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Um den Abzug der unter dem wirksamsten feindlichen Feuer liegenden Truppen gegen ein etwaiges Nachdrängen des Feindes zu sichern, stellte General v. Alvensleben die in Reserve behaltenen zwei Bataillone des 27. Regiments, das Dragoner-Regiment Nr. 7 und das inzwischen eingetroffene 4. Jäger-Bataillon zu beiden Seiten der Straße von Pont à Mousson auf, nördlich der Vorstadt St. Mansuy.

Die 2. schwere Batterie wurde in ihrer Stellung am Mont St. Michel belassen, während die beiden anderen, die 1. schwere und die sich hier wieder vereinigende 2. leichte, eine Aufnahmestellung 700 m nördlich vom Schnittpunkt der Straßen von Pont à Mousson und Verdun nahmen.

Unter dieser Sicherung gelang es, die Bataillone der 14. Brigade ohne weitere Schwierigkeiten heranzuziehen. Nur das II. Bataillon 27 er, welches den Befehl zum Abzug nicht bekommen hatte, blieb bis gegen 7 Uhr abends im Feuergefecht gegen den Hauptwall, um sich dann an einer Ziegelei in der Nähe des Bahnhofs zu sammeln. Der weitere Rückzug nördlich um den Mont St. Michel herum ging ungehindert von statten, da der Feind derartig eingeschüchtert war, daß er nicht wagte, aus der Festung herauszutreten.

Sämmtliche bei Toul verwendeten Truppen bezogen am Abend wieder ihre alten Quartiere und Biwaks, die Vorposten, zu denen die 1. schwere Batterie gehörte, auf der Hochfläche von Francheville, die übrigen Truppen in Jaillon, Pont de Jaillon und Avrainville.

Die betheiligten Truppen verloren insgesammt bei der Unternehmung gegen Toul:

an Todten: 6 Offiziere, 44 Mann, 5 Pferde,

an Verwundeten: 11 Offiziere, 1 Arzt, 129 Mann, 9 Pferde, vermißt wurden 9 Mann.

Hiervon entfielen auf die I. Fuß-Abtheilung :

1. schwere Batterie: Portepeefähnrich v. Michaelis (Schuß in den rechten Arm) und ein Pferd,

2. schwere Batterie: Einjährig-Freiwilliger Koch (einen Schuß in den Arm, einen in die rechte Seite),

2. leichte Batterie: 1. Pferd verwundet.

Die Verluste waren bei der Nähe, in der sich einzelne Truppentheile vom Feinde befanden, verhältnißmäßig gering, dank der mangelhaften Vorbereitung der Festung und dem schlechten Schießen des Feindes, dessen Geschosse fast alle über die Köpfe der

Angreifer hinweggingen. Bei Weitem am meisten hatte das П. Bataillon
Infanterie-Regiments Nr. 27 verloren.

An Munition hatten verbraucht in einer Zeit von 31⁄2 Stunden: die 2. leichte Batterie, welche allerdings nur mit zwei Geschüßen ins Gefecht trat, 79,

die 2. schwere Batterie 385 Granaten.

Der Munitionsverbrauch der 1. schweren Batterie ist nicht zu ermitteln.

Die Preußische Infanterie hatte verhältnißmäßig wenig verfeuert. Die feindliche dagegen hatte ein ununterbrochenes Schnellfeuer, aber ohne zu zielen, über die Brustwehr ins Blaue hinein unterhalten. Zum Munitionsersatz wurden am folgenden Tage aus der ersten Staffel der Kolonnen vier Infanterie-Munitionswagen und eine Artillerie-Munitionskolonne herangezogen.

17. August.

5. Von der Mosel zur Maas.

Durch den heldenmüthigen Kampf am 16. bei VionvilleMars la Tour war die Armee Bazaines an ihrem Abzuge von Met in westlicher Richtung auf Verdun-Châlons verhindert worden. Das Große Hauptquartier, am 16. in Pont à Mousson eingetroffen, und von dem Verlaufe der Schlacht unterrichtet, erkannte, daß, wenn Bazaine am 17. den Weitermarsch mit Waffengewalt erzwingen wollte, die bei Vionville versammelten Truppen zum nöthigen Widerstand nicht ausreichen würden. Durch energische, unmittelbar eingreifende Anordnungen der obersten Heeresleitung, unterstüßt durch die Selbstthätigkeit der Unterführer, wurden aber so schnell als möglich alle verfügbaren Kräfte der Ersten und Zweiten Armee in Richtung auf die Straße Met-Mars la Tour herangezogen.

