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Mit Liebe und Sehnsucht gedachte man der Lieben in der fernen Heimath, mit der die vorzüglich arbeitende Feldpost einen regen brieflichen Verkehr unterhielt. Mit großer Freude wurden jedesmal die eintreffenden Briefe, die reichen, angenehmen und nützlichen Liebesgaben und Zeitungen begrüßt. Die Kriegsereignisse auf anderen Stellen des Kriegsschauplates wurden mit regstem Interesse verfolgt, Nachrichten von neuen Siegen erhöhten die zuversichtliche Stimmung. Großen Jubel erregte die Botschaft von der Kapitulation der Festung Met mit der letzten Kaiserlichen Armee. Glaubte man. doch, daß nun die Widerstandskraft Frankreichs gebrochen sei und auch die feindliche Hauptstadt bald fallen würde.

Dieser ruhige Zustand sollte jedoch nicht lange dauern; denn mit der weiteren Ausbildung der Pariser Armeeen, mit der stärkeren Armirung der Forts, mit dem Bauen neuer Batterieen auf der Halbinsel Gennevilliers war auch die dauernde Gefechtsbereitschaft der Truppen. des IV. Armeekorps durchaus geboten.

10. Der kleine Krieg im Rücken der Einschließungs-Armee vor Paris.

Im Rücken der Einschließungs-Armee begannen während dieser Zeit die von der Regierung der Nationalen Vertheidigung durch volltönende Proklamationen aufgeregten Bewohner des Landes recht lästig zu werden. Es waren zum Theil einige vorgeschobene und schon einigermaßen organisirte Truppen des Feindes, größtentheils aber Banden Franktireurs, welche die diesseitigen Verbindungen angriffen und energische Gegenmaßregeln nöthig machten.

a. 1. reitende Batterie Bode vor Paris. 20. September bis

14. November.

Der Rücken der Dritten Armee wurde durch zahlreiche Kavallerie gedeckt, welche gegen die Loire und den Westen beobachtete und sicherte. Hinter dem linken Flügel der Dritten Armee und dieser unterstellt, auf dem linken Ufer der Seine, stand die 5. Kavallerie-Division und in ihrem Verbande die 1. reitende Batterie Regiments Nr. 4, Hauptmann Bode I. Diese, der 12. Kavallerie-Brigade v. Bredow unterstellt, hatte am 18. September die Oise bei Pontoise und am 20. die Seine bei Triel auf einer Pontonbrücke überschritten1) und 1) Siche Seite 319.

Gefecht bei
Mantes.

in Les Alluets le Roi Quartier genommen. In der folgenden Zeit mußten fortwährend Züge unternommen werden, sei es, um feindliche Ansammlungen zu verhindern oder zu zersprengen, sei es, um Lebens- und Futtermittel zu sammeln, die in den von den Bewohnern fast gänzlich verlassenen Ortschaften nicht aufzutreiben waren. Der Feind versuchte theils in offenen Gefechten Widerstand zu leisten, theils schoß er, in Häusern und Wäldern oder Weinbergen versteckt, auf die ausgezogenen Kommandos. So erhielt eine Abtheilung der 16. Ulanen am 22. Feuer von Franktireurs aus Mantes und Mézières. Nachmittags erhielt daher die 12. Kavallerie-Brigade v. Bredow den Bes 22. September. fehl, mit der Batterie Bode diese Orte zu säubern. Ueber Aulnay, wo Mobilgarden schnell vertrieben wurden, ging der Marsch zunächst nach Mézières, das auch vom Feinde besetzt gefunden wurde. Die Batterie nahm tausend Schritt östlich von diesem Dorfe Aufstellung und schoß dasselbe durch einige Granaten in Brand. Als der Feind sich dann zurückzog, wurde weiter auf Mantes marschirt. Auch hier erhielt die Avantgarde Gewehrfeuer. Hauptmann Bode ließ seine Batterie 1800 Schritt südöstlich der Stadt Stellung nehmen und die Eingänge beschießen. Auf dem dann in tiefer Dunkelheit auf anderem Wege unternommenen Rückmarsch wurde die Brigade noch einmal durch Flintenschüsse überrascht, ohne aber Verluste zu erleiden. Nachts um 11 Uhr kam die Batterie in ihre Quartiere nach Les Alluets zurück.

