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12. November.

15. November.

1/2 Schwadron eine Unternehmung auf Ecos und Valcarbon mit. Es war scheußliches Wetter, der handhohe Schnee erschwerte ungemein das Vorwärtskommen. Die beiden oben genannten Ortschaften waren vom Feinde verlassen und wurden unter bereitwilliger Mitwirkung der Ortsbehörden entwaffnet. Nach Verabreichung eines guten Frühstücks marschirte man in die Kantonnements zurück.

An demselben Tage kam die Artillerie nördlich Gisors noch. einmal zur Thätigkeit. Ulanenpatrouillen hatten gemeldet, daß sie in Hébécourt heftiges Feuer erhalten hätten, wobei ein Ulan getödtet worden war. Sofort wurde zur Ahndung dieses Angriffs eine Kompagnie, eine Schwadron und zwei Geschüße der Batterie Reyher unter Hauptmann v. Werder dorthin entsandt. Unterwegs brachte ein Fuhrwerk die grausam verstümmelte Leiche des Ulanen entgegen, was die Entrüstung noch erhöhte. Auf der Höhe von Hébécourt fuhr der Zug der Batterie Reyher auf und schoß ein Gehöft jenseits des Ortes in Brand, das die Franktireurs, nachdem sie das Dorf geräumt hatten, noch besetzt hielten. Infanterie drang ein und nahm den Maire und den Priester gefangen. Letzterer hatte sich schon mehrfach feindselig und aufreizend gezeigt und sollte vor den Hauptmann v. Werder geführt werden. Bei Empfang der Nachricht hiervon rührte ihn der Schlag. Durch den Tod entging er der peinlichen Untersuchung. Die Einwohner waren meist mit den

Franktireurs entflohen.

Am 12. November marschirte Oberst v. Pressentin mit vier Kompagnieen, zwei Schwadronen und zwei Zügen der Batterie Reyher auf das alte Gefechtsfeld bei Le Thil und sammelte dort, sowie in Nojeon le Sec und Saussaye Verpflegungsmittel, ohne mit dem Feinde zusammenzustoßen.

Je ein Zug der reitenden Batterie Kanz begleitete zwei Kolonnen, welche am 15. von Dangu und St. Clair unter Oberstlieutenant Hildebrand und Major v. Slupecki gegen Ecouis bezw. Haqueville und Farceaux vorgingen, ohne aber mit dem Feinde zusammenzustoßen. Man stellte aber fest, daß der Feind den Andelle Abschnitt stark besetzt hielt und nach Ecouis und Fleury größere Abtheilungen vorgeschoben hatte, sowie daß in Les Andelys einige hundert Mobilgarden standen, die täglich vom anderen SeineUfer aus abgelöst wurden. Mit reichlichen Futter- und Lebensmitteln versehen, kehrte man ungestört nach Dangu bezw. St. Clair zurück.

Auch am folgenden Tage betheiligte sich Premierlieutenant Oberg 16. November. mit seinem Zuge, mit der Kompagnie Lanz und einem Zuge Ulanen an einer Erkundung über Bray, Valcarbon, Hébécourt gegen den Wald von Vernon, ohne etwas vom Feinde zu bemerken.

Nachdem die Nachricht, daß der Feind die Dörfer Richeville, Etrêpagny, kurze Zeit sogar auch Gamaches (12 km westlich Gisors) besetzt hatte, durch Patrouillen bestätigt war, und als Spione von einem beabsichtigten feindlichen Angriff durch zwei Linien-Regimenter auf Gisors berichteten, beschloß Prinz Albrecht, am 21. November mit 21. November. seiner ganzen Abtheilung längs der Straße Paris-Rouen vorzugehen, nachdem von Beauvais aus die Besetzung von Gisors durch eine Sächsische Abtheilung am nächsten Tage zugesagt war. Von St. Clair sollte eine Abtheilung unter dem Prinzen Hohenlohe in Stärke von fünf Kompagnieen, drei Schwadronen und der 3. Reitenden Batterie Kanz auf Fontenay, Guitry und Forêt la Folie, wenn möglich noch auf Richeville vorgehen. Eine Kompagnie sollte Dangu, eine St. Clair besetzen. Sobald die Sachsen in Gisors eingetroffen waren, sollte Oberst v. Pressentin mit dem I. Bataillon, 212 Schwadronen und der Batterie Reyher nach Magny marschiren, um dort zur Aufnahme des Prinzen Hohenlohe bereit zu sein. Nach den einige Zeit erfordernden Vorbereitungen marschirte die Kolonne des Prinzen Hohenlohe um 1030 Uhr von St. Clair ab und gelangte, ohne etwas vom Feinde zu sehen, bis Forêt la Folie, wo aufmarschirt wurde. Der Maire und Priester von Forêt la Folie erzählten, daß hier allerdings Franktireurs gewesen wären, sich aber schauderhaft betragen hätten; den Einwohnern selbst gereichte es nur zur Freude und Beruhigung, daß sie sich verzogen hätten. Die Bauern wollten nichts mehr von den Franktireurs und ihrer Kriegführung wissen. Den Truppen wurden bereitwilligst Erfrischungen verabreicht, die die Einwohner den Deutschen lieber gaben als den brutalen Freischaaren. Nachdem auch Richeville vom Feinde unbesetzt gemeldet war, ordnete Prinz Albrecht den Rückmarsch an. Der Feind hatte sich, wie man später erfuhr, vor Eintreffen der Preußischen Patrouillen auf Ecouis und Les Andelys zurückgezogen.

