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jezt gehen. Da ich an der Oper arbeite, glaube ich nichts anderes schreiben zu können. Wenn Ottenwald das Gedicht noch hat, das ich ihm einst mit einem unsern Basrelief gab, so sei so gut und schreibe mir's ab, aber ich bitte Dich bald. Max foll schreiben. Der Principal des Hosp hat fallirt. Hosp ist also frei und muß nun zum Theater.

Dein Schober."

Diesen Zeilen fügt Schubert bei:

„Lieber Freund!

,,Dein Schreiben hat mich sehr erfreut und ich wünsche Dir, daß Du fortwährend Behagen findest.

Nun aber

muß ich Dir berichten, daß meine Dedicationen ihre Schuldigkeit gethan haben, nämlich der Patriarch) hat 12 und der Frieß2) durch Verwenden des Vogl 20 Ducaten_springen lassen, welches mir sehr wohl thut.

Du mußt also so gut sein, Deine Correspondenz mit dem Patriarchen durch eine ihm und mir angemessene Danksagung zu beschließen. — Schober's Oper ist schon bis zum dritten Act gediehen und ich wünschte sehr, daß Du bei ihrem Entstehen mitsein könntest. Wir versprechen uns sehr viel davon. Das Kärnthnerthor- und Wiedner- Theater sind wirklich dem Barbaja verpachtet, und er übernimmt selbe am

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1) Dem Patriarchen Ladislaus Pyrker widmete Schubert das op. 4 seiner Lieder („Wanderer“, „Wanderers Nachtlied“, „Morgenlied“). 2) Moriz Graf Frieß, dem op. 2 (,,Gretchen am Spinnrad") dedicirt ist.

December. Nun lebe recht wohl. Grüße mir alle Bekannte,

infonders Deine Schwester und Deine Brüder.

Dein Freund

Franz Schubert.

Schreibe recht bald an den Vater und an uns.
NB. Schicke mir Ottenwald's Wiegenlied 1)."

Der Schober'sche Operntert, „in Unschuld des Herzens und Geistes geschaffen“, leidet an einem in die Augen springenden Gebrechen, dessen später noch erwähnt werden wird; die Anlage des Drama aber und die im Ganzen wohlgeformten Verse unterscheiden sich immerhin vortheilhaft von den übrigen Textbüchern, die Schubert für seine Opern benüßt hat, und lassen das Dichtertalent, wie dieses sich später entfaltete, nicht verkennen. Die Oper hat keinen gesprochenen Dialog, sondern an dessen Stelle durchweg Recitative.

Die Ouverture, welche übrigens, wie auf der Partitur zu lesen, erst im December 1823 componirt wurde, ist eines der besten orchestralen Werke Schubert's, und erfreute sich in Wien großen Beifalles 2).

Die Handlung des Stückes faßt sich in Folgendem zusammen: Troila, König von Leon, von Mauregato des

1) Schubert hat dieses Gedicht später in Musik gesetzt.

2) Die Ouverture (als op. 69 im Clavierauszug erschienen) wurde im Jahre 1823 als Einleitung zu dem Drama „Rosamunde“ von Helmina Chezy aufgeführt, und mußte, wie Herr J. Hüttenbrenner behauptet, zweimal wiederholt werden; im Operntheater fand sie in Folge vergriffener Tempi eine kühle Aufnahme. Ein Motiv darin erinnert an das Scherzo der Beethoven'schen D-Moll-Sinfonie, die aber damals noch nicht bekannt war.

Thrones beraubt, hat sich mit seinem Sohn Alfonso in ein stilles Thal des Nachbarreiches zurückgezogen, wo er von der Bevölkerung seiner Weisheit und seines wohlthätigen Wirkens wegen hoch verehrt wird. - Estrella, Mauregato's Tochter, schickt sich mit ihren Gespielinnen zur Jagd an; da tritt Adolfo, der Feldherr ihres Vaters, eben siegreich aus der Schlacht zurückkehrend, vor sie hin, und von Liebe zu ihr entbrannt fleht er um Erhörung, die ihm aber nicht gewährt wird. Erzürnt darüber droht Adolfo, sich an der spröden Königstochter zu rächen. Mauregato erscheint; die Siegestrophäen werden ihm übergeben, und er fordert den Feldherrn auf, sich eine Gnade zu erbitten. Adolfo wirbt um die Hand der Tochter. Estrella beschwört ihren Vater, sie diesem Manne, den sie nicht lieben könne, nicht zu überantworten, und Mauregato, nach einem Mittel suchend, wie er die Tochter retten könne, erklärt, daß nach einem heiligen Spruch nur derjenige seine Tochter zum Traualtar führen dürfe, der die verloren gegangene Kette Eurichs wieder bringen werde. Adolfo, in seinen Hoffnungen abermals betrogen, gelobt sich, den König für diesen Treubruch dem Untergang zu weihen. Schluß des ersten Actes.

