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III.'

Der Feldzug 1809 in Dalmazien.
Nach dem Tagebuche eines Augenzeugen
frei bearbeitet

von Joh. Bapt. Schels, k. k. Major. Im Frühjahr 1809 wurde ein vom 9. Armee-Korps abhängiges Truppen-Korps, unter dem Kommando des Generals Stoichevich, zur Vorrückung nach Dal-` mazien bestimmt. Dieses bestand Anfangs aus 2 Feld= Bataillons des Liceaner Grenz- Regiments, 4 ReserveBataillons der Karlstädter Grenz-Regimenter, 1 Eska= dron des Chevauleger - Regiments Prinz Hohenzollern, 1 Eskadron zusammengefeßter Karlstädter Banal-GrenzSereffaner, 1 Posizions- und 1 Brigade- Batterie; in Allem aus beiläufig 6000 Mann. Um 15. März wurden diese Truppen in Marsch geseßt, und den 19. März waren sie bei Grachacz in der Licca versammelt. Wegen dem hohen Schnee und der noch sehr rauhen Witterung wurden die Truppen in der umliegenden Gegend in enge Quartiere verlegt.

Nachdem Gen. Stoichevich Seiner kaiserlichen Hoheit dem über die nach Italien bestimmten Streitkräfte den Oberbefehl führenden Erzherzoge Johann den vorläufigen Plan der gegen Dalmazien auszuführenden Operazionen unterlegt hatte, wurden demselben von dem Erzherzoge unterm 27. März alle dießfalls nö

thigen Vorbereitungen angedeutet. In Folge dieser Weisungen wurde der Hauptpaß der Straße aus dem Zermagner Thal, 3ermansky Klanacz genannt, mit einer geschlossenen Redute befestigt, und die wichtigsten Pässe des Gebirges Welebit: am Berge Vuriach, bei Vracza und bei Prag, mit Blockhäusern gesichert.

Gleichzeitig mit dem Angriff zu Lande sollte auch eine, in Zengg auf der vom General l'Espine befehlig= ten Flotille eingeschiffte, Anzahl Truppen in dem sic zwischen der Czettina und Narenta ausdehnenden Distrikt Primorie, an der Küste zwischen Macarsca und Almissa, landen, und sich mit dem dortigen bedeutens 'den Dalmatiner Anhang verbinden; wodurch die in Dalmazien aufgestellte französische Streitmacht gezwungen worden wäre, sich in mehrere Korps zu theilen. Zur Einschiffung wurde das zu Zengg und Fiume garnisonirende 4. ungrische Garnisons-Bataillon, nebst 500 armirten Vinodoler Freiwilligen unter dem Kommando des Insurrek zions-Oberstlieutenants Baron Peharnik, bestimmt.

Am 9. April erhielt General Stoichevich die offis zielle Mittheilung, daß die Eröffnung der FeindseligEeiten auf den 10. April festgefeßt sey. Ebenfalls am 10. überbrachte der Hauptmann des Generalquartier, meisterstabes Hrabovsky, aus dem Hauptquartiere des 9. Armee-Korps zu Agram, die von dem Kommandan ten desselben, dem Banus Kroaziens, Feldmarschall-Lieutenant Grafen Ignaz Gyulai ertheilte Instrukzion für die sowohl zu Lande, als von der Seeseite, gegen Dalmazien zu unternehmenden Operazionen nach Grachacz.

Die Vorrückung nach Dalmazien wäre sogleich vor sich gegangen, wenn Gen. Stoichevich die ver langte Verstärkung schon erhalten hätte. Doch erst mit

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Ende Aprils konnten die 4 zusammengefeßten Land-Bataillons der kroatischen Grenz-Regimenter zu dem Korps stoßen. Diese bestanden, bei ihrer eiligen Errichtung, zum Theil aus zu junger, oder zu alter, daher wenig für die Feldstrapazen tauglicher Mannschaft, und deren Kleidung, Bewaffnung und sonstige Ausrüstung war Höchst unvollständig. Auch wurden die Zufuhren der Naturalien und Munizion, und selbst des Geldes, theils durch den in jener Gegend herrschenden Mangel an Zug, vich, theils durch die eingetretene raube Witterung und den gefallenen hohen Schnee, auf dem weiten Wege von Karlstadt bis Grachacz so sehr verzögert und erschwert, daß das Korps nicht früher in Bewegung ges segt werden konnte. Endlich waren die über die Grenzs gebirge nach Dalmazien führenden Straßen bei solcher ungünstigen Witterung, wie es auch sonst im Frühjahr gewöhnlich der Fall ist, ganz unbrauchbar geworden.—

