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Aben den ganzen Sommer äwer bött ward, denn kann sich Jere denken, dat dat in sone Stuw sihr na Salmiack rückt. All tau hungrig wieren wi vier Mann nu nich, un so beden wi dei Olsch uns den Kaffee, denn wi mit bröcht harren, recht stark tau kaken, wat sei nah behült, wull wie ehr schenken und ook denn Ries, dei Arwten und dat Solt. Na ne gaude halwe Stunn kehm denn dei Olsch mit einen mächttigen Pott, wie son gadlichen Wateremme voll Kaffee, de gliek mit Melk und Zucker vermischt wier, an, sett Jeren ne Taß hen und lädn tinnern Aetläpel dorbi.« Das giebt so ein Bild von Land und Leuten.

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Tage vor dem Waffenstillstande Zeit genug, um Erlangen und Nürnberg zu erreichen. Der Besit der letztern Stadt, und zwar aus den mannig fachsten Gründen, hatte eine Bedeutung. So wurde Nürnberg die Loosung der nächsten Tage.

Am 30. brachen die Truppen auf. Die Jäger gingen mit Escadron Dragoner auf Erlangen; eine zweite mecklenburgische Colonne unter Oberst lieutenant v. Lüzow, bestehend aus dem Garde Grenadier-Bataillon Major v. Amsberg, dem 2. Bataillon Major v. Pressentin, einer Schwadron und 4 Geschüßen, ging über Pottenstein und Eschenau, eine dritte Colonne, die

Altenburger, 1 Escadron und 2 Geschüße unter Oberst v. Wartenberg ging über Pegnitz und Lauf auf Nürnberg.*)

Bei Eschenau, 2 Meilen nördlich von Nürnberg, wurde am 31. Morgens eine Compagnie vom 12. bairischen Regiment, 4 Offiziere 164 Mann, durch ein Dragoner - Detachement unter Lieutenant v. Blücher überfallen und gefangen. Gemüthlich theilte die später herankommende mecklenburgische Infanterie an der Straße ihr zweites Frühstück mit den noch völlig nüchternen Baiern.

Eine zweite Compagnie jenes Regiments hatte den Auftrag, bei Bezenstein an der Pegniß-Laufer Straße den Feind aufzuhalten. Auf diese Compagnie stieß der Intendantur-Secretair Seyffert, der mit den Fourieren verschiedener Truppentheile des Weges zog. Unter Führung des IntendanturSecretairs, der gleichzeitig Landwehroffizier war, formirten sich die Fouriere sofort zur Tirailleurlinie, welche die Baiern angriff, die sich von allen Seiten bedroht glaubten, und eiligst seitwärts auf Hersbruck statt auf Nürnberg zurückwichen.

Am 31. Nachmittags hielt Oberstlieutenant v. Lüßow vor dem Laufer Thore; vor ihm und seinen Bataillonen lag die alte Reichsstadt mit ihren Mauern und Thürmen, mit hochragender Burg und den stattlichen Kirchen. Es war für Herz und Auge ein schöner Anblick. Die Dragoner mit aufgeseztem Carabiner passirten das Thor und sprengten in Nürnberg hinein. Auf allen Straßen Menschen, Menschen an allen Fenstern, hie und da auch Hurrahrufen, Tücherwehen; man hatte nicht den Eindruck als Feind in eine gewonnene Stadt einzureiten, sondern als Sieger festlich empfangen zu werden. So ging's vorüber an der Hauptwache, über den großen Markt, dann an der Lorenzkirche vorbei und hinaus zum Frauenthor auf den Bahnhof. Wenige Minuten zuvor hatte alles, was von bairischem Militair in Nürnberg lag, die Stadt verlassen; unsre Truppen fanden nur Landwehr vor, die selbstverständlich entwaffnet werden mußte. Einzelne benahmen sich dabei so ungeberdig wie möglich und zerschlugen ihre Kolben, während die meisten Gewehre von Lehrburschen und Frauen gebracht wurden. Es war 3 Uhr als die Mecklenburger in Nürnberg einrückten und Bahnhof und Telegraphenamt beseßten. Die leßte

