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Das Füsilier-Bataillon war in der Kaserne Nr. 2 im Bürgerwerder belassen worden. Im November begleitete der Kronprinz Se. Majestät den Kaiser zu den Hofjagden nach Ohlau. Bei der Durchreise durch Breslau, am 7. November, war der Regiments-Kommandeur auf den Bahnhof befohlen. Am Abend des 8. beehrte Se. Kaiserliche Hoheit das Offizierkorps mit seinem Besuch. Der RegimentsKommandeur überreichte dem Kronprinzen wie bei jedem Besuch desselben, unter dem Bilde der Kronprinzessin, für Ihre Kaiserliche Hoheit ein Bukett.

Auf Wunsch des Kronprinzen gab es nur einfaches Büfett und Bier. Man stand herum oder saß an kleinen Tischen, um sich nach freier Wahl bewegen und unterhalten zu können. Mit dem Abend-Schnellzuge kehrte der Kronprinz nach Berlin zurück, und am 9. telegraphierte Ihre Kaiserliche Hoheit, die Frau Kronprinzessin, an den Kommandeur:

,,Der Kronprinz brachte Mir soeben das schöne Blumenbukett, welches das Offizierkorps des Regiments Mir zugedacht hat und bitte Jch Sie, demselben Meinen Dank für diese Mich sehr erfreuende Aufmerksamkeit auszusprechen. Victoria, Kronprinzessin."

Am 6. Januar 1875 starb zu Prag der Chef des Regiments, Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen. Zu der feierlichen Beisetzung begab sich eine Deputation des Regiments, bestehend aus dem Regiments-Kommandeur, einem Hauptmann und einem Leutnant.

2. Seine Raiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wird Chef des Regiments.

Zum ersten Male seit dem Kriege hatte im Herbst 1875 das VI. Armeekorps großes Manöver vor Sr. Majestät dem Kaijer. Es begann mit der großen Parade bei Bunzelwitz am 10. September. Gleich nach dem Eintreffen auf dem Paradeplage begab sich der Kronprinz zum 11. Regiment, begrüßte es herzlich und nahm dann mit gezogenem Säbel auf dem rechten Flügel Aufstellung. Beim Abreiten der Front begleitete er den Kaiser das Regiment entlang und führte es beim Parademarsch in Kompagniefront vorüber. Nach dem Vorbeimarsch des Regiments ernannte Se. Majestät den Kronprinzen zum Chef des Regiments. Zum Dank füßte dieser seinem kaiserlichen Vater die

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zum ersten Male als Chef vor dem 2. Schlesischen Grenadier Regiment Nr. 11 am 10. September 1875.

Hand. Beim Parademarsch in Regimentskolonne sette sich der Kronprinz wieder an die Spize des Regiments und führte es, nunmehr als dessen Chef, unter den Klängen des Yorckschen Marsches an Sr. Majestät vorbei.

Da der Kronprinz an diesem Tage das Regiment nicht mehr begrüßen konnte, ließ er es am 16. September nach Beendigung des Manövers zusammenrücken und richtete an die in offenem Viereck aufgestellten Bataillone folgende Worte:

„Se. Majestät, unser Allergnädigster Kaiser und oberster Kriegsherr, hat Mir die größte Freude bereitet, indem er Mich zum Chef dieses Regiments ernannt hat. Ein ganzes Jahr habe Ich das Regiment geführt und in dieser Zeit den Geist, der in demselben herrscht, zur Genüge kennen gelernt, um zu wissen, daß sich das Regiment im Kriege wie im Frieden bewähren werde. Seit jener Zeit liegen zwei bedeutungsvolle Feldzüge hinter uns, das Regiment hat in denselben den Erwartungen, die Ich von ihm gehegt, im vollsten Maße entsprochen und, wie im Jahre 1813, der Armee ein weithin leuchtendes Beispiel militärischer Tugenden gegeben.

