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9. Aenderungen des Jahres 1887.

Bildung der 9. Batterie

Das Frühjahr 1887 brachte weitere Veränderungen. Die Divisions-Artillerie-Regimenter erhielten am 1. April eine neue 9. Batterie Regiments Nr. 19. und wurden in 3 Abtheilungen zu 3 Batterieen gebildet. Das Regiment Nr. 4 gab an das 19. Regiment Mannschaften und Pferde aller Batterieen1) ab und ersetzte den Abgang durch Einstellung von Dispositionsurlaubern, Rekruten und Ankaufspferden.

der Feldartillerie.

Gleichzeitig erhielt die Feld- und Fußartillerie eine besondere Generalinspektion Generalinspektion. Damit war das letzte Band gelöst, das bisher noch die beiden Waffen verbunden hatte. Der bisherige Generalinspekteur der Artillerie, General der Infanterie v. Voigts-Rhet trat in gleicher Eigenschaft an die Spitze der Feldartillerie.

In Anerkennung seiner großen Verdienste um die Neugliederung der Waffe erhielt General v. Voigts-Rhet am 27. Januar 1889 die Ernennung zum General der Artillerie. In dem Wiederaufleben dieses Titels, der zuletzt im Jahre 1743 verliehen worden war, durfte zugleich die gesammte Waffe eine hohe Auszeichnung seitens ihres Allerhöchsten Kriegsherrn erblicken.

II. Unter der Regierung Kaiser Wilhelms II. 1. Vermehrungen und Neubildungen.

a. Aenderungen des Jahres 1889.

Im Jahre 1888 wurde das Regiment mit der ganzen Armee durch den Heimgang des Großen Kaisers Wilhelm I., unter dessen Regierung es an drei ruhmreichen Feldzügen hatte theilnehmen. können, in die schmerzlichste Trauer verscht. Aus der kurzen Regierungszeit des unvergeßlichen Kaisers Friedrich III. sind besondere das Regiment betreffende Ereignisse nicht zu erwähnen.

Dagegen brachte schon das erste Regierungsjahr Kaiser Wilhelms II. seit langer Zeit zum ersten Mal Veränderungen, die für die Entwickelung der Feldartillerie von der größten Bedeutung werden sollten.

Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 14. März 1889 bestimmte, daß vom 1. April ab unter Fortfall der Generalinspektion der 1) 2 Obergefreite, 5 Gefreite, 39 Kanoniere, 1 Lazarethgehülfen, 30 Pferde.

Feldartillerie

Feldartillerie und der Feldartillerie-Inspektionen die FeldartillerieUnterstellung der Brigaden den Generalkommandos zu unterstellen seien. Die Leitung unter die General- und Beaufsichtigung der artilleristisch-technischen Ausbildung der kommandos. Feldartillerie sollte eine neu zu errichtende Inspektion der Feldartillerie übernehmen.

Nene Eintheilung

Diese Unterstellung unter die Generalkommandos war für die Waffe von höchster Bedeutung. Sie hörte auf „Spezialwaffe“ zu sein. Schon im Frieden trat sie unter die Befehle derjenigen Vorgesetzten, von denen sie im Felde geführt wird, und in einen Verband mit den anderen Waffen, mit denen sie im Kriege wirken soll, und an deren Seite sie zu siegen und zu sterben bereit ist.

Gleichzeitig erhielt das Regiment eine neue Eintheilung. Entdes Regiments. sprechend der Verwendung im Mobilmachungsfall gliederte es sich in drei Fahrende1) und eine Reitende Abtheilung. Die 7. und 8. Batterie traten aus dem Verbande der I. bezw. II. Abtheilung heraus und bildeten zusammen eine neue III. Abtheilung mit dem Standort in Magdeburg.

fortfall der Obergefreitenklasse u.

Von den Abtheilungen sollten bei der Mobilmachung die beiden ersten der 7. Infanterie-Division zugetheilt werden, die III. hatte mit der Reitenden Abtheilung (diese ausschließlich einer zur Kavallerie: Division tretenden Batterie) und der III. Abtheilung des 19. Regiments zusammen die Korpsartillerie zu bilden.

Die Batterieen der I. und II. Abtheilung erhielten im Frieden 6 bespannte Geschüße, die 3. reitende Batterie Pferde für 6 Geschütze und zwei Munitionswagen.