Marschall Bazaine fand nicht den Entschluß, seine gesammte Macht von Met loszureißen und im freien Felde zu verwenden. Er zog es vor, gestützt auf die Festung, westlich dieser auf dem breiten Höhenrücken von Roncourt-Amanvillers-Point du Jour eine Vertheidigungsstellung einzunehmen.

So gelang es der Deutschen Heeresleitung, bis zum Abend des 17. August sieben Armeekorps und drei Kavallerie-Divisionen der Ersten und Zweiten Armee ungehindert in einer von Ars bis Han

nonville reichenden, 212 Meilen langen, nach Norden gerichteten Front aufzustellen und sich somit jedenfalls die Ueberlegenheit zu sichern.

Das I. Korps blieb auf dem rechten Mosel-Ufer zur Sicherung der Verbindungen, das II., noch zwei starke Tagemärsche vom Schlachtfelde entfernt, erreichte Pont à Mousson. Das IV., auf dem äußersten linken Flügel zu weit entfernt, wurde weiter im Vormarsch in westlicher Richtung gegen die Maas belassen und erreichte am 17. Boucq.

Wenden wir uns zunächst zu den entscheidenden Ereignissen vor Metz, an denen die 1. reitende Batterie mit der 5. Kavallerie-Division einen, wenn auch bescheidenen Antheil nehmen durfte.

Am frühen Morgen des 17. wurden das ganze X. Armeekorps und die 5. Kavallerie-Division südlich Tronville versammelt.

Im Laufe des Vormittags beritt Seine Majestät der König das Schlachtfeld von Vionville und Mars la Tour und berührte mehrere Lagerplätze der gestern im Gefecht gewesenen Truppen. Mit hoher Freude wurde die Nachricht von der Anwesenheit des erlauchten Oberfeldherrn begrüßt. Die Division stellte sich zur Begrüßung des Königs auf, die Batterie Bode auf dem rechten Flügel der Reitenden Abtheilung Koerber. Man wartete den ganzen Tag, leider aber vergeblich, der König berührte Tronville nicht.

Um 7 Uhr rückte die Batterie mit der Kavallerie-Brigade v. Bredow ins Biwak bei Purieur.

Hier wurde seit drei Tagen zum ersten Male abgesattelt. Zu essen und zu trinken gab es so gut wie nichts, Lebensmittel waren nicht herangezogen, und Wasser war kaum zu bekommen. Wie lechzte Alles nach einem Trunk frischen Wassers, besonders die Verwundeten, zumal an dem ganzen Tage eine drückende Hiße diesen Mangel noch unerträglicher machte. Dazu kam, daß die Nacht im Gegensatz dazu ziemlich falt war.

Der Feind hatte sich am 17. ruhig verhalten, es war nicht gelungen, Näheres über seine Absichten festzustellen. Die eingegangenen Meldungen widersprachen sich theilweise. Vor dem Deutschen rechten Flügel hatte man dauernd Fühlung behalten, der Feind schien sich hier von Rezonville auf Gravelotte zurückzuziehen, vor dem linken Flügel aber hörte die Fühlung allmählich ganz auf. Es wurden dort feindliche Truppenbewegungen sowohl in westlicher als auch in

Schlacht bei

St. Privat.

östlicher Richtung gemeldet. Man blieb in Ungewißheit, ob Bazaine sich auf Metz zurückzog, oder ob er einen Abmarsch nach Nordwesten, über Etain und Briey, beabsichtigte. Um diesen beiden Möglichkeiten Rechnung zu tragen, beschloß die oberste Heeresleitung am folgenden Tage, den rechten Flügel vor Gravelotte fest= zuhalten, den linken aber in nördlicher Richtung vorrücken zu lassen, um entweder den Franzosen die nächste noch freie Abzugstraße über Doncourt-Conflans-Etain zu verlegen oder, wenn er Stellung genommen, rechts einzuschwenken und ihn von Norden her zu umfassen.

Demgemäß wurde am 18. früh die Zweite Armee in nördlicher 18. August. Richtung in Marsch gesetzt; auf dem linken Flügel das XII. Korps auf Jarny, rechts rückwärts von diesem das Gardekorps auf Doncourt, rechts rückwärts von diesem das IX. Korps westlich an St. Marcel vorbei. In der Mitte folgten das X. Armeekorps mit der 5. Kavallerie-Division und das III. mit der 6.

