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stehen, um das Eintreffen des Gros, das erst drei Stunden nach der Avantgarde abmarschirt war, abzuwarten. Die hier beginnenden großen Waldungen von Beaumont verhinderten die Uebersicht über die feindlichen Bewegungen. General v. Zieten stellte nun die Anwesenheit großer Reitermassen rechts und links von sich fest. Um das für den weiteren Vormarsch wichtige Dorf Bauchamps halten zu können, besetzte er es mit zwei Bataillonen und zum Schutze gegen die rechts befindliche feindliche Kavallerie ließ er in einem dicht nördlich (rechts) des Dorfes befindlichen kleinen Gehölz ein Bataillon und die Batterie v. Grävenit vor dem Gehölz Stellung nehmen. Das schwache 7. Landwehr-Kavallerie-Regiment sollte die Batterie decken. Gegen Mittag begann der feindliche Angriff mit überlegenen Kräften. Das genannte kleine Gehölz wurde genommen, das Landwehr-Reiter-Regiment zurückgeworfen, und ehe die Batterie sich retten konnte, waren auch schon feindliche Reiter (die beim Kaiser Napoleon zur Bedeckung befohlenen Schwadronen) in ihr, machten die Bedienung nieder und bemächtigten sich der Geschütze. Aber schon nahte Hülfe. General v. Zieten hatte schon vorher um Unterstützung gebeten, und die Reiter-Brigade des Grafen v. Haacke kam so schnell als möglich herbei, allen voran die reitende Batterie Nr. 9 des Kapitäns Tuchsen. Diese war eben im Begriff, sich rechts der Chaussee aufzustellen, als zwei feindliche Kürassier-Regimenter, in weiter Umgehung und durch Bodenwellen gedeckt, heranbrausten, sich auf die Batterie warfen, die Bedienung niederhieben und sich anschickten, die Geschütze fortzuführen. Da, in diesem kritischen Augenblick, kam Entsatz heran. Das geworfene Landwehr-Reiter-Regiment hatte sich wieder gesammelt, das an der Spize der Brigade Haacke marschirende Schlesische Husaren-Regiment war schleunigst vorgezogen. Beide Regimenter ritten auf die feindlichen Kürassiere los, um ihnen die Beute abzujagen. Der tiefe Boden gestattete keine eigentliche Attacke. Man rang Mann gegen Mann mit größter Erbitterung, und es enspann sich ein Kampf, der verhältnißmäßig viel länger dauerte und blutiger war, als es sonst bei Reitergefechten der Fall zu sein pflegt. Er endigte damit, daß die Franzosen die Geschütze fahren ließen und sich zurückzogen, besonders da jetzt auch noch die beiden anderen Regimenter der Haackeschen Brigade vorbrachen. Diese vier Preußischen Regimenter trieben die Französische Kavallerie bis an das nördliche Wäldchen von Bauchamps zurück, wo lettere aufgenommen wurde. Vorher war es aber noch gelungen, von den

acht verlorenen Geschüßen der Batterie v. Grävenis sechs vom Feinde wieder zurück zu erobern. Der Verlust der Batterie betrug 2 Kanonen, 2 Granatwagen; 1 Feuerwerker, 3 Bombardiere, 1 Chirurg, 7 Kanoniere, 2 Pferde wurden verwundet, 1 Unteroffizier, 6 Kanoniere, 10 Pferde vermißt. 1).

In der Erkenntniß, daß die Hauptkräfte Napoleons gegenüberstanden, mußte Feldmarschall Blücher sich zum Rückzuge entschließen. Spät abends erreichten die Preußischen Truppen, von der Fanzösischen Kavallerie heftig verfolgt, nach ungeheuren Verlusten, aufs Aeußerste erschöpft, die Stellung bei Bergères. Am folgenden Tage wurde der Rückmarsch bis Chalons fortgesetzt, wo das Yorcksche Korps am 16. eintraf.

In dem ferneren Verlauf des Feldzuges 1814 kam die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 9 nicht mehr ins Gefecht.2) Nach ihrem eigenen Bericht hat sie bei der in Chalons vorgenommenen Neueintheilung der Preußischen Korps3) alles brauchbare Material an andere Batterieen abgeben müssen und dafür deren ausbesserungsbedürftiges erhalten. Am 6. März traf sie in La Fère ein, wo sie sich wieder in vollkommen kriegstüchtigen Zustand versette. Am 20. Mai rückte die Batterie in die Heimath ab, überschritt am 13. Juni die Deutsche Grenze und traf am 19. August in der ihr zugewiesenen Garnison Breslau ein.

1) Durch die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 21 wurde später die Batterie nach Möglichkeit wieder ergänzt, sie erhielt 30 Kanoniere, 22 Pferde, 1 Kanone und 1 Granatwagen.

