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Marchegg, die 8. bei Stampfen. Die II. Fuß- Abtheilung mußte
drei Meilen rückwärts an die March zurückmarschiren, um wieder
zur Reserveartillerie zurückzukehren. Nachdem sie bei Stampfen sich
aus einer vollgeladenen Proviantkolonne nach den Mühen des Tages
gestärkt hatte, erreichte sie am späten Abend das Dorf Ungarwaiden,
dem March-Uebergange bei Angern gegenüber.

9. Waffenstillstand und Heimkehr. 23. Juli bis 28. September.
Die nun folgenden Tage der Ruhe bis zum 30. Juli wurden zur
Erholung von den überstandenen Anstrengungen, sowie zur gründlichen
Instandsetzung von Geschützausrüstung und Bekleidung benut.

Die Feindseligkeiten begannen nicht wieder. Am 26. wurde der
Bräliminarvertrag von Nikolsburg unterzeichnet und der
Waffenstillstand bis zum endgültigen Friedensschluß verlängert.

Die Preußische Armee konnte sich nunmehr in größeren Landstrichen ausdehnen. Vom 1. August an sollte die Erste Armee den im Süden von der Thaya, im Osten von der Bahn LundenburgBrünn Zwittau, im Westen von der Straße Tabor-Prag-Melnick—Böhmisch-Leipa-Numburg begrenzten Landstrich belegen. Die 7. Division mit dem Stabe in Namiest, die 8. in Eichhorn bei Bitischka. Die Armee-Reserveartillerie wurde für die Verpflegung den Divisionen ihrer Korps zugetheilt.

Seine Majestät der König ließ es sich nicht nehmen, vor der Rückkehr nach Berlin seine Truppen in Parade zu besichtigen.

dem Marchfelde. 31. Juli.

Am 31. Juli standen die 7., 8., 5. und 6. Division und das Königsparade auf Kavalleriekorps um 8 Uhr morgens in Paradeaufstellung auf dem Marchfelde bei Gänserndorf. Alles hatte sich so schön, wie es das kriegerische Leben gestattete, herausgeputzt. Da die Batterieen ohne Staffeln erschienen, so konnte durch Austausch mancher Schaden verborgen bleiben. Etwa um 10 Uhr machte sich der Beginn der Parade durch Hurrahrufen und Präsentirmarsch - Blasen bemerkbar. Ueberall ertönte ein jubelndes Hurrah, und überall schlugen die Herzen höher, als der Königliche Kriegsherr seine Truppen begrüßte. Was für einen besonderen Klang hatte heute das Heil dir im Siegerkranz." Hier auf dem Marchfelde, angesichts der feindlichen Hauptstadt, wurde es recht deutlich, wie innig das Band ist, das den König mit seinem Heere verbindet.

Beim Erzherzoglichen Schloß Schönkirchen fand der Vorbeimarsch statt, der fünfviertel Stunden dauerte.

1. August.

die Thaya.

Nach der Parade versammelte der König die Generale und Kommandeure und sagte etwa Folgendes:

„Wie danke Jch Gott, daß Er Mir in Meinem Alter vergönnt hat, einen solchen Krieg mit so großen Erfolgen zu führen, und daß Ich selbst im Stande gewesen bin, Mein Heer anzu= führen. Wir wollen uns nicht überheben, sondern dem Vater im Himmel danken, daß Er uns beigestanden. Das Werkzeug, durch das Er uns den Sieg verliehen hat, die Armee, ist unvergleichlich, die Infanterie, die Kavallerie, die Artillerie, Alles gleichmäßig, und das danke Ich Ihnen Allen, die Sie diese Armee ausgebildet, mit Meiner vollsten Anerkennung, mit Meinem Königlichen Danke. Vor Allem aber muß Ich es an dieser Stelle aussprechen, daß es der zähen Tapferkeit und Ausdauer der 7. und 8. Division zu danken ist, daß der Sieg in der Schlacht ermöglicht wurde. Ich werde das nie vergessen."

Thränenfeuchten Auges fuhr der König fort:

„Wenn Sie den Frieden erst kennen werden, werden Sie ersehen, daß so viel Blut nicht vergeblich geflossen ist. Wir haben Großes erreicht! Und nun Adieu, Meine Herren, auf Wiedersehen im Vaterlande!"

