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Hierauf wurde präsentirt, Marsch geschlagen und während der Honneurs die Uniformstücke in die Kaserne getragen. Von dort wurden sie am 25. desselben Monats durch ein Commando in einem königlichen Wagen nach Potsdam geleitet, und daselbst in der Hofund Garnisonkirche unter dem Wappen der verbündeten Monarchen niedergelegt. Zu dem Behältniß, welches sie umschließt, hat der jedesmalige Commandeur einen Schlüssel; ein zweiter wird in der Sacristei der Kirche aufbewahrt.

Zu dem Truppen-Detachement, welches auf Wunsch_des_russischen Kaisers an dem Uebungslager in Kalisch Theil zu nehmen bestimmt wurde, gehörte auch die erste Compagnie des Regiments. Mit den ersten Compagnien der drei anderen Garde-Regimenter vereint, bildete sie ein Bataillon; das Garde-Reserve-Infanterie-Regiment formirte aus den ersten Zügen seiner acht Compagnien ein 2. Bataillon, das Lehr-Infanterie-Bataillon bildete das 3. Bataillon. Dazu stießen noch drei Regimenter Cavallerie und zwei Batterien. Die Compagnie des Regiments wurde geführt durch den Capitain von Ledebur. Außerdem standen dabei:

Premier-Lieutenant von Derzen,
Seconde-Lieutenant Graf Blumenthal,

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Ende Juli vereinigten sich die Truppen in Potsdam, rückten von dort gegen Mitte August ab, und trafen am 12. September im Lager bei Kalisch ein. Es waren dort 60 Bataillone, 68 Escadrons und 136 Geschüße, zusammen beinahe 60,000 Mann vereinigt. Während der in den folgenden Tagen stattfindenden Pa= raden und Manöver erhielten die preußischen Truppen vielfache Beweise der besonderen Gnade des Kaisers. Wetteifernd mit der anwesenden russischen Garde, erwarben sie sich die höchste Anerkennung beider Monarchen.

Am 22. September verließen die preußischen Truppen das Lager und kehrten Mitte October in ihre Garnisonen zurück. Die Mannschaften erhielten in einer orange-schwarz-weißen Schnur, die auf den Achselklappen getragen wurde, ein bleibendes Abzeichen zum Andenken an jene glänzende militairische Vereinigung.

1836 erhielt Oberst von Wigleben das Commando der 9. Landwehr-Brigade, Oberst-Lieutenant von Hochstetter, vom 2. Garde-Regiment, wurde zum Regiments-Commandeur ernannt.

Im Januar 1838 wurde durch die Gnade des Kaisers Ferdinand I. von Oesterreich dem Regiment das Bildniß seines verstorbenen Chefs, des Kaisers Franz, übergeben. Dasselbe wurde in der Ressource des Officiercorps aufgestellt.

Am 7. Juni 1840 starb Friedrich Wilhelm III.; das Regiment verlor in ihm seinen Stifter, die Armee ihren Schöpfer. Auf seinem Sterbebett hatte der König sagen können:

Die Armee ist jetzt in einem seltenen zuten Zustande; sie hat seit ihrer Reorganisation Meine Erwartungen wie im Kriege, so auch im Frieden erfüllt. Möge sie stets ihre hohe Bestimmung vor Augen haben, möge aber auch das Vaterland nimmer vergessen, was es ihr schuldig ist.“

Das Regiment leistete an demselben Tage Sr. Majestät Friedrich Wilhelm IV. den Eid der Treue. Am 11. Juni stand es in der Chaine, durch welche sich der Leichen-Conduct vom Schloß nach dem Dom bewegte; nur die erste Compagnie gehörte zu den Truppen, welche den Zug eröffneten.

Nachts 11 Uhr ward die Leiche Sr. Majestät nach Charlottenburg gebracht, nur von zwölf Stabs-Officieren begleitet. Darunter befanden sich vom Regiment Oberst-Lieutenant von Hirschfeld und Major Graf von Schlieffen.

In diesem Jahr erhielt Oberst von Hochstetter den erbetenen Abschied als General; Oberst-Lieutenant von Hirschfeld, vom Regiment, wurde zum Commandeur desselben ernannt.

Die ersten Jahre der Regierung Friedrich Wilhelms IV. sind durch weitgehende Aenderungen in der Ausrüstung und Bekleidung der Armee bezeichnet. Anstatt der alten Feuerschloßgewehre wurden noch 1840 Percussionsgewehre eingeführt. Bald darauf verschwanden die Czakots und Montirungen, und es traten Helm und Waffenrock an ihre Stelle. Das Lederzeug, anfangs noch kreuzweis über die Brust getragen, wurde ebenfalls bald umgeändert, und die jezige Trageweise angenommen.

1846 wurde Oberst von Hirschfeld zum Commandeur der 3. Landwehr-Brigade ernannt und Oberst-Lieutenant von Herwarth

vom 1. Garde-Regiment z. F. mit der Führung des Regiments beauftragt.