30. September.

Als am 26. September die Nachricht von größeren Zusammenziehungen von Freischaaren einging, wurde am 27. die ganze Division weiter rückwärts, näher an Paris, zusammengezogen. Die Batterie Bode quartierte nach Feucherolles, wo sie am 29., alarmirt wegen. gefährlicher Nähe des Feindes, mit den 16. Ulanen und 13. Dragonern ein Biwak beziehen mußte. Größere feindliche Abtheilungen waren im Vormarsch von Evreux über Mantes in südöstlicher Richtung auf Maule1) gemeldet. Infolgedessen wurden am 30. unter dem Gefecht bei Maule. Generalmajor v. Bredow 10 Schwadronen mit der Batterie Bode und der 2. reitenden Regiments Nr. 10, Schirmer, und zwei Bayerischen Bataillonen in zwei Kolonnen gegen den vorliegenden Mandre-Bach in Bewegung gesetzt mit dem Auftrag, das Gelände bis zur Eure vom Feinde zu säubern. Die linke Kolonne, bei der sich die Batterie Bode befand, traf bei Herbeville auf den Feind; durch einige Granaten wurde dieses Dorf in Brand geschossen, der Feind zog sich zurück. Auch Maule, von der Bayerischen Infanterie

1) Am Mandre-Bach an der Straße von Mantes nach Versailles.

Gefecht bei

Mantes. 1. Oftober.

Gefecht bei Bonniaires. 4. Oktober.

Gefecht bei Pacy sur Eure. 5. Oktober.

im Norden umgangen, gaben die Franktireurs nach kurzem Gefecht auf. Um 5 Uhr wurden hier Alarmquartiere bezogen. Am folgenden Morgen wurde der Marsch auf Mantes fortgeseßt. Der Feind war bereits aus der Stadt abgerückt, und es entspann sich nur noch ein kurzes Gefecht mit seiner Arrieregarde. Einem mit Feinden besetzten Eisenbahnzug, der gerade im Abfahren begriffen war, sandte Batterie Schirmer einige Granaten nach. Die Brigade v. Bredow bezog Quartiere bei Mantes. Die recht wohlhabende Fabrikstadt gab reichliche Unterkunft und gute Verpflegung. Am 4. Oktober marschirte die Brigade von Mantes auf der großen Straße nach Bonniaires. Als hier feindliche Infanterie von einer gepanzerten Lokomotive mit zwei Wagen auf die Avantgarde feuerte, wurden. diese schnell durch einige Granaten der Batterie Bode vertrieben. Am folgenden Tage ging der Marsch weiter auf Pacy sur Eure. Hier suchten sich die Freischaaren zu halten, gaben indeß nach einigen Granatschüssen der Batterie Bode ihre Stellung auf und zogen sich in westlicher Richtung nach Evreux zurück. General v. Bredow wandte sich nunmehr in südwestlicher Richtung gegen Houdan, woselbst das Gros der Brigade mit der Batterie Bode am 8. eintraf. Am folgenden Tage ging eine Abtheilung von zwei Schwadronen der 11. Husaren, einem Zuge Infanterie und dem 1. Zuge der 1. reitenden Batterie unter Lieutenant Bauerhorst zur Erkundung auf Dreux vor, wo sich feindliche Abtheilungen sammeln sollten. Beim Eure-llebergang bei Cherisy traf man energischen Widerstand der dortigen Mobil10. Ottober. garden. Die beiden Geschütze nahmen Stellung auf einer Höhe nordwestlich des Dorfes und beschossen mit sichtlichem Erfolge den Feind, der sich bald zurückzog; die Brücke wurde besetzt. Als aber später immer stärkere feindliche Abtheilungen sich in der linken Flanke zeigten, trat die Abtheilung in voller Ruhe und Ordnung den Rückmarsch nach Houdan an.

Gefecht bei

Cherify.

Am 10. Oktober ging die ganze Brigade wieder gegen Dreux vor, um die Stärke des Feindes genau festzustellen, Cherish wurde wieder besett gefunden. Die Batterie Bode nahm nordöstlich vom Dorfe Stellung, schoß das Dorf bald in Brand und nöthigte den Feind zum Rückzuge auf das jenseitige Eure-Ufer, von wo er wieder das Feuer eröffnete und fortwährend von Dreux aus verstärkt wurde (etwa 3000 Mann). „Batterie Bode1) aber beschoß die feindlichen

1) Bericht der 12. Kavallerie-Brigade.

Linien mit einer Sicherheit, welche die Bewunderung aller anwesenden Offiziere erregte. Hals über Kopf warf sich der Feind theils hinunter an das jenseitige Ufer der Eure, theils ergriff er die Flucht. Letzteren Abtheilungen sollte es aber übel ergehen; sie mußten einen tiefeingeschnittenen Eisenbahndamm passiren, der von der Batterie eingeschossen wurde. Von hundert zu hundert Schritt verfolgten unsere Granaten den Feind, und müssen seine Verluste bedeutend gewesen sein." Der 3. Zug wurde, um einer feindlichen Umgehung des linken Flügels entgegenzutreten, dorthin entsandt und nöthigte die feindlichen Infanterieabtheilungen (etwa 2 Bataillone) ebenfalls zum Zurückgehen. Gegen Abend wurde das Gefecht abgebrochen und in die Quartiere zurückmarschirt. Ein Theil der Brigade kehrte in die früheren Quartiere wieder zurück. Die Batterie Bode mit einem Kavallerie-Regimente und vier Bayerischen Kompagnieen unter dem gemeinsamen Befehl des Oberst v. der Tann, Kommandeur des 2. Bayerischen Infanterie-Regiments, nahm bei Neauphle an der Straße von Versailles nach Dreux Stellung. Die Batterie hatte in den nächsten Tagen Ruhe, die zur Instandsetzung des Materials, zum Einstellen des eintreffenden Ersages (die Lieutenants Lindemann und Lepper trafen bei der Batterie ein) und zu Felddienstübungen benutzt wurde.

