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man zu den Ungelehrten rechnet, weil sie keine Universität bezogen. Sey es auch, daß viele das Buch blos um der Geschichte willen lesen, und die Wahrheiten, die in der Hülle derselben verborgen liegen, übersehen: so habe ich doch die größte Ursache zu hoffen, daß, bey einer noch ziemlich großen Anzahl, Empfänglichkeit und Sinn für Wahrheit seyn, daß derselbe durch Lesung des Buchs geübt, und so mancher, der bisher für Menschenheil unthätig war, gereiht werde zur. Beförderung desselben seinen Beytrag zu geben.

Nicht weniger heitert mich die Ueberzeugung, auf, daß iho, da ich dieß schreibe, wenigstens in unserm Deutschland, weniger Elend sey, als da ich das Buch anfing. Es scheint sich doch izo alles mehr mit seiner Wirksamkeit nach einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte, Beförderung der menschlichen Glückseligkeit, zu neigen. Der Fürsten werden immer mehrere, die ihre Größe in Vermehrung der menschlichen Wohlfahrt suchen. Vielleicht hatte Deutschland noch nie, seit seinem Daseyn, so viele weise und gute Fürsten, als iho, zu gleicher Zeit. Die Schrift steller, die gewiß einen größern Einfluß auf das

Wohl

Wohl und Wehe der Menschheit haben, als man insgemein glaubt, sind auch ißo für die Hauptsache geschäftiger als sonst, und aus allerley Provinzen steigen Männer auf, die es sich zu ihrem eigentlichen Zwecke machen, wirklich nüßliche Kenntnisse zu verbreiten, schädliche Lorurtheile zu bestreiten, gute, Handlungen an das Licht zu ziehen, zur Nachahmung aufzustellen, und die Tücke, Bosheit und Niederträchtigkeit zu züchtigen. Viele Staaten und Städte wetteifern miteinander, dem menschlichen Elende entgegen zu arbeiten.

Den lächerlichen Stolz, dieß für Wirkungen meines Buchs zu halten, wird mir wohl nie. mand zutrauen, da ich zu einem solchen Arg. wohne keine Gelegenheit gegeben habe. Der Eifer, das Elend der Menschen zu mindern war bey unsern Zeitgenossen entbrannt, che noch mein Daseyn bekannt war, und der Entschluß dieß Buch zu schreiben, wurde durch ihn gewirkt.

Aber das heitert mich doch auf, daß gerade diejenigen, die dem menschlichen Elende mit glücklichem Erfolge entgegen arbeiten, durch ihre Handlungen die Wahrheit der in diesem Buche vorgetragenen Grundsäge, die der unthätige Theil

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Theil meineè Leser für Hirngespinnste hielt, bestätigen.

Gebe doch der gute Gott, der alle seine Ge schöpfe zur Glückseligkeit zu leiten sucht, daß dies fer Eifer Gutes zu wirken, statt zu verlöschen, im» mer weiter um sich greife: so wird es gewiß offen. bar werden, daß das mehreste Elend der Mens fchen, vielleicht alles, das man bis ißo für unab. ånderlich hielt, nach und nach verschwinden wird, wie die Heren und Gespenster allenthalben ver. schwunden sind, wo das Licht der Wahrheit hins drang, und wie Sandwüsten, stinkende Moräste, Pest, Båre und Wölfe sich in den Ländern vers lohren haben, die unter der Regierung weiser Fürsten stunden: offenbar wird es werden, daß alle Arten des Elends der Menschen, die Tochter der Unwissenheit, Bosheit und Faulheit feyn, und daß die Töchter nicht subsistiren köns nen, so bald die Mütter verfcheucht sind.

Das Buch von der Erlösung der Menschen wird erfolgen, falls Gort mein Leben fristet, so bald der sechste Theil vom Elende geliefert wors den ist.

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Daß dieses Buch bis zu sechs Theilen anwächst, da ich es doch in dreyen zu liefern ver

sprach,

sprach, ist freylich meine Schuld, weil ich das Verhältniß der Materie zu dem Raume, der sie umfassen sollte, nicht richtig berechnet habe: da dieß aber blos ein Rechnungsfehler ist, so habe ich zu der Billigkeit meiner Leser das Zutrauen, daß Sie mir ihn verzeihen werden. Auch diese sechs Theile werden nichts weiter als ein Bruch ftück von einem Coloß feyn, das nach und nach durch andere, die mehr Einsicht in die Politik, Rechtsgelehrsamkeit und andere Wissenschaften haben, die andere Reiche Europens durchreist sind, die das Elend, das Asien, Afrika, Amerika und Südindien plagt, selbst gesehen haben, und die vermögend find, den Gesichtspunkt zu treffen, den ich bey Ausarbeitung dieses Bruchstücks hatte, vollendet werden kann.

Uebrigens danke ich für den Beyfall, mit welchem meine lieben Leser mich bisher beehrt haben, und verspreche darnach zu streben, mich desselben immer würdiger zu machen.

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Anderer Brief.

Zelnik an Carl von Carlsberg.

Carmin den 24ften Januar.

Mein theuerster Freund!

Daß ich Ihre Vorwürfe verdient habe, weiß ich hoffe aber, daß Sie dieselben in Zukunft ein stellen werden, wenn ich Sie überzeuge, daß ich zwar im Taumel der Leidenschaft gefehlt habe, aber sobald ich meiner wieder mächtig geworden bin, meinen Fehler mißbillige, und aufs mög lichste zu verbessern suche. Sollte ich auch Lebenslang die unangenehmen Folgen meiner Ues bereilung fühlen müssen: so will ich doch lieber dieses, als den schrecklichen Vorwurf dulden, daß ein unschuldiges Mädchen durch mich sey unglücklich gemacht worden.

Ich bin in dieser Absicht nach Carmin gereist, theils um Sie persönlich wegen meines Fehltritts um Verzeihung zu bitten, theils um einige Capitale, die ich in Carmin habe, die mehrentheils bereits flagbar sind, zu heben, und mich so in den Stand zu feßen, die Heyrath mit meis ner unglücklichen Gertrud zu beschleunigen.

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