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des Schlachtfeldes.

Der Schauplat1) der hiermit beginnenden Schlacht von Charakteristik Beaumont liegt hauptsächlich in dem nach Mouzon hin sich verengenden Gelände zwischen der Maas und dem Yoncq-Bach, durch dasselbe zieht in östlicher Richtung die Straße von Le Chesne nach Stenay und in nördlicher die von Buzancy nach Mouzon.

Die am Schneidepunkte dieser Straßen und in der Mitte eines Bergkessels liegende Stadt Beaumont ist auf drei Seiten, und zwar in einem nach Süden ausgebogenen Halbkreise, von dichten Waldungen. umgeben, deren Ränder eine kleine halbe Meile von der Stadt entfernt sind. Zwischen den Waldungen und der Stadt befindet sich ein vielfach zerrissenes, aber offenes Hügelland, welches allen Truppengattungen freie Bewegung gestattet und von den höher gelegenen Punkten die Ausgänge der erwähnten Waldungen auf Gewehrschußweite beherrscht. Nur im Osten fällt dies Gelände steil und bei Létanne terrassenförmig nach der Maas ab; es ist dort mit Anpflanzungen bedeckt und schwierig zu durchschreiten.

Die Waldungen, durch welche die Anmarschlinien der Deutschen Truppen führten, sind mit so dichtem Unterholze bewachsen, daß auch die Infanterie nur auf den durchführenden Wegen fortzukommen vermochte; letztere aber waren infolge des unaufhörlichen Regenwetters der lezten Tage aufgeweicht und tief ausgefahren. Ein ferneres Bewegungshinderniß bildete der sumpsige Wamme-Bach, welcher auf seinem oberen Laufe den Wald durchschneidet und nur auf wenigen Brücken überschritten werden konnte. Da dieselben erst zum Gebrauch für Fuhrwerk in Stand gesetzt werden mußten, so wurde auch hierdurch mancher Aufenthalt bereitet. Infolge der eben geschilderten Bodenbeschaffenheit mußte die Verbindung zwischen den einzelnen Marschkolonnen alsbald aufhören, und eine Einwirkung der höheren Befehlshaber konnte im Allgemeinen nur von rückwärts her erfolgen.

Aus der Gegend nördlich von Beaumont führen vier Wege nach den Maas-Uebergängen bei Mouzon; die Thalstraße über Létanne und Villemontry, der Weg von Beaumont über La Sartelle Ferme und Villemontry, die große Straße von Beaumont und der Weg über Yoncq nach Le Faubourg Mouzon. Die nördlich von Beaumont ansteigenden Höhen zwischen der Maas und dem YoncqBach fallen steil nach diesen beiden Wasserläufen ab und verhindern

1) Generalstabswerk I, 1040.

Entwickelung und
Gefecht der

Avantgarde.

einen Einblick in das Maas-Thal bei Mouzon von der Gegend bei Beaumont aus. Die höchsten Kuppen dieses Geländes (918 und 972) krönt das wegen seines dichten Buschwerkes außerhalb der Wege ungangbare Bois de Givodeau; die Letteren bilden daher, wie in den Waldungen von Beaumont, lange und gänzlich voneinander getrennte Straßenengen.

2. Ueberfall des 5. Franzöfifchen Korps bei Beaumont und Gefechtsentwickelung des IV. Preußischen Armeekorps.

Schlacht von 12 bis 1 Uhr mittags.

a. Vormarsch des IV. Armeekorps.')

In frühester Morgenstunde, bei schönstem Wetter, brach die 7. Jufanterie-Division aus ihrem Lager bei Andewanne und Rémonville, die 8. von Landreville zum Marsch nach Nouart bezw. Fossé auf. Der Letzteren folgte von Bayonville aus die Korpsartillerie. Nach kurzer Rast, welche die Kommandeure dazu benutzten, die Truppen in kerniger Ansprache auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten, wurde um 10 Uhr morgens der befohlene Vormarsch durch die Wälder von Petit Dieulet und La Folie in begeisterter Stimmung, nun endlich an den Feind zu kommen, angetreten. Bei der Beschaffenheit der Wege mußten stellenweise Pioniere dieselben für die Artillerie und Fahrzeuge erst gangbar machen, die Infanterie mit in die Räder fassen, um die Geschütze im Gange zu erhalten. Bei der 8. Division waren mehrere Fahrzeuge des SanitätsDetachements umgestürzt und versperrten völlig den Weg für die folgende Korpsartillerie. Doch gelang es mit großer Kraftanstrengung, jie bei Seite zu schaffen, so daß die Korpsartillerie im Trabe den verlorenen Anschluß wieder gewinnen konnte.

b. Angriff der 8. Jnfanterie-Division.

