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wurde bereits erwähnt; fügt man diesen noch die Namen Spaun, Hönig, Bruchmann, Witteczek, Kiesewetter, Wagner, Ritter von Frank, Lascny, Pinterics und Collin bei, so dürfte die Liste dieser Art von Bekanntschaften nahezu erschöpft sein 1).

In dem Hause des Matthäus von Collin 2) lernte Schubert den als Componist und Musikliterat bekannten Hofrath Mosel), den Orientalisten Hammer - Purgstall, den Grafen Moriz Dietrichstein, die Schriftstellerin Caroline Pichler und

1) Auch die Namen Duvudier, Weylar, Ulm, Oberst Ettl u. a. m. wurden genannt; es ist mir aber nichts Näheres darüber bekannt geworden.

2) Mathäus von Collin (Bruder des Heinrich C.) war 1779 zu Wien geboren, wurde 1808 Professor der Aesthetik und Filosofie in Krakau, später in Wien. Seit 1813 redigirte er die „Wiener LiteraturZeitung“ und von 1818 an die „Jahrbücher der Literatur.“ Im Jahre 1815 übernahm er die Erziehung des Herzogs von Reichsstadt und starb 1824. Seine Dichtungen gab v. Hammer 1827 heraus.

3) Ignaz Franz Mosel, geb. zu Wien im Jahre 1772, trat 1788 in Staatsdienst und verwendete seine Mußzestunden zum eifrigsten Studium der Musik, für welche Kunst er schon in frühen Jahren besondere Vorliebe gezeigt hatte. Er componirte das Singspiel: „Die Feuerprobe" von Kotzebue, die Cantate „Hermes und Flora“, die lyrische Tragödie „Salem“ und die Oper „Cyrus und Astiages“, die sämmtlich mit theilweisem Erfolge zur Aufführung gelangten; ferner die Ouverture zu Grillparzer's „Ottokar“, die Musik zu den „Hussiten vor Naumburg", Lieder, Hymnen und Tanzmusik. Im Jahre 1821 wurde er Vicedirector des Hoftheaters, 1829 erster Custos der Hofbibliothek, und starb 1844. Bekannt ist seine, übrigens vielfach angefeindete Neubearbeitung mehrerer Oratorien von Händel.

den auch als Dichter geachteten Patriarchen Ladislaus Pyrker1) kennen, die insgesammt an seinen Leistungen regen Antheil nahmen. Namentlich erfreute sich der Patriarch an Schubert's Liedern, wie aus dem folgenden, von Venedig am 18. Mai 1821 datirten Briefe hervorgeht, welchen Pyrker an Schubert richtete, als dieser ihn gebeten hatte, die Widmung jenes Liederheftes anzunehmen, in welchem sich der Wanderer" befindet. Das Schreiben lautet:

„Hochzuverehrender Herr!

,,Ihren gütigen Antrag, mir das vierte Heft Ihrer unvergleichlichen Lieder zu dediciren, nehme ich mit desto größerem Vergnügen an, als es mir nun öfters jenen Abend in das Gedächtniß zurückrufen wird, wo ich durch die Tiefe Ihres Gemüthes — insbesondere auch in den Tönen Ihres Wanderers ausgesprochen so sehr ergriffen ward! Ich bin stolz darauf, mit Ihnen ein und demselben Vaterlande anzugehören und verharre mit größter Hochachtung Ihr

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ergebenster Johann L. Pyrker m. p. Patriarch."

Im Jahre 1825 traf Schubert mit diesem in dem Wildbad Gastein zusammen, wo er sich abermals seines freundlichsten Entgegenkommens zu erfreuen hatte und zwei seiner Gedichte in Musik setzte.

Während dem allgewaltigen und weltmännischen Beethoven fast ausschließlich in den Kreisen der hohen Aristokratie gehuldigt

1) Schubert componirte von L. Pyrker's Gedichten die „Allmacht“ und „Das Heimweh“, von jenen der C. Pichler das Gedicht: „Der Unglückliche."

wurde, bewegte sich der anspruchslose Schubert seiner Art gemäß vorzugsweise in schlichter bürgerlicher Gesellschaft 1). Einflußreicher als diese Familien war auf Schubert jener Kreis junger, strebender Männer — meist heitere Junggefellen, - von welchen er sich zu Anfang der zwanziger Jahre und sofort bis an sein Lebensende umgeben sah, ein Freundeskreis, dessen belebenden Mittelpunkt Franz von Schober bildete. Es ist charakteristisch für Schubert's Künstlernatur, daß der bei weitem größte Theil dieser Jünglinge keine Musiker von Fach waren, ja es scheint geradezu dieser Umstand ein Grund mehr gewesen zu sein, daß ihm ihre Gesellschaft besser denn jede andere zusagte.

Mit einigen derselben war er schon in früherer Zeit bekannt geworden, so mit Josef Spaun im Convict, mit Franz von Schober um das Jahr 1816 und mit Anselm Hüttenbrenner um eben diese Zeit. Die eben Genannten, dann Johann Baptist Jenger, Moriz von Schwind, Eduard Bauernfeld 2) und Franz Lachner 3), welch' letterer übrigens erst im Jahre 1823 oder 1824 nach Wien kam, standen in vertrauterem Verhältniß zu ihm.

