Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

General Ducrot sagt in seiner Défense de Paris u. a. im 14. Buch: Das Flankenfeuer jener vier vortheilhaft placirten Batterieen (desgleichen von der Batterie Witte und vier anderen bei St. Michel placirten Batterieen) wirkte so durchschlagend, daß auch die hinteren Französischen Kolonnen in Unordnung geriethen und der rechte Flügel sehr bedeutende Verluste hierdurch erlitt."

Da die Korpsartillerie IV. Armeekorps nur das Instrument war, welches vom vorgeschriebenen Plaze aus den guten Schlag vollführte, so gebührt dem Gedanken, der dies voraussah, vor Allem der Ruhm des Gelingens! Doch ist dem Verfasser dieses leider der Vater desselben nicht bekannt geworden. Auch noch fünf andere Batterieen partizipiren am Gelingen.

Es durfte bei einem fortdauernd so wichtigen Ziele, wie die nach Süden vorbrechende Truppenmasse, selbstredend keine Rücksicht genommen werden, weder auf die Geschosse des Mont Valérien, noch auf die einer sehr lästig fallenden tiefen Batterie, die, ungefähr am Gabelpunkte der Eisenbahn bei Charlebourg gelegen, die diesseitige Artillerie mit Granaten und Schrapnels andauernd nahezu flankirte.') Es mußten die ungefähr 1300 feindlichen Geschosse, die während des 312 stündigen Ausharrens in dieser Position unsere Artillerie beehrten, mit Ruhe, Geduld und Kaltblütigkeit ausgehalten werden, was im vollen Maße geschah und nicht mehr als 6 Mann und 14 Pferde an Opfern kostete.")

Eine neue und interessante Episode brachten die französischen Panzerwagen zu Wege, mit welchen zeitweise die linken Flügelgeschütze der Batterieen zu thun hatten. Es waren ihrer vier; sie wurden von zwei Marineoffizieren geführt, die äußerst mobil daneben hergaloppirten, bis der eine, dessen Pferd sich überschlug, im Sande lag. Zwei Nebengeleise führten vom Orléans-Bahnhof aus auf Chatou zu. Die ungepanzerte Lokomotive fuhr auf dem abgekehrten Geleise und deckte sich durch diese Geschütz-Panzerwagen, die das Nebengeleise benutten. So kamen gegen 3 Uhr diese sonderbar komplizirten Maschinen herangebraust, gaben einige

1) Die auf dem linken Flügel stehende 5. leichte Batterie v. Schulzendorff hatte unter erwähntem flankirenden Feuer von Charlebourg her besonders zu leiden. Auf Befehl des Majors v. Seebach ging sie daher um 480 Uhr 500 Schritt zurück und nahm hinter Erdauswürfen gedeckte Stellung. Ein zerschossenes Rad wurde hier erseßt.

2) Näheres über Verluste siehe Anlage 11.

Schrapnels schwersten Kalibers in bedrohlicher Nähe ab, und da sie jedesmal eine bessere Antwort von der 5. schweren und 6. leichten Batterie erhielten, als ihre Anfrage war, flogen sie ebenso spornstreichs zurück, als sie gekommen waren.

Dies Schauspiel füllte ungefähr 11⁄2 Stunden angenehm aus, ohne daß die bedeutende Mehrzahl der Geschüße von ihrem wichtigeren Ziele abgezogen wurde.

Das Resultat war, wie auch meist deutlich beobachtet werden. konnte, daß eine Preußische Granate das deckende Eisenblech des einen Panzerwagens durchschlug und einen Mann tödtete, mehrere Leute der Besatzung aber verwundete. Ferner wurde eine Lokomotive durch diesseitige Treffer unbrauchbar, und ein 16 cm Geschützrohr zersprang. Was zu Letzterem der Grund, ist nicht bekannt.1)

Mit eintretender Dunkelheit, die durch Schneegestöber noch vermehrt wurde, etwa 430 Uhr, erlosch die Schlacht auf dem Preußischen linken Flügel. Nur noch einige Riesengeschosse des Mont Valérien waren nicht gewillt, die Stellung bei Carrières unberücksichtigt zu lassen. Die Batterieen, da sie kein Ziel mehr hatten, wurden um 5 Uhr zunächst einige hundert Schritte, dann aber bis zur Chaussee von Montesson zurückgezogen, und als auch die Schlacht auf dem rechten Flügel entschieden war, trat die Korpsartillerie nebst Bedeckungs-Bataillon um 630 Uhr den dunklen beschwerlichen Rückweg nach ihren Kantonnements Sannois und Ermont an.

