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Zu gleicher Zeit wurden auch Marsch- (später genannt Reserve-) Kompagnien, sowie Exerzirdepots in mehreren Festungen gebildet, die den heutigen Ersatz-Batterieen entsprachen.

Während des Feldzuges von 1813 wurden im Herbst und Winter noch 1 reitende, 1 zwölfpfündige und 7 sechspfündige FußBatterieen errichtet, so daß der Feldzug von 1814 mit 54 Batterieen eröffnet werden konnte. Dazu kam noch eine dreipfündige Batterie. Zum Feldzuge 1815 wurde die Zahl der Batterieen auf 76 erhöht, von denen bei der kurzen Dauer des Feldzuges allerdings nur 39 den Kriegsschauplatz erreichten.

Folgende Uebersicht1) giebt ein Bild von der Verstärkung der Preußischen Artillerie während der Befreiungskriege:

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Nach dem Friedensschluß vom Jahre 1815 machte die Vergrößerung des Preußischen Staates eine Vermehrung und neue Eintheilung der gesammten Armee erforderlich. Vor Allem aber mußte die große Zahl von Batterieen, die während der kriegerischen Zeit nur nach dem Bedürfniß und den vorhandenen Mitteln aufgestellt waren, systematisch in Verbände geordnet werden. Es ist das unsterbliche Verdienst des genialen Prinzen August von Preußen, in kurzer Zeit für die Artillerie eine Organisation geschaffen zu haben, die mehrere Jahrzehnte hindurch beibehalten wurde.

So entstand durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 29. Februar 1816 das heutige Feldartillerie-Regiment Prinzregent Luitpold von Bayern (Magdeburgisches) Nr. 4 zunächst unter dem Namen Westfälische Artillerie-Brigade.

Bevor wir die Neuordnung der Artillerie vom Jahre 1816 näher besprechen, wollen wir uns über die Vorgeschichte der Stämme, aus denen die Brigade gebildet wurde, unterrichten.

1) Nach v. Strotha, zur Geschichte der 3. Artillerie - Brigade bis zum Jahre 1829.

2. Vorgeschichte der Stämme,

aus denen die Westfälische Brigade 1816 gebildet wurde.')

Zur Bildung der Westfälischen Artillerie-Brigade wurden verwandt:

3 Batterieen, Theile von 5 Kolonnen und 2 provisorische Kompagnieen der Preußischen Brigade,

4

2

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1 Kolonne und 2 provisorische Kompagnieen der Brandenburgischen Brigade,

1 Kolonne und 2 provisorische Kompagnieen der Schlesischen Brigade.

1. reitende Kompagnie (jetzt 1. reitende Batterie Regiments Nr. 4) ist entstanden aus der reitenden Batterie Nr. 11 der Brandenburgischen Brigade, die Ende Februar und im März 1813 in Colberg mobil gemacht 2) und durch die bereits im Januar errichtete 5. provisorische Kompagnie der Brandenburgischen Brigade besetzt wurde. 3) Bei letzterer befanden sich Krümper der 2. und 3.

1) Vergl. Anlage 1: Uebersicht über die Schlachten, Gefechte und Belagerungen, an denen die Stämme der 4. Artillerie-Brigade während der Befreiungskriege theilgenommen haben.

2) Nach einem im Archiv des Kriegsministeriums befindlichen, im Werke von Schoening: „Geschichte der Brandenburgisch- Preußischen Artillerie“ unter Nr. 85 abgedruckten Schreiben des Allgemeinen Kriegsdepartements an Seine Königliche Hoheit den Prinzen August von Preußen vom 6. Februar 1813 hat Seine Majestät der König im Januar 1813 dem mit der Bildung der Artillerie in Pommern beauftragten Major v. Holzendorff den Befehl ertheilt, noch die lezte sechspfündige Reserve - Batterie in Colberg zu bespannen, je nach den vorhandenen Mitteln als reitende oder Fuß-Batterie. Nach dem Bericht der Batterie selbst (siehe Mobilmachung 1813, Kriegsarchiv) erhielt der Premierlieutenant Borchard der reitenden Batterie Nr. 6 am 14. Februar 1813 den Befehl des Majors v. Holzendorff, in Colberg eine neue reitende ArtillerieKompagnie zu bilden. Dieses begann am 19. Februar 1813. Ihr Name, reitende Batterie Nr. 11, wird zum ersten Mal in einem vom 18. März 1813 datirten Schreiben des Majors v. Neander an den Kommandeur, Premierlieutenant Borchard, wegen Einstellung seines Sohnes als Freiwilliger genannt.

