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Gefahr befunden, umgangen zu werden. Zum Glück traf sogleich die Avantgarde der Division Flies unter Generalmajor v. Freyhold ein. Dieser ging mit dem Füsilier-Regiment Nr. 36 gegen die Leite vor, einer bis zur Hälfte bewaldeten, zwischen Üttingen und Roßbrunn gelegenen Höhe, auf der vier bayerische Bataillone eine fast uneinnehmbare Stellung hatten; dennoch wurde die Leite in hartnäckigem, äußerst blutigem Kampfe von den 36 ern genommen.

Der Regiments-Kommandeur, Oberst v. Zglinigki, welcher mit dem Kommando der Infanterie des Gros betraut war, ging jetzt mit unserem FüsilierBataillon und dem I. und Füsilier-Bataillon 59. Regiments ebenfalls vor.

Unser Füsilier-Bataillon wurde auch auf die Leite gezogen und besezte diesen Wald.

Ungefähr um 73 Uhr erhielt das Füsilier-Bataillon den Befehl, vorzugehen, gegen Roßbrunn eine Kompagnie zu detachieren und den etwa 1500 Schritt entfernten Himmelreichwald anzugreifen.

Die 9. Kompagnie wurde in der Schlucht zwischen der Leite und dem Vogelberg vorgeschickt und beschoß mit Erfolg die Besahung des an der Würzburger Chaussee gelegenen Posthauses. Als die in Roßbrunn und im Posthause befindlichen bayerischen Truppen ihre Stellung aufgaben und auf der Chaussee geschlossen zurückgingen, erhielten sie von der 9. Kompagnie auf 700 Schritt lebhaftes Schnellfeuer. Zwei Züge der Kompagnie besezten darauf den Kirchhof von Roßbrunn und beschossen die von hier aus sichtbare Ecke des Himmelreichwaldes.

Die drei anderen Kompagnien des Füsilier-Bataillons waren inzwischen den Westabhang des Vogelberges hinaufgestiegen; da derselbe auf der Höhe aber von der bayerischen Artillerie beherrscht wurde, ging zunächst nur die 12. Kompagnie hinüber, nistete sich auf dem jenseitigen Abhang ein und unterhielt von hier aus ein lebhaftes Schüßenfeuer gegen den Rand des Himmelreichwaldes. Als Hauptmann v. Lobeck zum Anlauf ansetzen wollte, um die feindlichen Schützen in den Wald zurückzuwerfen, begann der Feind abzuziehen, da er sich in seiner linken Flanke durch ein Bataillon des zur Division Beyer gehörigen 20. Regiments stark bedrängt sah. Die 9. und 12. Kompagnie folgten ihm sogleich in den Wald; die 10. und 11. Kompagnie drangen nach. In diese waren beim Überschreiten des Vogelberges zwei Granaten eingeschlagen und hatten 14 Mann zu Boden geworfen, von denen jedoch alle, bis auf drei, welche leichte Verletzungen erhalten hatten, unverwundet wieder aufsprangen.

Das Bataillon war bei der Verfolgung des Feindes bis in die Mitte des Himmelreichwaldes vorgedrungen: hier erhielt es Befehl, halten zu bleiben.

Die beiden Grenadier-Bataillone waren vom Heßnert um 71⁄2 Uhr auf Greusenheim abmarschiert und hatten am Nordabhang des Heiligenberges Stellung genommen.

Als sie den Berg weiter erstiegen, erhielten sie äußerst lebhaftes Geschützfeuer. Feindliche Infanterie verschwand hinter der Artillerie im Walde. Da bald darauf

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auch diese abfuhr, wandten sich die beiden Bataillone in südlicher Richtung nach dem Posthause, erhielten aber Befehl, den Heiligenberg besetzt zu halten.

Das Füsilier-Bataillon rückte gegen 11 Uhr durch den Himmelreichwald auf ein weiter östlich gelegenes Feld und bezog um 1 Uhr mit einer Schwadron des 5. Dragoner-Regiments die Vorposten in der Richtung von Hettstadt auf Waldbrunn. Die Grenadier-Bataillone wurden um 2 Uhr vom 9. Jäger-Bataillon auf dem Heiligenberge abgelöst und rückten ins Biwak der Brigade südlich der Würzburger Chaussee zwischen Roßbrunn und Hettstadt.

