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Als während der entstandenen Feuerpause der anwesende Abtheilungskommandeur, Oberstlieutenant Weigelt, feindliche Geschüße auf der Höhe von Horenowes aufmarschiren sah, ließ er in Richtung auf diese Höhe, die weithin durch zwei hohe alleinstehende Pappeln sich kennzeichnete, die 5. vierpfündige Batterie v. Nordeck vorgehen. Sowie die feindliche Artillerie das Feuer eröffnete, nahm Hauptmann v. Nordeck Stellung und ließ es auf 3400 Schritt erwidern. Nach etwa halbstündigem Feuer ging sie nochmals vor. Während dieser Bewegung, die so schnell ausgeführt wurde, als es der vom Regen aufgeweichte Boden gestattete, überschritt die Batterie die nasse Niederung östlich von Benatek, hier zu Einem abbrechend, um über einen Graben zu gelangen. Troß des feindlichen dahin gerichteten Feuers nahm sie ohne Verluste, wie bisher überhaupt, die neue (dritte) Stellung1), etwa 600 Schritt östlich von Benatek ein, um durch Feuer gegen die feindliche Artillerie bei Maslowed den Angriff der eigenen Infanterie zu unterstützen. Rechts von ihr marschirte die aus dem Gros vorgetrabte 1. vierpfündige Batterie Kühne auf.

In dieser Stellung erhielten die Batterieen ein sehr heftiges Feuer von weit überlegener, auf einer Höhe bei Maslowed in Geschützeinschnitten stehender, feindlicher Artillerie. Vorherrschend achtpfündige Geschosse schlugen in die Batterie ein3), die meisten glücklicherweise ohne zu krepiren. Die Entfernungen waren offenbar dem Feinde genau bekannt. Die Wirkung des eigenen Feuers war schwer zu beobachten, die feindlichen Geschütze waren nur an dem Aufbligen ihres Feuers zu erkennen. Immerhin wurde aber das feindliche Artilleriefeuer von der vordringenden eigenen Infanterie abgelenkt, der es nunmehr auch gelang, sich in den Besitz des von der Batterie v. Raußendorff in Brand geschossenen Dorfes Benatek zu setzen.

1) Siehe Planstizze 9 A. I.

2) Bekannt unter dem Schriftstellernamen Johann v. Dewall.

3) In der Batterie v. Nordeck wurde das Mittelpferd des sechsten Geschüßes durch eine Granate getödtet. Die übrigen Geschüßpferde, dadurch unruhig geworden, hatten Taue und Riemen zerrissen; der Mittelreiter, Gefreiter Barth, durch das sich bäumende Sattelpferd mitten in die Bespannung geworfen, kroch unversehrt, die Pfeife noch im Munde, daraus hervor. Die Marschfähigkeit des Geschüßes stellte Sergeant Philippi rasch wieder her. Das Feuer wurde ruhig fortgesezt. (Siehe Heeres-3tg." 1883, 655/656.)

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Kampf der 7. 3n

fanterie-Division

c. Kampf gegen die Oesterreichische Hauptstellung.

Auf dem äußersten linken Flügel der Ersten Armee begann am den Wald von nun der heldenmüthige, blutige Kampf der 7. Infanterie-Division Maslowed. um den Wald von Maslowed (Swiep - Wald) westlich von Maslowed, der vom Feinde besetzt war und eine zur Vertheidigung sehr günstige Höhe bedeckt. Vier Bataillone der Avantgarde griffen an, das Gros folgte. Der erste Angriff gelang zwar bald, der Feind setzte dann aber seine ganze Kraft ein, um den Wald wieder zu gewinnen. Der Kampf wogte hin und her. Die Infanterie der Division v. Fransecky hatte Uebermenschliches zu leisten. Der Feind führte immer wieder frische Bataillone heran, die durch mehr als doppelt überlegene, die diesseitigen Stellungen umfassende und weit überhöhende Batterieen aufs Kräftigste unterstützt wurden.

1.Fuß-Abtheilung. 1. vierpfündige Batterie.

4. zwölfpfündige.

Batterie.

Von den Batterieen der Division folgte zuerst die 1. vierpfündige v. Raußendorff der 14. Infanterie-Brigade durch das brennende Benatek zum Angriff auf den Swiep-Wald. Sie nahm südwestlich des Dorfes Stellung.1) Ungeachtet der bald eintretenden Verluste durch das furchtbare Feuer der überlegenen feindlichen Artillerie auf den Höhen zwischen Horenowes und Maslowed unterhielt sie ein lebhaftes Feuer. Leider hatten die Munitionswagen der Batterie durch das völlig verstopfte Dorf Cerekwitz nicht folgen können. Die Munition begann bald bedenklich zu mangeln.