Meine Dankbarkeit gegen Se. Majestät den Kaiser für die Mir erwiesene Ehre ist darum auch groß, und Ich kann derselben keinen würdigeren Ausdruck geben (hier zog Se. Kaiserliche Hoheit den Degen, ließ „Gewehr auf" nehmen und kommandierte Achtung, präsentiert das Gewehr!") als durch den Ruf: Se. Majestät der Kaiser lebe hoch!"

"

Darauf versammelte der Kronprinz die Offiziere um sich und sagte:

"

Meine Herren, bisher war Ich à la suite, jetzt bin Ich Chef des Regiments. Meine Beziehungen zu Ihnen bleiben dieselben, denn die Liebe zum Regiment fann sich nicht ändern."

Am anderen Tage besuchte der Kronprinz das Regiment im Biwak bei Arnoldshof, wo er im Garten eines Bauern mit den Offizieren ein einfaches, dem Lagerleben entsprechendes Mahl einnahm. Gegen 6 Uhr erschien er in Begleitung des Herzogs von Connaught, mehrerer englischer Offiziere, sowie seiner Adjutanten, des Oberst Mischke und Majors v. Liebenau. Nach Aufhebung der Tafel unterhielt sich der Kronprinz mit den Offizieren und sprach auch einzelne Unteroffiziere und Soldaten an. Dem Feldwebel Gerlach, der schon 1857 unter seinem Kommando gestanden, reichte er die Hand, ebenso sprach er längere Zeit mit dem Bauern, in dessen Garten die Tafel aufgestellt war. Den Mannschaften hatte er ein beträchtliches Geldgeschenk angewiesen. Seine Abfahrt aus dem Lager erfolgte erst nach 9 Uhr unter lautem Hurrarufen des Regiments.

Die Allerhöchste Crder, die das General-Kommando des VI. Armeekorps von der Ernennung des Kronprinzen zum Chef des Regiments in Kenntnis jezte, lautete: Ich habe heute Meinen Sohn, den Kronprinzen des Deutschen Reichs und den Kronprinzen von Preußen, Kaiserliche und Königliche Hoheit, GeneralFeldmarschall, zum Chef des 2. Schlesischen Grenadier-Regiments Nr. 11 er

nannt, nachdem derselbe dieses Regiment früher als Regiments-Kommandeur kommandirt und demnächst à la suite desselben gestanden hat. Ich benachrichtige das General-Kommando hiervon mit dem Auftrage, das genannte Regiment dem entsprechend anzuweisen und demselben gleichzeitig die Erwartung auszusprechen, daß ihm diese Auszeichnung eine vermehrte Anregung sein wird, seine bisher im Kriege wie im Frieden bethätigte gute Haltung für alle Zeiten zu bewahren. Ich habe insbesondere auch des Tages von Vionville gedacht und Mich der vielen Todten erinnert, die dort ihre Treue mit dem Tode besiegelt hatten und die Ich am anderen Tage am Feinde liegend fand, als Ich diese Auszeichnung verfügte.

Breslau, den 10. September 1875.

An das General-Kommando des VI. Armee-Korps.

3. Don 1876 bis 1887.

gez. Wilhelm."

Se. Majestät der Kaiser hatte die Gnade, allen denjenigen Regimentern, deren Kommandeur im lezten Feldzuge vor dem Feinde geblieben war, das Porträt ihres gefallenen Kommandeurs zu schenken. Das in Öl ausgeführte Porträt des an den in der Schlacht bei Vionville erhaltenen Wunden verstorbenen Obersten v. Schöning wurde am 18. Januar 1876 von dem Regiments-Kommandeur dem Offizierkorps übergeben und in der Offizier-Speiseanstalt aufgehängt.

Oberst v. Klein, der das Regiment im letzten Feldzuge geführt, zwei ehrenvolle Wunden erhalten hatte und dem Regiment ein herrliches Beispiel hervorragender Tapferkeit gewesen war, nahm im Februar seinen Abschied. Am 16. August, dem Tage von Vionville, erhielt er den Charakter als Generalmajor. Mit schwerem Herzen sah das Regiment diesen Kommandeur scheiden, zu dessen Nachfolger Oberst v. Wehren, bisher Kommandeur des 3. Jäger-Bataillons, ernannt wurde.

