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Die zwölfpfündige Kanone und siebenpfündige Haubige erhielt neue Rohre und alle Feldgeschütze wesentlich leichtere Holzlaffeten von geringeren Wandstärken. Das Vorderrad wurde einen Fuß niedriger als das Hinterrad, für alle Fahrzeuge Proze und Hinterwagen getrennt und im Balanzirsystem verbunden. Hierdurch wurde es den Wagen der Batterie überhaupt erst möglich, den Geschützen auch in unebenem Gelände zu folgen. 1848 wurden auch noch Packwagen für die Batterieen eingeführt.

Was die Munition anbetrifft, so wurde die Eisenmunition, mit Werg umwickelt, theils liegend, theils stehend verpackt. Für sechs- und zwölfpfündige Kanonen wurden 1841 neben den Vollkugeln und Granaten zum ersten Mal die in England gebräuchlichen Kammerschrapnels eingeführt, sechs Jahre später auch für die Haubigen. Die Kartätschen erhielten Kugeln von gleichem Gewicht.

Die Kanonen und Haubigen verschiedenen Batterieen zuzutheilen, konnte man sich damals noch nicht entschließen, sie blieben nach wie vor in einer Batterie vereint, nur erhielten die zwölfpfündigen Batterieen an Stelle der beiden ausscheidenden zehnpfündigen Haubizen 2 zwölfpfündige Kanonen mehr. (1845).

August

Die neue Bewaffnung der Feldartillerie war das letzte Schöpfungs- Tod des Prinzen werk des hohen Chefs der Waffe, des Prinzen August von von Preußen. Preußen, dem die Artillerie für ihre Entwickelung und ihre an- 19. Juli 1843. gesehene Stellung, die sie in der Armee einnahm, so außerordentlich viel zu verdanken hat. Zur allgemeinen tiefen Trauer der Artillerie wurde ihr der hohe Gönner und überaus wohlwollende Vorgesetzte am 19. Juli 1843, auf einer Besichtigungsreise begriffen, durch den Tod entrissen. Die Ausführung seines lezten Werkes hat der hohe Herr nicht mehr erlebt. Das Jahr 1853 kam heran, bis die letzten alten Geschütze ausgeschieden waren.

Uniform.

Die Uniform der Artillerie wurde im Jahre 1842 ganz enderung der wesentlich geändert, so, wie sie im Großen und Ganzen noch heute getragen wird.

An Stelle des schweren Tschakos, der entweder nicht fest saß oder gewaltig drückte, wurde der jetzige lederne Helm mit gelben Beschlägen, für reitende Artillerie mit Haarbusch, eingeführt. Anfangs mit einer Spitze versehen, erhielten die Helme schon 1845 eine längliche und in den folgenden Jahren eine runde Kugel, ,,um", wie es in der Verfügung heißt, „Beschädigungen vorzubeugen".

Der fractartige Rock wurde mit dem jetzigen Waffenrock vertauscht.

Geschirr und
Reitzeug.

Die Offiziere der Fußartillerie erhielten statt der grauen, schwarze Ueberröcke (Interimsröcke) und 1848 Säbel und Portepee der reitenden Artillerie. Die Berittenen der Fußartillerie erhielten gleichfalls das Seitengewehr der reitenden Artillerie, jedoch mit dem Koppelschloß der Infanterie, die Unberittenen das lange Faschinenmesser.

Auch für Geschirr- und Reitzeug traten wesentlich vereinfachende Aenderungen ein. Der Deutsche Sattel wurde durch den Ungarischen ersetzt, sämmtliche Zugpferde mit Kumten ausgerüstet, das Sielengeschirr bei Reitpferden fiel fort. Sämmtliche Pferde erhielten Zaumzeuge mit Kantaren. Die Durchführung dieser Aenderungen geschah aber sehr allmählich, so daß die alte Beschirrung theilweise sogar noch im Feldzuge 1870 vorhanden war.

3. Die Jahre 1848 und 1849.

Nach langer Friedenszeit erhielt die Brigade in den Jahren 1848 und 1849 zum ersten Male Gelegenheit, die dem Allerhöchsten Kriegsherrn gelobte Treue im Kampfe zu beweisen. Mehrere Kompagnieen wurden dazu berufen, die Ruhe und Ordnung im Inneren des engeren und weiteren Vaterlandes herzustellen und dasselbe gegen äußere Feinde zu vertheidigen.