Nachdem die Kommandeure diese Königsworte den Truppen bekannt gemacht hatten, wurde in die Quartiere zurückmarschirt. Der Tag war sehr heißz, Wassertrinken war wegen der Choleragefahr verboten. Mancher Schlappe" mußte ins Lazareth gebracht werden.

Am 1. August begann der Rückmarsch hinter die Thaya in den Rückmarsch hinter westlichen Theil von Mähren. In kleinen Märschen erreichte die III. Fuß-Abtheilung am 8. die Gegend von Eibenschütz und Znaim, weiter nördlich die I. Abtheilung am 10. Lijjit, nördlich Brünn, westlich der Zwittawa, die II. Dels und die Neitende Brystrziß. Der Regiments- und Brigadestab lagen in Kunstadt.

Die Verpflegung erfolgte zunächst durch die Quartierwirthe gegen baare Zahlung nach im Waffenstillstand vereinbarten Sätzen, später aus den angelegten Magazinen. Die Offiziere hatten für ihre Beköstigung selbst zu sorgen und erhielten dafür besondere Verpflegungsgelder, und zwar Lieutenants täglich 3, Hauptleute und Stabsoffiziere 5 Thaler.

In den Kantonnements wurde vorzugsweise an der Instandsegung des Materials gearbeitet und Sorge für die Wartung und Pflege der Pferde getragen. Durch eingehende Besichtigungen verschafften sich der Regiments- und Brigadekommandeur, Oberst Roth und Generalmajor Schwarz, die Ueberzeugung, daß Alles in schönster Ordnung war.

Das Verhältniß von Offizieren und Leuten zu den Einwohnern der belegten Orte war überall ein gutes, das Benehmen der Landbevölkerung ein freundliches und entgegenkommendes.

Ueberall wurde regelmäßiger Friedensdienst, bestehend in Neiten, Fahren, Exerziren und Felddienstübungen, abgehalten.

Trotz der täglichen körperlichen Beschäftigung und großer Vorsichtsmaßregeln griff die unter der Landbevölkerung ausgebrochene Cholera auch unter den Truppen immer mehr um sich. Auch viele Leute des Regiments mußten der furchtbaren Krankheit erliegen.

Der Friede mit Desterreich wurde am 30. August zu Prag Friede zu Prag. 30. Auguft. unterzeichnet. Mit den Süddeutschen Staaten war er schon einige Tage vorher geschlossen. Außer den Herzogthümern Schleswig und Holstein ergriff Preußen Besitz von Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. nebst kleinen Landstrichen an den Grenzen Bayerns und Hessen-Darmstadts. Der Zuwachs belief sich auf 1300 Quadratmeilen und über 4 Millionen Einwohner. Vor Allem aber war, wie das Generalstabswerk sagt, eine Situation geschaffen, in welcher das vom König Wilhelm bei Beginn des Krieges zu seinem Volke gesprochene Wort zur vollen Erfüllung gelangen konnte: „Verleiht uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark genug sein, das lose Band, welches die Deutschen Lande mehr. dem Namen als der That nach zusammenhielt, in anderer Gestalt fester und heilvoller zu erneuen“.

Der Krieg war auf das Ruhmvollste beendet. Die Preußischen Truppen konnten in die Heimath zurückkehren.

Vorher aber sprach Seine Königliche Hoheit Prinz Friedrich Karl den Soldaten der Ersten Armee noch mit folgenden schönen Worten seine Anerkennung aus:

,,Soldaten der Ersten Armee!

Ein rühmlicher Friede hat heute diesen glorreichen Feldzug beschlossen. Preußens Machtstellung ist gewachsen, seine Grenzen sind erweitert. Eure sieggewohnten Fahnen, welche in Sachsen,

Heimkehr.

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Böhmen, Mähren, Ungarn, in Nieder-Oesterreich und angesichts der Thürme der alten Stadt Wien geweht haben Jhr tragt sie stolz der lieben Heimath entgegen, welche Euch feierlich empfangen wird. Die bisher mir untergebene Erste Armee wird bald zu bestehen aufhören. Ich wünsche daher einige Worte des Abschieds an Euch zu richten.

