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Nedělišt, Swěti) im wahren Sinne des Wortes besät mit Tau-
senden von hilfeverlangenden Opfern zumeist von der feind-
lichen Armee. Die österreichischen Ambulancen hatten sich
von der Flucht fortreissen lassen. *) An das preussische Sani-
tätspersonal, an die preussischen Truppen, welche abends auf
dem blutgedüngten Boden ihre Biwaks bezogen, trat die un-
geheure Aufgabe heran, hier Hilfe zu schaffen. Sie haben ge-
than, was irgend in ihren Kräften stand, gethan, was nach den
gewaltigen Anstrengungen des Tages menschenmöglich war zu
thun aber dennoch Alles, was geschah, es waren nur
schwache Tropfen des Beistandes in dem koncentrierten Meere
des Elends."**)

Preussischerseits waren verloren:

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Medi-

*) Wenige Tage nach der Schlacht brachte die österreichische
zinische Wochenschrift" hierüber folgende Schilderung: „Um 4 Uhr
nachmittags fingen unsere Truppen an zu retiriren. Wir Aerzte waren voll-
auf beschäftigt mit dem Verbinden der Verwundeten, deren einige Hundert
noch der Abfertigung harrten. Plötzlich sprengte Kavallerie auf uns heran
und stürmte neben und hinter uns über Hügel und Felder, gleichzeitig mit
Artillerie und Fuhrwerk gegen Königgrätz
zu..... Wir wurden vom
Verbandplatz, der plötzlich verschwand, auseinander gewor
fen; man rief uns zu: „,Rettet euch!" Achttausend Reiter waren ohne
Führer auseinander gejagt, viele Verwundete mit sich führend. So wurden
wir von der Menge fortgedrückt, ohne zu wissen, wohin.... Wir waren nie-
mals so nahe dem Tode wie bei diesem Rückzugsmarsche," u. s. w.

**) Vortrag des Generalarztes Dr. Löffler in der am 18. Dezemb. 1868

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Vom Gardecorps (incl. der

1. schwer. Kav.-Brigade). 19 Vom I. Armeecorps. - VI.

Von der II. Armee

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offiz.

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3

53

3

9
142 13 470

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25

489 57 1593 101 82 2183 Preuss. Gesammtverlust. 99 1830 260 6688 276 359 8794

Der Gesammtverlust an Pferden war 900.

Die österreichischen Verluste betrugen:

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Oesterreichischer Gesammtverlust: 1111 Offiziere 28,822 Mann. *)

Die sächsischen Verluste betrugen:
Todt, resp. bis Nov. 1866 gestorben. 24 Offiziere
Verwundet

32

400 Mann. 1002

Sächsischer Gesammtverlust: 56 Offiziere 1402 Mann, **) Austrosächsischer Gesammtverlust: 1167 Offiziere 30,224 Mann. Gesammtverlust beider Armeen: 1526 Offiziere 39,018 Mann. Fast die ganze Masse der in diesen Zahlen enthaltenen Verwundeten blieb auf dem Schlachtfelde zurück und fiel der preussischen Pflege anheim. Die Ambulancen der I. Armee waren seit Beginn der Schlacht längs der Bistritz etablirt. Als die I. Armee den lang ersehnten Befehl empfing, zu avanciren, blieben sie an ihre Verbandplätze gefesselt durch eine alle Kräfte absorbirende Hilfe-Arbeit, deren Umfang die unermüdliche Thätigkeit der Krankenträger immerfort vergrösserte; denn die ausdauernde Defensive der I. Armee hatte stattgefundenen Generalversammlung der preussischen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter oder erkrankter Krieger.

*) Oesterreichs Kämpfe i. J. 1866. Die Zahl der unverwundeten Gefangenen ist hier nicht in Anschlag gebracht, obgleich auch sie zu den Verlusten des Feindes gehört und dem Sieger sehr zur Last fiel.

