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Weg führte über Harte und die Kolding-Aa, 1) dann über Sonneberg in nördlicher Richtung auf die Dörfer Alminde und Viuf an der Straße von Kolding nach Veile zu. Eben hatte man gegen 815 Uhr Halt gemacht, als Geschüß- und Gewehrfeuer von Alminde her verkündete, daß die Avantgarde auf den Feind gestoßen war. Die Batterie setzte sich sofort in Gefechtsbereitschaft und gleich darauf brachte der Divisionsadjutant, Lieutenant v. Schack, den Befehl, zur Avantgarde vorzukommen. Der Vormarsch wurde sofort angetreten. Als die Batterie vor Alminde ankam, hatte der Feind das Dorf bereits verlassen und sich auf Viuf zurückgezogen. Nördlich dieses Ortes nahm eine feindliche Batterie eine sehr verdeckte Stellung hinter einem Knick und verhinderte durch lebhaftes Feuer mit Kugeln und Granaten die Entwickelung der Preußischen Infanterie jenseits des Dorfes. Auf Befehl des Divisionskommandeurs, Generals v. Hirschfeld, fuhr die Batterie im Trabe durch das Dorf, wendete an der Kirche rechts und nahm auf einer Anhöhe östlich des Kirchhofes gegen 10 Uhr eine Stellung. Gegen die feindliche Artillerie wurde ein lebhaftes Kugelfeuer auf 1400 Schritt eröffnet. Kaum hatte der Feind das Abprozen bemerkt, als er sein ganzes Feuer auf die Batterie richtete. Von den vielen vor, in, neben und hinter der Batterie einschlagenden Geschossen riß eine Kugel dem Pferde des Lieutenants v. Kampt ein handbreites Stück aus dem Kamm hinweg, Menschen wurden indessen nicht getroffen. Nach drei Lagen der Batterie Labes stellte jedoch die feindliche Batterie ihr Feuer ein und verschwand hinter einer schüßenden Höhe. Gleichzeitig begannen auch die anderen feindlichen Truppen ihren Rückzug bis zu dem etwa drei Viertelstunden nördlich von Viuf liegenden Walde, dessen Rand er mit heftigem Schützenfeuer sowie durch zwei seitwärts aufgestellte Geschütze vertheidigte. Nachdem Lettere durch die halbe sechspfündige Fuß- Batterie Nr. 4 vertrieben waren, ging die Preußische Infanterie zum Sturm vor und nahm den Wald in Besitz. Als auch der nördliche Rand gewonnen war, marschirte die Batterie Labes mit dem Gros durch den Wald, ohne Verluste zu erleiden, obwohl hin und wieder Kanonenkugeln auf der Waldchaussee einschlugen. Nach dem Austritt aus dem Walde nahm die Batterie um 145 Uhr eine neue Aufstellung gegen feindliche Artillerie, die im Bogenschuß auf

1) Aa oder Au bedeutet Bach.

Gefecht bei Veile. 8. Mai.

9. Mai.

1500 Schritt von fünf Geschüßen beschossen wurde, das sechste, auf der Chaussee selbst stehend, feuerte im Rollschuß (flachen Schuß) gegen die auf der Chaussee zurückgehenden Infanteriekolonnen. Nach der ersten Lage zog auch die feindliche Artillerie ab. Auf Befehl des Divisionskommandeurs wurde um 230 Uhr nachmittags das Gefecht abgebrochen. Die Avantgarde hielt das gewonnene Gelände besetzt, während Gros und Reserve wieder durch den Wald zurück gingen und südlich desselben ein Biwak bezogen.

Verfeuert hatte die Batterie 31 Kugeln.

Für den folgenden Tag erhielt die Preußische Division des Generals v. Hirschfeld den Auftrag, Beile zu nehmen.

Die zwölfpfündige Batterie Labes, der Avantgarde zugetheilt, brach mit dieser um 715 Uhr morgens aus ihrem Biwak zum Marsche gegen Beile auf. Gegen 1030 Uhr stieß man bei genannter Stadt auf den Feind. Preußische Infanterie drang vor und es gelang ihr bald, die Stadt vom Feinde zu säubern. Die Batterie Labes fam nicht zum Schuß, sie stand in einer Aufnahmestellung bereit, aber zu weit vom Feinde entfernt, um wirken zu können. Gegen 230 Uhr nachmittags erhielten die Truppen Befehl da, wo sie standen, abzukochen. Als die Batterie gerade im Begriff war, ihre Geschüße im Park aufzustellen, kam der Befehl, daß eine ihrer Hälften am Meeresbusen unweit der Stadt Beile Aufstellung nehmen sollte, um fünf Dänische Kauffahrteischiffe am Abfahren zu verhindern. Drei Kanonen marschirten ab, konnten aber des Geländes wegen. nicht näher als auf 1800 Schritt an die Schiffe herankommen. Der erhaltenen Weisung gemäß wurden zunächst, als Warnung und um die Schiffe zu veranlassen ihre Flagge zu zeigen, zwei absichtlich zu kurz gerichtete Schüsse, als diese aber nicht berücksichtigt wurden, zwei gut gerichtete Lagen abgefeuert. Die Schiffe heißten schleunigst nicht nur den Danebrog, sondern auch eine weiße Flagge und sandten ein Boot an Land, um ihre Unterwerfung anzumelden. Sobald die Schiffe von Preußischer Infanterie besest waren, marschirten die Geschütze zur Batterie zurück.