Im Mai 1876 bewilligte Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz dem Regiment einen jährlichen Beitrag für den Musikfonds. Im Herbst hatte das Offizierforps wiederum die Ehre, den hohen Chef in seiner Mitte zu sehen.

Schon im März 1877 nahm Oberst v. Wehren den Abschied. An seine Stelle trat Oberst Freiherr v. Meerscheidt-Hüllessem, bisher im 4. Brandenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 24.

Bei der in diesem Frühjahr erfolgten Verlobung Ihrer Hoheit der Prin= zessin Charlotte von Preußen, ältesten Tochter des Kronprinzen, mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen beglückwünschte der Regiments-Kommandeur im Namen des Offizierkorps den hohen Chef zu dem frohen Ereignis und erhielt dafür folgenden Dank:

„Sie haben Mir im Namen des Offizierkorps Meines Schlesischen Grenadier-Regiments freundliche Glückwünsche zu der Verlobung Meiner

ältesten Tochter, der Prinzessin Charlotte, mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen dargebracht. Ich ersuche Sie, dem Offizierkorps den Ausdruck Meines besten Dankes zu übermitteln.

Berlin, den 27. April 1877.

gez. Friedrich Wilhelm, Kronprinz."

Im Mai besuchte der Kronprinz die Schlachtfelder von Metz und sandte von hier am 7. folgendes Telegramm an das Regiment:

,,Soeben habe Jch die Schlachtfelder bei Met kennen gelernt, wobei
Ich der Tapferkeit und Hingebung Meines Regiments auf der Stätte des
Ruhmes, aber auch des Grabes so vieler seiner braven Angehörigen bewegten
Herzens gedacht.
Friedrich Wilhelm, Kronprinz.“

Gelegentlich der Hofjagden bei Ohlau im Oktober dieses Jahres beehrte der Kronprinz wiederum das Regiment mit seiner Gegenwart. Am 28. Oktober nachmittags traf er, von Els kommend, in Breslau ein und begab sich nach der Stadtgraben-Kaserne, wo auf dem Kasernenhofe das Regiment im Ordonnanzanzuge Aufstellung genommen hatte.

Der hohe Chef schritt die Front der Kompagnien entlang und besichtigte darauf einzelne Mannschaftsstuben und die Unteroffizierversammlungszimmer. Für leztere versprach der Kronprinz sein Bild zu senden. Nach dem Mittagsmahl in der Offizier-Speiseanstalt besuchte Höchstderselbe das Stadttheater und nahm den Tee bei dem Offizierkorps ein. Dasselbe wurde am andern Morgen zur Verabschiedung in das Königliche Schloß befohlen.

Bei der Vermählung der ältesten Tochter des Kronprinzen, Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Charlotte, mit Sr. Hoheit dem Erbprinzen Bernhard von Sachsen-Meiningen am 18. Februar 1878, hatte eine Abordnung des Regiments die Ehre, der hohen Braut ein Bukett überreichen zu dürfen. Außerdem sprach der Regiments-Kommandeur dem Kronprinzen in einem Schreiben die Glückwünsche des Offizierkorps aus. Als Dank dafür erhielt das Regiment folgende Erwiderung: „Es hat mir zur besonderen Freude gereicht, mit Ihrem Schreiben vom 17. v. Mts. die Glückwünsche Meines Schlesischen Grenadier-Regiments zu der Vermählung Meiner ältesten Tochter zu empfangen. Ich kann Mir nicht versagen, dem Regimente Meinen herzlichen Dank für seine Teilnahme auszusprechen.

"

Berlin, den 3. März 1878.

gez. Friedrich Wilhelm, Kronprinz.“

Am 19. Juli hatte das Regiment den Tod eines seiner ehemaligen Mitglieder zu beklagen, des Premierleutnants a. D. Friedrich Hofmann. Derselbe war im Jahre 1811 mit kaum 14 Jahren in das Regiment eingetreten, hatte an allen

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