3) Nach den unter Nr. 2, 4, 5 genannten Quellen hat die 5. provisorische Kompagnie der Brandenburgischen Brigade den Stamm zur reitenden Batterie Nr. 11 abgegeben, die als Quelle 3 genannte Uebersicht vom Jahre 1818 nennt als Stamm die 4. provisorische Kompagnie derselben Brigade, welche, „im Februar 1813 errichtet, noch in demselben Monat beritten gemacht und reitende Batterie Nr. 11 benannt worden“ sein soll. Da nun die 4. provisorische Kompagnie noch im April und später unter Kapitän Post beim Einschließungskorps vor Stettin genannt wird, die 5. aber zu dieser Zeit nicht mehr nachweisbar zu finden ist, so ist Nr. 5 als die richtige Nummer zu betrachten.

reitenden Kompagnie1) dieser Brigade, sowie ein durch die letztere abgegebener Stamm von Avancirten und älteren Leuten. 2)

Die Batterie bestand aus 151 Mannschaften (Zahl der Pferde wird nicht angegeben) und erhielt 8 sechspfündige Kanonen, 4 Kartusch, 2 Granat- und 2 Leiterwagen, später auch noch eine Feldschmiede.

Leute und Pferde der Batterie waren während der Mobilmachung in Dörfern der Umgegend von Colberg untergebracht. ") Viele Sachen zur Ausrüstung und Bekleidung von Mann und Pferd waren so schwierig zu beschaffen, daß mit vieler Mühe am 17. März1) wenigstens ein Theil der Batterie unter den Lieutenants Borchard und Gülle, bestehend aus 7 Unteroffizieren, 10 Bombardieren, 1 Trompeter, 56 Kanonieren mit 46 3ug, 29 Reitpferden) und Belagerung von 6 Kanonen zum Einschließungskorps vor Stettin abgehen konnte. Lieutenant Dussa") folgte später mit dem Rest der Batterie. Premierlieutenant Borchard traf nach Uebersetzen über das Papenwasser unterhalb Stettin am 1. April bei Stepenitz ein und bezog am 2. die Kantonnements Warsow und Neuendorf, von wo aus nach einigen Tagen eine Kanone in das Lager bei Schwarzow und zwei Kanonen unter Lieutenant Gülle in das Lager bei Zabelsdorf abgezweigt wurden. 7)

Stettin.

Gefecht bei Grabow. 12. Mai.

Da die Besatzung von Stettin, wenigstens anfänglich, sehr unternehmend war, die Einschließungstruppen aber sich bestrebten, sie möglichst zu ermüden und die Verbindung zwischen Stettin und Damm zu unterbrechen, so fand in den Monaten April und Mai vor beiden Plätzen eine Reihe kleiner Gefechte statt, bei denen die reitende Batterie Nr. 11 auf dem linken Oder - Ufer an den Tagen des 8., 9., 16., 22. April, des 9. und 12. Mai mitwirkte.

Im Ganzen verschoß die Batterie 168 Kugeln, 4 sechslöthige und 6 zweilöthige Kartätschen. Das erheblichste Gefecht war das letztgenannte am 12. Mai, veranlaßt durch einen Ausfall der Fran

1) Mobil als reitende Batterie Nr. 5 und 6.

2) v. Strotha, Reitende Artillerie, 335.

3) Nach v. Strotha, in Garvin, nach Bericht der Batterie (Kriegsarchiv Mobilmachung 1813) in Garvin und Quihin.

4) v. Schöning, III, 237.

5) So nach v.

115 Pferde.

Strotha, Reitende Artillerie, 336. Nach Laube 85 Mann,

6) Lieutenant Dussa stand bei der reitenden Batterie Nr. 6.
7) Blockade von Stettin, Kriegsarchiv, I, F, 53.

zosen gegen die Vorstadt Grabow. Als vier Preußische Bataillone mit der reitenden Batterie Nr. 11 zum Angriff vorgingen, steckten die Feinde die an die Festungswälle anschließenden Häuser von Grabow in Brand, mußten sich aber, gedeckt durch lebhaftes Feuer von vier bei ihrer Nachhut befindlichen Geschützen, in die Stadt zurückziehen. Die Batterie Borchard ging bis auf Kartätschschußweite an den Feind heran und setzte zwei Geschütze außer Gefecht. Nach dem Gefechtsbericht 1) haben sich hierbei ausgezeichnet: Lieutenant Gülle, Unteroffizier Ehlers und Bombardier Bogda wegen des wirksamen Feuers ihrer Geschütze. Von Unteroffizier v. Mühlenfels wird erzählt: „Als er bemerkte, daß die Lunte bei dem nebenstehenden Geschüß nicht brannte, und Gefahr bei dem Andrängen des Feindes im Verzuge war, lief er schnell entschlossen zu seinem Pferde, riß die Pistole aus der Holster, sprang, während sein Geschütz feuerte, zu dem Geschütz, das nicht feuern konnte, riß Nr. 3 die Lunte aus der Hand, hielt sie übers Zündloch, feuerte die Pistole ab, entzündete so den Kanonenschuß und gleichzeitig auch die Lunte, so daß das Geschüß auch weiterfeuern konnte.") Er erhielt für seine Entschlossenheit als einer der ersten Artilleristen das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

Die Batterie Borchard verlor am 12. Mai einen Mann todt und einen verwundet.