W. Rüstow macht darauf aufmerksam, „,wie in den preussischen Verlustlisten Offizier und Soldat ganz genau nebeneinander hergehen in grossem Gegensatz zu Oesterreich, welches erst nothdürftig seine Stabsoffiziere, dann noch nothdürftiger die Subalternoffiziere erwähnt und die Angehörigen der Soldaten auf spätere Zeiten, wir glauben sehr stark, auf Niemals verEs war 1870/71 in Frankreich ebenso.

tröstet."

**) Der Antheil des königl. sächs. Armee corps am Feldzuge 1866. Auch hier ist die Zahl der unverwundet Gefangenen nicht in Rechnung gestellt.

ja viel, hatte fast doppelt so viel Opfer gekostet, als die Offensive der beiden Flügel-Armeen. Die Ambulancen der Elb-Armee erreichten erst gegen drei Uhr nachmittags die Grenze ihrer Bewegung, die Linie Přim-Problus. Die Ambulancen der II. Armee hätten, um in die südliche Nothregion zu gelangen, den nordöstlichen Theil des Schlachtfeldes passiren müssen, in welchem Hořeňowes, Benátek, Maslowěd, Lipa, Chlum, das von der 1. Garde-Division erstürmte Herz der feindlichen Stellung, liegen. Aber dieser Abschnitt des Schlachtfeldes war ja mit all' seinen Häusern, Scheunen, Schluchten und Wäldern selbst nur eine einzige kolossale chirurgische Station. Tage sind erforderlich gewesen, um alle bedeckten und unbedeckten Abtheilungen derselben nur aufzufinden. Barg doch der Wald von Lipa jenen verlassenen Verbandplatz, dessen schauerlicher Anblick drei Tage später die stärksten Herzen erbeben machte! Es war am 3. Juli für die Ambulancen der II. Armee moralisch unmöglich, diese Nothregion zu überschreiten. Niemals überhaupt wird das Medicinalwesen der siegenden Armee, wie vollkommen es auch sei, ausreichen, um auf allen Punkten des Schlachtfeldes so bald und so ausreichend Hilfe zu leisten, als die Menschlichkeit es fordert. Dem berechtigten Verlangen der Humanität kann unter solchen Umständen nur dann volle Rechnung getragen werden, wenn auch die geschlagene Armee, wenigstens für die erste Nothzeit, ein ihren Verlusten entsprechendes Kontingent zur Hilfe zurücklässt.*)

Einzelberichte über die Thätigkeit der Aerzte, Johanniter und Krankenpfleger liegen besonders von Seiten der I. Armee vor. Hier möge eine Schilderung des Ober-Forstmeisters v. Werder eine Stelle finden, welche sich auf die hingebende Hilfearbeit bei Sadowa bezieht. Er erzählt: „Mit Erlaubnis des Ordenskanzlers, Grafen Eberhard von Stolberg, fuhr ich um 3 Uhr nachmittags mit einigen Wagen wieder nach dem Walde jenseits Sadowa, wo ich ja noch so viele Verwundete wusste. Der etwa 1000 Morgen grosse Wald, der jetzt von unserer vor

*) Generalarzt Dr. Löffler a. a. O.

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gegangenen Infanterie verlassen und nur von den zurückgebliebenen todten, sterbenden und verwundeten Kriegern beider Armeen angefüllt war, bestand aus sehr dichtem Unterholze von Buchen, Birken und Eichen mit alten Oberbäumen, namentlich Eichen, Birken und Tannen gemischt. Er war durch gerade Gestelle (Schneissen) in regelmässige Jagen eingetheilt. Das Bild der Verwüstung war gross! Die schönen jungen Birken hatte man in Brusthöhe umgehauen, um mit den Kronen Verhaue zu bilden; die Tannen, besonders an der Lisière, waren in Manneshöhe ein bis zwei Fuss von der Rinde entblösst, so dass die weithin scheinenden Stellen gute Zielscheiben bildeten. Die meisten Oberbäume zeigten sich von Granaten zerschmettert und die Aeste der alten Eichen lagen zersplittert auf den Gestellen umher. Nach den letzteren hatten sich diejenigen Verwundeten, welche sich bewegen konnten, alle hingezogen, um der Abholung sicher zu sein. Viele aber lagen unbeweglich in dem sehr dichten Unterholze, was uns schmerzliches Gewimmer und Klagen verkündete. Ich stellte daher, um Keinen zu übergehen, die Krankenträger und die von Sadowa mitgebrachten Soldaten in einer langen Linie, ähnlich wie bei einer Treibjagd, an, so dass Jeder bis zu seinem Nachbar das dichte Unterholz übersehen konnte. So liess ich ein Jagen nach dem andern absuchen. Es war eine traurige Treibjagd, anstatt. des Wildes die armen unglücklichen Verwundeten! Ich selbst ging ein Jagen mit durch; doch welche grausigen Anblicke hatte ich da! Todte in krampfhaft verzogenen Stellungen, Sterbende mit zerrissenen Eingeweiden und zerschmetterten Gliedern und Verwundete, die sich nicht von der Stelle zu bewegen vermochten.