Bei ihrer späten Ankunft 1030 Uhr daselbst traf sie — da man am folgenden Tage eine Fortsetzung des Kampfes erwartete der Befehl, am Morgen des 20. um 8 Uhr wieder bei Montesson gefechtsbereit zu stehen. Es blieb wenig Zeit bis zum Wiederabmarsch, der diesmal über Cormeil gewählt wurde.

Der 20. verlief indeß ruhig, und um 6 Uhr nachmittags, auf dem ganzen Heimweg, namentlich von Courbevoye aus mit Granaten beschossen (von denen aber keine erhebliche Beschädigungen veranlaßte, und welches die legten waren, welche die Korpsartillerie zu begrüßen famen), traf die Truppe in ihren Quartieren wieder ein.2)"

1) Vergl. v. Löbells Jahresberichte, 1873, Seite 101.

2) Von der II. Fuß- Abtheilung war am 19. um 2 Uhr nachmittags die 3. schwere Batterie Dieckmann alarmirt worden, um erforderlichenfalls in das Gefecht eingreifen zu können. Sie nahm eine Bereitschaftsstellung bei Montesson. Der Anmarsch der Batterie muß vom Mont Valérien bemerkt

14. November.

Am 19. Januar traf die 1. reitende Batterie von ihrem Kommando zur 5. Kavallerie-Division, in dem sie durch die 2. reitende ersetzt war, vor Paris ein und trat in den Verband der Korpsartillerie ein. Wir haben ihre Erlebnisse seit Mitte November noch nachzuholen.

1. reitende Batterie vom 14. November bis 19. Januar.

Wir hatten die 1. reitende Batterie Bode I. am 14. November in Houdan verlassen, wo sie im Verbande der 11. Kavallerie-Brigade v. Barby auf dem linken Flügel der 5. Kavallerie-Division eine Zeit lang Ruhe hatte.1) Am 13. November abends war die Meldung von feindlichem Anmarsch von Dreux her und von der Anwesenheit Gefecht bei Bn. größerer Truppenmassen bei Cherish) und Bu3) eingegangen. Die Brigade ging daher am 14. zur Erkundung gegen Bu vor. Als dieses Dorf stark von feindlicher Infanterie beseßt gefunden wurde, marschirte die Batterie Bode 1900 Schritt südlich desselben auf, um den Feind aus dem am stärksten besetzten westlichen Dorfrande zu vertreiben. Das Dorf stand bald in Flammen, und der Feind zog sich in den daran liegenden Wald zurück.

Bald zog er aber ansehnliche Verstärkung heran und eröffnete ein lebhaftes Geschützfeuer. Da nach Aussagen der dortigen Landesbewohner etwa 12 000 Mann Französische Infanterie nebst 8 Schwadronen und 8 Batterieen in dortiger Gegend versammelt sein sollten, so ließ General v. Barby seine Abtheilung wieder nach Houdan zurückmarschiren. Als man aber am Nachmittag wieder Kanonendonner von Bu her vernahm, rückte die Brigade wieder aus und sammelte sich bei Richebourg.) Es wurde festgestellt, daß nur eine Preußische Patrouille von feindlichen Geschüßen beschossen worden war. Bis in die Nacht mußte man biwakiren, dann wurden, so gut es ging, Alarmquartiere in dem Dorfe bezogen, wo die Batterie bis zum 16. November verblieb.

worden sein, das Dorf Montesson wurde bei Annäherung der Batterie mit etwa 20 Granaten beschossen, welche dieselbe aber nicht erreichten. Nach einstündigem Verharren bei Montesson gab der anwesende Abtheilungskommandeur, Major v. Gilsa, da ein geeignetes Ziel nicht gefunden wurde, den Befehl zum Abrücken ins Kantonnement.

1) Seite 333.

2) Am Uebergang der Straße Versailles-Dreur über die Eure.
3) Nördlich dieser Straße zwischen Houdan und Eure.

4) Nördlich Houdan.

Inzwischen deuteten alle im Großen Hauptquartiere einlaufenden Meldungen darauf hin, daß der Feind bedeutende Streitkräfte an der Loire sammele. Zur Unterstützung der von Metz hierher angelangten Zweiten Armee des Prinzen Friedrich Karl wurde auch die neugebildete Armeeabtheilung des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin') auf Beaugency (an der Loire unterhalb Orléans) in Marsch gesetzt und dieser die durch fünf Bataillone und eine schwere Fuß-Batterie der Garde-Landwehr-Division verstärkte 5. Kavallerie-Division zugetheilt. Leztere hatte sich zunächst gegen Dreux zu wenden.

Gefecht bei Richebourg.