Der Verlust des Regiments in dem Gefecht bei Üttingen und Roßbrunn belief sich auf

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Von den Offizieren waren tot Leutnant v. Frankenberg, verwundet Leutnant v. Colomb und Leutnant d. L. Seifert.

*

Die Bayern hatten sich hinter den Main zurückgezogen, nur die zu Würzburg gehörige Zitadelle Marienberg war noch mit 3700 Mann besetzt; ihre zahlreichen Geschütze beherrschten das Hettstädter Plateau. Die auf das rechte Mainufer zurückgegangenen Batterien hatten auf den dortigen Höhen äußerst vorteilhafte Stellungen eingenommen.

Am 27. rückte die ganze Main-Armee auf Würzburg vor. Unsere Bataillone wurden bei ihrem Vormarsch gegen das Hettstädter Vorwerk von Granaten belästigt, ohne indes Verluste zu erleiden. Sie gingen dann in einer Mulde nördlich der Chaussee vor, wo sie völlig ungesehen und geschütt blieben.

Als mittags bei General v. Flies Meldungen eingingen, daß feindliche Infanterie versuche, bei Margetshöchheim über den Main zu gehen, wurde die 1. Kompagnie zur Beobachtung des rechten Mainufers in den Margetshöchheimer Wald vorgeschickt. Auf dem Wege dorthin wurde dieselbe anhaltend, aber wirkungslos durch feindliche Artillerie beschossen; selbst in den Wald drangen Granaten ein. Um Mitternacht wurde die Kompagnie im Vorpostendienst durch eine Kompagnie des 59. Regiments abgelöst, blieb aber bis zum 29. mittags als Replis im Walde von Margetshöchheim.

Auch die anderen Kompagnien des I. Bataillons gingen zur Rekognoszierung vor, wurden aber von General v. Manteuffel aufgehalten, welcher sich selbst überzeugt hatte, daß ein weiteres Vorgehen nur nuhlose Opfer kosten würde. Der oberste Befehlshaber richtete freundliche Worte an Offiziere und Soldaten des 1. Bataillons, während die Granaten in unmittelbarer Nähe einschlugen.

Es kam an diesem Tage nur zu einem Artilleriekampf, bei dem das Arsenal der Festung Würzburg in Brand geschossen wurde.

Das Regiment biwakierte unter dem Schutz der Gebäude des Hettstädter Vorwerks und blieb dort auch den folgenden Tag und die nächste Nacht.

Am 29. mittags kam in das Biwak der folgende mit Jubel begrüßte Befehl: ,,Die Truppen beziehen sofort nach Eingang dieses Kantonnements.

Der Main soll durch eine leichte Postenkette gesichert, doch nicht überschritten werden.

Am 2. August tritt Waffenstillstand ein und ist daher zwischen den beiden Oberkommandos eine vorläufige Waffenruhe verabredet, infolge deren sich die Truppen jeder Feindseligkeit zu enthalten haben."

Da der Großherzog von Mecklenburg - Schwerin mit einem Korps von 25 000 Mann von Leipzig über Hof in Oberfranken eingerückt war, hatten sich die Bayern nach den Niederlagen der letzten Tage entschlossen, diplomatische Verhandlungen anzuknüpfen, und es war ihnen vom 2. August an ein Waffenstillstand bewilligt worden.

Unser I. und II. Bataillon kamen nach Margetshöchheim, der Regimentsstab und das Füsilier-Bataillon nach Hettstadt ins Quartier.

Am 2. August 30g General v. Manteuffel in Würzburg ein. Zur Freude der Main-Armee traf an diesem Tage folgendes Allerhöchstes Telegramm ein:

„Ich beauftrage Sie, den Truppen der Main-Armee Meine volle Zufriedenheit über die von ihnen an den Tag gelegte Tapferkeit und Hingebung auszudrücken. Ich sage den Generalen und Offizieren sowie sämtlichen Mannschaften Meinen Königlichen Dank. Mit Mir senden die Truppen der Armee in Böhmen, Mähren und Österreich den Preußen und deutschen Waffenbrüdern der Main-Armee ihren kameradschaftlichen Gruß und Glückwunsch. gez. Wilhelm."