Alle in entsetzlicher Menge!! Die Granaten waren hier durch das Anschlagen an die Bäume meist krepirt und hatten dadurch viel mehr Schaden angerichtet als im freien Felde. So Manche waren durch stürzende Stämme zermalmt..... Die Verwundeten wurden auf den Schneissen in einer Reihe niedergelegt und durch einen Trunk von Wein und Wasser erquickt. Dann wurden sie auf Wagen und Bahren nach Sadowa geschafft. Für die Träger war der Weg bis dahin fast zu weit und bei dem weichen schlüpfrigen Boden höchst beschwerlich; auch förderte es zu

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wenig; denn zwei Träger brauchten bis Sadowa hin und zurück fast eine Stunde, um nur einen Verwundeten fortzuschaffen. Die Wagen der Krankenträger-Kompanien reichten lange nicht aus; von den Schwerverwundeten durften auch höchstens drei bis vier auf einen Leiterwagen gelegt werden, und wie beschwerlich und schmerzhaft war das. Hinaufschaffen derselben! Wie sehr beklagte ich, hier nicht die so praktisch eingerichteten Johanniter-Krankenwagen und fahrbaren Tragen zu haben, welche sich bei der II. Armee befanden! Mir sank der Muth; ich erkannte, dass die Transportmittel nicht genügten, noch vor Abend alle unter Dach und Fach zu bringen und verbinden zu können." Und doch war das noch vor vier Uhr nachmittags. ,Während ich im Walde die Nachlese hielt, donnerten in fürchterlicher Weise die Geschütze bei Chlum, wo Benedek seine Reserve den allzu kühn vorgedrungenen Garde - Regimentern entgegensandte. Ich war bis an die südwestliche Lisière vorgegangen und konnte mit dem Fernrohr die grossen Umrisse des Kampfes beobachten. Hier zuerst erlangte ich die sichere Ueberzeugung, dass die Schlacht für uns siegreich war. Ich stand allein hier, und trotz des Tobens der Schlacht war es in meiner nächsten Nähe schauerlich still. Sinnend blickte ich nach Chlum hinüber, wusste ich doch da beim Garde-Corps meinen Sohn im harten Kampfe. Hatte ihn vielleicht eine feindliche Kugel niedergeworfen? Lag auch er dort verwundet und schmachtend, wie hier so Viele?! Doch an das Geschick des Einzelnen durfte nicht gedacht werden. Ich war mir der Wichtigkeit des Momentes wol bewusst! Hing doch von diesen Stunden Preussens, ja Deutschlands Geschick ab, und mein Herz war voll von Lob und Preis gegen Gott, dem wir diesen Sieg zu danken hatten."

Mit rührender Lebendigkeit spricht aus solcher Schilderung der aufopfernde Edelmuth und die hingebende Gesinnung jener edlen Männer, welche der Kehrseite der Schlacht ihre Arbeit widmeten; aber es redet daraus auch nicht minder deutlich das peinliche Gefühl von der Unzulänglichkeit der vorhandenen Hilfsmittel und der Unmöglichkeit, den Aufforderungen des fürchterlichen Augenblicks Genüge zu leisten. Und das schon

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