Ohne ihre Schuld hatte die Batterie dies Unglück erfahren. Ihre Offiziere und Mannschaften hatten sich nach Möglichkeit gewehrt. Ausgezeichnet hatten sich und zur Belohnung mit dem Eisernen Kreuze wurden vorgeschlagen:

Feldwebel Steuer, weil er persönlich an der Attacke zur Wiedernahme der Geschüße theilnahm und während des feindlichen Kartätschfeuers einen Wagen zu retten suchte, was indessen nicht gelang, da die Pferde fielen,

Unteroffizier Kiefer, weil er eine verlassene Kanone aus dem feindlichen Feuer rettete,

Kanonier Muskow, weil er im Verein mit einem Kavallerieunteroffizier dem Feinde eine Haubize wieder abnahm,

Bombardiere Schmidt und Reiße, weil sie den Feind, nachdem er aus der Batterie vertrieben, sofort mit Kartätschen beschossen hatten.

2) Wagner giebt an, daß sie während der Schlacht bei Laon am 9. März in Reserve gestanden hat, Malinowski bezeichnet dies als Irrthum. In einem Gefechtsbericht wird sie nicht erwähnt seit dem Gefecht bei Vauchamps.

3) Siche S. 56.

Nach dem Ausbruch des Feldzuges 1815 marschirte die zum VI. Armeekorps gehörige Batterie unter Kapitän Czarnowski am 2. Mai von Breslau aus und gelangte über Berlin bis Brilon in Westfalen. Am 8. Juni wurde sie nach Coblenz verlegt.

1815.

gegen

Von hier aus rückte eine Hälfte der Batterie, 2 Kanonen und unternehmung 2 Haubigen, in der Nacht vom 30. zum 31. Juli aus, um an einem Rodemachern. Zuge gegen die kleine Festung Rodemachern (bei Diedenhofen) 31. Juli 1815. theilzunehmen; die Haubitzen gaben hier 35 Granatwürfe ab.

Nach der Rückkehr nach Coblenz wurde die Batterie noch zum. Einmarsch in Frankreich beordert, rückte am 4. August von Coblenz ab und hatte die Freude, am feierlichen Einzug in Paris theilnehmen zu können.

Im November rückte das VI. Armeekorps aus Frankreich ab; über Brüssel, Aachen, Wesel marschirte die sechspfündige FußBatterie Nr. 9 nach Westfalen und machte in Minden demobil. Reich mit Ruhm und Ehren bedeckt, kehrte sie aus den Feldzügen zurück. Sie hatte an 13 Schlachten, Gefechten und Belagerungen theilgenommen. Für ihr braves Verhalten wurden Offiziere und Mannschaften durch Verleihung von 15 Eisernen Kreuzen und 3 Russischen Georgs- und 1 Russischen Annen-Orden ausgezeichnet. Bei der Neubildung der Artillerie wurde sie die 5. Fuß- Kompagnie Bei einer der 6. Brigade, II. Abtheilung, Garnison Minden. Mobilmachung hatte sie die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 30 zu besetzen.

1816.

Bildung der 5. Fuß-Kompagnie der 6. Brigade.

6. Fuh-Kompagnie (jezt 4. Batterie Regiments Nr. 19). Die 12. Stamm-Kompagnie der Preußischen Brigade bildete am 8. Februar 1813 zu Graudenz die 3. provisorische Kompagnie dieser Brigade unter Kapitän v. Matheson. Letztere marschirte im Juli 1813 nach Berlin, um dort als mobile sech 3 - Sechspfündige pfündige Batterie Nr. 20 dem Reserve- (später IV.) Korps des Generals Grafen v. Tauenzien zugetheilt zu werden.1) Unter dem

1) So nach dem Bericht der Batterie. Wenn nach einem in v. Schönings Geschichte (Urkunde 124, Seite LXVIII) angeführten Schreiben des Allgemeinen Kriegsdepartements an den Prinzen August vom 28. Mai 1813 die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 20 als „für die Landwehr in der Mark und aus Neiße stammend" bezeichnet ist, so ist dies wohl so zu erklären, daß die 3. provisorische Kompagnie das aus Neiße entnommene Geschügmaterial besezt hat. Jedenfalls wird die sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 20 im August 1813 als beim IV. Korps befindlich in einem Tableau der Preußischen Artillerie aufgeführt (Kriegsarchiv).

Fuß-Batterie
Nr. 20.

Gefecht bei Blankenfelde.

23. August 1813.

24. August bis 4. September.

Kommando des Premierlieutenants Papendic1) nahm sie am 23. August an dem der Schlacht bei Groß-Beeren unmittelbar vorangehenden Gefecht bei Blankenfelde ruhmvollen Antheil.2)

Am 22. August hatte die Nord-Armee des Kronprinzen von Schweden zum Schutze Berlins gegen die von Luckau her anrückende Französische Armee eine Stellung mit den Russen und Schweden unter General v. Winzingerode bei Ruhlsdorf, mit dem III. Korps v. Bülow links davon, bei Klein- und Groß-Beeren und Heinersdorf, Stellung genommen. Noch weiter links, abgezweigt, bei Blankenfelde, war zur Deckung der Flanke das IV. Korps des Grafen Tauenzien aufgestellt.