Anfang August marschierte das I. Bataillon nach Markt Heidenfeld und Lohr, das II. nach Gemünden, das Füsilier-Bataillon nach Karlstadt, wo sie bis zum 20. blieben. Während dann das I. und II. Bataillon nach Gelnhausen und Hanau famen, blieb das Füsilier-Bataillon noch bis zum 30. auf bayerischem Gebiet.

Am 30. August rückte das I. und II., am 31. das Füsilier Bataillon in Frankfurt a. M. ein, wo das Regiment bis zum 7. September verblieb. Dann fam es auf einige Tage nach Wiesbaden und bezog darauf in dem herrlichen Rheingau Quartiere. In Johannisberg erhielt die 1. Kompagnie am 15. den Befehl, als Repräsentantin der Main-Armee mit der Fahne des 1. Bataillons den Einzug der Truppen in Berlin am 21. September mitzumachen.

Die Bataillone nahmen nun Abschied vom schönen Rhein und marschierten wieder nach Frankfurt, von wo sie am 20. und 21. per Eisenbahn nach Harburg befördert wurden. Das I. Bataillon ging von dort nach Schleswig, das II. nach Rendsburg und das Füsilier-Bataillon nach Altona ab.

Die 1. Kompagnie traf am 19. September in Berlin ein und bezog ant 20. Quartiere in Charlottenburg. An diesem Tage fand der Einzug des Gardeforps in Berlin statt.

Am 21. früh marschierte die Kompagnie, nachdem Gewehre und Helme von schönen Händen mit Blumen und Kränzen reich geschmückt worden waren, auf der Charlottenburger Chaussee nach dem Königsplatz, wo die Aufstellung der Truppen erfolgte. Hier ritten auch die beiden Oberbefehlshaber der Main-Armee, die Generale Vogel v. Falckenstein und Freiherr v. Manteuffel, sowie der Chef des Ingenieurkorps, Generalleutnant v. Kameke, der frühere Regiments-Kommandeur, an die Kompagnie heran, um dieselbe zu begrüßen.

Um 11 Uhr erschien Se. Majestät der König mit den Prinzen des Königlichen Hauses, gefolgt von einer zahlreichen Suite. Ihre Majestät die Königin und die Prinzessinnen waren zu Wagen erschienen.

Unter präsentiertem Gewehr und Hurrarufen ritt der König die Fronten ab; hierauf setzte sich Se. Majestät an die Spitze der Truppen, und nun begann der Einzug durch das Brandenburger Tor. Unter dem Geläute aller Glocken, dem Hurrarufen und Tücherschwenken der dichtgedrängten Menge ging es die prächtig geschmückten Linden" entlang, wo die Gewerke Spalier bildeten und die eroberten Geschütze aufgestellt waren, an dem Denkmal Friedrichs des Großen vorüber. Am Opernhause hatte Se. Majestät Aufstellung genommen, und nun erfolgte der Vorbeimarsch vor dem Allerhöchsten Kriegsherrn.

Bei dem Einzuge befestigte Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin Höchsteigenhändig an der Fahne des I. Bataillons einen Lorbeerkranz, welcher noch heute in der Offizier-Speiseanstalt aufbewahrt wird.

Zwei Tage später wurde die Kompagnie, wie auch die 1. Kompagnie des 1. Ostpreußischen Grenadier-Regiment Nr. 1, zu Se. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen nach Potsdam befohlen. Der Kronprinz unterhielt sich in leutseliger Weise mit den Mannschaften, welche nach Beendigung des Essens die Sehenswürdigkeiten von Potsdam in Augenschein nehmen durften.

Die übrigen Kompagnien des I. Bataillons hielten mit der 6. Kompagnie und der Fahne des II. Bataillons am 23. September in Schleswig ihren feierlichen Einzug. Auch das II. Bataillon wurde am 24. in Rendsburg festlich empfangen, nur die Füsiliere rückten in Altona still ein.

Das Ersatz-Bataillon in Altona und das während des Krieges gebildete IV. Bataillon in Kiel wurden bei der nun erfolgenden Demobilisierung aufgelöst und die Mannschaften derselben auf die drei Bataillone des Regiments verteilt, welche auf den gewöhnlichen Friedensfuß gesetzt wurden.

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