*) Auf diesem Marsche von Bayreuth bis Nürnberg ereignete sich, im Dorfe Eschenau, eine Scene, die das bairische Herz im Sturme eroberte. Das kam so. Als die Mecklenburger sich anschichten, ihr zweites Frühstück zu nehmen, stellte sich heraus, daß ein eben gefangen ge nommener Trupp Baiern noch völlig nüchtern sei. Die Sieger, voll Mitgefühl auf diesem Punkt, brachten ihren eigenen Appetit zum Opfer und traten zurück. Es stellte sich heraus, daß, wenn den Mecklenburgern, eben in ihrer Eigenschaft als Mecklenburger, diese Entsagung doppelt anzurechnen war, die Baiern, auch wieder speziell als Baiern, in der Lage waren, solche Entsagung doppelt zu würdigen. Von diesem Augenblick an hatte des „Mecklen burgers Name (ein Schrecken bis dahin) einen guten Klang in Baierland

Depesche hatte nach München hin gemeldet: »unsre Stadt ist in Feindes Hand«.

Am folgenden Tage (1. August) hielt der Großherzog an der Spitze der noch zurückbefindlichen Truppen seinen Einzug. Er nahm seine Aufstellung an dem schönen Brunnen am Markt und ließ die Bataillone defiliren. An demselben Tage wurde auf der alten Hohenzollern-Burg die preußische Fahne aufgezogen.

Das II. Reserve-Corps hatte seine Aufgabe gelöst, in wenigen Tagen über 40 Meilen zurückgelegt, Nürnberg erreicht, vorwärts Nürnberg Schwa bach, Fürth, Erlangen beseßt; die 1. Division (die mecklenburgische) stand in und um Nürnberg; die 2. (die preußische) eilte heran und beide vereint waren völlig im Stande, das gewonnene Gebiet auch mit Erfolg zu behaupten.

Da trat die Waffenruhe ein; gleich darauf der Waffenstillstand, der am 2. August seinen Anfang nahm.

In Nürnberg, während der Waffenstillstandstage, war durch das II. Reserve Corps ein reges Leben mit zahlreichen militairischen Festlichkeiten eingezogen. Im Interesse der Industrie hatte der Großherzog, als Com mandirender, allen Verkehr freigegeben, und der Druck auf das eroberte Land lag eigentlich in nichts andrem, als in dem Vorhandensein einer fremden Autorität. Allerdings mußten die Truppen sehr reichlich verpflegt werden, hatten aber täglich Uebungen, Manöver, auch einige große Paraden. Die verschiedenen Contingente wechselten nach und nach in der Besehung der interessanten, alten, deutschen Stadt, in deren Straßen die bärtigen Soldaten mit ihren Wirthen Arm in Arm zu Biere gingen oder in den schönen Erkerfenstern behaglich ihre Cigarren rauchten. In den zahlreichen öffentlichen Gärten und Lokalen saßen beim Klange der Regimentsmusiken die Bürger mit Offizieren und Grenadieren im gemüthlichen Gemisch und Verkehr, als wäre vom Krieg keine Rede. Man fühlte sich wie zu Hause. Als das II. Reserve Corps vom 31. August bis 10. September das bairische Gebiet räumte, erließ der Großherzog an die Bewohner von Franken eine Prokla. mation, die jenem guten Einvernehmen auch noch in einem Abschiedsworte Ausdruck gab. Die Proklamation lautete:

»Das unter meinem Befehl stehende Königl. preuß. II. Reserve Corps verläßt jezt nach Herstellung des Friedens das bairische Gebiet. Ich spreche es gern öffentlich aus, daß sowohl die Königl. bairischen Behörden, als die Einwohner überall gewußt haben, die Treue gegen ihren König mit den meinen Truppen schuldigen Rücksichten in Einklang zu bringen. Möge das freudige Erkennen ächt deutschen Wesens bei allen Stammesgenossen, die sich hier aus

Nord und Süd begegneten, ein dauerndes Band gegenseitiger
Achtung und künftiger Eintracht begründet haben. Das ist unser
Aller Abschiedsgruß!«

Hauptquartier Nürnberg, den 30. August 1866.

Der commandirende General.

Friedrich Franz,

Großherzog von Mecklenburg-Schwerin.

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