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22. Compagnie - Chirurgus Gornig zeichnete sich ganz besonders dadurch aus, daß er im Kugelregen mit großer Unerschrockenheit jedem Verwundeten allen nur möglichen Beistand leistete und zu diesem Ende selbst bis in die ersten Schüßenlinien vorging.

23. Chirurgen-Gehilfe Geenen, der den Verwundeten alle nur mögliche Hilfe leistete und demnächst die Munition derselben selbst verschoß.

Am 10. November rückte das Regiment an der Spiße der 2. Garde-Infanterie-Brigade, geführt vom General von Wrangel, in Berlin wieder ein. Fünf Tage später wurde der Belagerungszustand erklärt; nach Auflösung der National - Versammlung und Entwaffnung der Bürgerwehr ward die Ordnung in der Hauptstadt bald wieder hergestellt.

Dritter Abschnitt.

Friedensperiode von 1849—1866,

Am

So ging das verhängnißvolle Jahr 1848 zu Ende. 1. Januar 1849 erließ Se. Majestät der König einen Armeebefehl, in welchem der Armee der Dank und die Allerhöchste Anerkennung zu Theil ward für das, was sie nach Innen und nach Außen hin gethan, vor Allem aber für die Treue, den vortrefflichen Geist und die Mannszucht, die sie Schmähungen, Verleumdungen und Verführungen unwandelbar entgegengestellt hatte. Dieser denkwürdige Befehl schließt mit den Worten:

,,Ich kannte Meine Armee; wo Ich rief, stand sie bereit, in voller Treue, in voller Disciplin. Mehr hätten die Truppen in Preußens glorreichster Epoche nicht leisten können. Ich danke den Generalen, Officieren und Soldaten des stehenden Heeres und der Landwehr in Meinem Namen und im Namen des Vaterlandes."

Major Vogel von Falckenstein, dem Westpreußischen Grenadier-Bataillon und seit Stiftung des Regiments diesem angehörend,

wurde zum Commandeur des Garde - Schüßen - Bataillons ernannt. Im Regiment wird sein mit den Ehrentagen der Truppe verbun dener Name stets fortleben.

Mittelst Allerhöchster Cabinets-Ordre vom 11. Januar 1849 wurde des regierenden Kaisers Franz Joseph von Oesterreich Majestät zum Chef des Regiments ernannt. Derselbe geruhte, im darauf folgenden Jahre dem Regiment sein Portrait zu übersenden, das, seiner Bestimmung gemäß, im Vereinigungs-Saal des Officiercorps aufgestellt wurde.

Möge hier des Verhaltens zweier Officiere gedacht werden, welche unter den schwierigsten Umständen sich durch Entschlossenheit und Umsicht auszeichneten.

Lieutenant von Schleiniß wurde, als er am 27. April Abends nach der Kaserne des 1. Bataillons zurückkehrte, auf dem Dönhofs= plag von einer wüthenden Pöbelrotte angefallen.

Ohne die gegen ihn ausgestoßenen Schmähungen einer Beachtung zu würdigen, setzte er seinen Weg fort, als er plöglich von hinten einen Schlag erhielt. Er wandte sich um und erwiderte dem Thäter den Schlag auf fühlbare Art. Gleichzeitig zog er seinen Degen, um die dichter auf ihn Eindringenden von sich abzuwehren. Als er zwei dieses Gesindels verwundet hatte, wichen Alle scheu zurück. Da sie so diesen ritterlich geführten Degen nicht überwinden konnten, griffen sie zu Pflastersteinen. Einer faßte nach dem Degen; er entging nicht der verdienten Züchtigung. Rückwärts gehend, stolperte Lieutenant von Schleinig in der Kommandantenstraße über das aufgerissene Straßenpflaster, und fiel so unglücklich, daß der Degen, auf den er sich stützen wollte, brach. Die ganze Rotte, die ihm dicht gefolgt war, drang auf ihn ein, und in dem kurzen Moment völliger Hülflosigkeit erhielt er mehrere schwere Schläge und Würfe gegen den Kopf. Mit Aufbietung aller Kräfte raffte er sich wieder auf. Er hatte, um sich zu vertheidigen, nichts als seine Säbelscheide, mit der er nun um sich schlug. Seine Kräfte drohten zu schwinden, als Unterofficier Marcz mit vier Grenadieren ihm zu Hilfe kam. So gelangte er nach der Kaserne.