Am frühen Morgen des 23. rückten starke feindliche Abtheilungen von Jühnsdorf aus gegen Blankenfelde vor; Tauenzien ließ sofort Gefechtsstellung nehmen. Von der Batterie Nr. 20 wurden zwei Kanonen am Eingang von Blankenfelde, zwei zwischen den beiden Bataillonen des ersten, die übrigen im zweiten Treffen auf der Ostseite des Dorfes aufgestellt. Als der Feind aus dem vorliegenden Walde sich zum Vorgehen anschickte, wurde das Feuer eröffnet. Der Feind wagte nicht vorzugehen, sondern begnügte sich mit einem langsamen Artilleriefeuer und zog dann ab, ohne weiter etwas zu unternehmen. Um 2 Uhr war Alles wieder in vollkommener Ruhe.

An demselben Nachmittage gewann General v. Bülow den glänzenden Sieg bei Groß-Beeren.

Die Batterie Nr. 20 hatte nach ihrem Berichte am 23. bei Blankenfelde 18 Kugel- und 30 Kartätschschüsse verfeuert. Premierlieutenant Papendick erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse, wozu auch die Unteroffiziere Reuter und Klingenberg vorgeschlagen wurden. Das IV. Armeekorps marschirte in den nächsten Tagen nach Luckau und von dort am 3. September auf Befehl des Kronprinzen von Schweden auf Dennewitz, um sich dem linken Flügel der Nord-Armee wieder zu nähern. Am 4. stand es bei Seyda und Gefecht bei Bahna. mußte am 5., von überlegenen feindlichen Kräften bei Zahna angegriffen, sich über Möllnitz auf Jüterbog zurückziehen, wo es auf den Windmühlenbergen dicht vor der Stadt ein Biwak bezog.

5.September1813.

Um sich dem weiter westlich bei Werkzahna stehenden III. Armeeforps v. Bülow zu nähern, rückte Graf Tauenzien am 6. September

1) Nach Angaben der Batterie, nach v. Malinowski führte Lieutenant Thiesen die Batterie.

2) Kriegsarchiv, III, E. 93.

Dennewiß.

früh von Jüterbog nach Kaltenborn. Auf den Höhen bei Jüter Schlacht bel bog blieb eine Truppenabtheilung stehen, bei der sich die halbe 6.september1813. Batterie Nr. 20 unter Lieutenant Lent befand.1)

Gleich nach Beginn des Abmarsches wurden feindliche Truppen 2) im Marsche auf der Wittenberger Straße gegen Dennewitz gemeldet. General Tauenzien nahm sofort auf den Höhen zwischen den Straßen nach Kaltenborn und Malterhausen am Weinberge Schlachtstellung. Die halbe Batterie Nr. 203), Kapitän Burggaller, auf dem linken Flügel.

Als gegen 9 Uhr der Feind zum Angriff vom Grunde bei Dennewitz aus vorging, wurde die Batterie vorgezogen und unter Deckung einer Eskadron in einer Buschlücke, jenseits des dort befindlichen Grundes aufgestellt, um den Aufmarsch des Feindes zu beschießen. Dieser entwickelte aber eine so überlegene Artillerie, daß Batterie Burggaller wieder hinter den Grund zurückgenommen. werden mußte. Es begann ein äußerst heftiger Kampf, der durch das Eingreifen des Generals v. Bülow sich zu einem glänzenden Siege für die Preußischen Waffen gestaltete und die Franzosen zum Rückzug über die Elbe bei Torgau nöthigte. Die Batterie nahm daran ruhmreichen Antheil.

Die Generale Graf v. Tauenzien und v. Dobschütz, dessen Brigade die Batterie Nr. 20 unterstellt war, empfahlen von dieser nach der Schlacht bei Dennewitz der Gnade Seiner Majestät zur besonderen Berücksichtigung:

,,Lieutenant v. Hertig I., der sich der schon besißenden Ehrenzeichen heute noch besonders würdig und werth gemacht hat,

die Unteroffiziere Schiefelbein und Penne, sowie den Portepeefähnrich Jahn, von denen Penne in einem Alter von 15 Jahren große Entschlossenheit gezeigt hat."4)

Nach der Schlacht bei Tennewitz wurde der größere Theil der Batterie unter Kapitän Burggaller dem Einschließungskorps von Magdeburg, der kleinere dem von Wittenberg zugetheilt.

1) „Die beinah ohne Munition war", Wagner, I, 70. v. Malinowski nennt an dieser Stelle befindlich die halbe zwölfpfündige Batterie Nr. 5 unter Lieutenant Lent.

2) Es war das 4. Französische Korps, General Bertrand.

3) So nach v. Schöning III, 327. Nach v. Malinowski soll hier die Batterie Nr. 25, die Batterie Nr. 20 dagegen in Reserve gestanden haben. Die Akten der Batterie Nr. 20 geben darüber keinen Aufschluß.

4) v. Schöning, III, 335.

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