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Lagers II, woran sich eine Radfahrquadrille von Offizieren, später Mannschaftsbelustigungen anschlossen.

Ihren Geburtstag, den 24. Juli, verlebte die Frau Erbprinzessin in Erdmannsdorf, wohin Offiziere des Regiments sich zur Gratulation begeben hatten.

Das Tintenfaßschießen fand in diesem Jahre schon am 5. August statt, da am 6. in Erdmannsdorf ein Obelisk mit dem Medaillonporträt Kaiser Friedrichs eingeweiht wurde. An dieser Feier nahm auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers eine kriegsstarke Kompagnie mit der Fahne des I. Bataillons unter Hauptmann Graf v. Reischach teil. Viele Offiziere des Regiments waren außerdem Gäste im Schloß Erdmannsdorf.

Auch in diesem Manöver, welches sich in der Gegend von Wartenberg und Kempen abspielte, besuchte der hohe Chef sein Regiment, ebenso fand die Rekrutenvereidigung am 23. November in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin statt.

Im neuen Jahrhundert.

Der Tag der Jahrhundertwende, der 1. Januar 1900, wurde durch einen Festgottesdienst begonnen, bei welchem die Fahnen, denen Se. Majestät der Kaiser schwarz-silberne Banderolen mit den Jahreszahlen 1800-1900 verliehen hatte, zugegen waren. Hierauf fand auf dem Palaisplatz ein großer Appell der Garnison statt.

Seit Einrücken des Regiments in Breslau im Jahre 1871 hatte das Offizierkorps als Kasino einige Zimmer im ersten Stockwerk des östlichen, an das Königliche Schloß angebauten Flügels auf der Karlstraße benutzt. Diese Räumlichkeiten

Offizier Speiseanstalt im Königl. Schloß in Breslau.

reichten für das Offizierkorps eines Regiments bei weitem nicht aus. Es machte sich dies beson ders bei der Feier des 75jäh= rigen Bestehens

des Regiments, am 9. März 1884, fühlbar.

Eine vor: teilhafte Änderung wurde da

durch erzielt,

daß durch Um=

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bau der Speisesaal vergrößert wurde. Nach einigen Jahren erhielten die Offiziere des 1. Bataillons 51. Regiments, welche drei Zimmer in demselben Stockwerk — auf das Schloß zu als Speiseanstalt innehatten, einige Zimmer im zweiten Stock zugewiesen, und die bisher von den 51ern benutzten Räume wurden zur Vergrößerung des diesseitigen Kasinos dem Regiment überwiesen. Als 1897 das II. und III. Bataillon 51. Regiments in Breslau einrückten, erhielt dieses Regiment seine OffizierSpeiseanstalt in der Westendkaserne und die Offiziere des noch in Breslau verbliebenen II. Bataillons 10. Regiments die bisher vom I. Bataillon 51. Regiments benußten Räume. Nachdem auch das II. Bataillon 10. Regiments nach Schweidnig übergesiedelt war, wurden dem 11. Regiment beide Stockwerke über der Hauptwache zur Verfügung gestellt und ein großer Umbau dieser beiden Stockwerke ausgeführt. Im Frühjahr 1900 war der Umbau des Kasinos beendet, und am 21. April fand durch ein Festmahl im Beisein des hohen Chefs und der direkten Vorgesezten des Regiments die Einweihung der neuen Offizier-Speiseanstalt statt.