Inzwischen änderte sich die Kriegslage im Norden von Paris wesentlich zu Gunsten der Deutschen. Die Erste Armee eilte, nachdem sie Metz besetzt und die Gefangenentransporte abgeführt hatte, herbei, die rückwärtige Verbindung von Paris freimachend.

Am 21. zog sie sich bei Compiègne an der Dise zusammen, um gegen die feindliche Nord-Armee bei Amiens und Rouen vorzugehen. Die einzelnen Truppenabtheilungen im Norden von Paris konnten abgelöst werden. Prinz Albrecht von Preußen erhielt am 23. die Nachricht, daß seine Truppenabtheilung am 25. durch die Sächsische in Beauvais ersetzt werden würde und erstere dann nach Paris zurückkehren sollte.

Da der Feind sich wieder dicht vor der Front gezeigt hatte, 24. November. befahl Prinz Albrecht noch für den 24. eine Erkundung gegen Les Andelys und Richeville. Oberstlieutenant Hildebrand sollte mit seinem Füsilier-Bataillon (ohne 12. Komp.), 1 Eskadron Ulanen und 4 reitenden Geschützen gegen Les Andelys vorgehen, Major v. Slupecki sollte dieses Vorgehen mit 1 Kompagnie, 1 Eskadron und 2 Geschützen der reitenden Batterie in der rechten Flanke durch Aufstellung bei Villers unterstützen. Eine Kompagnie und 25 Ulanen unter Hauptmann Lanz sollten in der linken Flanke die Verbindung mit der Brigade v. Redern bis Vernon aufsuchen. Oberstlieutenant Hildebrand trat um 8 Uhr morgens seinen Vormarsch von St. Clair über Fontenay, Guitry, Forêt la Folie gegen Harqueney an. Nachdem durch starke Kavallerie- und Infanteriepatrouillen der Feind in Les Andelys alarmirt war und seine Stärke gezeigt hatte, trat das Detachement des Oberstlieutenants Hildebrand den Rückmarsch an, dem sich Hauptmann Lanz von Vernon aus anschloß. Zu dieser Zeit wurde die Abtheilung des Majors v. Slupecki zwischen Villers en Verin und Richeville plötzlich durch eine feindliche Abtheilung von etwa 2 bis 3 Bataillonen, 2 Schwadronen und 5 Geschützen angegriffen. Major v. Slupecki entwickelte seine Infanterie und ließ die beiden Geschütze des Lieutenants Creuzinger westlich des Dorfes abproßen. Der Feind zog seine Geschütze auf die Höhe und eröffnete auf sehr große Entfernung sein Feuer, ohne jedoch Jemand zu treffen. Da der Feind nicht näher heran kam, so kamen weder die Geschüße des Lieutenants Creuzinger noch die Infanterie zum Schuß. Der Feind zog sich wieder hinter die Höhe zurück. Als dann Major v. Slupecki die Nachricht erhielt, daß Oberstlieutenant Hildebrand seine Erkundung beendet und den Rückmarsch angetreten hatte, war auch sein Auftrag, diese Erkundung zu decken, erfüllt, und er schloß sich mit seiner Abtheilung ebenfalls dem Rückmarsche an, der ohne Störung vor sich ging.

