Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

fanden, heftiges Feuer. Ohne genügende Infanterie konnte man in den Wald nicht eindringen. Das Detachement zog sich auf Chauvry zurück, machte hier Halt, um die Pferde zu füttern, und kam um 6 Uhr abends in Doment ins Quartier.

27. September.

Gefecht bei

esle Adam.

Am folgenden Tage wurde, nachdem noch das I. Bataillon Infanterie-Regiments Nr.71 zur Verstärkung herangezogen war, um 7 Uhr auf Presles marschirt. An der Chausseegabel südlich dieses Ortes wurde um 12 Uhr Halt gemacht. 3 Schwadronen und 3 Kompagnieen marschirten gegen L'Isle Adam an der Dise vor. Um 2 Uhr erhielt auch der Rest des Detachements Befehl zum Angriff auf diesen Ort. Als der Zug des Lieutenant Schwarzkopff eintraf, war der auf dem diesseitigen Ufer liegende Theil des Dorfes bereits von der Infanterie besetzt. Die Geschütze nahmen am südöstlichen Dorfrande Stellung, um durch Beschießung der Häuser jenseits des Flusses die Franktireurs zu vertreiben. Sie gaben auf 2500 und 2600 Schritt 17 Schuß ab, die nicht leicht zu beobachten waren, aber doch den Erfolg hatten, daß der Feind das Dorf verließ. Man sah deutlich feindliche Truppen über den Hang entweichen. Aus den beschossenen Häusern stiegen zwar Rauchwolken auf, sie waren jedoch zu massiv gebaut, um in Flammen aufzulodern. Nach einstündigem Feuer wurde der Rückmarsch auf Presles angetreten, daselbst die Nacht zugebracht und am folgenden Tage über Moisselles, 28. September. St. Brice nach Montmorency zurückmarschirt, wo sich das Detachement auflöste. Der Zug der 3. schweren Batterie kehrte in seine Quartiere in Sannois zurück. Die kleine Unternehmung war für Leute und Pferde sehr anstrengend gewesen. Das Dorf L'Isle Adam wurde vom Feinde nach dem Abmarsch der Preußischen Truppen sofort wieder besett.

Unterdessen hatte das Generalkommando IV. Armeekorps die Entsendung einer zweiten Abtheilung angeordnet, welche im Anschlußz an die Sächsische Kavallerie - Division das ganze rechte Dise-Ufer von Freischaaren säubern und den Landstrich an der unteren Epte bewachen sollte.

Diese Abtheilung, bestand aus:

I. Bataillon Infanterie-Regiments Nr. 27, Major Schramm,
1. Garde-Ulanen-Regiment, Oberstlieutenant v. Rochow,
1 Zug der 2. schweren Batterie Feldartillerie Regiments
Nr. 4, Sekondlieutenant Steiniger,

1 Feld-Pionier-Kompagnie mit leichtem Brückentrain, Haupt-
mann Schulz I.,

1 Sektion des Sanitätsdetachements, Sekondlieutenant Becker.

29. September.

L'Isle Adam.

Sie sammelte sich am 29. September 1030 Uhr morgens bei Maffliers und trat von dort den Vormarsch auf der großen Straße nach Beaumont an der Oise an. Die 1. Kompagnie 27 er und 3. Esfadron der 1. Garde-lllanen gingen als linte Seitendeckung gegen L'Isle Adam vor, um diesen Ort und den östlich gelegenen Wald abzusuchen und vom Feinde zu säubern. Als die Hauptkolonne in Presles, 3 km südlich Beaumont, angelangt war, lief die Meldung Gefecht bei ein, daß L'Isle Adam stark vom Feinde besetzt sei. Infolgedessen sandte der Detachementsführer, Oberstlieutenant v. Rochow, die 4. Kompagnie, Hauptmann Hildebrand, und den Zug des Lieutenants Steiniger gegen das genannte Dorf ab. Als Letterer um 145 Uhr vor L'Isle Adam eintraf, stand die 1. Kompagnie unter Premierlieutenant v. Seydlig im heftigsten Kampfe mit dem Feinde, dessen Hauptmacht, wohlverschanzt hinter einer Barrikade und einer Schanze beim Dorfe Parmin sich hielt, jenseits der Dise, die, hier in drei Arme getheilt, zwischen L'Isle Adam und Parmin hindurchfließt. Lieutenant Steiniger ließ seine beiden Geschütze auf einer Anhöhe östlich von L'Isle Adam auffahren und das Feuer zunächst auf die vom Feinde besetzte Schanze bei Parmin richten. Nach wenigen Schüssen gelang es, den Feind aus der Schanze zu vertreiben. Im Uebrigen war die Aufstellung des Feindes gar nicht zu sehen, und stellte Lieutenant Steiniger, nachdem er 25 Granatschüsse abgegeben hatte, das Feuer ein. Oberstlieutenant v. Rochow war zu der Ansicht gekommen, daß von L'Isle Adam aus ein Angriff auf Parmin unnüße Opfer fordern würde, und beschloß am andern Tage die Dise weiter aufwärts bei Beaumont zu überschreiten und den Feind gleichzeitig auch am andern Ufer anzugreifen. Die 1. und die inzwischen herangeeilte 4. Kompagnie unterhielten in L'Isle Adam das Feuer gegen den Feind, bis dieser gegen 6 Uhr abends verschwunden war. Der Zug Steiniger wurde nach Beaumont herangezogen, wo die Pioniere eine Pontonbrücke herstellten. Im Laufe der Nacht versammelte sich die ganze Truppenabtheilung in Beaumont, nur die halbe 4. Kompagnie war in L'Isle Adam geblieben, um gegen Parmin zu beobachten.