Der höhere Mannschaftsstand wurde durch Einziehung von Rekruten und Dispositionsurlaubern, der Pferdebedarf durch Einstellung von Ankaufspferden gedeckt.

Dasselbe Jahr brachte noch mehrere wichtige Neuerungen.

Die aus den früheren Bombardieren im Jahre 1860 hervorder Bejeidnung gegangene Obergefreitenklasse wurde abgeschafft. Ihre Stelle nahmen Feldwebel u. die (zuerst 4 dann 6) besten Richtkanoniere jeden Jahrgangs ein, bei den fahrenden die zur Auszeichnung vor den übrigen Mannschaften seit 1888 eine Batterieen. flammende Granate auf dem linken Aermel tragen.

Kapitändarmes

Die Feldwebel und Kapitändarmes der fahrenden Batterieen erhielten die Bezeichnung Wachtmeister bezw. Quartiermeister, hießen

1) Die Feld-Abtheilungen und Batterieen sollten laut Allerhöchster Kabinets: Ordre vom 25. März 1889 zur Unterscheidung von den reitenden fortan ,,fahrende" genannt werden.

also fortan ebenso wie die betreffenden Unteroffiziere der reitenden Batterieen.

Die bisher vorgeschriebene theoretische Prüfung für Hauptleute Fortfall der und Premierlieutenants fam in Fortfall.

b. 1890.

Prüfungen fürPremierlieutenants a. Hauptleute.

III. Abtheilung.

Die neugebildete III. Abtheilung blieb nur ein Jahr im Ver- Ausscheiden der bande des Regiments. Als am 1. April an der Ost- und West= grenze des Deutschen Reiches je ein neues Armeekorps gebildet wurde, trat die Abtheilung in den Verband des XVII. Armeekorps mit dem Standort Danzig über. Die 7. Batterie wurde die 1., die 8. die 3. des neu errichteten Feldartillerie-Regiments Nr. 36. An Offizieren wurden in das neue Regiment versetzt:

der Major und Abtheilungskommandeur Birck,
die Hauptleute Pfeiffer und Höckner,
die Premierlieutenants Eltester und Flemming,

III. Abtheilung.

die Sekondlieutenants Herrmann, Schaering, gen. v. Koethen, Dodel und v. Kleinsorgen. Die angeordnete Neuordnung erfuhr noch im Laufe desselben nenbildung der Jahres eine Aenderung. Es war wünschenswerth, die Regimenter gleichmäßig stark zu machen, und mit Rücksicht auf die Stärken der Russischen und Französischen Feldartillerieen dringend geboten, die Deutsche zu vermehren.

Am 1. Oktober d. Js. wurden für Preußen neu gebildet: 17 Stäbe für Fahrende und 6 für Reitende Abtheilungen, sowie 53 fahrende Batterieen.

Das 4. Regiment erhielt wiederum eine III. Abtheilung, 7., 8. und 9. Batterie, die aus Abgaben sämmtlicher Batterieen des 4. und 19. Regiments sich zusammensetzten, mit dem Standort Magdeburg.

Die Reitende Abtheilung wurde von dieser Neubildung schwer Ausscheiden der getroffen.

Zunächst mußte sie die 3. reitende Batterie an die neu gebildete Reitende Abtheilung des 7. Regiments abgeben. 1) Hauptmann Steinhardt, der bisherige Chef, und Premierlieutenant Ribbentrop begleiteten sie nach dem Truppenübungsplaß Friedrichsfeld bei Wesel, wo sie vorläufig untergebracht wurde.

1) 30 Pferde der 3. reitenden Batterie wurden an das 3. Regiment abgegeben.

Gesch. d. Feldart. Regts. Prinzreg. Luitpold v. Bayern (Magdeb.) Nr. 4.

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3. reitenden Batterie.

Verlegung der
Reitenden

Gleichzeitig aber mußte die Abtheilung ihren Standort NaumAbtheilung von burg, den sie fast fünfzig Jahre innegehabt hatte,1) verlassen, um

Naumburg nach nach Wittenberg überzusiedeln.

Wittenberg.

Abgabe der

Nenbildung.