Am 17. November trat die Division den Vormarsch auf Dreux an. Die in Richebourg liegende Batterie sollte zu der die Avantgarde 17. November. bildende 12. Brigade v. Bredow in Houdan treten. Als sie ihren Abmarsch dorthin eben begonnen hatte, traf die Meldung ein, daß feindliche Infanterie zwischen Lubin und Gressey marschire. Die Batterie trabte sofort in genannter Richtung vor und nahm auf einer Anhöhe südwestlich Gressey Stellung gegen feindliche Infanterie, die gerade ein vorliegendes Gehöft besetzte, durch die Granaten der Batterie aber bald vertrieben und durch die Kavallerie bis Berchères verfolgt wurde. Darauf marschirte die Batterie Bode nach Houdan, um in den Verband der 12. Brigade wieder einzutreten.

Das ganze Auftreten der Franzosen deutete darauf hin, daß größere feindliche Kräfte an der Eure nicht vorhanden waren. Der Großherzog von Mecklenburg, der sich zunächst gegen Le Mans gewendet hatte, wurde daher angewiesen, mit seiner Heeresabtheilung nunmehr nach der Loire zu marschiren und die 5. Kavallerie-Division bei Dreux zu lassen, um gegen Evreux zu sichern. Am 18. November ging die 5. Kavallerie-Division über Dreux nach Nonancourt vor. Die Batterie Bode marschirte mit drei Eskadrons Dragoner Nr. 13 und drei Eskadrons Ulanen Nr. 16 in der Avantgarde.

Bei sehr starkem Nebel wurde gegen Nonancourt vorgetrabt. An einem Engweg bei St. Remi s. Avre erhielt die Avantgarde Feuer. Die Batterie Bode marschirte auf, konnte jedoch wegen des starken Nebels den Feind nicht erkennen. Derselbe wurde aber bald von der nachkommenden Infanterie zerstreut und zog sich auf Verneuil zurück.

1) I. Bayerisches Armeekorps, 17. und 22. Infanterie-Division, 2., 4., 5. und 6. Kavallerie-Division.

Gefecht bei
Evrenr.

19. November.

Die Batterie bezog mit dem Ulanen-Regiment Nr. 16 Quartiere in
Nonancourt.

Am folgenden Tage wurde der 1. Zug der Batterie unter Premierlieutenant Lindemann, einer Abtheilung von drei Eskadrons, zu einem Zuge gegen Evreux zugetheilt. Die Stadt und die vorliegenden Wälder waren stark von Mobilgarden besett. Lieutenant Lindemann ließ seine beiden Geschütze auf 600 Schritt auf der Straße auffahren, um die feindliche Infanterie zu beschießen, welche einen Durchgang durch den vor Evreux liegenden Eisenbahndamm. vertheidigte. Hier fiel der Unteroffizier Böttcher, durch eine Gewehrkugel in den Unterleib tödlich getroffen. Die Abtheilung kehrte abends nach Nonancourt zurück.

Der 2. Zug unter Lieutenant Lepper nahm am 22. an einer Unternehmung gegen Vernon, der 3. unter Lieutenant Bauerhorst am 23. gegen Damville,1) der 1. unter Premierlieutenant Lindemann am 24. gegen Verneuil Theil, ohne aber zum Schuß zu kommen.

Am 25. November trat die 5. Kavallerie-Division wieder unter den Befehl der Dritten Armee und wurde weiter rückwärts, nach Paris zu, verlegt. Batterie Bode kam mit der 12. Brigade nach Dreux, wo sie bis zum 9. Dezember verblieb. Auch von hier aus wurden von größeren und kleineren Abtheilungen dauernd nach allen Seiten zur Aufklärung Züge unternommen, an denen sich am 29. und 30. der 3. Zug, Lieutenant Bauerhorst, gegen Damville, am 2. Dezember der 2. unter Lieutenant Lepper gegen Chartres, am 9. der 3. Zug unter Lieutenant Lindemann gegen Bazoches betheiligte. Der Feind wich stets zurück, ein größerer Zusammenstoß fand nicht statt. Man lebte aber in steter Aufregung, da man nicht vor nächtlichen Ueberfällen sicher war.

Mit großer Freude wurde die Nachricht von den glücklich abgeschlagenen Ausfällen vor Paris sowie von den glänzenden Siegen bei Orléans aufgenommen. Die reichlich eintreffenden Liebesgaben, besonders wollene Hemden und Strümpfe, waren bei der strengen Kälte sehr willkommen.

Als Anfang Dezember die Erste Armee des Generals v. Manteuffel die untere Seine erreichte und dann eine Brigade nach Evreux vorschob, erhielt die 5. Kavallerie-Division den Befehl, die Linie Dreux-Chartres zu besegen und von dort aus die rechte Flanke der bei Orléans versammelten Zweiten Armee sowie den

1) An der Straße von Evreur nach Breteuil.

« ZurückWeiter »