Gefecht bei
Nestes.

30. September.

Am folgenden Tage früh morgens begann der Vormarsch von Beaumont an der Dise abwärts auf dem rechten Ufer. In der Umgegend von Parmin erfuhr man, daß die Franktireurs 500 Mann stark gewesen und sich in nordwestlicher Richtung auf Nesles zurückgezogen hätten.

Oberstlieutenant v. Rochow beschloß, dem Feinde schleunigst zu folgen und ihn zu zersprengen. Die 1. und 2. Kompagnie sollten Nesles östlich umgehen, die übrigen Truppen marschirten auf Nesles. Die Ulanen der Vorhut erhielten von dort Feuer, im Dorfe bemerkte man große Bewegung, hörte Hornsignale und großes Geschrei. Die Geschüße fuhren auf einer Anhöhe südöstlich von Nesles auf und richteten ihr Feuer besonders gegen die Gebäude rechts der Chauffee und der Kirche. Kavallerie und Infanterie umstellten den Ort und drangen, nachdem Lieutenant Steiniger nach 23 Schuß sein Feuer eingestellt hatte, in ihn ein. Hier war jetzt Alles ruhig. Die Einwohner hatten, nachdem sie inne geworden, daß sie es mit mehr als mit einer Kavalleriepatrouille zu thun hatten, den Widerstand aufgegeben, ihre Waffen verborgen und arbeiteten mit größtem Eifer in den Gärten, als ob nichts vorgefallen wäre. Der Priester des Ortes forderte trozig Aufklärung, warum man ein friedliches Dorf mit Granaten beschieße und seine friedfertige Herde beunruhige. Der Ort mußte sämmtliche Truppen mit Frühstück verpflegen, und als man gegen Mittag den Weitermarsch antrat, mußten die angesehensten Einwohner als Geiseln den weiteren Marsch Oise abwärts begleiten. In Méry, einem freundlichen Orte an diesem Flusse, wurden abends Quartiere bezogen.

Am 1. Oktober gelangte man nach Pontoise, dem größten Orte in diesem Landstriche, und hier wurde ein Ruhetag gewährt. Die Einwohner des Ortes verhielten sich freundlich und zuvorkommend, die Verpflegung war vorzüglich, die Ruhe nach den beiden anstrengenden Marsch- und Gefechtstagen sehr wohlthuend. Da man in der Umgegend nichts mehr vom Feinde angetroffen hatte, so war als wahrscheinlich anzunehmen, daß derselbe nordwärts abgezogen war. Oberstlieutenant v. Rochow beschloß daher, einen Vorstoß in den Landstrich zwischen Oise und Epte zu machen, um hier die Verhältnisse klar zu legen. Er ließ daher am 3. Oktober seine Abtheilung in drei Kolonnen nach Norden, nach Méru, La Villeneuve le Roi und Fleury marschiren, der Zug des Lieutenants Steiniger befand sich bei der mittleren Kolonne. Es war ein heißer Tag, und der Marsch war sehr weit. Die Ortschaften, welche man berührte, wurden gründlich abgesucht, ohne jedoch etwas vom Feinde zu finden. Ueberall wurde man mit bestürzten Gesichtern empfangen, Ab. ordnungen versicherten die Unterwerfung der Dörfer. Unangefochten

Gesch. d. Feldart. Regts. Prinzreg. Luitpold v. Bayern (Magdeb.) Nr. 4.

22

1. Oktober.

3. Oktober.

4. Oktober.

Vorgehen gegen
Gisors und
Gournay.

5. Oktober.

6. Oktober.

erreichten die Kolonnen ihre Marschziele. Da auch hier vom Feinde nichts gefunden wurde, so war der Auftrag als erledigt anzusehen. Die Abtheilung trat am 4. Oktober den Rückmarsch auf Beaumont

Nach Ueberschreitung der Dise auf einer Kettenbrücke bei Boran -- der Brückentrain war zur 7. Division zurückgekehrt und die in Arbeit genommene Kriegsbrücke noch nicht fertig gestellt erreichte man, bei einem starken Marsch von über sechs Meilen Beaumont und wurde hier vom Kommandeur der 2. Garde Kavallerie Brigade, Generallieutenant Prinz Albrecht von Preußen (Sohn) empfangen. Dieser war mit dem 3. Garde-Ulanen Regiment soeben angekommen, um nunmehr den Befehl über die sämmtlichen Truppen zu übernehmen.