Im zweiten Act sehen wir Estrella auf der Jagd von den Genossen getrennt und einen Ausweg suchend, in das Thal niedersteigen, wo Troila und Alfonso wohnen. Alfonso gewahrt Estrella's Gestalt, die ihn an ein Traumbild erin= nert, das er in der letzten Nacht gehabt, und von dem er seinem Vater (in einer Erzählung zu Anfang dieses Actes) Kunde gegeben. Berauscht von ihrem Anblick tritt er an sie heran, und nach wechselseitigem Austausch ihrer Gefühle finden sich beider Herzen in glühender Liebe vereinigt. Als

Estrella zum Abschied drängt, überreicht ihr Alfonso als Erinnerungszeichen eine Kette, die ihm Troila als Pfand dafür, daß er ihn aus der düstern Einsamkeit noch befreien werde, gegeben hat.

Mittlerweile versammelt Adolfo die mit ihm Verschwor nen um sich und nimmt ihnen das Gelöbniß ab, unter seiner Führung Maurogato's Reich zu stürzen. Dieser sendet Boten auf Boten, die sein verloren gegangenes Kind aufsuchen und zurückführen sollen; doch vergebens. Endlich erscheint Estrella zur Freude ihres Vaters und der in dem Palaste versammelten Hofleute. Mauregato entdeckt an ihrer Brust das Geschmeide, das er sogleich als Eurich's Kette erkennt. Von Gewissensbissen gefoltert, dringt er in Estrella, daß sie ihm bekennen möge, auf Besitz des Kleinods gelangt sei. eben im Thal erlebte Abenteuer dem Jüngling, dessen Namen ihr aber unbekannt geblieben sei. Da stürzt der Anführer der Leibwache in den Saal herein mit der Schreckensnachricht, daß in den Straßen Oviedos der Aufruhr tobe und Adolfo an der Spitze der Empörer gegen den Palast heranstürme. Schon hört man von außen den Racheruf der Verschwornen; Mauregato aber ist entschlossen, den Kampf mit ihnen aufzunehmen; Estrella wird ihm zur Seite stehen. In Mitte allgemeinen Getümmels schließt der zweite Act.

welche Weise sie in den Estrella erzählt ihm das und gesteht ihre Liebe zu

Die Schrecken des nunmehr entbrannten Krieges dringen bis an die Grenzen des stillen Thales, Troila's und Alfonso's Aufenthalt. Adolfo hat im Kampfgewühl Estrella von der Seite ihres Vaters gerissen und schleppt sie mit sich. Abermals versucht er es, ihre Liebe zu gewinnen, doch nicht

mit besserem Erfolg als vorher. Wuthentbrannt zieht er seinen. Dolch und heißt sie nun wählen zwischen Leben und Tod. Auf ihr Hülferufen erscheint Alfonso mit einigen Jagdgefährten und nimmt Adolfo gefangen. Estrella dankt ihrem Erretter, ringt aber sofort die Hände nach ihrem Vater, dessen Schicksal ihr unbekannt, und der vielleicht schon im Kampfe gefallen ist. Alfonso erfährt nun von ihr, daß sie die Tochter des Königs von Leon sei, und beschließt, diesem mit seinen Schaaren beizustehen. Auf seinen dreimaligen Hornruf erscheinen die anderen Genossen, an deren Spitze er sich nun stellt, um den Feind entgegenzutreten. Aufgeschreckt durch den Waffenlärm kommt Troila herbei und Alfonso gibt die Königstochter bis zu dem Ausgang des Kampfes in seinen Schutz. Der von Mauregato einstens vertriebene Herrscher gebietet seinen Gefühlen Schweigen und segnet den in den Kampf gegen die Empörer eilenden Sohn.

Mauregato, auf der Flucht dahereilend, sieht plöglich den entthronten Troila vor sich, und seine Gestalt für die eines Geistes haltend, fleht er ihn um Erbarmen an. Troila tritt ihm freundlich entgegen, und indem er ihm für sein. Verbrechen Verzeihung bietet, führt er ihm die Tochter zu.

In der Ferne ertönt ein kriegerischer Marsch. Alfonso kehrt mit den Seinen als Sieger zurück und legt sein Schwert zu Mauregato's Füßen; dieser weist auf Troila, als den rechtmäßigen König hin. Adolfo erkennt denjenigen wieder, dem er einstens gedient und für dessen Herrschaft er den Kampf gegen den Usurpator aufgenommen hat. Troila tritt dem Sohn Alfonso das Reich ab und Mauregato übergibt ihm seine Tochter. Die Landleute drängen in den alten König, er möge

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