Die Gründe des Garnisonwechsels lagen auf dienstlichem Gebiet. Die Unterkunftsverhältnisse, namentlich für Pferde, genügten nur sehr bescheidenen Ansprüchen. Der Ererzirplaß war für größere Uebungen nicht geräumig genug. Die steilen und steinigen Geländeund Wegeverhältnisse der Umgebung erwiesen sich der wichtigen Ausbildung im Reiten und der vermehrt in den Vordergrund tretenden taktischen Schulung nicht günstig. Wittenberg mit seinem mehr sandigen, leicht gewellten, abwechielungsreichen Boden gewährte alles in dieser Hinsicht Wünschenswerthe in reichem Maße.

Mit größtem Schmerze rückte die Abtheilung aus der alten Heimath, mit deren Bevölkerung sie aufs Innigste verwachsen war. Magistrat und Bürgerschaft wetteiferten, ihren lieben Reitern“ beim Abschied die deutlichsten Beweise ihrer Werthschäzung und Anhänglichkeit zu geben.

Dem Offizierkorps überreichte Bürgermeister Kraat namens der Stadt nach einem feierlichen Abschiedsmahle einen kunstvoll geschnitzten Schrank mit prächtigen Römern, die mit dem Wappen der Stadt geschmückt waren. Die Erhaltung dieser Gläser in voller Zahl übernahm überdies die Stadtverwaltung als dauernde Verpflichtung.

Den Mannschaften gab die Stadt in der Reichskrone" einen glänzenden Ball, welcher den Reitern zum letzten Male vergönnte, sich an dem Liebreiz der bekannt schönen Töchter zu erfreuen.

Am 26. September verließ die Abtheilung Naumburg, nachdem der Bürgermeister auf dem Marktplatz noch einmal herzliche Worte des Abschieds an die Scheidenden gerichtet hatte.

Jedem, dem das Glück zu Theil geworden ist, in diesem Standort im lieblichen Saale-Thal gestanden zu haben, wird die schöne Zeit, die er dort verlebt hat, dauernd die angenehmsten Erinnerungen erwecken.

c. 1895.

Die am 1. Oktober 1893 ins Leben tretende Vermehrung der Feldartillerie berührte das Regiment insofern, als es eine fahrende Batterie zur Bildung der IV. Abtheilung Thüringischen FeldartillerieRegiments Nr. 19 abgeben mußte. Das Loos entschied für die

1) In Naumburg stand seit Februar 1841 die 2. reitende Batterie, seit 1851 die 3. Batterie, seit 1852 der Abtheilungsstab und seit 1853 die 1. Batterie.

9. Batterie.

Cie trat als 11. Batterie in den Verband des Schwester-Regiments. Aus Abgaben aller anderen Batterieen wurde beim 4. Regiment eine neue 9. Batterie gebildet.

2. Material.

Die rastlos unternommenen Versuche zur Verbesserung des Feldartillerie-Materials forderten in rascher Folge eine Reihe von erheblichen Aenderungen, die bis zur Einführung des Materials C/96 kurz erwähnt sein mögen.

Ende der achtziger Jahre wurde der sehr empfindliche stählerne Liderungsring C/73 durch einen einfacheren, vollen, kupfernen ersetzt. Granaten und Schrapnels erhielten Kupferführung, die Brennlänge des Schrapnels mit Zünder C/83 wurde auf 3500 m verlängert.

Von entscheidender Wichtigkeit war die Einführung eines neuen Treibmittels, des rauchschwachen Geschüß-Blättchen-Pulvers, das in größerem Maßstabe zum ersten Mal im Jahre 1889 zur Anwendung kam.

Seine geringere Angriffskraft auf das Rohrmetall ermöglichte es, dieses zu erleichtern und der ganzen Feldartillerie ein Geschütz mit einheitlichem Kaliber zu geben. Am 1. April 1890 erhielten die reitenden Batterieen das schwere Feldgeschütz C/73/88, dessen 8,8 cm-Rohr nur 30 kg schwerer als das bisher geführte 7,85 cm leichte Rohr, das vollständig ausgerüstet aber noch 7 kg leichter als das leichte Feldgeschütz C/73 war. 1) Die Wichtigkeit der dadurch gesteigerten Wirksamkeit der reitenden Artillerie, mehr aber noch die Vortheile der nunmehr einheitlichen Munitionsausrüstung der gesammten Feldartillerie brauchen nicht erörtert zu werden.

Gleichzeitig kamen neue Proßen und Munitions- und Vorrathswagen C/73/88 und C/88 zur Einführung. Der Hauptvorzug derselben besteht in der erleichterten Entnahme der Muni

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