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Burückweisung des

der Franzosen.

saßen nämlich beim Frühstück in Beaumont, 14 Stunde nördlich vom Lager.

Eine große Anzahl Französischer Schüßen postirte sich auf etwa 500 Schritt hinter einer Anhöhe der Batterie gegenüber und eröffnete ein Chassepotfeuer gegen die Batterie, wie ich es heftiger im ganzen Feldzuge nicht wieder gehört habe. In kurzer Zeit lagen fast alle Pferde der Batterie; nach 20 Minuten seit Beginn des Chassepotfeuers waren von der Batterie nur noch Alles in Allem ein Offizier und 12 Mann (einschließlich Unteroffiziere, Fahrer, Trompeter) gefechtsfähig, so daß zwei Mann das Geschütz bedienten."

Die 4. leichte Batterie verlor hier 3 Offiziere, 26 Mannschaften, 34 Pferde; 1) Hauptmann Wermelskirch mußte, dreimal schwer verwundet, aus dem Gefecht zurückgeschafft werden,2) Premierlieutenant Balcke übernahm das Kommando, Sefondlieutenant Stephani, der einzige Sohn einer Wittwe, fiel todt, Sekond

1) Verg!. Anlage 11.

2) Hauptmann Wermelskirch wurde nach der Schlacht nach Beaumont in das Haus des oben erwähnten Pfarrers Defournay gebracht, bei dem er drei Wochen lang liebevollste Aufnahme und Pflege seiner Wunden fand. Ueber seine Verwundung hat Hauptmann Wermelskirch dem Pfarrer Defournay Folgendes erzählt: „Als ich vor Eröffnung der Schlacht vorgeritten war, um eine Stellung für meine Batterie zum Feuern auf das Lager vor Beaumont zu suchen, habe ich erkannt, daß der Anmarsch der Division aus dem Walde höchst gefährlich war. In den vier Feldzügen, die ich mitgemacht, habe ich nichts Kühneres gesehen. Als wir dann uns von dem vollständigen Sicherheitsgefühl und der Sorglosigkeit im Französischen Lager überzeugten, überkam uns erst ein gewisses Mitleid, wir bedauerten beinah, dazu gezwungen zu sein, das Feuer zu eröffnen, ohne vorherige Ankündigung. Es wurde sogar der Vorschlag gemacht, sie erst zu warnen. Aber man bedachte, daß es vollkommen dem Kriegsgebrauch entspricht, den Feind zu überfallen, und daß man einen solchen Vortheil auch ausnutzen muß. Ich befahl die Eröffnung des Feuers. Es ist schwer, den Eindruck des ersten Schusses auf das Französische Lager und die schmerzhaften Bewegungen, welche er verursachte, zu schildern. Um die Erregung im Anblick dessen, was geschah, abzuschütteln, sprengte ich um meine Batterie vom linken zum rechten Flügel. Hierbei erhielt ich die erste Verwundung durch eine Chassepotkugel ins Bein, aber ich konnte noch das Kommando weiter führen. Etwa eine Viertelstunde darauf, als die anderen Batterieen meiner Abtheilung neben der meinigen aufmarschirten, erhielt mein Pferd einen Schuß in die Brust. Es machte einen großen Say, stürzte und quetschte mir sehr stark das schon blutende Bein. Ich erhob mich jedoch und konnte noch bei der Batterie bleiben, auch als ich bald darauf nochmals verwundet wurde. Dann traf mich aber eine dritte Chassepotkugel, und ich brach zusammen. Man trug mich fort, und ich verlor das Bewußtsein.“

Lieutenant Hube schwer verwundet. Das erste Geschütz wurde vom Sergeant Büschel und einem Einjährigen bedient. Major v. Gilsa stand (sein Pferd war ihm gleich in den ersten Minuten unterm Leibe erschossen worden) dicht dabei, er ging an den Einjährigen heran und klopfte ihm auf die Schulter mit den Worten: „Das ist recht! Immer feste auf die Weste!"

Auch die 3. schwere Batterie Dieckmann hatte gleich in der ersten Viertelstunde fast dieselben Verluste an Mannschaften.

