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Von Magny am 29. unternommene Erkundungen hatten ergeben, 29. Oktober. daß das Land südlich der Linie Magny-Vernon bis zur Seine frei vom Feinde war. Es schien, daß derselbe sich nach der Andelle zurückgezogen hatte. Die in Magny liegenden Truppen wurden daher am 31. nach Dangu herangezogen, um hier den wichtigen 31. Ottober. Epte-Uebergang zu sichern. Der Stab des Füsilier-Bataillons, Oberstlieutenant Hildebrand, 10. und 11. Kompagnie, 2. Eskadron 3. Garde-Ulanen-Regiments, zwei Züge der 3. reitenden Batterie Kanz quartierten nach Dangu, 9. Kompagnie nach St. Gervais, 12. Kompagnie und 1. Zug der 3. reitenden Batterie, Premierlieutenant Oberg, nach Magny.

Am 2. November wurde die Abtheilung in Dangu alarmirt, und das Vorgehen starker Infanteriefolonnen mit Artillerie von Fleury gegen Boisemont gemeldet. Der Feind ging allerdings wieder zurück, es schien sich aber ein Angriff auf die Epte-Linie vorzubereiten. Es wurde befohlen, im Fall eines Angriffs die EpteUebergänge energisch zu vertheidigen, sich gegenseitig zu unterstüßen und sehr aufmerksam zu patrouilliren. In Dangu blieben eine Kompagnie und ein Zug Artillerie unter Lieutenant Blomeyer zurück, eine Kompagnie besetzte St. Clair, der Rest des Füsilier-Bataillons und der 3. reitenden Batterie marschirte nach Magny. Die Bitte um weitere Verstärkung konnte seitens des Oberkommandos der Maas-Armee vorläufig nicht bewilligt werden.

Der Feind schien sich immer mehr zu verstärken. Mit Spannung wurde einem Angriff auf Gisors entgegengesehen.

Um den täglich kühner werdenden Feind einzuschüchtern und seine Stärke und Absichten gewaltsam zu erkunden, befahl Prinz Albrecht, daß Oberst v. Pressentin am 6. November mit drei Kompagnieen, zwei Schwadronen und zwei Zügen der 2. schweren Batterie Reyher gegen Ecouis vorgehen sollte. Gleichzeitig sollten in Etrêpagny Futter und Lebensmittel beigetrieben werden.

Gefecht bei LeThil.

In dunkler Nacht um 3 Uhr morgens brach Oberst v. Pressentin 6. November. auf. In größter Stille ging der Marsch auf der Chaussee über St. Eloi nach Etrêpagny, wo man um 515 Uhr eintraf und den Einwohnern einen höchst ungemüthlichen Sonntagmorgen bereitete. Alles wurde abgesucht, einige verdächtige Gesellen festgenommen. Bei Tagesgrauen um 7 Uhr morgens wurde der Marsch fortgesetzt. Gegen 8 Uhr, als die Dämmerung gewichen, war die Spitze etwa 200 Schritt vor Le Thil angekommen. Oberst v. Pressentin

befahl, das Dorf abzusuchen, eine Kompagnie sollte mit der Batterie halten. Plötzlich brach aus dem Dorfrande ein furchtbares Schnellfeuer los. Die Infanterie ging sofort zum Angriff vor, die Batterie Reyher nahm Stellung südlich der Chaussee und nahm das Dorf unter Feuer. Nach dem zweiten Schuß stand ein Haus in Flammen. Der Feind wartete den Angriff der Infanterie, die er wohl hinter den Ulanen nicht vermuthet hatte, nicht ab, sondern flüchtete in größter Unordnung zurück. Das eigentliche Gefecht hatte kaum eine Viertelstunde gedauert. Fast gleichzeitig erhielt die als linke Seitendeckung gegen La Londe vorgehende Schwadron aus dem Dorfrande und einem neben dem Dorfe stehenden Thurm Feuer. Ein Zug der Batterie Reyher richtete sofort sein Feuer gegen La Londe, während der andere die aus Le Thil flüchtenden regellosen Haufen beschoß. Le Thil wurde von der 6. Kompagnie besetzt und hier noch viele Gefangene gemacht. Die Geschütze prozten auf und blieben vorläufig halten. Die 4. Kompagnie ging mit zwei Schwadronen zur Verfolgung des nördlich nach Nojeon und Saussaye geflohenen Feindes vor. Als derselbe hier noch Widerstand zu leisten versuchte, wurde der 2. Zug der Batterie Reyher nordöstlich von Le Thil vorgezogen, vertrieb den Feind nach einigen Schüssen und proßte dann wieder auf, um zum Abmarsch bereit zu sein. Während dieser Zeit waren in Etrêpagny 80 Zentner Hafer und 13 Stück Vieh beigetrieben worden. Oberst v. Pressentin wollte nach glücklichem Verlauf des Gefechts bei Le Thil eben den Befehl zum Weitermarsch geben, als er die Meldung erhielt, daß feindliche Abtheilungen sich in den Waldungen bei Etrêpagny zeigten. Gleichzeitig erschienen auf der Höhe von Saussaye nördlich Le Thil starke Infanteriemassen, etwa vier bis fünf Bataillone im Vorgehen auf Saussaye. Da vor Allem das Fortbringen der Lebensmittel aus Etrêpagny gesichert werden mußte, schien es nicht rathsam, sich in ein Gefecht mit überlegenen Truppen einzulassen, besonders da ein Rückzug durch Etrêpagny durch die mitzuführenden Gefangenen und Wagen erschwert wurde. Oberst v. Pressentin beschloß daher den Rückmarsch auf Gisors, den die 6. Kompagnie und die Batterie Reyher zu decken hatten.