Am 18. Oktober trat die Batterie zur Brigade v. Bredow zurück 18. Oktober. und bezog in Feucherolles Quartiere.

Auf die eingegangenen Meldungen, daß der Feind von Neuem

Dreux besetzt habe, ging am 23. die 11. Brigade v. Barby mit 23. Oktober. Batterie Bode zur Erkundung gegen diese Stadt vor. Cherish wurde. wieder so stark besetzt gefunden, daß ein Angriff unthunlich erschien, und es wurde daher nach Houdan zurückmarschirt. Am folgenden Mittag marschirte die Brigade v. Barby wieder vor, um einen Angriff der weiter südlich bei Rambouillet stehenden 6. KavallerieDivision zu unterstützen. Als sie aber am Nachmittag Cherisy bereits von Deutschen Truppen besett fand, ging sie nach Houdan zurück. Die Batterie verblieb nun hier bis zum 14. November. Es 25. Oktober bis wurde viel ererzirt und manövrirt und Alles gründlich besichtigt, ausgebessert und ersetzt. Große Freude erregte jedesmal die Vertheilung der eingetroffenen Liebesgaben. Bisweilen wurde auch alarmirt. So marjchirte man am 4. November wieder auf Mantes, von wo man einen Angriff erwartete, ohne jedoch mit dem Feinde zusammenzutreffen.

14. November.

26. September. Vormarsch zur

L'Isle Adam.

b. Der kleine Krieg an der Dise und Epte. 26. September bis 25. November.

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Jm Rücken der Maas Armee hatten sich an der Oise, besonders bei Creil und im Waldgelände von L'Isle Adam starke feindliche Banden gebildet, welche den mit Einsammeln von Lebensmitteln beschäftigten Abtheilungen öfters Verluste zufügten. Um diesem Unwesen ein schleuniges und gründliches Ende zu bereiten, hatte das Oberkommando der Maas-Armee die Entsendung stärkerer Streitkräfte nach jenem wichtigen Flußabschnitt angeordnet. Die Sächsische Kavallerie-Division, allmählich verstärkt durch das 2. GardeRegiment zu Fuß, besetzte Ende September und Anfang Oktober die Gegend von Beauvais, Clermont und Chantilly.

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Zur Linken der Sächsischen Kavallerie Division wurde vom Oife. IV. Armeekorps am 26. September das 3. Garde-Ulanen-Regiment unter dem Oberst Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen, verstärkt durch einen Zug der 5. Kompagnie Füsilier-Regiments Nr. 86 und den 3. Zug der 3. schweren Batterie Feldartillerie-Regiments Nr. 4 unter Sekondlieutenant Schwarzkopff gegen die Waldungen der unteren Dise vorgesandt. Das Detachement sammelte sich am 26. um 830 Uhr morgens bei Cormeil und trat um 9 Uhr auf der Straße nach Auvers sur Oise seinen Vormarsch gegen L'Isle Adam an. Gefecht bei Etwa tausend Schritte nördlich von Méry sur Oise wurde Halt ge= macht und durch Patrouillen die Anwesenheit stärkerer Franktireurshaufen auf dem jenseitigen Ufer festgestellt. Am Flusse entspann sich ein Infanteriegefecht; Lieutenant Schwarzkopff ließ seine beiden Geschütze auf einen steilen Berg nördlich vom Walde La Muette hinaufbringen, um erforderlichenfalls vorrücken und in das Gefecht eingreifen zu können. Nur die Dise trennte die Sechsundachtziger Füsiliere vom Feinde. Von demselben war in den Gebüschen auf dem jenseitigen Bergabhange gar nichts zu sehen, auf der dahinterliegenden Hochfläche tauchten nur einzelne Reiter und vorübergehend einzelne Infanteriegruppen, 2500 bis 3000 Schritt entfernt auf. Die beiden Geschüße fanden kein geeignetes Ziel. Das Detachement erhielt dann den Befehl, östlich um Méry herum gegen den einspringenden Winkel des Waldes von L'Isle Adam, südöstlich von Stors, vorzugehen. Noch 2000 Schritt vom bezeichneten Punkte entfernt erhielt die Spitze der Vorhut, dann auch die Avantgarden-Schwadron von den feindlichen Franktireurs, die in vielen zerstreut liegenden Häusern mit langen steinernen Umfassungsmauern gute Deckung

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