Von den Offizieren wurde Sekondlieutenant Roth') schwer, Sekondlieutenant Sieckel und Unterarzt Dr. Gerson leicht verwundet. Lieutenant Sieckel verblieb in der Batterie, Dr. Gerson verband, seine eigene Verwundung und Blutung nicht achtend, ruhig weiter. Sergeant Steinbrecher 2) und Kanonier Meyer II. wurden getödtet, 18 Mannschaften (einschließlich Unteroffiziere) verwundet, so daß die Geschütze auch nach Ersatz aus der ersten Staffel nur von zwei bis drei Mann bedient werden konnten. Der Verlust an Pferden (7 todt, 7 verwundet) war verhältnißmäßig geringer. Der Batteriechef hatte unmittelbar nach Beginn des feindlichen Chassepotfeuers die Prozen weiter zurück gedeckt aufstellen lassen.

1) Nachdem zwei Gewehrkugeln nur Bekleidungsstücke getroffen hatten, ohne zu verlegen, wurde Lieutenant Roth von der dritten schwer im Unterleib verwundet, sank zu Boden und mußte zurückgetragen werden. Auch der Zug des Lieutenant Roth hatte besonders gelitten, vor dem weiteren Vorgehen mußte er erst gefechtsfähig gemacht werden, was jedoch durch die Umsicht des Feldwebels Steffen, der nunmehr die Führung des Zuges übernahm, in kurzer Zeit bewirkt wurde.

2) Sergeant Steinbrecher aus Osterwieck von seinen Vorgesezten geschäßt, bei seinen Kameraden beliebt — war schon vor dem Ausmarsch durch den Schlag eines Pferdes schwer verlegt worden, hatte bereits einen Schuß durch den Oberschenkel erhalten, blieb aber in seiner Thätigkeit, bis er durch einen Schuß ins Herz todt niederfiel; die Kugel hatte ihn unmittelbar unterhalb des Militär-Ehrenzeichens, welches seine Brust seit dem Feldzuge 1866 zierte, getroffen. Sein Geschüß hatte ohne ihn sechs Mann verloren. Bis zum Eintreffen des Ersages wurde das Feuer vom Gefreiten Lesse und Kanonier Ganzer fortgesezt. Obergefreiter Helmecke wurde als Richtkanonier am Knie schwer verwundet, blieb aber troßdem, nachdem er von seinem Geschüßführer, Unteroffizier Arnold, nothdürftig verbunden war, bei der Batterie und erhielt später für seine Tapferkeit das Eiserne Kreuz. Der Batteriechef, Hauptmann Dieckmann, blieb unversehrt. Troz des furchtbaren Feuers hielt er zu Pferde neben der Batterie. Um Infanteriefeuer kümmerte sich sein Dienstpferd, der alte „Drusus“, wenig, blieb auch troß Verwundung am Vorderbein stehen, als aber eine Granate unmittelbar vor ihm einschlug, machte er einen mächtigen Say und rettete so sich und seinem Reiter das Leben.

Eingreifen der
Batterieen des
Gros der

8. Divifion.

Um 1245 Uhr waren auch die anderen beiden Batterieen der 8. Division ins Feuer eingerückt. Die 3. leichte Batterie Richter zog sich, nach dem Austreten aus dem Walde mit der Tete links abbiegend und über einen Graben springend, soweit seitwärts heraus, daß sie mit Rechts Front" sich rechts neben die Batterie Dieckmann sehen konnte. Das Gehöft Belle Volée Ferme und einige Hecken verdeckten zwar einigermaßen den Flankenmarsch, doch traten schon während des Abproyens ansehnliche Verluste ein.') Dennoch eröffnete die Batterie sofort ihr Feuer gegen eine inzwischen westlich Beaumont erschienene Mitrailleujen-Batterie auf 1200 Schritt.