=

Das Oberkommando der Maas-Armee hatte, um dauernd die Ruhe im Landstrich zwischen Dise und Epte zu sichern, die Verstärkung der Abtheilung 1) befohlen. Sie sollte vorläufig an der Oise verbleiben, um zugleich die große Lücke zwischen der Sächsischen Kavallerie-Division in Beauvais und der 5. in Mantes auszufüllen. Schon am 5. Oktober wurde der abermalige Vormarsch angetreten, und die Truppenabtheilung erreichte über Méru und Nesles am 6. die Linie La Houssaye 2) Marquemont), parallel zur Epte, wo

sie die nächsten Tage verblieb.

Die das Vorgelände durchstreifenden Ulanen stellten bald den Verbleib des Feindes fest. Auf dem rechten Flügel wurde Gournay, auf dem linken Gisors stark besetzt gefunden, und zwar allem Anscheine nach von regulären Truppen in nicht unbedeutender Stärke, die jedoch noch in der Bildung begriffen zu sein schienen. Aller Wahrscheinlichkeit nach mußten die gemeldeten Truppen dem Korps des Generals Briand angehören, dessen Stärke im Großen Hauptquartier auf 7 bis 8 Bataillone, 8 Franktireur-Kompagnieen, einige Geschütze und 2 Eskadrons Husaren veranschlagt wurde. Diese durfte man nicht an der Epte festen Fuß fassen lassen; sie mußten so schnell als möglich verjagt werden, solange ihre Bildung noch nicht vollendet war.

Prinz Albrecht erhielt auf seine Meldung vom Generalkommando die Erlaubniß, Gisors anzugreifen, wozu die Mitwirkung

1) Sie war nunmehr 1 Bataillon, 8 Eskadrons, 2 Geschüße stark.
2) Halbwegs Beauvais – Gisors.

3) 8 km südöstlich Chaumont.

der Abtheilung in Beauvais zugesagt wurde. Nach erfolgter Vertreibung des Feindes sollte die Truppenabtheilung des Prinzen Albrecht die Epte-Linie besetzen, um gegen die Andelle in Richtung auf Rouen zu streifen. Die Anwesenheit des Feindes und die Ungewißheit über seine Stärke hielt die Truppen in spannender Erwartung und in aufreibendem Wacht- und Patrouillendienst. Mit Freuden wurde daher am 9. Oktober die Nachricht begrüßt, daß Gisors angegriffen werden solle.

Die Truppenabtheilung sammelte sich am Morgen bei Fresnes und marschirte über Chaumont en Verin nach Trie Château. Von hier wurden zwei Kompagnieen über Eragny an der Epte in den Wald nördlich Gisors entsandt, um dem Feinde dorthin den Rückzug zu verlegen; das 3. Garde-Ulanen-Regiment umging die Stadt südlich. Die übrigen Truppen, mit ihnen die beiden Geschütze des Lieutenants Steiniger, marschirten auf Gisors. Etwa 1800 Schritt vom Städtchen entfernt, bemerkte man, daß der Feind in großer Eile aus der Stadt in den nördlich davon gelegenen Wald flüchtete. Auf diese Schaaren eröffnete Lieutenant Steiniger sein Feuer, fand aber nur Zeit, neun Granaten zu verschießen, welche meist in den dicken Haufen der fliehenden Feinde krepirten. Von Widerstand war keine Rede; Mobil- und Nationalgarden stürzten so schnell als möglich in den Wald. Unter den Einwohnern, welche sich gerade in der Kirche befanden, als die ersten Granaten die Ankunft der Preußen verfündeten, verbreitete sich ein panischer Schrecken; nur der alte Maire der Stadt, der sich später als ein überaus braver, rechtlicher und zuverlässiger Beamter erwies, hatte sich schnell gefaßt; er versammelte die Väter der Stadt und eilte den Preußen entgegen, um Schonung für die Stadt zu erbitten. Zum Unglück öffnete nun der Himmel seine Schleusen, und ein gewaltiger Plagregen prasselte hernieder auf die arme, in schwarzem Frack, Cylinder und feinen Stiefelchen daherkommende Abordnung, die überdies noch den lehmigen Acker zu durchschreiten hatte, um zum Prinzen Albrecht zu kommen, welcher bei den Geschützen des Lieutenants Steiniger hielt. Hier war auch der Sächsische General v. Senfft mit vier Geschützen der 1. reitenden Batterie 12. Regiments und einer Kompagnie 2. Garde-Regiments aus Beauvais eingetroffen. Der Maire bat um Schonung der Stadt und versprach, sämmtliche Waffen abliefern und für die Sicherung der einrückenden Preußen die Verantwortung übernehmen zu wollen. Prinz Albrecht ließ sofort die 4. Kompagnie 27 er in

9. Oktober.

Gefecht bei

Gisors.

« ZurückWeiter »