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Mit dieser dürftigen Bespannung konnte naturgemäß die Artillerie nur ganz theilweise an den Uebungen der anderen Waffen theilnehmen. Um dies wenigstens einigen Kompagnieen zu ermöglichen, wurden für die Zeit der Manöver Kavalleriepferde zur Artillerie kommandirt, Pferde vom Lande eingezogen und schließlich 1831 die Geschütze nur mit vier Pferden bespannt. Da aber die Zwölfpfünder, die eigentlich mit acht Pferden bespannt sein sollten, mit vier Pferden nicht fortzuschaffen waren, wurden zum Bespanntexerziren, zu Felddienstübungen, Manöver, nur Sechspfünder verwandt. Die Zwölfpfünder wurden nur an einigen Tagen in der Schießübung mit acht Pferden bespannt.

Im theoretischen Unterricht wurden innerhalb der Brigade jährlich etwa 45 Schüler auf der Brigadeschule als Unteroffiziere ausgebildet, die Kompagnieschulen bereiteten die Kanoniere und Gefreiten zur Beförderung zum Bombardier vor, außerdem wurden sämmtliche Leute, wie noch heute, innerhalb der Kompagnie in allen Dienstzweigen mündlich unterrichtet.

An größeren Uebungen hatte die Artillerie jährlich folgende durchzumachen:

Im Frühjahr fand zunächst eine vierzehntägige lebung der Landwehr-Artillerie statt. Jedes Landwehr-Bataillon hatte eine Artillerie-Kompagnie, welche mit den Landwehrleuten 1. Aufgebots und den Reserven der beiden letzten Jahre im Fall eines Krieges die mobilen Batterieen vervollständigen sollte. Das 2. Aufgebot der Landwehr hatte die Festungs-Kompagnieen zu verstärken, bezw. neu zu bilden. Vom 1. Aufgebot wurde jährlich die Hälfte jeder Kompagnie, 105 Mann und 2 Offiziere, auf 14 Tage zur Uebung in die ihnen zunächstliegende Artilleriegarnison cinberufen und dort in allen Dienstzweigen geübt, zuletzt eine Schießübung mit Feld- und einigem Festungsgeschütz vorgenommen, wobei auf jeden Kopf ein scharfer Schuß gerechnet war.

Gleich nach diesen Landwehrübungen folgte im Juni die Zusammenziehung der Brigade zu den 30 bis 32 Tage dauernden Revue-Schießübungen bei Wesel, welche so eingetheilt waren, daß 1 Tag zur Munitionsfertigung, 1 Tag zum Batteriebau, 10 Tage zum Schießen, 6 zum gemeinschaftlichen Exerziren in mehreren Batterieen, 3 zu Felddienstübungen, 1 zur Besichtigung durch den Brigadier, 4 zur Besichtigung durch den Generalinspekteur oder Inspekteur, die übrigen zu Ruhetagen bestimmt waren (26 Uebungs

tage). Es wurde hierbei jede mögliche Art von Feld-, Festungsund Belagerungsdienst geübt, wobei etwa 4000 Schuß verfeuert wurden.

Nach einer kurzen, etwa achttägigen Ruhe begannen die Uebungen der zu den Truppenrevuen bestimmten Batterieen.

Am 15. August wurden bei den Korps, welche keine großen Herbstübungen hatten, von der Fußartillerie 156 Mann zur Reserve entlassen.

Gegen Ende dieses Monats rückte die größere Zahl der bespannten Batterieen zu den Divisionsübungen ab und zwar zu jeder derselben, unter einem Stabsoffizier, in der Regel eine reitende und zwei Fuß-Batterieen, jede zu vier Geschützen.