Die 4. schwere Batterie Laube hatte, in der Front durch eine leichte Hecke gedeckt, auf dem linken Flügel der 4. leichten Batterie in einem Abstande von etwa 100 Schritt Stellung genommen. Heftiges Gewehrfeuer empfing auch diese Batterie; doch konnte sie sogleich das Feuer eröffnen und der ihr ertheilten Weisung gemäß die bei Beaumont erscheinende feindliche Artillerie beschießen.

Unteroffizier Lange, Geschützführer des 1. Geschüges, sowie Gefreiter Blümmer fielen gleich nach dem Abprogen, 2 Mann wurden schwer, 5 leicht verwundet; 11 Pferde, darunter das Dienstpferd des Batteriechefs, wurden getödtet, 11 verwundet.2)

1) In wenigen Minuten waren 3 Mann todt, Kanoniere Schröder und Schlägel, beide durch die Brust geschossen, Kanonier Kobbe von einer Granate am Kopf getroffen, 5 Kanoniere und 12 Pferde durch Gewehrschüsse außer Gefecht gesezt. Wegen ihres tapseren und besonnenen Verhaltens verdienen noch besonders genannt zu werden: Feldwebel Krampe, Sergeant Bergmann, Führer bei der 2. Staffel, die Geschüßführer Unteroffiziere Weppner, Preuß, Haade, Trompeter Eidelgörge, die Obergefreiten Berger, Schlumberger und Höpfner, die Einjährig-Freiwilligen Jordan und Fuhrmann, die Gefreiten Dur und Werlig, der Kanonier Lüttge.

2) Hauptmann Laube berichtet darüber in den als Manuskript 1873 ge= druckten „Erlebnissen“ seiner Batterie:

,,Durch einen Schuß in den Unterleib tödlich getroffen, fiel Unteroffizier Lange, der Besten einer. Mehrere andere Verwundungen kamen vor, namentlich viel Pierde fielen und mußten umgespannt werden; das 6. Geschüß, Unteroffizier Petschick, verlor im Auffahren beide Stangenpferde, kam aber sogleich in die Feuerlinie. Das Umspannen der Pferde überhaupt erforderte große Umsicht. Mehrmals mußten verwundete Pferde wieder eingespannt werden. Kanonier Hendreich, Stangenreiter vom 6. Geschüß, trat, als seine Pferde gefallen, für den tödlich verwundeten Vorderreiter, Gefreiten Blümmer, ein. Das 6. Geschüß kam dann nur mit 4 Pferden, von denen 2 verwundet beim 2. Geschüß aus- und hier wieder eingespannt waren, troydem in alle Stellungen. Das 6. Geschüß hatte die meisten Verluste in der Batterie

Der Bericht des Divisionskommandeurs, Generallieutenant v. Schoeler, bezeugt ausdrücklich, daß trotz des furchtbaren seindlichen Infanteriefeuers aus nächster Nähe diese bereits aufgefahrenen vier Batterieen ihr Feuer mit größter Ruhe und Unerschrockenheit fortsetzten.

Die 4. leichte Batterie hatte die Richtung gegen das nächste Französische Lager südlich Beaumont beibehalten, die 3. schwere anfangs beide beschossen und sich dann mit der 3. leichten und 4. schweren gegen die westlich Beaumont erschienene Französische Artillerie gewandt.

Eine feindliche Batterie hatte sofort ihr Feuer unmittelbar aus dem Lager eröffnet; auch nahe westlich Beaumont an der Straße von hier nach Sommauthe protten Kanonen und Mitrailleusen ab und begannen ein lebhaftes Feuer in Richtung Belle Volée Ferme, ihre Granaten erreichten sogar noch die im Walde nachrückenden Kolonnen. Später entwickelten sich nacheinander 8 Batterieen, darunter eine Mitrailleusen-Batterie, auf den Höhen im Norden von Beaumont.

Infanterie der
8. Division.
1 Uhr
nachmittags.

Während so die Jäger und die vier Batterieen der 8. Division Entwickelung der das Feuer der mit großer Energie vordringenden Französischen Infanterie allein auf sich nahmen, beendete die Avantgarde der Division ihre Entwickelung. Das Füsilier-Bataillon 96er übernahm vorläufig die Bedeckung der Artillerielinie, das III. Bataillon Regiments Nr. 86 wurde als nächste Reserve bei Belle Volée Ferme zurückbehalten, die übrigen Bataillone der 16. Infanterie - Brigade 1) marschirten bei La Tuilerie auf.