Lieutenant von Gaudh, durch topographische Arbeiten nach Prüm geführt, wurde dort am 18. Mai Morgens durch Generalmarsch geweckt. Er erfuhr, daß das Zeughaus gestürmt werde. Schon halb in Civilkleidern, warf er die Uniform über und eilte mit seinem Burschen, Grenadier Kunzendorf, nach dem Markt. Er fand hier die Landwehr-Compagnie, umgeben von einer Masse theils bewaffneter, theils unbewaffneter Insurgenten, welche sich herandrängten und die Wehrmänner mit den bekannten Redensarten haranguirten. Der Commandeur führte die Compagnie ins Zeughaus. Lieutenant von Gaudh schloß sich derselben an und übernahm im Zeughause die Leitung der Vertheidigung eines Abschnittes im ersten Stock.

Lange Zeit vermochte der Lieutenant von Gaudh durch jeine Energie und unermüdliche Thätigkeit die Angreifer abzuhalten.

Als aber schließlich das Zeughaus erstürmt war, bahnte er sich mit seinem Degen einen Weg durch die Menge,, mit dem andern Arm dabei noch seinen Burschen, Grenadier Kunzendorf, mit sich fortschleppend, der während der Vertheidigung eine Schußwunde an der Hand davongetragen hatte und durch den Blutverlust erschöpft war. Es gelang dem Lieutenant von Gaudh mit Aufbietung seiner legten Kräfte sein Haus zu erreichen. Später gelang es ihm, die Stadt unangefochten zu verlassen. Seine Majestät der König verlieh demselben für die bewiesene Tapferkeit den rothen AdlerOrden 4. Classe mit Schwertern.

Durch Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 3. October 1850 wurde Oberst von Bequignolles zum Commandeur der 5. InfanterieBrigade, und Oberst von Schlichting, Commandeur des GardeReserve - Infanterie- (Landwehr-) Regiments, zum Commandeur des Regiments ernannt. Der Lettere verblieb jedoch noch bis zum 1. December in seinem Verhältniß als Commandeur der Preußischen Truppen in Frankfurt am Main.

In diesem Jahre wurden die Grenadier-Bataillone mit Zündnadelgewehren bewaffnet. Das Füsülier-Bataillon hatte dieselben schon in Schleswig erhalten.

Die nachfolgenden Jahre gaben dem Regiment keine Gelegenheit zu kriegerischer Thätigkeit: der am 6. November 1850 befohlenen Mobilmachung der Armee folgte die Demobilmachung zu Anfang des Jahres 1851.

Die lettere gelangte in Form einer allmäligen Truppen-Reduction zur Ausführung. Die dabei gebildeten Stamm-Compagnien der Landwehr - Bataillone wurden regimenterweise in ein Bataillon zusammengezogen, und unter der Bezeichnung „4. Bataillon“ dem correspondirenden Linien-Regiment attachirt. Der etatsmäßige Stabsofficier des Regiments, Major von Görne, übernahm beim diesseitigen Regiment das Commando des 4. Bataillons, dessen Formation durch Abgaben der Garde-Landwehr-Bataillone Hamm, Coblenz und Düsseldorf gegen Ende Januar 1851 in Berlin erfolgte.

Obgleich die Demobilmachung der Armee am 30. Januar befohlen wurde, blieben die 4 Bataillone noch bis Ende Juni bestehen; ihre Zusammensetzung wurde jedoch im Laufe des Monats Februar dahin geregelt, daß jede Compagnie nur aus Leuten eines GardeLandwehr-Bataillons-Bezirks gebildet wurde.

Aus dem nun folgenden Decennium der Geschichte des Regiments ragen zwei Tage hoher Bedeutung hervor, der 31. Mai 1851 und der 18. Januar 1861. Es sind dies Ehrentage der Armee, deren Vertreter aus allen Theilen der Monarchie herbeigerufen waren, um der erhabenen Feier beizuwohnen, welche jene Tage bezeichnen.

Friedrich II. hat Preußen groß gemacht. In dem Monument, welches Friedrich Wilhelm IV. am 31. Mai 1851 enthüllte, ist mit dem großen König zugleich auch der glorreichsten Epoche unsrer Armee ein unvergängliches Denkmal gesetzt, und der Ruhm, welchen sie unter ihrem Königlichen Feldherrn erwarb, von Neuem besiegelt.

König Wilhelm hat durch die Reorganisation der Armee Preußen die Mittel gegeben, deren es bedurfte, um seine Größe zu bewahren und zu vermehren. Durch die Fahnenweihe ertheilte Se. Majestät jener großen Maßregel einen feierlichen Abschluß, und seit

von Puttkamer.

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