Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Hotel Villeroi, rue Bourbon, Faubourg St. Germain. Zunächst wurden sämtliche Abordnungen der betreffenden Regimenter zur Tafel gezogen, nach deren Aufhebung sie bei dem Einschlagen der Nägel in die neuen Fahnen zugegen waren. An den beiden Fahnen der Musketier-Bataillone des Regiments wurden hierbei auch die neuen Fahnenspißen mit dem Eisernen Kreuz befestigt, und alle drei Fahnen statt des gewöhnlichen Fahnenbandes mit dem Bande der Kriegsdenkmünze versehen. Sämtliche Fahnen blieben dann im Quartier des Königs.

Am 3. September, einem Sonntage, fand der hochfeierliche Akt der Weihe und Zuteilung der Fahnen auf dem Marsfelde statt.

Das 2. Schlesische Infanterie-Regiment sammelte sich um 51⁄2 Uhr früh auf dem Invalidenplate. Die Mannschaften vertauschten hier erst die Tuchhosen mit weißleinenen. Die Züge hatten 20 Rotten. Leutnant von der Mülbe war mit zwei Unteroffizieren in das Quartier des Königs geschickt worden, um die alten Fahnen des Regiments, welche mit allen anderen Fahnen und Standarten durch das I. Bataillon des 1. Garde-Regiments zu Fuß dort abgeholt wurden, nach dem Marsfelde zu tragen. Hier standen die fünf zur Fahnenweihe kommandierten Infanterie-Regimenter der Nummer nach in aufgeschlossenen Bataillonskolonnen derartig, daß sie drei Seiten eines Vierecks bildeten; die drei Kavallerie-Regimenter füllten die vierte Seite aus. Innerhalb dieses Viereckes standen die Abordnungen, welche tags vorher dem Einschlagen der Nägel in die neuen Fahnen beigewohnt hatten.

Punkt 8 Uhr erschien Seine Majestät der König mit einem glänzenden Gefolge. Gleich darauf langten die Fahnen und Standarten auf dem Marsfelde an, welche in dem Viereck, dem Prediger gegenüber, Aufstellung nahmen. Die Tambours schlugen zum Gebet, und der Gottesdienst begann. Als der Segen gesprochen wurde, senkten sich die Fahnen, die hierdurch ihre Weihe erhielten - ein für alle Anwesenden tief ergreifender Moment. Nach beendetem Gottesdienst übernahmen die Regiments-Kommandeure ihre Fahnen, welche nunmehr bei ihren Truppenteilen eintraten.

Das Viereck wurde aufgelöst, und die Truppen nahmen eine Paradeaufstellung in Linie ein. Nach Abreiten der Front erfolgte ein Vorbeimarsch bei Seiner Majestät dem Könige, womit diese erhebende Feier ihr Ende hatte.

Um 2 Uhr rückte das Regiment in seinen Quartieren wieder ein.

Am folgenden Tage fand vor dem Könige noch ein Manöver bei Issy und Vaugirard statt, dem auch der Kaiser von Rußland beiwohnte.

Am 5. September marschierte das Regiment') aus der Gegend von Paris ab und kehrte in die am 2. verlassenen Quartiere in und bei Monfort zurück, wo es am 6. Ruhetag hatte. Für alle Truppen, welche an der Fahnenweihe zu Paris

1) Dem Regiment waren die für das IV. Korps bestimmten Fahnen verpackt mitgegeben worden und zwar: zwei neue für das 1. Schlesische Regiment, je drei für das 15. und 18. Regiment und je eine für sechs Landwehr-Regimenter (die nur eine erhielten).

teilgenommen hatten, bewilligte Seine Majestät der König ein Geschenk von zwei guten Groschen (nach jetzigem Gelde 25 Pfennig) für jeden Unteroffizier und Gemeinen.

[blocks in formation]

Von Monfort marschierte das Regiment am 7. ab, um in der Gegend nördlich von Alençon Quartiere zu beziehen. In diesen langte es am 13. an. Das I. Bataillon mit dem Jäger-Detachement erhielt in Séez und Mortrée Ortsunterkunft, das II. in Merlerault und Umgegend, das Füsilier-Bataillon kam nach Vimoutiers und Le Sap an der Nordgrenze des Departements de l'Orne, nordöstlich von Argentan.