1) Bei Esterhazy fungirte er nur als Musiklehrer. Ein Briefchen der Fürstin Kinsky aus dem J. 1827 deutet darauf hin, daß er in dieses Haus Zutritt hatte.

2) Bauernfeld, 1804 zu Wien geboren, studirte und absolvirte zur Zeit seiner Bekanntschaft mit Schubert die Rechte, und trat (im J. 1826) in den Staatsdienst, den er um das Jahr 1848 verließ.

3) Franz Lachner, geb. 1804 zu Rain bei Donauwörth, versah in Wien anfänglich die Stelle eines Organisten in der evangelischen Kirche, wurde pärer Kapellmeister am Hofoperntheater. Derselbe ist seit 1836 Hofcapellmeister in München.

Diesen reihen sich zunächst an: Leopold Kupelwieser, Franz Bruchmann'), Johann Senn und der Dichter Mayrhofer. Entfernter als diese, aber immerhin dem Freundeskreis angehörig, umgaben ihn: Dr. Sturm (derzeit Kreisarzt in Wels), Dr. Bernhardt2), von Feuchtersleben3), Hauptmann Mayrhofer von Grünbü he l *), die Maler: Wilhelm Nieder (derzeit Custos im k. k. Belvedere), Danhauser und Ludwig Schnorr von Karolsfeld3), der Bildhauer Dietrich, der Litograf Mohn, Freiherr Anton von Doblhoff, die Staatsbeamten Witteczek, Enderes), Franz Derffel, Josef Groß,

1) Johann Bruch mann (senior) war Großhändler in Wien; in seinem Haus, das Schubert oft besuchte, wurde musicirt und vorgelesen. Sein Sohn Franz, der Verfasser einiger von Schubert componirten Gedichte, widmete sich dem geistlichen Stand und lebt derzeit in Altötting. Der Frau Justina Bruchmann sind die Lieder in op. 20 gewidmet.

2) Dr. Bernhardt (welchem op. 40 gewidmet ist), ein sehr befähigter und wissenschaftlich gebildeter Mann, trat 1839 in die Dienste der Pforte, gründete die medizinische Schule in Galatta-Serai und starb 1844 in Constantinopel.

*) Dr. Ernst Frhr. v. Feuchtensleben, geb. 1806, gest. 1849. 4) Mayrhofer (Franz Frhr. von), derzeit f. f. FeldmarschallLieutenant, war auch literarisch thätig.

5) Ludwig v. Schnorr, geb. 1788 in Königsberg, gest. 1853 in Wien als Custos der Gemälde-Gallerie am Belvedere.

6) Enderes (Carl Ritter von), gest. 1861 als k. k. Hofrath in Bension.

Josef Gahh und Nagy1), Weiß und Bayer, von welchen die Meisten damals in blühendem Alter standen 2).

Uebersicht man die Reihe dieser Männer, welche Schuberts Genossenschaft bildeten, so treten gewisse Gruppen hervor, welchen die Einen und die Anderen angehören. Da gab es außer Anselm Hüttenbrenner und Franz Lachner, den einzigen Musikern von Fach (die übrigens nur kurze Zeit in Wien verweilten), noch Dichter, Philosofen, bildende Künstler und Personen vom Beamtenstand, die humanistisch-geistiger Bildung geneigt waren. Ihre Bestrebungen und Geistesrichtungen waren sehr verschieden, ihre Ziele lagen oft weit auseinander, der kitt aber, der sie enger aneinander hielt, war die Jugend 3), die Begeisterung und der Drang nach etwas freierer Ausbildung. Daß der wechselseitige Ideenaustausch und namentlich auch die Mittheilungen über nicht musikalische Kunstsachen auch auf Schubert anregend wirkten, ist eine Thatsache, die keiner weitern Erklärung bedarf. Einigen dieser Männer die er als wahre Freunde erkannte und die es auch waren, blieb er bis an sein Lebensende zuge

1) Nagy (Carl) lebt als pensionirter Militärbeamter in Wien. Auch ein gewisser Ludwig Kraißle, Maler und Violinspieler, gehörte dem Schubertkreise an. Derselbe lebt seit langer Zeit in Klagenfurt im Hause Rosthorn.

2) Der künstlerische Nachlaß von Leopold Kupelwieser enthält u. a. auch die Porträtzeichnungen von S chubert, Spaun, Schober, Bruchmann, Franz Mayrhofer, Dietrich, Rieder, Doblhoff u. Senn.

3) Jenger, L. v. Sonnleithner, Kupelwieser und Schober standen ungefähr im gleichen Alter mit Schubert. Diesen zunächst kamen: Senn und A. Hüttenbrenner, dann Schwind, Bauernfeld, Lachner und Feuchtersleben, die, und zwar die letzten vier genannten, bedeutend jünger waren. Spaun und Schnorr zählten jeder um neun Jahre mehr als Schubert.

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