Der am westlichen Ausgange haltende Zug hatte wieder abgeprogt und begann ein wohlgezieltes Feuer auf die gegen Saussaye vorgehenden feindlichen Kolonnen, welche stutzten und schließlich halten blieben. Eine feindliche Batterie von vier bis sechs Geschüßen

eröffnete das Feuer gegen Le Thil zum Entseßen der Einwohner, die schon genug Angst bei dem stattgehabten Gefecht ausgestanden hatten. Die Geschosse gingen jedoch sämmtlich zu kurz und krepirten nicht. Als die Marschkolonnen einen genügenden Vorsprung gewonnen hatten, nahm der Oberst die Geschüße zurück und ließ die beiden Züge der Batterie Reyher eine Aufnahmestellung südlich Le Thil einnehmen. Die 6. Kompagnie zog sich als Arrieregarde langsam aus dem Dorfe zurück. Der Feind wagte weder in den Ort einzudringen, noch überhaupt seine Stellung auf den Höhen von Le Thil zu verlassen, so daß sich die Batterie bald der 6. Kompagnie anschließen konnte. Die Geschüße hatten insgesammt 77 Granaten verfeuert. Der Rückmarsch ging ohne Aufenthalt vor sich, und man langte um 130 Uhr wieder in Gisors an. Der Auftrag war vollkommen erfüllt. Verpflegungsmittel waren genügend gesammelt, dem Feinde die gehörige Achtung beigebracht worden. Gleichzeitig hatte man sicher erkannt, daß starke feindliche Kräfte an der Andelle mit vorgeschobenen Abtheilungen standen, ein Angriff daher demnächst zu erwarten war.

Um auch über etwaige feindliche Unternehmungen von der Andelle aus an der Seine entlang Klarheit zu gewinnen, ordnete Prinz Albrecht für den folgenden Tag eine Erkundung gegen Les Andelys an. Dazu sollte eine Kolonne unter Oberstlieutenant Hildebrand, Kommandeur des Füsilier-Bataillons, mit zwei Kompagnieen, 112 Eskadrons, einem Zuge der 3. reitenden Batterie unter Sefondlieutenant Blomeyer und einem der 2. schweren Batterie unter Sekondlieutenant Steiniger von Dangu über Thilliers en Verin, eine zweite unter Major v. Osten vom 3. Garde-Ulanen= Regiment mit zwei Kompagnieen, einer Eskadron und dem 1. Zuge der 3. reitenden Batterie unter Premierlieutenant Oberg über St. Clair-Cohaignes-Fontenay-Guitry auf Les Andelys vorgehen. Als sich die Kolonne Hildebrand dem Dorfe Villers näherte, wurde ein Trommelsignal gegeben, die Abtheilung entwickelte sich sofort zum Gefecht, zwei Geschüße nahmen nördlich, zwei südlich des Weges Stellung, während die Kavallerie den Ort von beiden Seiten umging. Die eindringende 10. Kompagnie fand jedoch nichts vom Feinde vor, und nachdem der Ort abgesucht, wurde der Weitermarsch auf Mouflaines angetreten. Eine Eskadron, der reitende Zug des Sekondlieutenants Blomeyer und ein Zug Infanterie wurden rechts nach Richeville gesandt. Beide Orte waren nicht vom Feinde besetzt und wurden aussouragirt, die beladenen Wagen dann

Gefecht bei Forêt la folie.

7. November.

8. November.

Roche-Guyon.

nach Dangu zurückgeschickt und um 945 Uhr der Marsch über Guitry fortgesetzt. Nachdem man den Wald südlich Mouflaines ohne Störungen durchschritten hatte, erhielt die Spitze der Ulanen an der Südwestecke plötzlich Feuer. Rasch warf sich die Kompagnie des Hauptmanns Helmuth dem Feinde entgegen und trieb ihn unter großem Verluste gegen das westlich des Waldes gelegene Dorf Forêt la Folie zurück. Der Zug des Lieutenants Steiniger der 2. schweren Batterie wurde aus dem Walde vorgezogen und nahm westlich des Weges nach Guitry gegen La Folie Stellung. Gleichzeitig mit dem ersten Kanonenschuß ertönte auch von Guitry her das Feuer der Kolonne Osten. Dieselbe war über Fontenay unangefochten bis nach Guitry gelangt, als sie plöglich aus Häusern und Fenstern Feuer erhielt. Nach kurzem Gefecht wurde hier eine Anzahl Einwohner und Franktireurs kampfunfähig und gefangen gemacht. Premierlieutenant Oberg nahm darauf gegen Forêt la Folie auf 1300 Schritt Stellung, um gemeinschaftlich mit den schweren Geschützen des Lieutenants Steiniger den Angriff der Infanterie vorzubereiten.