Am folgenden Morgen wurde die Avantgarde der Preußischen Division, und mit ihr der 1. und 3. Zug der Batterie Labes, zur Verfolgung noch eine Meile auf Horsens vorgesandt, kehrte aber am Nachmittag, ohne den Feind noch gefunden zu haben, wieder zurück. Die zwölfpfündige Batterie Nr. 11 fam im weiteren Verlauf des Feldzuges nicht mehr zum Gefecht. Die weiteren Bewegungen

hatten eigentlich nur den Zweck, Land zu gewinnen, um die Truppen ernähren zu können und die geforderten Lieferungen auszuschreiben.

In Horsens.

Aarhuus. 23. Mai bis

20. Juni.

Die Batterie marschirte mit der Division am 13. Mai nach 13. bis 22. Mai. Horsens, am 23. in Richtung auf die Stadt Aarhuus nach Swin- In Swinfager bei sager und Onstedt, drei Meilen von Aarhuus entfernt. Hier blieb sie bis zum 20. Juni und feierte am 27. und 28. Mai das Pfingstfest in Feindesland, dessen Bewohner den zähesten Widerstand den Deutschen Truppen entgegensetzten, und von denen nur mit größter Härte die Lebensmittel beigetrieben werden konnten. Vom 21. Juni Ju Aarhuus. bis 23. Juli lag die Batterie in Aarhuus. Die Zeit wurde meist zum gewöhnlichen Friedensdienst benutt. Nur vorübergehend wurde marschirt oder Batterieeinschnitte, die am Meeresstrande gegen etwaige Unternehmungen der feindlichen Flotte erbaut wurden, besetzt. Dabei war man keinen Augenblick seines Lebens sicher, nur die größte Vorsicht schützte vor feindlichen Ueberfällen.

21. Juni bis 23. Juli.

Am 19. Juli wurde Waffenstillstand geschlossen und die Waffenstilstand. Truppen in Marsch zur Heimath gesetzt.

Der Feldzug, der zum Schuß der Rechte der Herzogthümer Schleswig und Holstein unternommen worden war, endete so fläglich, wie er infolge der traurigen politischen Verhältnisse in Deutschland, wo man durch ungesetzliche Mittel, Aufstand und Gewalt, eine Einheit erstrebte, aber nur den größten Zwiespalt hervorrief, geführt war; eins der ersten Grundrechte der Herzogthümer, die unzertrennbare Zusammengehörigkeit beider, wurde geopfert.

Am 24. Juli trat die zwölfpfündige Batterie Nr. 11, Hauptmann Labes, den Rückmarsch an. Nach Besichtigung durch den Divisionskommandeur, Generallieutenant v. Hirschfeld, im Geschützpark und nachdem dieser dem Batteriekommandeur zur Mittheilung an die Mannschaften anerkennende Worte über das Verhalten und die Leistungen derselben während des ganzen Feldzuges ausgesprochen“, marschirte die Batterie von Aarhuus ab. Ueber Horsens, Veile, Kolding gelangte sie am 31. Juli nach Seegelund bei Christiansfeld, wo der kriegsministerielle Erlaß vom 28. Juli eintraf, daß die Batterie in die Heimath entlassen sei.

Am 2. August wurde der Rückmarsch über Hadersleben, Apenrade, Flensburg (7. August) fortgesett, am 11. die Eider bei Friedrichstadt überschritten. Am 14. vereinigte sich die ganze Division. bei Eiderstedt vor Hamburg, marschirte geschlossen durch Altona und St. Pauli und beendete mit einem Parademarsch auf dem Alten Jungfernstieg ihre kriegerische Thätigkeit.

Rückmarsch.

Die Batterie Labes blieb bis zum Februar in Hamburg in Quartier und fehrte dann auf demselben Wege wie beim Ausmarsch zum Feldzuge in ihre Garnison Erfurt zurück.

4. Die Beit von 1850 bis 1863. Mobilmachungen. Neuordnungen. Der Uebergang vom glatten zum gezogenen Geschüß.

1850.

a. Vier bespannte Geschüße.