Nachdem gegen einen um 1 Uhr nachmittags mit stärkeren Kräften in Richtung auf Ferme de Petite Forêt unternommenen Infanterieangriff das Jäger-Bataillon seine letzte Kompagnie in vorderster Linie eingesetzt, ging Oberst v. Scheffler mit den letterwähnten drei Bataillonen seiner Brigade östlich bei den Batterieen (sämmtliche Pferde und die Hälfte der Mannschaft). Unteroffizier Weber, welcher für Lange als Geschüßführer eintrat, sowie die Unteroffiziere Petschick und Fehse, Obergefreiter Dolce zeichneten sich durch Ruhe und Umsicht besonders aus. Gefreiter Warnecke vom 4. Geschüß trat zugleich für den verwundeten Mittelreiter ein, Kanonier Kohl, obgleich durch mehrere Schüsse gestreift, sowie noch mehrere andere Leichtverwundete blicben, ohne einen Augenblick nachzulassen, in der Feuerlinie.

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Aufmarsch.

Entwickelung und
Gefecht der

I. Fuß-Abtheilung.

vorbei bis über die Feuerstellung der Jäger, von denen sich zwei Kompagnieen anschlossen, hinaus vor und besetzte den Rand der nächstliegenden Höhe. Auch das zunächst zur Deckung der Artillerie bestimmte Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 96 erhielt Befehl, hierher vorzugehen, um sich an dem lebhaft entbrannten Feuergefecht gegen die nahe gegenüberliegenden Schüßenlinien zu betheiligen. Dies Vorgehen der Infanterie schaffte den so schwer bedrängten Batterieen der II. Abtheilung wesentliche Erleichterung. Es war gelungen, den Vorstoß aufzuhalten, den Feind theilweise zur Umkehr zu zwingen.

Vom Gros der Division wurde das Infanterie-Regiment Nr. 31 in die Mulde östlich Petite Forêt vorgezogen, das Regiment Nr. 71 sollte als Reserve am Waldrande verbleiben, die Korpsartillerie erhielt Befehl, vorzutraben.

c. Augriff der 7. Jnfanterie-Division.

Der Kommandeur der 7. Infanterie-Division, Generallieutenant Groß gen. v. Schwarzhoff, hatte unterdessen, entsprechend der erhaltenen Anweisung,1) nicht selbständig nach Heraustreten aus dem Walde zum Angriff vorzugehen, den Aufmarsch seiner Division bei Belle Tour befohlen. Sie war unbehindert um 12 Uhr aus dem Walde getreten, von den Lagern bei Beaumont war von hier aus nichts zu sehen.

Die 2. leichte Batterie Saenger der Avantgarde nahm Bereitschaftsstellung hinter dem Gebüsch nördlich des Weges, die drei Batterieen des Gros unter Oberstlieutenant v. Freyhold unmittel bar neben dem genannten Gehöft. 2)

Noch während des Aufmarsches der Division ertönten indessen die ersten Kanonenschüsse aus der Richtung der 8. Division. Generallieutenant v. Schwarzhoff beschloß deshalb, sofort zum Angriff vorzugehen, um der 8. Division das Heraustreten aus dem Walde zu erleichtern.

Das vorderste Infanterie-Regiment, Nr. 66, entwickelte Schützenlinien zu beiden Seiten des Weges nach Beaumont und die 2. leichte Batterie Saenger erhielt Befehl, südlich derselben Stellung zu nehmen. 3) Schon beim Auffahren erhielt die Batterie heftiges Feuer

1) Seite 252.

2) Die Batterie Saenger ersehte hier aus der 1. Staffel ein beim Vorgehen auf die Höhe durch Chassepotkugeln verwundetes Stangenpferd. Die zweiten Staffeln befanden sich unmittelbar hinter der Abtheilung bei Belle Tour. 3) Plan 14, Stellung A.

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