenen statt. Divisionsprediger Pastor Freyschmidt hielt die Ansprache. Nach Beendigung der kirchlichen Feier wurde der Sarg nach dem Staatsbahnhofe getragen, um in die Familiengruft zu Hohenfriedeberg bei Breslau übergeführt zu werden. Langsam bewegte sich der Leichenzug durch die Straßen der Stadt. Voran ritt eine Abtheilung vom 2. schlesischen Dragoner Regiment Nr. 8; dieser folgte die Trauermusik und zwei Bataillone des (niederschlesischen) 50. Infanterie-Regiments. Dann wurde der von Unteroffizieren getragene Sarg sichtbar; demselben schritt ein Offizier vor, welcher auf weißem Kissen die zahlreichen in und ausländischen Orden des Verstorbenen trug. Hinter dem Sarge gingen die Geistlichen und die in Brünn und Umgebung stationirten Generale und Oberoffiziere aller Waffengattungen der preußischen Armee. Den Trauerzug schloß ein drittes Bataillon des 50. Regiments. Den Verlust seines Commandeurs zeigte das VI. ArmeeCorps in folgender Weise an: »Heute, den 6. August, entschlief sanft nach zweitägigem Krankenlager zu Austerlig der commandirende General des VI. Armee - Corps, General der Cavallerie v. Mutius. Ehrenvoll hat er seine kriegerische Laufbahn begonnen, indem er als Portepée- Fähnrich bei · Hainau das eiserne Kreuz sich erwarb, ehrenvoll hat er sie beschlossen, indem er noch vor wenig Tagen aus der Hand seines Königs den Orden pour le mérite für die Schlacht von Königgräß empfing. Er war ein ritterlicher Führer, gleich ausgezeichnet durch die edelsten Eigenschaften des Herzens wie des Geistes! Jhn betrauert tief sein verwaistes Armee - Corps. «

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