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Batterie Marggraff.

Die kombinirte siebenpfündige Haubitz-Batterie,1) Hauptmann Marggraff, war gegen die nördliche Seite der Festung bestimmt, jede Haubige sollte 20 Granaten werfen. Das Gelände war hier vollkommen eben, nur das hohe Getreide und einzelne niedrige Erdabsätze gewährten einige Deckung. Bei ihrem Anmarsche verfolgte die Batterie die Straße, welche von Oetigheim über die Ziegelhütte nach Rastatt führt. Sobald sie das lezte Walddefilee zurückgelegt hatte, beg sie rechts von der Straße ab und marschirte durch die Kornfelder, um sich weniger hörbar zu machen. Zu der Höhe der diesseitigen äußersten Vorposten marschirte die Batterie mit Gefechtsintervallen auf und protte ab, 2) die Richtung nach dem Kirchthurm von Rastatt nehmend, wobei sie sich durch einen etwa 112 Fuß hohen Damm, welcher von der Chaussee nach dem Wäldchen führt, möglichst zu decken suchte. Die Waldungen rechts und links der Batterie waren von Infanterie besetzt. Der Aufmarsch der Batterie war vom Feinde nicht bemerkt worden. Punkt 230 Uhr wurde vom linken Flügel aus das Feuer eröffnet. Bei der be= deutenden Entfernung von 2500 Schritt wurde die große Feldladung, 20 Grad Erhöhung und die Lage der Pfeilspitzen bei den Granaten nach unten, angewendet. Dennoch erreichte eine Anzahl Granaten das Ziel nicht, und die meisten frepirten in der Luft.3)

Der Feind schien durch dieses Feuer vollständig überrascht. Indessen dauerte es nicht lange, so wurde das Feuer von den Wällen der Festung sehr heftig. Besonders wurde die Batterie mit schweren Zwölf- und Achtzehnpfündern beschossen. Granaten schlugen nur wenige ein. Bomben sind gar nicht bemerkt worden. Die feindlichen Geschosse hielten gut Linie, gingen aber theils über die Batterie hinweg oder schlugen vor derselben ein und blieben in dem

1) 8 Haubigen.

2) Siehe Skizze von Rastatt, Punkt B.

3) Hauptmann Marggraff berichtet über die Wirksamkeit der HaubihBatterie Folgendes: „Ueberläufer sagten im Verhör aus (was später von den Bürgern bestätigt wurde), daß besonders die in die Stadt fallenden Granaten die Einwohner aus dem Schlafe geweckt und Alles in die größte Aufregung und Bestürzung versezt haben, ein großer Theil von Bürgern und Soldaten flüchtete in die Kasematten. Sechs Personen vom Civil, darunter ein Ehepaar und auch Soldaten, sind durch Granaten getödtet worden. Beschädigungen an den Häusern der Stadt habe ich nur an dem auf dem rechten Murg-Ufer ge= legenen Theile wahrgenommen. Außerdem sind einzelne Granaten in das Fort B und dessen Anschlüsse, 2 in das Laboratorium (ein Blockhaus) eingeschlagen, einige sollen im Holzhofe krepirt sein.“

durch vorangegangenen anhaltenden Regen aufgeweichten Boden stecken. Deshalb krepirten auch einige in der Nähe der Batterie einschlagende Granaten wirkungslos. Der niedrige Erddamm, hinter welchem die Batterie stand, sing mehrere feindliche Kugeln auf.

Nach einem zweistündigen Feuer ging die Batterie, unbelästigt vom Feinde, in das Walddefilee zurück.

Verluste hat die Batterie nicht erlitten. Im Ganzen waren 155 Granatwürfe gethan."

Am folgenden Tage setzten die schweren Belagerungsgeschüße die Beschießung der Festung fort. Der Feind unternahm mehrere Ausfälle, die jedoch alle abgewiesen wurden. Die Batterieen der 4. Brigade kamen nicht mehr zum Feuer.

Das Bombardement hatte nicht den erhofften Erfolg, die Festung ergab sich daraufhin nicht. Erst nachdem die Besayung nach Unterwerfung der ganzen übrigen Badischen Lande ihre völlige Hoffnungslosigkeit erkannt hatte, ergab sie sich am 23. Juli der Gnade des Siegers. Der Gegner wurde entwaffnet und lehrte als Gefangener in dieselbe Festung zurück, die er bis dahin beherrscht und ver theidigt hatte.

Damit war der Feldzug in Baden beendet. Nach einer Parade vor dem Prinzen Wilhelm bei Heidelberg wurde die Rhein-Armee Ende September aufgelöst.