Die Schwierigkeiten der Mobilmachungen in den Jahren 1848 und 1849 hatten noch mehr als die vom Jahre 1830 bis 1833 die großen Nachtheile der geringen Friedensstärken der Artillerie-Kompagnieen hervortreten lassen. Als daher die Batterieen aus dem Feldzuge 1849 zurückgekehrt waren, wurde der Uebergang zum Friedensfuße dazu benutzt, die Bespannung der Fuß-Kompagnieen zu erhöhen. Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 16. September 1849 genehmigte, daß sämmtliche Kompagnien der Feldartillerie fortan die Bespannung zu 4 Geschützen erhalten sollten, welche die reitenden Kompagnicen schon seit 1816, die zur Besetzung von zwölfpfündigen Batterieen bestimmten seit 1819 besaßzen. Die sogenannten leichten Feld-Fuß-Kompagnieen, d. h. die, welche sechspfündige Kanonen- und siebenpfündige Haubitz Batterieen besetzten, erhielten — statt der bisHaubitz-Batterieen herigen 18 Pferde für 2 Geschütze — nunmehr je 35 Pferde1) zur Bespannung von 3 sechspfündigen Kanonen und 1 siebenpfündigen Haubiße. 2)

Es war dies seit 1816 der erste wirksame Fortschritt in der Entwickelung der Feldartillerie. Der Hauptmann hatte nun seine eigene Ererzir-Batterie mit eigenen Pferden, die Offiziere konnten in größerer Zahl an den Manövern theilnehmen, eine größere Zahl von Unteroffizieren konnte als Geschüßführer, die doppelte Zahl von Kanonieren als Fahrer ausgebildet werden, was für die Reserveund Landwehrbildungen von weittragender Bedeutung war.

1) 3 Offizier, 4 Geschütführer-, 1 Hornistens, 27 Zugpferde. Die schwere Fuß-Kompagnie hatte 43, die reitende 72 Pferde, außerdem hatte die FußKompagnie 3, die reitende Kompagnie 4 Krümperpferde.

2) Friedensstärke siehe S. 112, Anm. 1 und Anlage 2.

b. Das 4. Artillerie-Regiment.

Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 19. März 1850 erhielten die Brigaden „zur richtigeren Bezeichnung ihres Verhältnisses" die Benennung, Artillerie-Regiment", die sie bis 1860 behielten.

c. Mobilmachung 1850.

Die politischen Wirren in Deutschland, der Zwiespalt der führenden Mächte, Desterreich und Preußen, im Deutschen Bunde wurden recht ernste und die unglücklichen Verfassungsstreitigkeiten im Kurfürstenthum Hessen-Cassel gaben den Anlaß, die Heere in Kriegszustand zu versehen. Zum ersten Mal seit den Befreiungskriegen wurde die ganze Preußische Armee mobil, 1) u. 2) durch diplomatische Verhandlungen wurde aber der drohende Ausbruch des Krieges zwischen Preußen und Desterreich verhindert. Im Vertrage von Olmüt gab Friedrich Wilhelm IV. den Forderungen Desterreichs nach.

1851. Nenordnung der Artillerie.

Das folgende Jahr brachte tief eingreifende Aenderungen in der Ordnung der Artillerieverbände. Es wurde die Trennung der reitenden von der Fußartillerie, und der Feld von der Festungsartillerie eingeleitet.

Die Ueberzeugung, daß nicht alle Dienstzweige der Artillerie in einem so kleinen Verbande, wie der Abtheilung, ausgebildet werden konnten, hatte sich Bahn gebrochen.

Um zunächst die zur Besetzung der Festungen unzulängliche Festungsartillerie zu vermehren, wurde durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 27. März 1851 bestimmt, daß von jedem Regiment eine sechspfündige Batterie als solche eingehen und als Festungs-Kom

1) Die 10. Fuß-Kompagnie (jezt 7. Batteric Regiments Nr. 19) rückte als sechspfündige Fuß-Batterie Nr. 18 am 28. Oktober von Erfurt nach dem Kurfürstenthum Hessen ab. In Fulda am 2. November angelangt, wurde sie dem Befehl des Generals v. Wenzel unterstellt. Die Truppen wurden hier häufig alarmirt. Zu einem ernstlichen Zusammenstoß mit dem Gegner kam es aber nicht. Am 11. Dezember wurde der Rückmarsch nach Erfurt angetreten und in Lauchstedt Quartiere bezogen. Am 22. Februar 1851 kehrte die Batterie nach Erfurt zurück.

2) Welche Batterieen die Kompagnieen des 4. Regiments beseßten, siehe Anlage 3.

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