Mit diesem Zuge war die Thätigkeit der Truppenabtheilungen des Prinzen Albrecht in der Normandie beendet. Man hatte eine

Zeit durchgemacht, die für alle Betheiligten nicht nur thaten-, sondern auch im höchsten Grade lehrreich war. Monatelang hatte das Detachement gegen große Ueberlegenheit erfolgreich Stand gehalten und den Rücken der Einschließungs-Armee geschützt, bis stärkere Truppen die Entscheidung herbeiführen konnten. Die Erfolge waren der peinlichen Aufmerksamkeit im Sicherheitsdienst, den ununterbrochen unternommenen Zügen und den energischen Maßregeln, mit welchen man aufständische Gemeinden zur Unterwerfung zwang, zu verdanken. Mit Befriedigung wird Jeder, der an der Oise und Epte mitge= fochten hat, an diese anstrengende und aufregende, aber schöne Zeit zurückdenken.

Seine Königliche Hoheit Prinz Albrecht von Preußen entließ jein Detachement durch folgenden Befehl:

Infolge Armeebefehls vom 23. d. Mts. wird das mir unterstellte Detachement in seiner bisherigen Stellung und Aufgabe am morgenden Tage abgelöst, und kehren die bisher dazu gehörigen Truppentheile zu ihren betreffenden Regimentern zurück.

Ich spreche den Herren Offizieren und Mannschaften des Detachements meine aufrichtige Anerkennung aus für die Umsicht, die Pflichttreue, die Bravour und die Ausdauer, sowie für die gute und brave Haltung die ich stets bei Wahrnehmung der verschiedenen Dienstzweige beobachtet habe, und die stets auf eine den Preußischen Soldaten ehrende Weise zu Tage getreten ist, bei aller Gelegenheit, wo wir es mit dem Feinde zu thun bekommen haben.

Ich sage den Truppentheilen des IV. Armeekorps, welche jezt aus dem Verbande des Detachements scheiden, ein herzliches Lebewohl!

gez. Albrecht, Prinz von Preußen."

Am 25. November traten die Truppen des IV. Armeekorps ihren Rückmarsch zur Einschließungs-Armee vor Paris an. Die Batterieen kehrten in ihre alten Quartiere, die 2. schwere Batterie Reyher über Cormeilles nach Montmorency, die 3. reitende Batterie über Puiseur nach Ermont zurück.

Gesch. d. Feldart. Regts. Prinzreg. Luitpold v. Bayern (Magdeb.) Nr. 4.

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28. November.

11. Zeit vor Paris vom 30. November bis zum Waffenstillstand.

Gefecht bei Epinai, 30. November.

Am 30. November kam es zum ersten Mal während der Belagerung von Paris für einen Theil des IV. Korps zu einem größeren Gefecht.

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Am 28. November begann eine große feindliche Kanonade, welche die schweren Ausfallkämpfe im Südosten gegen die Württemberger und Sachsen bei Champigny und Villiers einleiteten. Am Nachmittag dieses Tages und am folgenden wurde die Vorpostenstellung bei Epinai und Enghien sehr heftig aus schweren Geschützen beschossen. Stärkere feindliche Truppenmassen wurden bei St. Denis gemeldet. In der Nacht vom 29. zum 30. November", erzählt der damalige neu ernannte und tags zuvor eingetroffene Kommandeur der 4. leichten Batterie, Hauptmann Nienstaedt, „erdröhnte das ganze Seine Thal bei Epinai fortgesetzt von den über den Mont d'Orgemont fortgehenden im Thale krepirenden Granaten. Gegen Mittag nahm das Feuer, besonders vom Fort La Briche aus, ganz erheblich zu, derartig, daß die Fenster in den Häusern der Dörfer Sannois, St. Gratien und Enghien kaum einen Augenblick aufhörten zu klirren. Hauptmann Richter erzählt, daß eine Granate in die Bäckerei zu St. Gratien einschlug und dort sechs Mann verwundete, fernere vier Geschosse krepirten in unmittelbarer Nähe des Parkes der 3. leichten Batterie. Als das 5. Geschütz dieser Batterie seine Pferde eben aus dem Stall gezogen hatte, um anzuspannen, fuhr eine Granate in die 2. Etage des Vorderhauses und warf die ganze Decke ein, jedoch ohne Jemand zu verlegen. Auch in Montmorency, dem Quartier der I. Abtheilung, schlugen drei Granaten in dem Revier der 1. schweren Batterie ein. Eine krepirte in der Wohnung des Feldwebels Steinweg, zwei auf dem soeben verlassenen Reitplage der Batterie. Man war indeß zu sehr daran gewöhnt, um dem Feuer besondere Beachtung zu schenken und den Dienstbetrieb dadurch irgendwie beeinflussen zu lassen." Plötzlich ertönte etwa um 2 Uhr nachmittags das Alarmsignal. Von den Vorposten der 15. Brigade in Epinai war die Meldung eingegangen, daß starke feindliche Kolonnen, etwa eine Brigade, von St. Denis aus gegen

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