In diesen Quartieren wurde fleißig exerziert, tirailliert und Felddienst geübt, außerdem auch nach der Scheibe geschossen. Hierzu erhielt jeder Mann zehn Patronen, von denen drei auf 50, drei auf 80 und vier auf 120 Schritte zu verschießen waren. Für den besten Schützen war eine Prämie von 22 Taler, für den zweitbesten eine solche von 1/2 Taler und für den drittbesten eine solche von 2/3 Taler ausgesetzt. Die Felddienstübungen sollten in den Kompagnien beginnen, darauf in den Bataillonen und Regimentern, schließlich auch in gemischten Waffen fortgesetzt werden.

Die politischen Verhandlungen waren inzwischen soweit gediehen, daß der Rückmarsch der Truppen aus Frankreich beginnen konnte. Am 22. September erhielt aus diesem Grunde die 14. Brigade den Befehl, in das Arondissement Mortagne abzumarschieren. Das 2. Schlesische Regiment bezog am 27. seine neue Ortsunterkunft und zwar der Stab und das Füsilier-Bataillon in Mortagne, das I. Bataillon in Mauves und Umgegend, das II. Bataillon in Mortagne und Bazoche, in denen das Regiment bis zum 10. Oktober verblieb.

Hier gingen dem Regiment verschiedene neue Bestimmungen, die Bekleidung des Heeres betreffend, zu.

In Mortagne schied aus dem Regiment der von allen Offizieren und Mannschaften hochverehrte Major Graf Reichenbach, welcher von dessen Formation an im Regiment gestanden und durch Ritterlichkeit, Wohlwollen und überall bewiesene Tapferkeit zu den hervorragendsten und beliebtesten Persönlichkeiten desselben gehört hatte. Er war zum Kommandeur des 5. Posenschen Landwehr-InfanterieRegiments in Posen ernannt worden.

Am 1. Oktober nahm das Regiment an einer Parade teil, bei welcher dem 1. und 2. Pommerschen Landwehr-Infanterie-Regiment die denselben verliehenen neuen Fahnen übergeben wurden.

An demselben Tage trafen 240 Mann Ersay vom Ersatz-Bataillon Nr. 31 ein. Nachdem die Kaiser von Rußland und Österreich Ende September schon Paris verlassen hatten, reiste Anfang Oktober Seine Majestät der König von Paris ab, auch die Garden traten am 3. Oktober den Rückmarsch nach Berlin und Potsdam an.

Dies hatte eine Veränderung der Ortsunterkunft der 14. Brigade zur Folge, welche nach Versailles und Umgegend abzurücken Befehl erhielt. Hier langte sie am 15. an, und das 2. Schlesische Regiment kam in folgende Ortschaften:

Stab und I. Bataillon nach Versailles, das Jäger-Detachement nach Trappes und Montigny le Bretonneux,

das II. Bataillon mit zwei Kompagnien nach Versailles, mit den beiden anderen nach Bois d'Arcis, Fontaine le Fleury, Guyencourt und St. Cyr,

das Füsilier-Bataillon nach Issy, Meudon, Chaville, Sèvres und Ville

d'Avray.

Die Brigadestäbe und die Batterie lagen ebenfalls in Versailles, wo sich seit dem 27. September das Hauptquartier des Feldmarschalls Fürsten Blücher befand.

Am Tage nach dem Einrücken trafen Ersaymannschaften und Rekonvaleszenten ein, durch welche das Regiment wieder annähernd seinen vollen Etat erreichte.

Den Aufenthalt in diesen Quartieren benußten die Offiziere zum Besuch von Paris, ebenso wurden St. Cloud und andere sehenswerte Orte besucht.