,,Wenn man erwägt, welche Mühen und Anstrengungen erforlich sind, um die jährlich auszubildenden Mannschaften einigermaßen für ihre Bestimmung vorzubereiten, so ist es unbegreiflich, wie bei so geringer, durch zweimalige Rekruteneinstellungen gestörter Dienstleistung solche Erfolge, wie sie zu Tage liegen, erreicht werden können Ruhm und Ehre den wackeren Offizieren und dem guten Geiste, der jeden Unteroffizier beseelt, ohne welche dies Ziel zu erreichen eine Unmöglichkeit sein würde; dies sind die Verdienste im Frieden, die Friedensgüter." 1)

Befatungs-Armee

Im Jahre 1818 kehrten die dem Besatzungskorps in Frank Rückkehr der zur reich zugetheilten Batterieen zurück und traten in den Verband der in Frankreich Brigade ein, und zwar:

die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 27 (bis 1816 Nr. 36) als

4. Fuß Kompagnie der I. Abtheilung,

die reitende Batterie Nr. 18 (bis 1816 Nr. 13) als 2. reitende Kompagnie der II. Abtheilung,

die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 29 (bis 1816 Nr. 34) als 8. Fuß-Kompagnie der II. Abtheilung,

die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 28 (bis 1816 Nr. 8) als 11. Fuß-Kompagnie der II. Abtheilung.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 7. April 1818 erhielt das Sächsische Armeekorps die Nr. IV, und die Brigade fortan die Bezeichnung

4. Artillerie-Brigade (Magdeburgische).

1) v. Schöning, III, 537.

Gesch. d. Feldart. Regts. Prinzreg. Luitpold v. Bayern (Magdeb.) Nr. 4.

6

kommandirten Batterieen.

Xenderung der lammern der

Brigade und
Kompagnieen.

Mobilmachung 1830 bis 1833.

1832.

Verlegung der Brigade aus Weft

Die Nummernbezeichnung der Fuß- Kompagnieen wurde am 13. September 1819 so geändert, daß diejenigen der 1. Abtheilung die Nummern 1 bis 4, die der II. 5 bis 8, und die der III. 9 bis 12 erhielten. Ihre Bestimmung für den Mobilmachungsfall blieb dieselbe wie bisher. 1)

Nach langem Frieden brachte infolge des Polnischen Aufstandes und der in Frankreich ausgebrochenen Revolution das Jahr 1830 für mehrere Armeekorps, darunter auch das IV., eine Kriegsbereitschaft. Sämmtliche Kompagnieen der 4. Brigade setzten sich auf Kriegsfuß. Zum Ausrücken kamen sie jedoch nicht.

Während dieser mobilen Zeit wurde die Brigade durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 19. Mai 1832 in den Bezirk des falen in die pro- IV. Armeekorps, die Provinz Sachsen, verlegt, zu dem es nach der Heereseintheilung und seiner Nummer nach bereits gehörte.

vinz Sachsen.

Standorte

1832 bis 1860.

Die Kompagnieen verließen im mobilen Zustande ihre alten Garnisonen in Westfalen und marschirten in ihre neue Heimath. Zum Theil nach längeren Kantonirungen in den Dörfern der Umgebung setzten sie sich Ende 1832 und Anfang 1833 in ihren neuen Standorten auf Friedensfuß, die sie nun im Allgemeinen bis zum Jahre 1860 behalten sollten.")

Es erhielten als Standort:
Brigadestab: Erfurt;3)

I. Abtheilung, Stab, 1., 2., 3., 4. Fuß-Kompagnie: Torgau;
1. reitende Kompagnie: Mühlberg a. E.; 4)

II. Abtheilung, Stab, 5., 6., 7., 8. Fuß-Kompagnie: Erfurt;
2. reitende Kompagnie: Tennstädt;3)

III. Abtheilung, Stab, 9., 10., 11., 12. Fuß-Kompagnie: Erfurt;") 3. reitende Kompagnie: Merseburg; 7)

Die Handwerks-Kompagnie blieb in Deuß.

Die Schießübungen oder „Revuen", wie sie bis 1870 genannt wurden, wurden nunmehr von der vereinigten Brigade regelmäßig in der Nähe von Mühlberg a. E. abgehalten, nur in den

1) Vergl. Anlage 3.

2) Vergl. S. 116.

3) 1851 vorübergehend Torgau.

4) 1852 als 1. reitende Batterie nach Naumburg.

5) 1841 nach Naumburg.