Der Kommandeur der 1. Abtheilung, Oberstlieutenant Weigelt, ließ die 5. vierpfündige Batterie v. Nordeck in ihre Stellung östlich von Benatek stehen und führte persönlich die bisher in Reserve befindliche 4. zwölfpfündige Batterie 2) v. Noß durch einen Wiesengrund auf eine Höhe am Südende des Dorfes Benatek.3) Die 1. sechspfündige Batterie Kühne erhielt Befehl, durch dies Dorf selbst vorzugehen. Hier war aber Alles so verstopft, daß ein Durchkommen unmöglich war. Die Batterie nahm daher eine Stellung ein, die etwa 500 Schritt vor ihrer ersten östlich von Benatek lag.3) Als die 4. zwölfpfündige Batterie, im heftigsten feindlichen Granatfeuer vortrabend, östlich Benatek eintraf, bemerkte der Batterie

1) Planskizze 9, Stellung B. I.

2) Jezt 5. Batterie Regiments Nr. 27.
3) Planskizze 9, Stellung B. I.

chef, Hauptmann v. Noß, daß starke feindliche Infanteriemassen von den Höhen bei Maslowed gegen Benatek vordrangen. Sofort ließ er hiergegen das Feuer eröffnen. Nachdem etwa 60 Granaten verschossen waren, und eben zum Schrapnelfeuer übergegangen werden sollte, verschwand die feindliche Infanterie völlig aus der Sicht. Das feindliche Artilleriefeuer aber nahm nun einen Grad von Heftigkeit an, wie er größer nicht gedacht werden kann. Auf dem ganzen gegenüberliegenden Höhenrande von Horenowes über Maslowed bis Cistowes und noch weiter stand Geschütz an Geschüß.1) Auch eine feindliche Raketen-Batterie sandte ihre Geschosse, die aber nur mit matter Kraft die Batterie erreichten.") Hauptmann v. Not beschoß vorzugsweise eine Batterie, die eben dem Gros der Infanterie der Division gegenüber ihr Feuer eröffnete, auf etwa 1100 Schritt. Die Beobachtung des eigenen Feuers war des heftigen Regens und des starken Pulverdampfes sowie der vollständig ge= deckten Ausstellung der feindlichen Geschütze wegen kaum möglich. Die Batterie wurde mit feindlichen Geschossen völlig überschüttet. Glücklicherweise krepirten sehr viele nicht. Immerhin mehrten sich aber die Verluste, so daß Hauptmann v. Not es für uöthig erachtete, seine Batterie, um sie überhaupt noch zu erhalten, dem überwältigenden Feuer zu entziehen. Er ließ zum Zurückgehen aufproten. Hierbei schlug eine Granate in die Bespannung des 5. Geschützes, tödtete fünf Pferde, durch eine zweite Granate wurde die Lassete getroffen. Das Zurückgehen wurde mit vieler Ruhe ausgeführt. Hinter einer Höhe wurden die nöthigsten Instandsetzungen, Ordnung der Bespannung 2c. vorgenommen.

Batterie.

Die 1. sechspfündige Batterie Kühne war, als bemerkbar wurde, 1. sechspfündige welch harten Stand die eigene Infanterie im Walde von Maslowed hatte, wie erwähnt, über den Wiesengrund bei Benatek vorgegangen, in eine Stellung südöstlich des Dorses. Hier verlor die Batterie durch einen Granatschuß die beiden Mittelpferde des 3. Geschüßes, Kanonier Tellguth wurde am linken Arm, Kanonier Verny am Oberschenkel schwer verwundet. Eine Abtheilung feindlicher Jäger vom Thurnschen Korps hatte sich in der linken Flanke der Batterie auf 400 bis 500 Schritt vorgeschoben und begann ein empfindliches Feuer. Da die schwache Bedeckung der Batterie diese nicht zu ver

1) 14 feindliche Batterieen vom 4. und 2. Desterreichischen Korps mit 112 Geschüßen, denen die 7. Division nur 24 entgegenstellen konnte.

2) Bericht der Batterie.

Gesch. d. Feldart. Regts. Prinzreg. Luitpold v. Bayern (Magdeb.) Nr. 4.

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5. vierpfändige Batterie.

Kampf der 8. Division am

Hola-Walde.

treiben vermochte, so ging Hauptmann Kühne etwa 300 Schritt hinter den erwähnten Grund bei Benatek zurück, das Feuer gegen die feindlichen Infanteriemassen bei Maslowed richtend.

Um die eigene Infanterie aber nicht ohne Unterstützung zu lassen, ließ Oberstlieutenant Weigelt die 5. vierpfündige Batterie v. Nordeck aufprozen, führte sie im Trabe durch das brennende Benatek in eine Stellung östlich des Dorfes, ungefähr da, wo vorher die 4. zwölfpfündige Batterie gestanden hatte; ein Zug unter Lieutenant Nonne stellte sich auf Befehl des Abtheilungskommandeurs auf einem Hügel südlich des Dorfes auf. Die Batterie beschoß unter heftigstem feindlichen Feuer zunächst die gegen den Wald von Maslowed vorrückende feindliche Infanterie auf 500 bis 800 Schritt. Ihr Feuer hatte guten Erfolg, denn schon nach dem ersten Schuß machte der Feind Kehrt und ging zurück. Nun wandte sie sich gegen die feindliche Artillerie.