Die an vielen Orten ausbrechenden Unruhen veranlaßten zunächst verschiedene Entsendungen von Batterieen 1) aus ihren Garnisonen nach Orten, wo die beobachteten Gährungen einen geplanten Aufstand

1) Die 10. Fuß-Kompagnie (jezt 7. Batterie Regiments Nr. 19) wurde am 8. Mai 1848 als sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 18 mobil. Sie lag erst bis 24. August in Kühnhausen und Elrleben bei Erfurt, um dann den Marsch zu dem Korps, das in Berlin zusammengezogen wurde, anzutreten. Am 5. September traf sie in Zoffen und Schöneiche ein, und rückte nach mehrfachem Quartierwechsel in der Umgegend am 10. November in die Landeshauptstadt ein. Am 12. November kam die 2. halbe Batterie nach Stegliz, später nach Zehlendorf und Potsdam, während die 1. halbe anfangs in den Artilleriewerkstätten, dann in der Artilleriekaserne am Kupfergraben untergebracht wurde. Am 24. November ging die 2. halbe Batterie nach Brandenburg, die 1. nach Potsdam, wo sich dann die Batterie am 21. Dezember wieder vereinigte. Der Rückmarsch nach Erfurt wurde am 14. Juni 1849 angetreten, die Batterie traf daselbst am 5. Juli ein, machte die Schießübung auf dem Johannisplay mit und wurde Ende September demobil.

vermuthen ließen. Glücklicherweise genügte aber meist das bloße Erscheinen von Truppen, um bewaffnete Aufstände zu zerstreuen.')

a. Aufstand in Erfurt.

In Erfurt nahm die Bewegung seit Frühjahr 1848 einen bedrohlichen Charakter an. Ein bewaffneter Haufen überfiel eine unter dem Lieutenant v. Rieff) aus der Reitbahn kommende Reitklasse und versuchte den Führer vom Pferde zu reißen.

Auf der Milchinsel wurde ein Artillerist vom Pöbel todtgeschlagen. So mehrten sich die Zeichen des nahenden Sturmes. Am 24. November kam es zum Straßenkampf. An diesem Tage sollten die zur Verstärkung der Garnison eingezogenen Landwehrinfanteristen eingekleidet werden. Da bereits am Tage vorher die Demokraten aufheßende und bedrohliche Reden gehalten hatten, wurden Stadt und Festung in Belagerungszustand erklärt. Die wichtigsten Punkte von Erfurt wurden besetzt. Die Einkleidung der Landwehrleute machte schon Schwierigkeiten, doch gelang es, das Bataillon in Marsch nach dem Landwehrzeughaus auf dem Anger (jetzigen Hauptsteueramt an der Bahnhofstraße) zu bringen. Der Weg dorthin war aber vollständig von Volkshaufen gesperrt. Diese durch die Bürgerwehr auseinander zu bringen, wurde versucht, aber vergeblich. Die Bekanntmachung des verhängten Belagerungszustandes wurde mit Hohngelächter erwidert.

Eine bereitstehende Schwadron der 8. Kürassiere erhielt Befehl anzureiten. Die Menge wich mit Schimpf- und Hohnreden zurück. Plötzlich erhielten die Kürassiere von hinten Feuer, vier Mann stürzten todt vom Pferde. Nun mußte mit Gewalt eingeschritten werden. Die Kürassiere hieben ein und jagten die Volkshaufen zurück, unterstützt von zwei Kompagnieen des 31. Infanterie - Regiments. Auf der August (jezigen Bahnhof-) Straße entspann sich ein Feuergefecht. Artillerie mußte die Bahn fegen. Ein Zug der als sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 20 mobilen 7. Fuß-Kompagnie3) unter Premierlieutenant George kam im scharfen Trabe heran und

1) Die 1. reitende Kompagnie wurde als reitende Batterie Nr. 11 vom 9. bis 21. Mai 1849 nach Dresden zur Truppenabtheilung des Generals v. Holleben entsendet, um an der Unterwerfung des dortigen Aufstandes theilzunehmen.

2) Damals Brigadeadjutant, später Generalmajor und Kommandeur der 4. Artillerie-Brigade.