Der Oberbefehlshaber, Prinz von Preußen, entließ sie mit folgendem Armecbefehl:

„Kameraden! Mit bewegtem Herzen rufe ich Euch ein Lebewohl zu, indem ich Euch aus dem bisherigen Dienstverbande entlasse. Der Ruf des Königs, unseres Kriegsherrn, hatte uns auf dem Felde der Ehre zusammengeführt. Wir haben schöne und siegreiche Tage gemeinsam bestanden, die ich Eurer Tapferkeit, Hingebung und Ausdauer verdanke. Wir haben Gott, der den. Sieg an unsere Fahnen fesselte, unseren demüthigen Dank dargebracht und Seinen Frieden über die gefallenen Brüder erfleht. Nochmals aber muß ich den Herren Generalen, den Offizieren und allen Soldaten meinen herzlichsten Dank aussprechen für die Umsicht, mit welcher Erstere meine Anordnungen ausführten, für das rühmliche Beispiel, das die Offiziere bei allen Gelegenheiten gaben, wo es die Durchführung des Kriegszweckes galt, für die Ausdauer, welche von den Soldaten bei Ertragung unvermeid

8. Juli.

licher Anstrengungen und Entbehrungen bewiesen wurde, für die Tapferkeit endlich, welche Alle auf dem Schlachtfelde gezeigt haben. Das lohnende Gefühl treuester Pflichterfüllung begleite einen Jeden beim Eintritt in seine neuen veränderten Verhältnisse.“

Den Leuten von der Landwehr legte der Prinz ans Herz, das Gefühl, die Pflicht erfüllt zu haben, dem Könige, dem Vaterlande und ihrem Eide unwandelbar treu geblieben zu sein, nicht nur in der Heimath zu bewahren und zu pflegen, sondern auch dieser Gesinnung nach allen Richtungen hin und unter allen Umständen Geltung zu verschaffen.

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Kameraden! Niemand von uns lasse sich den Ruhm entreißen, den Preußens Heer sich um Deutschland erworben hat, und braucht das Vaterland von Neuem unsere Armee, so möge der Ruf unseres Königs uns wieder zusammenführen. Er weiß, daß er uns vertrauen kann und daß wir bereit sind, unser Leben einzusetzen, wenn es Preußens Ehre gilt.

Wilhelm,

Prinz von Preußen,

Oberbefehlshaber der Operations-Armee am Rhein."

Die Vattericen der 4. Brigade blieben fast neun Wochen in Heidelberg und erreichten Mitte Oktober ihre Garnisonen Erfurt, bezw. Naumburg.

Sämmtliche Theilnehmer des Badischen Feldzuges erhielten die Badische Gedächtnißmedaille, außerdem von der zwölfpfündigen Batterie Nr. 12 der Kommandeur, Hauptmann Isenburg, das Ritterkreuz des Großherzoglich Badischen Ordens vom Fähringer Löwen, Feldwebel Ennet und Unteroffizier Koch die Badische Silberne Karl Friedrich Militär- Verdienst- Medaille, Kanonier Hebich das Militär- Ehrenzeichen 2. Klasse; von der reitenden Batterie Nr. 12 erhielt Premierlieutenant v. Petit den Rothen Adler-Orden 4. Klasse mit Schwertern.

c. Die zwölfpfündige Batterie Nr. 111) im Feldzuge gegen Dänemark 1849.

Fast gleichzeitig mit dem Kampfe in Baten nahm im hohen Norden die 9. Fuß-Kompagnie als zwölfpfündige Batterie Nr. 11 an dem Feldzuge gegen Dänemark theil.

1) Jeht 1. Batterie Regiments Nr. 4.

Die Herzogthümer Schleswig und Holstein, von der Dänischen Regierung schwer bedrückt, in ihren uralten Rechten ernstlich bedroht, hatten sich 1848 gegen die Dänische Herrschaft erhoben und mit Hülfe von Deutschen Bundestruppen, unter gemeinsamem Oberbefehl des Generals Freiherrn v. Wrangel, Krieg geführt, der durch den unter Englisch-Russisch-Schwedischem Einfluß zu Stande ge= brachten Waffenstillstand zu Malmö abgebrochen worden war. Die Friedensverhandlungen hatten zu keinem Ergebniß geführt, die Dänische Regierung wollte nicht nachgeben und kündigte am 26. Februar 1849 den Waffenstillstand; am 26. März sollten die Feindseligkeiten wieder beginnen. Der schon bestehenden SchleswigHolsteinischen Division wurden vom Deutschen Bunde vier besonders zusammengesette Divisionen zu Hülfe gesandt (als Bundesexekution) und die gesammte Armee dem Oberbefehl des Preußischen Generallieutenants v. Prittwig unterstellt. Preußen stellte eine, die 3., Division unter Generallieutenant v. Hirschfeld, der die 9. FußKompagnie als mobile zwölfpfündige Batterie Nr. 11 der 4. Artillerie-Brigade unter Hauptmann Labes zugetheilt wurde.