Die 1. reitende Batterie Bode stand um 8 Uhr morgens mit der Kavallerie Brigade v. Bredow zum Abmarsch bereit. Um 9 Uhr erhielt diese den Befehl, sich mit der Division bei Tronville zu vereinen. Sie brach um 1030 Uhr auf, um dem X. Korps hinter dessen linken Flügel auf St. Marcel zu folgen, empfing jedoch bald darauf die Anweisung, Biwak zwischen Mars la Tour und Hannonville au Passage zu beziehen. Dort gegen Mittag angelangt, vernahm man in der Richtung auf Met heftigen Kanonendonner, auch sah man in der Ferne schon den Rauch brennender Dörfer.

Das IX. Korps hatte bei Verneville durch den Angriff auf La Folie-Amanvillers die Schlacht eröffnet.

Prinz Friedrich Karl hatte die Gewißheit gewonnen, daß die Hauptmasse der feindlichen Armee noch vor Metz stände, und befohlen, daß das IX. Korps auf La Folie, das Gardekorps auf Amanvillers, die Sachsen auf Ste. Marie aux Chênes zum Angriff vorgehen sollten. Das III. und X. Korps wurden mit ihren Kavallerie-Divisionen auf Verneville, bezw. St. Ail in Marsch gesetzt.

Der Befehl traf die 5. Kavallerie-Division, als sie gerade im Abkochen und Tränken der Pferde begriffen war. Das Biwak mußte schleunigst abgebrochen werden.

Meist querfeldein ging der Marsch über St. Marcel, Doncourt auf Jouaville. An einem Wäldchen vor Jouaville wurde um 330 Uhr nachmittags Halt gemacht, bei fortwährendem von rechts

herüberschallenden heftigsten Kanonendonner. Nach vorausgegangener Erkundung führte General v. Rheinbaben seine Division über Batilly weiter vor. Beim Ueberschreiten des steilen Grundes zwischen Batilly und St. Ail traf die Nachricht ein, daß fast die ganze Zweite Armee in den Kampf verwickelt und ein Abzug des Feindes kaum mehr ausführbar sei. Nach schweren Kämpfen mit ungeheuren Verlusten waren die vorderen drei Korps der Armee in die Linie zwischen dem Bois des Genivaux, Habonville, St. Ail, Ste. Marie aux Chênes bis Auboé vorgedrungen.

Vereint mit der Garde-Kavallerie-Division, etwa 615 Uhr, ging die 5. Kavallerie-Division von Batilly in östlicher Richtung südlich St. Ail weiter vor und nahm nordöstlich von diesem Dorfe gegen 7 Uhr abends in einem tiefen Grunde vor dem hell brennenden Dorfe St. Privat la Montagne Aufstellung. Nach schweren Kämpfen mit ungeheuren Verlusten hatte das IX. Korps Chantrenne und Amanvillers besetzt, die Garden und Sachsen waren gerade im vollen Sturm auf St. Privat begriffen. Zur Unterstützung der gewaltigen Artillerielinie südlich St. Privat wurden die beiden Batterieen der beiden Kavallerie-Divisionen vorgeholt. Als die Batterie Bode zwischen den Batterieen des Garde- und X. Armeekorps aufmarschirte, - es muß etwa 730 Uhr abends gewesen sein war das Dorf gerade gestürmt, die feindliche Infanterie hier im vollen Rückzuge. Noch hielt aber die gesammte Artillerie des Französischen rechten Flügels Stand.

Die Batterieen der 5. Kavallerie-Division richteten ihr Feuer zuerst gegen die große östlich St. Privat stehende Artillerielinie. Als eine feindliche Batterie versuchte, bei Carrières d'Amanvillers Stellung zu nehmen, wurde diese bald vertrieben. Dann beschoß Batterie Bode in Richtung auf Amanvillers auf 1900 Schritt ein von feindlicher Infanterie und Artillerie besetztes Gehöft, aus welchem feindliche Infanteriekolonnen mehrfach noch hervorzubrechen suchten, jedesmal aber siegreich zurückgeworfen wurden. Batterie Bode verfeuerte hier 83 Granaten, verlor nur 1 Pferd todt und 3 verwundet.

Erst die Nacht machte dem furchtbaren Kampfe ein Ende, der rechte Flügel des Feindes war vollständig geschlagen und damit die ganze Armee Bazaines zum Rückzug auf Metz gezwungen.

Die 5. Kavallerie-Division bezog ein Biwak bei St. Ail. Die Nacht war kalt, kein Holz zum Feuern, kein Stroh und nur sehr wenig Verpflegungsmittel zur Stelle, da die Bagagen nicht

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