Ueber die Eröffnung der Schlacht von Beaumont erzählt der Kommandeur der Divisionsartillerie, Major v. Gilsa, Folgendes:2) ,,Beim Weitermarsch von Belval kam eine Meldung von einer Schwadron der Sächsischen 17. Ulanen, die vor uns stand, an den

1) Marschordnung siehe Anlage 12.
2) Tägliche Rundschau 1895, Nr. 202.

Divisionskommandeur: »500 Schritt hinter dem Austritt des Weges aus dem Walde ist ein Französisches Lager; es ist nicht ein Beobachtungsposten seitens der Franzosen gegen den Wald ausgestellt«. Gleichzeitig ließ der Schwadronschef melden, daß er Beschl hätte, wieder zum Regiment zurückzugehen. Die Meldung klang unglaublich, ein Lager so nahe am Walde ohne Posten gegen diesen, obgleich sie wissen mußten, daß der Feind in der Nähe war das war nach unseren Preußischen Begriffen nicht möglich!

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Der Divisionskommandeur, Generallieutenant v. Schoeler, schickte den Major v. Rauch1) zur näheren Feststellung vor. Der Marsch ging weiter fort; unterwegs sahen wir an verschiedenen Zeichen, daß hier kürzlich Truppen marschirt waren; Landbewohner sagten aus, daß am Morgen viel Truppen durchgekommen seien.

Vom Major v. Rauch kam nach einiger Zeit dieselbe Meldung zurück, wie die von den Sächsischen Ulanen. Noch immer ein bedenkliches Schütteln der Köpfe beim Stabe der Division ob dieses Vorfalls. General v. Schoeler beorderte nunmehr den Generalstabsoffizier der Division, Major v. Kretschmann, und mich vor, um ebenfalls zu rekognosziren. Wir trabten vor. Wir trabten vor. Als wir an den Ausgang des Waldes kamen, sahen wir vor uns eine sanst ansteigende Höhe; rechts und links hielten zwei Husaren, stark auf den Pferden vornübergebeugt, um nicht gesehen zu werden. Wir Beide ritten in derselben Haltung vor bis an den Husaren, der rechts hielt. Von hier aus sahen wir etwa 700 Schritt vor uns ein Französisches Lager; die Soldaten lagen um die Kochkessel herum und kochten. Posten waren nicht ausgestellt! Aber 200 bis 250 Schritt von uns hielten zwei Französische Offiziere zu Pferde; zum Glück hatten sie ihr Augenmerk auf die Gegend nach Osten gerichtet, da sie wohl nach dem am Nachmittag vorher bei Nouart stattgehabten Gefecht vermutheten, der Feind würde von dort kommen; es war ja auch richtig, die Sachsen kamen von dort her, wir waren aber eher da. Gleich rechts von uns lag ein kleines Haus, ein älterer Mann und eine Frau kamen heraus; als sie uns sahen, wollten sie gleich fort= laufen; wir hielten aber unsere Revolver auf sie und machten ihnen Zeichen (laut rufen durften wir ja nicht), daß sie zu uns herankommen sollten, was sie denn auch nothgedrungen thaten. Gleich darauf kam von jenseits der Höhe ein junger Bursche, der Sohn 1) Etatsmäßiger Stabsoffizier des Husaren-Regiments Nr. 12, Führer der Vorhut der Avantgarde.

Gesch. d. Feldart. Regts. Prinzreg. Luitpold v. Bayern (Magdeb.) Nr. 4.

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der beiden Leute, wie diese uns erklärten; als er uns sah, stutte er und lief dann zu den beiden Französischen Offizieren; er redete sehr auf sie ein und deutete mit der Hand nach uns; wir wurden immer kleiner auf unseren Pferden. Aber zu unserem Erstaunen reagirten die beiden Offiziere gar nicht auf die Reden des jungen Mannes, drehten sich nicht einmal nach uns um; sie zeigten mit dem Arm nach dem Lager, er möge dorthin gehen, was der Bauer auch schleunigst that, wo er aber keinen besseren Erfolg gehabt zu haben scheint. (Es ist bekannt, wie beinahe verächtlich damals der Französische Offizier, ja auch der Soldat, den sogenannten „pisang" (paysan) behandelte und demgemäß auch die von diesem kommenden Mittheilungen mißachtete.) Diese unbegreifliche Leichtfertigkeit der beiden Offiziere war für die 8. Division ein sehr großer Vortheil; denn wenn das Lager vor dem Heraustreten der ersten Truppen aus dem Walde alarmirt worden wäre, so hätte der Division die Entwickelung sehr große Opfer gekostet, wäre vielleicht unmöglich gewesen."