Die feindliche Besatzung leistete energischen Widerstand und unterhielt, hinter Gartenmauern trefflich gedeckt, ein heftiges Gewehrfeuer. Nachdem sie aber unter dem zweiseitigen Artilleriefeuer augenscheinlich erschüttert war, gingen drei Kompagnieen zum Angriff vor und verjagten nach kurzem Gefecht die feindlichen Schützen aus dem Dorfe; was noch ergriffen wurde, wurde niedergemacht. Gegen Les Andelys vorreitende Ulanen stellten nur einige Infanterie- und Kavalleriepatrouillen auf den nordwestlich gelegenen Höhen fest. Damit war der Auftrag erledigt, die Abtheilungen kehrten in ihre Quartiere zurück. Man war diesmal auf ganz energischen Widerstand gestoßen, zum Glück trafen aber die beiden Kolonnen so pünktlich vor Forêt la Folie zusammen, daß derselbe bald gebrochen war.

Am 8. November marschirte von Magny aus unter Führung Gefecht bei La des Majors v. Zimmermann vom 3. Garde-Ulanen-Regiment eine Abtheilung von einer Eskadron, einer Kompagnie und dem Zuge des Lieutenants Creuzinger der Batterie Kanz, ab, um südlich von Bray am Epte-Bach aufzuklären und in Gonnecourt zu fouragiren. Die Spitze dieser Abtheilung hatte Roconval durchschritten, als plötzlich in der linken Flanke auf den Höhen von La Roche Guyon, dicht an der Seine, Franktireurbanden sichtbar wurden. Sie flohen eiligst nach der Seine, über die sie auf bereit

gehaltenen Kähnen überfuhren, und besetzten ein auf dem jenseitigen Ufer neben der zerstörten Kettenbrücke liegendes Haus. Die beiden Geschütze nahmen auf einer Höhe bei La Roche Guyon Stellung und beschossen auf 1400 Schritt dieses Haus. Nach 17 Granatschüssen verließ der Feind das Gehöft und zog sich in den dahinter liegenden Wald zurück. Das Detachement setzte darauf seinen Vormarsch fort, führte die befohlene Ausfouragirung von Gonnecourt aus und marschirte dann nach Magny zurück.

Diese Gefechte, vor Allem wohl die Niederlage bei Forêt la Folie machten dem Unwesen der Franktireurbanden an der Epte ein Ende. Die feindlichen über die Andelle vorgeschobenen Abtheilungen wurden zurückgezogen. Nur Les Andelys blieb beseßt, und schwächere Abtheilungen zeigten sich bisweilen in Richeville und Etrêpagny. Erst gegen Mitte des Monats, als in ganz Frankreich die Vorbewegungen der Provinzheere begannen, drängten auch hier wieder die feindlichen Abtheilungen vor. Es trat daher vorläufig für die Truppenabtheilungen des Prinzen Albrecht eine verhältnißmäßige Ruhe ein. Es herrschten jetzt zwischen Dise und Epte bei großem Entgegenkommen der Einwohner vollständig geordnete Verhältnisse, wie man sie in den bisher durchzogenen und von den Einwohnern verlassenen Gegenden nicht kannte. Der regelmäßige Wochenmarkt wurde hier abgehalten, die Zucker- und anderen Fabriken arbeiteten ruhig weiter. Diese friedliche Thätigkeit wurde von oben her sehr begünstigt, um die Freischaarenbanden nicht durch brotlose Arbeiter zu verstärken. 1)

Wesentlich für das Detachement war es, daß am 8. November 8. November. die 16. Infanterie-Brigade in Pontoise als Rückhalt eintraf. Lettere hatte, als die Garde-Landwehr-Division der Maas-Armee unterstellt wurde und Theile von ihr die Stellung der 16. Infanterie-Brigade in der Einschließung von Argenteuil einnahmen, derartig Aufstellung genommen, daß sie sowohl gegen Unternehmungen der feindlichen Nord-Armee als gegen Paris verwendet werden konnte. Hierdurch wurde es möglich, die Besatzungen der Epte-Uebergänge bei Dangu und St. Clair zu verstärken und ihnen den anstrengenden Sicherheitsdienst zu erleichtern.

Der Zug des Premierlieutenants Oberg der Batterie Kanz 10. November. machte am 10. November mit den drei Füsilier - Kompagnieen Regiments Nr. 27 unter Oberstlieutenant Hildebrand und

1) Mittheilungen des Premierlieutenants Oberg.

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