7. Das Regiment als „Grenadier-Regiment König Friedrich III.
(2. Schlesisches) Mr. 11′′.

Als das Regiment sich zu den Ererzitien auf dem Truppenübungsplatz Lamsdorf befand, ging demselben folgende Allerhöchste Order zu:

Ich will dem Grenadier-Regiment Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schlesisches) Nr. 11 einen besonderen Beweis Meiner Königlichen Gnade dadurch zu Teil werden lassen, daß Ich ihm den Namen Grenadier-Regiment König Friedrich III. (2. Schlesisches) Nr. 11 und zugleich den Namenszug des Kaisers und Königs Friedrich Majestät auf den Epaulettes und Achselstücken der Offiziere beziehungsweise auf den Schulterklappen der Unteroffiziere und Mannschaften verleihe. Das Regiment, das gewürdigt war, Meinen erhabenen Herrn Vater als Kommandeur und als Chef an seiner Spitze zu sehen, hat während seines fast einhundertjährigen Bestehens stets mit besonderer Hingebung gedient und mit wahrhaftem Heldenmuthe seine Pflichten im Kampfe gegen die Feinde des Vaterlandes erfüllt. Ich vertraue zu ihm, daß es unter dem gefeierten Namen, zu dessen Träger Jch es heute berufen, sich weitere Ansprüche auf Meinen und des Vaterlandes Dank zu erwerben und, wenn es abermals zu den Waffen aufgerufen wird, seinen ruhmgekrönten Fahnen neue Lorbeeren zu erringen wissen wird. Berlin, den 6. Mai 1900. gez. Wilhelm.

Durch diese Allerhöchste Kabinettsorder wurde dem 11. Regiment die hohe Ehre zuteil, den Namen seines hochseligen Königlichen Chefs zu führen und auf den Schultern zu tragen. Dieser Namenszug soll nicht nur jeden, der ihn trägt, stets an den einstigen hohen Kommandeur und Chef erinnern, sondern auch weiteren

Kreisen zeigen, daß unser Regiment das Regiment Kaiser Friedrichs ist. Die alte liebe Nummer 11 aber wird allen, die sie getragen oder in den ruhmreichen Feldzügen unter ihr gefochten haben, eine teure Erinnerung bleiben.

Am Tage von Langensalza, dem 27. Juni, schenkten ehemalige Offiziere des Regiments ein großes Ölgemälde, welches die Abwehr des Angriffs der CambridgeDragoner durch das Karree des Barres darstellt. Das Bild ist von dem Mater v. Iwonski, dem Sohne eines ehemaligen Elfers, unter tätiger Mitwirkung des 1904 verstorbenen Majors v. Goerz ausgeführt worden und hat seinen Platz in der Offizier-Speiseanstalt erhalten.

Dem Tintenfaßschießen konnte der hohe Chef in diesem Jahre nicht beiwohnen wegen der Trauer um den verstorbenen Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha. Ihre Königliche Hoheit hatte es sich aber nicht nehmen lassen, wiederum drei wertvolle Preise zu stiften.

Wie bisher seit Ernennung der Frau Erbprinzessin zum Chef des Regiments nahm Höchstdieselbe auch in diesem Jahre an der Rekrutenvereidigung teil. Bei dem hierauf im Kasino für das Offizierkorps folgenden Frühstück schenkte Ihre Königliche Hoheit für die Bibliothek die beiden Werke „Kaiser Friedrich der Gütige" und Aus dem Leben König Karls von Rumänien“.

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Die Weihnachtsfeier, welche im Kasino begangen wurde, verherrlichten die Erbprinzlichen Herrschaften durch ihr Erscheinen. Das Offizierkorps widmete hierbei seinem hohen Chef ein Paar Achselstücke mit dem Namenszuge des Regiments und den Abzeichen eines Obersten.

Durch A.-K.-O. vom 18. Mai 1901 wurde Oberst v. Elpons zum Kommandeur der 78. Infanterie-Brigade ernannt unter gleichzeitiger Beförderung zum Generalmajor. An seine Stelle trat der Oberstleutnant vom Stabe des GrenadierRegiments Nr. 10, v. Rohrscheidt, welcher mit der Führung des Regiments beauftragt wurde.

Beim Ableben Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich 6. August 1901 – sprach das Regiment durch ein Telegramm vom Truppenübungsplatz Lamsdorf dem hohen Chef sein Beileid aus. Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin hatte die Gnade, bei der Beisetzung einen vom Offizierkorps übersandten Kranz am Sarge der hohen Entschlafenen niederzulegen.