So gelang es der Vorhut der Avantgarde um 12 Uhr unbemerkt beim Pachthof Belle Volée aus dem Walde von Pont Gerache herauszutreten. Vor ihr lag südlich Beaumont ein kleineres, nördlich davon ein größeres Lager ohne jede Sicherung. Die 1. Kompagnie der 4. Jäger ging vorsichtig bis auf die nördlich vom Pachthof Petite Forêt vorliegende Höhe vor. Platz für die Entwickelung der Avantgarde war gewonnen, Stellung für die Divisionsartillerie bot sich auf der Höhe zwischen den Pachthöfen Beauséjour und Petite Forêt.

Es war zwar, wie erwähnt,1) befohlen worden, daß eine einzelne Kolonne nicht vor dem Austritte der anderen aus dem Walde selbständig zum Angriff schreiten sollte, dennoch glaubte General v. Schoeler die augenblickliche günstige Lage ausnußen zu müssen, da sich hier die Gelegenheit bot, den Feind zu überraschen und dadurch sowohl seiner als den anderen Kolonnen den Austritt aus dem schwierigen Engweg zu erleichtern. Längere Zeit konnte die große Nähe der Truppen dem Feinde doch nicht verborgen bleiben.

Er befahl daher, daß das Jäger-Bataillon sich geräuschlos der von seiner 1. Kompagnie besetzten Höhe nähern, hinter dieser die 16. Jufanterie-Brigade sich entwickeln, das Husaren - Regiment im 1) Seite 252.

Fenergefecht der

Batterieen.

Grunde am Walde verdeckt Aufstellung nehmen sollte. Die II. FußAbtheilung hatte so schnell als möglich östlich Beauséjour in Stellung zu gehen. Sobald die 16. Infanterie- Brigade sich entwickelt hätte, sollte die Artillerie überraschend gegen die Französischen Lager das Feuer eröffnen und die Infanterie zum Angriff vorgehen. Major v. Gilsa ließ die vorderste (4. leichte) Batterie Wermelskirch westlich von Petite Forêt auffahren.1) Man war so nahe am Lager, Avantgardendaß kein lautes Kommando gegeben werden durfte. In aller Stille protte die Batterie auf halber Höhe ab, die Geschütze wurden durch die Kanoniere vorgebracht. Hauptmann Wermelskirch gab das leise Kommando: „Mit Granaten geladen! Auf das Lager, 800 Schritt!" Die 3. schwere Batterie Dieckmann schwenkte, um das feindliche Feuer von der diesseitigen Anmarschrichtung abzulenken, sofort links ab und marschirte so auf, daß der linke Flügel nahe bei Maisonblanche zu stehen kam, vier Geschütze auf 900 Schritt gegen das fleinere Lager südlich, die des III. Zuges auf 2500 Schritt gegen das größere nördlich von Beaumont richtend.

Die 3. leichte Batterie Richter und die 4. schwere Laube wurden im Trabe vorgeholt.

Während dieser Bewegungen aber begann sich plötzlich das Lager südlich Beaumont zu regen. Ein Bauer hatte den Franzosen die Annäherung der Preußen gemeldet. Unter diesen Umständen wollte der eingetroffene kommandirende General v. Alvensleben die Entwickelung der 16. Infanterie-Brigade nicht abwarten und befahl um 1230 Uhr den Batterieen der Avantgarde, das Feuer zu eröffnen.

„Lautlose Stille", so erzählt Major v. Gilsa, „herrschte, da donnerte der erste Kanonenschuß! Ich hielt etwa 10 Schritt rechts vorwärts der Batterie Wermelskirch; da ich beobachtete, daß der Schuß etwa 50 Schritt zu kurz war, rief ich dem Hauptmann zu: »50 Schritt zu kurz!« Der zweite, gleich darauf folgende Schuß traf mitten in eine Kochgesellschaft hinein, wo er explodirte; dann traf Schuß auf Schuß ins Lager. Die Wirkung mußte ja bei der Nähe und dem dadurch herbeigeführten Treffen jeden Schusses sehr stark sein. Gleichwie ein Bienenschwarm, in den man hineinstößt, sprangen die Franzosen auf und liefen auseinander; aber zu ihrer Ehre sei's gesagt, sie sammelten sich sehr schnell wieder, obgleich nur wenig, vielleicht gar keine Offiziere im Lager waren. Diese

1) Siehe Plan Stellung A.

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