3) Jezt 3. Batterie Regiments Nr. 19.

proste am Eingang der Auguststraße ab, in der sich hinter einer ziemlich starken Barrikade die Aufständischen sammelten. Nach mehrmaliger erfolgloser Aufforderung die Barrikade zu räumen, erhielt die Artillerie Befehl zum Feuern. 2 Vollkugeln und 3 Granaten genügten, um die Menge zu zerstreuen. Zwei nachfolgende Kompagnien 31 er besetzten die Barrikade. Hiermit war der Kampf be= endet, am Abend war die Ruhe und Ordnung in der Stadt im Allgemeinen wieder hergestellt.

Von dem Feldwebel Kämpff der als Haubitz-Batterie Nr. 4 mobilen 6. Fuß- Kompagnie, 1) erzählt ein Erfurter Schriftsteller aus jener Zeit einen schönen Zug von Treue und Unerschrockenheit. Am Abend des 23. November, als schon die Absicht der Aufständischen, am 24. loszuschlagen, bekannt geworden war, hatten sich die Seinigen bekümmert um ihn versammelt. Als er nun sein Pferd zu satteln befahl, rief seine Frau angstvoll: „Nein, heute lasse ich Dich nicht fort." Er jedoch hob die Schwurfinger empor und sagte: „Diese drei Finger habe ich zu Gott erhoben und meinem Könige treuen Dienst gelobt." Dann ritt er nach dem Mainzer Hof, wo die alarmirte Batterie sich sammelte, und von dort zur Erkundung durch die dunklen Straßen der Stadt, in welchen der Aufstand sein tückisches Werk bereitete.

b. Feldzug in Baden2) 1849.

Reitende Batterie Nr. 12 (jett 2. reitende Regiments Nr. 4). Zwölfpfündige Fuß-Batterie Nr. 12 (jetzt 8. fahrende Regiments Nr. 19).

Im folgenden Jahre kamen nach der langen Friedenszeit mehrere Batterieen auch zu einer kriegerischen Thätigkeit.

In dem schönen Südwesten des Deutschen Vaterlandes hatte der sinnverwirrende Freiheitstaumel seine berauschende Wirkung selbst auf die Truppen ausgeübt, eidbrüchig lehnten sich die Badischen Soldaten gegen ihre Offiziere und ihren Landesherrn, Großherzog Leopold von Baden, auf und begannen, unterstützt durch fremde Freischärler, Polen und Franzosen, offenen Krieg gegen die bestehende Regierung. Dem schwer bedrängten Lande kamen außer dem aus Reichstruppen gebildeten sogenannten Neckar-Korps unter General

19 Jezt 1. Batterie Regiments Nr. 36.

2) Vergl. Skizze 1 bis 3.

lieutenant v. Peucker, zwei Preußische, besonders zusammengesetzte Armeekorps unter gemeinsamem Oberbefehl des Prinzen von Preußen, des späteren Kaiser Wilhelm I. Majestät, zu Hülfe.

Von der 4. Artillerie Brigade wurden dem II. Preußischen Armeekorps unter Generallieutenant Graf v. der Gröben die 2. reitende Kompagnie als reitende Batterie Nr. 12, Hauptmann1) Marggraff, und die 5. Fuß-Kompagnie als zwölfpfündige Fuß-Batterie Nr. 12, Hauptmann Isenburg, zugetheilt. Beide Batterieen) trafen über Weglar am 11. Juni in Frankfurt ein, wo die reitende Batterie Nr. 12 der 1. (Avantgarden-) Division des Generalmajors v. Schack, die zwölfpfündige Fuß-Batterie Nr. 12 der 3. (Reserve) Division des Oberst Graf v. Schlieffen unterstellt wurde.

Das Armeekorps des Generallieutenants Grafen v. der Gröben setzte sich am 17. Juni von Frankfurt a. M. aus auf der Bergstraße über Darmstadt, Heppenheim und Weinheim in Marsch, um zunächst die Neckar-Uebergänge zwischen Heidelberg, Ladenburg und Mannheim zu gewinnen.

Gefecht bei Ladenburg am 21. Juni 1849.3)

Am 21. Juni kamen die Batterieen bei Ladenburg zum ersten Mal ins Feuer.

1) Der offizielle Titel „Hauptmann“ statt „Kapitän“ war 1842 eingeführt worden.

Kriegsstärke der

reitenden Batterie zwölfpfündigen Fuß

21. Juni.

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