21. März bis 2. April.

Am 21. März 1849 erhielt die zwölfpfündige Batterie Nr. 11 nach Rendsburg. den Befehl, 1) sich in Marsch zu sehen, um zu der 3. (Preußischen) Division zu stoßen, die sich bei Rendsburg sammeln sollte. Hauptmann Labes rückte am 22. März mit seiner Batterie von Erfurt ab und marschirte unter Bedeckung von Infanterie- oder Kavallerieabtheilungen, die täglich wechselten, über Weimar, Naumburg, Halle nach Magdeburg. Hier wurde die Batterie auf der Eisenbahn verladen und am 1. April über Braunschweig, Celle, Uelzen nach Harburg befördert. Es war die erste Eisenbahnfahrt, die die Batterie zu machen hatte, sie verlief aber ganz glatt und ohne Störung. Die Pferde verhielten sich im Allgemeinen ruhig, einzelne allerdings regten sich so auf, daß sie vor Angst jedes Futter verweigerten und von Schweiß trieften." Von Harburg aus wurde. die Batterie auf Schiffen über die Elbe gesetzt und marschirte dann über Altona nach Ottensen. Von hier wurde sie wieder mit der Eisenbahn nach Rendsburg befördert.

Am 5. April marschirte sie nach Schleswig. Unterwegs vernahm man heftigen Kanonendonner. Es war der Tag, an welchem

1) Denselben Befehl hatte sie schon einmal, am 17., erhalten, war ab: marschirt, aber von Weimar aus wieder in ihre Garnison Erfurt zurückgesandt worden.

5. April.

6. April.

Gefecht bei Alminde und Viuf.

7. Mai.

Holsteinische und Nassauische Batterieen bei Eckernförde den Versuch der Dänischen Flotte, zu landen, glänzend abwiesen, dabei die Fregatte Gefion" gefangen nahmen und das stolze Linienschiff „Christian VIII." in die Luft sprengten.

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In Schleswig eingetroffen, wurde die Batterie Labes der 2. Infanterie-Brigade, Oberst v. Chamier, unterstellt, die in der Regel das Gros der 3. Division bildete.

Am folgenden Tage gelangte die Batterie nach Flensburg, der 2. Zug, Sekondlieutenant v. Kamp, wurde am 7. nach Glücksburg entsandt, um gegen etwaige Unternehmungen der Dänischen Flotte zu wirken.

Langsam zogen sich die Dänen aus der Düppelstellung auf die Inseln Alsen und Fünen und auf die Festung Fredericia zurück, und langsam folgten die Verbündeten. Zum entscheidenden Kampfe kam es nicht, er wurde auch von beiden Seiten nicht gesucht. Den Dänen konnte es nur erwünscht sein, Zeit für eine mögliche diplomatische Einmischung der Englischen, Russischen und Schwedischen Regierung zu gewinnen, und die Regierungen Oesterreichs und besonders Preußens waren keineswegs gewillt, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, um nicht etwa Rußland gegen sich zum Kriege zu reizen. Die militärischen Rücksichten mußten den politischen nachstehen. Dazu kam, daß die bunt zusammengewürfelten Truppen des Deutschen Bundes in der Zeit, wo die sozialen Gegensätze aufs Heftigste um eine staatliche Neuordnung rangen, gar nicht zu einer energischen Kriegführung geeignet waren. Nur die Schleswig-Holsteinischen Truppen der Division des General v. Bonin brannten vor Begierde, dem verhaßten Feinde energisch zu Leibe zu gehen.

Die zwölfpfündige Batterie Nr. 11 marschirte vom 15. bis 22. April im Verbande der 3. Division auf der großen Straße in kleinen Märschen nach Apenrade, am 26. nach Hadersleben, dann am 29. westlich der großen Straße nach Kolding über Simmerstedt, Stepping und Oedis, wo am 6. Mai die Jütische Grenze überschritten wurde, nach Gielbolle.

Am folgenden Tage kam die Batterie ins Gefecht bei Alminde und Biuf. Sie berichtet darüber:1)

"

Die Batterie brach um 6 Uhr morgens von Gielbolle auf und marschirte mit dem Gros der Division dem Feinde entgegen. Der

1) Kriegstagebücher.

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