6) 11. Fuß-Kompagnie: 1851 als 3. Festungs-Kompagnie nach Minden. 7) 1836 bis 1850 in Sangerhausen, dann nach Naumburg.

Jahren 1848 bis 1850 fanden sie auf dem Johannisplatz bei Erfurt statt. An den Manövern konnten nach wie vor nur ganz wenige Batterieen theilnehmen. Der Dienst bot in der langen Friedenszeit wenig Abwechslung und wurde immer einseitiger betrieben. Die Beförderung der Offiziere gerieth immer mehr ins Stocken. 1)

Im Jahre 1839 trat eine Aenderung in der Unterstellung der Brigaden unter die Inspektionen ein. Die 3. und 4. Brigade wurden den Befehlen einer neugebildeten 4. Inspektion untergeordnet. Der bisherige Vorgesetzte, Generalmajor v. Bardeleben, Inspekteur der 3. Inspektion, entließ die 4. Brigade mit folgendem Schreiben:

Sehr ungern verliere ich durch die neue Formation eine Brigade, die mir seit den vielen Jahren, während welcher dieselbe meiner Inspektion angehört, sehr lieb geworden ist, die ich in der festen Ueberzeugung, daß mit derselben gewiß etwas Tüchtiges ge= leistet worden wäre, so gern gegen den Feind geführt hätte, und die mir während des Friedens stets Ursache gegeben hat, mit derselben zufrieden zu sein. Indem ich dies der ganzen Brigade mitzutheilen ganz ergebenst bitte, nehme ich noch Veranlassung, mich dem ferneren kameradschaftlichen Andenken des Herrn Brigadiers und der sämmtlichen Herren Offiziere bestens zu empfehlen, die Versicherung beifügend, daß es mir stets zu besonderem Vergnügen gereichen wird, wenn ich in den Stand gesetzt würde, irgend einem der Herren, sei es in welcher Art es wolle, nüglich sein zu können. gez. von Bardeleben."

1842. Einführung eines neuen Geschüßmaterials und Aenderung

der Uniform der Artillerie.

Unterstellung unter die 4. ArtillerieInspektion.

Nach vielen, langjährigen Versuchen wurden endlich im Jahre 1842 Geschüßmaterial für die Feldartillerie neue Geschütze eingeführt. 2) Das neue c/42. Material zeichnete sich vor dem alten neben vielen anderen Ver

1) Bei der 4. Brigade war z. B. Oberst v. Reuter über 10 Jahre lang (1832 bis 1843) Brigadier, Major Papendick 15 Jahre (1827 bis 1842) Abtheilungskommandeur, Kapitän Süren 19 Jahre (1821 bis 1840) KompagnieLieutenant Graberg 13 Jahre (1834 bis 1847) Brigadeadjutant, v. Sarbski (1816 bis 1837) und v. d. Osten (1820 bis 1841) 21 Jahre Lieutenant.

chef,

2) Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 24. Februar 1842 befahl die „allmähliche“ Einführung. Sie begann erst 1848 brigadeweise und war erst im Jahre 1853 beendet.

besserungen vor Allem durch erheblich größere Leichtigkeit und ge= steigerte Beweglichkeit aus. Die zchupfündige Haubige schied aus (1845), die zwölfpfündige Kanone wurde um 64 Centner, die sechspfündige Kanone um 5% und die siebenpfündige Haubige um 5 Centner erleichtert.

Munitionsausrüstung der Preußischen Geschüße C/42.')

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Im Munitionswagen

In den 4 sechspfündigen, oder 10 zwölfpfündigen Kartusch oder 10 Granatwagen einer Batterie

oder nach Prozenten in der Gesammtzahl der Proze 68% 16% 16% 53% 25% 22% | 59% 25% 17 % 100 25

25

51

21

12 47

18

7

400 100 100 510 210

120

470 180

70

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Die beiden Haubißen der leichten Batterieen, für die je ein Wagen vorhanden, hatten je

oder in Prozenten der Gesammtzahl

66% 17% 17% 59% 25% 16% 64% 25% 11%

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1) Müller, Entwickelung der Feldartillerie, I, 45.

oder in Prozenten 63% 25% 12%

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