Am 26. Oktober fand in Breslau die feierliche Enthüllung des dem Kaiser Friedrich gesezten Reiterstandbildes auf dem Museumsplay statt'). Hierzu erschien als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz. Das Regiment stellte eine Ehrenkompagnie unter Hauptmann John v. Freyend mit der Fahne des 1. Bataillons. Außerdem nahm auf Allerhöchsten Befehl das Offizier=

1) Das Denkmal zeigt den Kaiser in Generalsuniform. Es verdient dies mit besonderer Anerkennung hervorgehoben zu werden, da (zum Leidwesen der dem hochseligen Kaiser einst zugehörigen Infanterie-Regimenter) Kaiser Friedrich, obgleich seinen Dienststellungen nach Infanterist, in Denkmälern dennoch meist in Kavallerieuniform dargestellt wird.

forps des Regiments, wie auch das der 8. Dragoner, an der Feier teil. Die Garnison bildete auf den Straßen, die der Kronprinz vom Bahnhofe bis zum Denkmalsplatze passierte, Spalier.

König Albert von Sachsen, der vor seinem Regierungsantritt langjährige Inspekteur der II. Armee-Inspektion, zu der das VI. Armeekorps gehört, schied am 19. Juni 1902 zu Schloß Sybillenort aus diesem Leben. Schon einige Tage vor dem Ableben des Königs war die 7. Kompagnie des Regiments zur Übernahme des Wachtdienstes nach Sybillenort abgegangen. Die bei der Überführung des verstorbenen Königs gestellte Trauerparade kommandierte der Kommandeur des Grenadier Regiments 11, welches zu dieser das I. Bataillon unter Major v. Schmettau mit der Regimentsmusik gestellt hatte.

Das Tintenfaßschießen wurde in diesem Jahre am Geburtstage des hohen Chefs abgehalten. Als Sieger ging Leutnant Freiherr v. Schleinitz (Werner) hervor, der auch den von Ihrer Königlichen Hoheit gestifteten Ehrenpreis, eine Pürschbüchse, erhielt.

Zur Vorfeier des Geburtstages hatte am Abend vorher ein Gartenfest in Wilhelmshafen in Gegenwart des hohen Geburtstagsfindes, der Damen des Regiments und mehrerer Gäste der Erbprinzlichen Herrschaften stattgefunden. Offiziere und Mannschaften des Regiments führten turnerische, schauspielerische und musikalische Leistungen aus, die allgemeinen Beifall fanden.

Auf Anregung des Majors v. Ebert verehrte das Feldartillerie-Regiment Prinz August von Preußen (Litauisches) Nr. 1 dem Offizierkorps eine Statuette, welche den Prinzen mit der Fahne des II. Bataillons in der Hand darstellt. Als Dank übersandte das Offizierkorps dem des Feldartillerie-Regiments Prinz August eine Büste des Kaisers Friedrich.

Der Vereidigung der in diesem Jahre eingestellten Rekruten wohnte Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin wie in den früheren Jahren bei.

Das Erbprinzliche Paar beging am 21. Februar 1903 das Fest der silbernen Hochzeit. Das Offizierkorps des Regiments schenkte aus diesem Anlaß dem Jubelpaare eine Kopie des im Jahre 1881 für das Kasino vom Kaiser Friedrich geschenkten Reiterbildes, welches den hochseligen Chef in der Regimentsuniform darstellt. Auch an einer vom VI. Armeekorps geschenkten Bildersammlung beteiligte sich das Regiment mit Zeichnungen aus dem Kasino und vom Tintenfaßschießen.

An einem Festmahl, welches das Offizierkorps zu Ehren der Erbprinzlichen Herrschaften gab, nahmen außer dem Silberpaar auch die zur Gratulation nach Breslau gekommenen Abordnungen des Kaiser Franz-Regiments, des Regiments Nr. 95 und des Sächsischen Leib-Grenadier-Regiments Nr. 100 teil.