Der König, unser Herr, hat verschiedentlich Seine volle Zufriedenheit und Seinen Königlichen Dank Euch ausgesprochen und wird ihn durch Verleihung einer Reihe wohlverdienter Auszeich= nungen bethätigen. Im Vergleich zu solcher Gnade, ich fühle es wohl, hat meine Anerkennung doch nur geringen Werth. Aber vorenthalten darf ich sie Euch dennoch nicht, und so spreche ich jie denn aus vollem Herzen hiermit aus, den verdienten Herrn Generalen, Euren so bewährten Offizieren und Euch Soldaten aller Korps und aller Waffen, für Euer Vertrauen und für Eure Hingebung. Mehr wie unsere Schuldigkeit konnten wir ja nicht thun. Diese aber haben wir voll gethan und so viele Kämpfe die Erste Armee zu bestehen hatte, ebenso viele Erfolge hat sie aufzuweisen. Ich habe Eure Kräfte im Marschiren mehrfach bis zum Aeußersten in Anspruch genommen. Im Kampfe aber haben nur wenige Truppen von uns ihr Aeußerstes thun müssen. Ich habe deshalb, so schnell, so glücklich und ruhmreich der jetzt vollendete Kriegslauf auch für uns wie für die ganze Armee gewesen ist, dennoch in Eurem Namen dem Könige die Versicherung geben dürfen, Seine Armee könne noch weit mehr leisten, als sie geleistet hat. Prägt Euch dies ein und zu geeigneter Stunde denkt daran! Unser Herrgott ist sichtlich wieder mit Preußen gewesen. Nicht uns, Ihm sei Lob, Preis, Dank und Ehre! Lebt denn wohl, meine tapferen Kameraden und seid ferner Gott befohlen!

Euer dankbarer Oberbefehlshaber

General der Kavallerie

gez. Friedrich Karl, Prinz von Preußen."

Zuerst marschirte die III. Fuß- Abtheilung am 5. und 6. September aus ihren Quartieren nach Brünn ab, um dort am 8. und 9. eingeschifft zu werden. Sie erreichte nach zweitägiger Fahrt ihre Garnison Magdeburg. Die anderen Abtheilungen wurden von Pardubitz aus nach Hause befördert. Die I. Abtheilung traf am 16. in Magdeburg, die II. am 17. und die Reitende am 18. in Erfurt ein.

Die Rückkehr in die Garnisonen wurde zu einer Reihe festlicher Tage. Sobald die Grenze überschritten war, ertönte auf allen Bahnhöfen, von allen Dörfern und Wegen der Jubel der Bevölkerung den Heimkehrenden entgegen. In den Garnisonen hielten die Batterieen einen feierlichen Einzug, von den Einwohnern mit herzlicher Liebe empfangen.

Unmittelbar nach der Rückkehr begann die Demobilmachung, für die meisten Batterieen in den Dörfern der Umgegend ihrer Garnisonen.

Eine große Reihe von Auszeichnungen war der Königliche Dank für die brave Thätigkeit des Regiments.

Am Siegescinzuge in Berlin am 20. September nahm ein Kommando des Regiments, bestehend aus Premierlieutenant Kühne, 3 Unteroffizieren, 1 Trompeter, 25 Mann und 2 bespannten Geschützen theil.

Der Fahne wurde das Erinnerungsfreuz mit Schwertern verliehen.

Sämmtliche Theilnehmer des Feldzuges wurden mit dem neu gestifteten und aus erbeutetem Kanonenmetall hergestellten Erinnerungskreuz geschmückt.

Für besondere Auszeichnung erhielt das Regiment:1)
14 Rothe Adler-Orden 4. Klasse mit Schwertern,
2 Kronen-Orden 3. Klasse mit Schwertern,

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III. Friedenszeit 1866 bis 1870.

Für die neugewonnenen Provinzen wurden durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 27. September 1866 drei neue Armeekorps, das IX., X. und XI. errichtet. Für das neu zu bildende Hessische Feldartillerie-Regiment Nr. 11 hatte das 4. Regiment die 4. zwölfpfündige, die 4. vierpfündige und die 3. reitende Batterie abzugeben. Der bisherige Regimentskommandeur, Oberst Roth, wurde zum Kommandeur des Hannoverschen Feldartillerie-Regiments Nr. 10

ernannt.

1) Näheres siehe Anlage 8.

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