Unterdessen hatte der in Dalmazien kommandirende französische General Marmont, Herzog von Ras gusa, alle in den Besaßungen Dalmaziens, Ragusas und Albaniens entbehrlichen Truppen versammelt. Er bejog mit denselben, zwei Meilen nordwestlich von Scardona, die Posizion bei Ostrovizza, ließ in seinem Rücken bei Bencovacz an einer defensiven Stellung arbeiten, und sicherte dadurch seine zu 3emonico, vorwärts Zara, aufgestellte Artillerie-Reserve und die dort angelegten Magazine. Auch sein Hauptquartier zu Ostrovizza deckten einige vorliegende Verschanzungen, deren mehrere die Hochebene vor Chistagne und Pagine Fronten. Über Scardona unterhielt Marmont eine freie Kommunikazion mit der an der Kerka, in dem Winkel, wo die Grenzen von öftreichisch- und türkisch Kroa

zien mit jener von Dalmazien zusammenstoßen, ges legenen Festung Knin und dem füdlichen Dalmazien. Knin war mit 700 Mann besetzt, und mit den nöthigen Vorräthen wohl versehen. Im Lande selbst wurden die Dalmatiner Bataillons ergänzt und verstärkt, alle Panduren und Seressaner gesammelt, und in Korps, theils zu Fuß, theils zu Pferde, organisirt. Die ganze französische Macht wurde damals auf 13,000 Mann berechnet, wovon ungefähr 10,000 Streitbare bei Ostrovizza vereinigt standen. Dieselbe war in die zwei Divisionen Montrichard und Clausel getheilt, die 16 Ba= taillons und 1 Eskadron zählten; worunter sich an französischen, gut ererzirten Truppen 8 Bataillons Ins fanterie und 1 Eskadron Chasseurs befanden. Das Korps hatte hinlängliches Geschüß verschiedener Kalibér bei sich; jedoch fehlte ein Theil der nothwendigen Bez spannung. Daher mußte Marmont bei seiner Vorrü dung die schweren Kanonen nach Zara zurückschicken. Munizionsvorräthe erhielt er von Ancona, so wie alle Lebensbedürfnisse, über die See. Diese Transporte entschlüpften den im adriatischen Meerbusen kreuzenden englischen Schiffen, und gelangten glücklich an die dals matische Küste.

Diesen feindlichen Rüstungen zu begegnen, traf Gen. Stoichevich die nöthigen Gegenanstalten. Um 20. April wurde der linke Flügel gegen Knin, am Berge Kitta, unter dem dreifachen Grenzpunkte (Mednigie Glavizza), wo die karlstädter Grenze mit dem türkischen. Kroazien und dem französischen Dalmas zien zusammenstieß, aufgestellt, und dort auch das Thal bei Drenovacz gegen Stermizza, dann am rechten Flügel der Kamm des Welebit befeßt.

Gut unterhaltene Kundschafter und verläßliche Vertraute gaben von den Bewegungen des Feindes meistens noch zur rechten Zeit Kunde.

Das Wetter in der Licca blieb noch immer rauh; die Straßen waren noch immer unbrauchbar, und der Naturalien-Nachschub kaum möglich; so zwar, daß die Truppen oft mehrere Tage ohne Brot waren. Ebenso mangelten Wein, Branntwein, Zugemüse und Fleisch. Durch diese allgemeine Noth wurde selbst die Ausrüstung der See-Expedizion in Zengg verzögert. Die Witterung im hohen Meere war stürmisch, und hemmte jede Mitwirkung der kombinirten östreichisch englischen Flotte. Die Zeit verging, und mit ihr der günstige Augenblick für jede offensive Operazion.

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Damals fingen auch die türkischen Kapitä= ne in Kroazien und Bosnien, welche stets der Herrschaft des Pascha Troß und Ungehorsam entgegen: sezten, an, sich zusammen zu rotten, und, durch französische Emissäre verleitet, den linken Flügel des Gen. Stoichevich zu bedrohen. Sie verheerten die an TürkischKroazien grenzenden Landstriche, welche erst im Sistower Frieden an Östreich abgetreten worden, verbrannten ganze Dörfer, und machten Miene, gegen Ottochacz und Gospich vorzurücken, und dem Korps des Gen. Stoichevich seine einzige Verbindung im Rücken. mit Karlstadt abzuschneiden. Diesen Einfällen zu be gegnen, wurde die Bevölkerung des Landes zur Gegenwehr aufgeboten, und zu deren Unterstüßung mußten von dem ohnehin so schwachen Korps bei Grachacz einige Kompagnien entfendet werden.

Am 25. April kamen in Grachacz häufige Nachrichten über die bevorstehende Vorrückung des Feindes

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