Da Allerhöchsten Orts für Se. Hoheit den Erbprinzen von Sachsen-Meiningen eine höhere Dienststellung in Aussicht genommen war, verließen die Erbprinzlichen Herrschaften am Abend des 8. Mai das ihnen liebgewordene Breslau und Schlesien. Auf dem Bahnhofe hatten sich die Spitzen der Behörden zur Ver

abschiedung eingefunden. Nachdem die Herrschaften sich von diesen verabschiedet hatten, begab sich Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin in die Fürstenzimmer, wo die hohe Frau von dem Offizierkorps Höchstihres Regiments und dessen Damen Abschied nahm. Mit dem kurz nach 11 Uhr abgehenden Schnellzuge reiste das Erbprinzliche Paar ab, um sich zunächst nach Frankfurt a. Main zu begeben.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin hat sich in Schlesien ein bleibendes Denkmal gesezt durch die Anregung zur Errichtung eines Offizierdamen= heims in Krummhübel, wo die Damen solcher Offiziere, welche dem VI. Armeekorps angehören oder angehört haben, einen angenehmen Aufenthalt finden können. Diesem Charlottenheim" hat die hohe Frau bis ins fleinste ihre Mühe und Sorgfalt zuteil werden lassen.

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Durch A.-K.-O. vom 29. Mai 1903 wurde Se. Hoheit der Erbprinz zum Inspekteur der II. Armee-Inspektion ernannt. Da das VI. Armeekorps, mit dessen Führung der bisherige Kommandeur der 12. Division, Generalleutnant v. Woyrsch, beauftragt wurde, zu dieser Armee-Inspektion gehört, so blieb Se. Hoheit in dienstlicher Berührung mit dem Armeekorps und damit auch mit dem Regiment.

Im Juli überschwemmte ein Hochwasser große Gebietsteile unserer Heimatsprovinz Schlesien und richtete unsäglichen Schaden an. Viele Truppenteile des Korps mußten Kommandos abschicken, um den schwer bedrängten Bewohnern Hilfe zu leisten. Hierdurch wurde manche Ortschaft vor größerem Unheil bewahrt und manches Unglück gemildert. Besonders tätig erwies sich die 3. Kompagnie des Regiments unter Hauptmann v. Tresckow in Schwoitsch, deren Vizefeldwebel Schönbrunn sich besonders auszeichnete').

Durch A.-K.-O. vom 27. August 1903 sprach Se. Majestät für das musterhafte Verhalten aller bei dem Hochwasserschutz beteiligten Truppenteile seine besondere Anerkennung aus.

Zu der am 18. Oktober auf dem Platz vor dem Brandenburger Tore in Berlin stattfindenden Enthüllung der Denkmäler des Kaisers und der Kaiserin Friedrich war eine Abordnung des Regiments, bestehend aus dem Kommandeur, einem Hauptmann und einem Leutnant befohlen.

Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin ließ es sich auch in diesem Jahre nicht nehmen, der Vereidigung der Rekruten beizuwohnen. Die hohe Frau kam eigens dazu nach Breslau und nahm am Abend des Vereidigungstages mit den Offizieren des Regiments und deren Damen an einem Essen im Kasino teil.

1) Für die Tätigkeit bei dem Hochwasser erhielt Hauptmann v. Tresckow die Krone zum Roten Adler-Orden und das Ritterkreuz 1. Klasse des Sachsen-Ernestinischen Hausordens, Hauptmann von Groeling den Roten Adler-Orden 4. Klasse, Oberleutnant v. Gilgenheimb den Kronen-Orden 4. Klasse, sowie die Vizefeldwebel Gwosdz der 2., Bulla der 1. Kompagnie und Fahnenjunker v. Thun das Allgemeine Ehrenzeichen.

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