Inzwischen hatten auch die 1. sechspfündige und 4. zwölfpfündige Batterie Befehl erhalten, wieder vorzugehen. Dies geschah. Da die feindliche Infanterie während dieser Zeit sich gänzlich zurückzog und in dem welligen Gelände verschwand, so richteten die nun hier wieder vereinigten drei Batterieen der I. Abtheilung ihr Feuer gegen ein vor dem Dorfe Maslowed gelegenes Gebäude auf 1800 Schritt, das vom Feinde lebhaft vertheidigt wurde. In kurzer Zeit war dies Gebäude zerschossen. Die Besatzung zog sich nach dem Dorfe zurück. Auch dieses wurde bald in Brand geschossen.

Wir hatten die 8. Division verlassen, als sie sich etwa um 9 Uhr anschickte, die Bistritz zu überschreiten.1) Sadowa war bereits vom Feinde verlassen. Das rechte Ufer des Baches wurde daher ohne Widerstand gewonnen. Zur Unterstützung der 7. Division, die zu dieser Zeit bereits in heftigem Kampfe im Swiep-Walde stand, ging die 8. Division gegen den südlich vom Swiep-Walde liegenden Holawald vor, der auch bald besetzt war. Ein weiteres Vorgehen war bei der mächtigen gegenüberstehenden Batteriestellung der Oesterreicher unmöglich. Man begnügte sich deshalb, den Waldsaum zu halten. Im heftigsten Feuer, unter großen Opfern, mußte die Division stundenlang am Hola-Wald ausharren. Ein Versuch der 71er, der bedrängten 7. Division im Swiep-Wald vor Maslowed zu Hülfe zu

2) Seite 174.

fommen, scheiterte an dem furchtbaren feindlichen Artilleriefeuer. E3 kam hier das Gefecht mehr zum Stehen.

Für die III. Fuß-Abtheilung auf dem Roskos-Berge war, nachdem die feindliche Artillerie die Höhen östlich Sadowa geräumt hatte, eine etwa halbstündige Gefechtspause eingetreten, die zum Ersatz der Munition benutzt wurde.

Als die Infanterie der 8. Division die Bistritz bei Sadowa und Sowetit überschritten hatte, folgte die III. Abtheilung ohne Säumen nach. Die 3. zwölfpfündige Batterie v. Seebach verblieb zunächst in Reserve. Die drei gezogenen aber führte Major Heinrich in eine Stellung zwischen dem Hola- und Swiep-Walde auf dem nach Cistowes führenden Höhenrücken 1) und zwar zunächst die 4. vierpfündige v. Schlotheim, dann links dieser die 3. sechspfündige Anton und rechts die 3. vierpfündige Kipping. Gegenüber auf den Höhen von Lipa und Chlum stand eine gewaltige Artilleriemasse, gegen die um 1030 Uhr das Feuer auf 2400 bis 3000 Schritt eröffnet wurde. Trotz aller Bemühungen vermochten aber die drei gezogenen Batterieen der Abtheilung nicht, das überaus heftige feindliche Feuer gegen die Infanterie im Hola-Walde ganz auf sich zu ziehen. Die Batterieen hatten einen außerordentlich schweren Stand. Sie konnten wenig gegen die der Zahl nach mehr als doppelt überlegene, in vorbereiteten, weit überhöhenden Stellungen ganz gedeckt stehende feindliche Artillerie ausrichten.

Die auf dem linken Flügel stehende Batterie Anton2) sah sich nach einiger Zeit, als die Infanterie im Swiep-Walde sich dem Südrande bedenklich näherte, genöthigt, in die Niederung bei Sadowa zurückzugehen. Sie sette aber von dort das Feuer fort. Bald konnte sie jedoch wieder in die frühere, sehr viel günstigere Stellung auf der Höhe zurückkehren.

Bis um 11 Uhr war die Erste Armee in folgende Stellungen gelangt:

Auf ihrem linken Flügel konnte die 7. Division, von mehrfacher Ueberlegenheit angegriffen, nur mit größten Opfern sich im Walde von Maslowed (Swiep-Wald) halten. Die 8. Division hatte den Wald von Sadowa (Hola-Wald) bescht. Rechts der 8. Division stand das II. Armeekorps in der Linie Ober-Dohaliz-Dohalicka —

1) Planskizze 9, Stellung B. II-III.

2) Nach Gefechtsbericht der Batterie war dies Batterie Anton, nicht, wie Gen. St. W. S. 348 angiebt, Batterie Kipping. Vergl. S. 180.

III. FaßAbtheilung.

1030 Uhr.

Stand der Schlacht

um 11 Ubr.

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