Das seit 1844 in der Armee eingeführte Bajonettfechten und Turnen erhielt 1847 durch Gründung der Centralturnanstalt ein Vorbild und festere Basis.

Als 1847 Oberst-Lieutenant von Herwarth zum Commandeur des 1. Garde-Regiments z. F. ernannt wurde, erhielt Oberst-Lieute= nant von Bequignolles das Commando des Regiments.

Unter ihm hat das Regiment in dem darauf folgenden tollen Jahr 1848 erst gegen Aufruhr und Verräther, dann später gegen einen ehrlichen äußern Feind gekämpft. Hier, wie dort, war ihm sein Commandeur in Wort und That ein edles Vorbild. In den Straßen Berlins, wie jenseit der Eider hat das Regiment wacker gestritten, und viele haben ihre Treue mit ihrem Blute besiegelt. Den höchsten Beweis von Disciplin und innerm Werth aber hat das Regiment in dem schweren Augenblick gegeben, als es unter Hohn und Spott des übermüthigen Pöbels in musterhafter Haltung die Hauptstadt verließ, die durch die Truppen nach mehrtägigem ungleichem Kampf gebändigt und zum größten Theil dem Willen des Königs unterworfen war. Die Einstellung des Kampfes war aber befohlen, und die Pflicht des Gehorsams wurde von Niemand verlegt. Für die hohe Selbstverleugnung, sowie für die bewiesene Freudigkeit und Ausdauer im Kampf ward den Truppen die schönste Belohnung in der Anerkennung zu Theil, die ihnen ihr Königlicher Herr nachrief:

„Das Benehmen der Truppen ist über alles Lob erhaben; in Meiner Sterbestunde werde Ich es ihnen noch gedenken. Truppen, die das geleistet haben, werden Unübertreffliches gegen einen äußern Feind leisten."

So makellos auch das Verhalten der Truppen im Allgemeinen, und so ruhmvoll es in vielen einzelnen Vorgängen war, das Gefühl sträubt sich dagegen, den Schleier wieder zu lüften, den die Zeit über jene Ereignisse gedeckt hat.

Pflicht aber ist es, derer zu gedenken, welche den Kugeln der Verräther erlegen sind.

Grenadier Theissen stand am 18. März Mittags als Posten vor der Bank. Von einer Volksbande umzingelt, ward er aufgefordert, seine Waffen abzugeben. Als er dies nicht that, wurde er durch

einen Schuß tödtlich verwundet. Eine Tafel, eingemauert an der Stelle, wo dieser brave Grenadier in Vertheidigung seines Postens fiel, ehrt sein Andenken und bewahrt es der Nachwelt. Das 1. Bataillon verlor an Todten: 5 Mann.

Es hatte an Verwundeten:

Major von Falckenstein,
Hauptmann von Plessen,

Seconde-Lieutenant von Hochstetter und 52 Mann.

Das Füsilier-Bataillon hatte drei Mann verwundet.

Um 21. März früh verließ das Regiment Berlin, vereinigte sich in Zehlendorf und rückte von dort in Cantonnements: der Stab und das 1. Bataillon nach Teltow; das 2. Bataillon nach Zehlendorf, Machenow, Ruhlsdorf und Stansdorf; das Füsilier-Bataillon nach Trebbin.

Zweiter Abschnitt.

Der Feldzug in Schleswig 1848.

Die Bataillone verblieben in diesen Quartieren bis Anfang April, wo dem Regiment der Befehl zuging, zu einem zu formirenden Corps nach Holstein abzugehen. Am 5. April rückten das 1. und 2. Bataillon nach Charlottenburg, das Füsilier-Bataillon nach Spandau. Letteres wurde noch an demselben Tage per Eisenbahn nach Hamburg befördert, die beiden anderen Bataillone folgten dorthin am nächsten Tage, während das Füsilier-Bataillon an diesem Tage bereits mit der Eisenbahn nach Rendsburg gegangen war, und jenseit der Festung in Nübbel, Fotbeck und Dorbeck Cantonnements bezogen hatte. Am 7. früh wurden die beiden Grenadier-Bataillone ebenfalls nach Rendsburg befördert, und nahmen dort Quartier.

Regimentsbefehl vom 7. April:

Grenadiere! Ein uns befreundetes und verwandtes Volk hat unsere Hilfe gegen seine Feinde, die Dänen, in Anspruch genommen, und unser König und Herr hat uns demnach nach Holstein gesandt, um den Holsteinern brüderlich in ihrem Kampfe beizustehen. Wir betreten jezt dieses Land, man wird uns mit offenen Armen empfangen, und es ist daher unsere Pflicht, uns gegen die Bewohner dieses Landes ebenso, wie gegen unsere Angehörigen zu benehmen und ihnen durch unser Verhalten zu zeigen, daß wir mit brüderlich gesinntem Herzen zu ihnen gekommen sind.

Ihr werdet ferner mit Truppen verschiedener Staaten zu

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