Nach diesem Gefecht scheint die Garnison sich ruhig verhalten zu haben.

Während des Waffenstillstandes vom 4. Juni bis zum 16. August erhielt nach mehreren vergeblichen Anträgen endlich Anfang Juli die Batterie Borchard den Befehl, nach Berlin abzumarschiren, um von dort aus mit der Nord-Armee des Kronprinzen von Schweden. an dem weiteren Feldzuge theilzunehmen. Sie marschirte am 18. Juli dorthin ab.

Als am 19. August die Französische Armee des Marschalls Oudinot die Märkische Grenze überschritt und in drei Kolonnen gegen Berlin vorrückte, wurden die vorgeschobenen Truppen der Nord-Armee nach Möglichkeit verstärkt. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Hälfte der reitenden Batterie Nr. 11 unter Lieutenant Arnold der 5. Brigade des III. Preußischen Korps, General v. Bülow, und einige Tage später die andere Hälfte unter Lieutenant

1) Kriegsarchiv, I, F, 53.

Schlacht bei Groß-Beeren.

Borchard dem Reservekorps des Generals Grafen v. Tauenzien zugetheilt.

Am 23. August kam es zur Schlacht bei Groß-Beeren, in 23. August.) der nur die erstgenannte Hälfte unter Lieutenant Arnold Verwendung fand.2) Dieselbe war zunächst der Avantgarde zugetheilt, welche das Dorf Groß-Beeren besetzte. Als dieses vor überlegenem Angriff geräumt werden mußte, wurde die halbe Batterie dann in den Zwischenräumen der Reservekavallerie hinter dem Dorfe Heinersdorf aufgestellt. Im späteren Verlaufe der Schlacht wurde die 5. Brigade unter General v. Borstell zur Unterstützung des Angriffs auf Groß-Beeren über Klein-Beeren vorgesandt. Die halbe Batterie Arnold marschirte auf einer Höhe zwischen diesen beiden Dörfern auf, unterstützte durch ihr Feuer den Vormarsch der 5. Brigade und nahm dann jenseits der Landstraße von Klein nach Groß-Beeren weiter südlich eine Stellung, aus der sie den Südausgang von Groß-Beeren bestreichen konnte. Hier sich zeigende feindliche Kolonnen wurden zum Rückzuge genöthigt und darauf mit gutem Erfolge das Dorf und die hinter und neben demselben aufgestellten feindlichen Linien beschossen. Die halbe Batterie war nur kurze Zeit in Wirksamkeit getreten, hatte aber wesentlich zum Gelingen des Sieges beigetragen. Ihr Munitionsverbrauch belief sich auf 126 Kugelund 12 sechslöthige Kartätschschüsse. Lieutenant Arnold und Unteroffizier Progen erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

Dem auf Wittenberg sich zurückziehenden Feinde folgten die Korps der Nord-Armee. Am 3. September kam es zu einem ziemlich Gefecht bei hielen. bedeutenden Vorpostengefecht bei Thiesen und am 5. zu einem Gefecht bei Jahna. bei Zahna, an denen die Hälfte der Batterie unter Lieutenant 5. September.1) Borchard lebhaften Antheil nahm. Sie verschoß 245 Kugeln und

3. September.1)

Schlacht bei
Dennewitz.

14 Kartätschen und verlor an Todten 2 Unteroffiziere und 4 Pferde, an Verwundeten 1 Kanonier und 2 Pferde. Premierlieutenant Borchard, Sekondlieutenant Gülle, die Unteroffiziere Eberlein und Wenndorff erhielten das Eiserne Kreuz 2. Klasse.

In der Schlacht bei Dennewitz am 6. September 3) wurde. 6. September. zunächst die halbe Batterie Borchard in der Avantgarde des IV. Korps,

1) Kriegsarchiv III, E, 93 und 96.

2) Die andere Hälfte unter Premierlieutenant Borchard war dem IV. Korps des Generals Grafen v. Tauenzien zugetheilt und hat wahrscheinlich an dem Gefecht bei Blankenfelde (siehe S. 42) theilgenommen.

3) Vergl. auch S. 43 u. ff.

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