Am 2. Oktober war in Paris eine Konferenz-Verhandlung zum Abschluß gekommen, welche die Grundlage für den Friedensschluß bildete. Auf Grund dieser Konferenz wurde die militärische Besetzung Frankreichs seitens der Verbündeten auf 150 000 Mann festgesetzt, die auf französischem Boden zurückblieben. Hierzu stellte Preußen 30 000 Mann. Zu dieser Okkupationsarmee trat auch der bisherige Chef der 14. Brigade, Generalmajor v. Ryssel I, an dessen Stelle Oberst v. Funck das Kommando der 14. Brigade übernahm.

Es erfolgte nun eine Neueinteilung der Armee, wonach das 2. Schlesische Infanterie-Regiment der Glogauer (7.) Brigade zugeteilt wurde, zu deren Chef Generalleutnant v. Röder und als Kommandeur derselben Generalmajor v. Ryssel II bestimmt waren. Diese Brigade gehörte zu dem Generalkommando in Schlesien, welches Generalleutnant v. Hünerbein erhalten hatte. Der Stab des 2. Schlesischen Infanterie-Regiments sowie dessen I. und II. Bataillon erhielten Glogau als Friedensgarnison, das Füsilier-Bataillon kam nach Liegnih, und zwar hatte es sich nur als dorthin detachiert zu betrachten.

Für den Rückmarsch ins Vaterland sollten die Truppen noch in den bisherigen Verbänden verbleiben und das IV. Armeekorps erst bei seiner Ankunft an der Elbe aufgelöst werden.

Somit stand nunmehr die baldige Rückkehr in die geliebte Heimat fest, und jubelnd sah das Regiment derselben entgegen.

Der Friedensstörer Napoleon aber wurde durch den Machtspruch der europäischen Fürsten auf die Felseninsel St. Helena im Atlantischen Ozean verbannt, wo er 1821 starb.

6. Der Rückmarsch in das Daterland.

Am 25. Oktober wurde die 14. Brigade in und um Versailles mehr zusammengezogen, wobei sich das ganze 2. Schlesische Regiment in diese Stadt quartierte und hier bis zum 27. blieb. An diesem Tage begann der Abmarsch in die Heimat. Oberst v. Funck führte die gesamte 14. Brigade durch Paris bis in den Kanton Pantin. Das Regiment bezog in Pantin, Romainville, Noissy le Sec und Bondy Quartiere.

Unterm 20. Oktober war befohlen worden, daß die Jäger-Detachements ohne Aufenthalt in ihre Heimat zurückkehren sollten. Das des Regiments rückte daher am 28. nach Gonesse, wo die Detachements des IV. Korps gesammelt wurden. Von hier marschierten sie unter Befehl des dem Regiment aggregierten Majors v. Manstein über Trier und Koblenz nach Halberstadt; hier wurden diese Detachements aufgelöst.

Die 14. Brigade sette am 28. ihren Marsch fort. Am 31. langte das II. und Füsilier-Bataillon in Chateau-Thierry an, während das I. Bataillon in Nesles und vier anderen Dörfern Quartier bezog. In diesen Quartieren gingen dem Regiment die Abschiedsworte des Fürsten Blücher zu, welche der Feldmarschall an die Armee richtete; sie lauteten:

„Ich kann die Armee, die jetzt auf dem Rückmarsch in ihre Heimat begriffen ist, nicht verlassen, ohne Euch braven Soldaten mein Lebewohl und meinen Dank zu sagen. Als Seine Majestät der König mir das Kommando der Armee anvertraute, folgte ich diesem ehrenvollen Ruf mit Vertrauen auf Eure so oft geprüfte Tapferkeit. Ihr habt dieses bewährt, Soldaten! und das Zutrauen gerechtfertigt, das der König, das Vaterland, Europa in Euch setzten.

Eingedenk Eurer hohen Bestimmung, habt Ihr den alten errungenen Ruhm zu rechtfertigen gewußt und einen so schweren Kampf in wenigen Tagen beendigt. Nehmt meinen Dank, Kameraden, für den Mut, für die Ausdauer, für die Tapferkeit, die Ihr bewiesen, und womit Ihr die herrlichen und großen Erfolge in so kurzer Zeit erkämpft habt. Der Dank Eurer Mitbürger wird Euch bei der Rückkehr empfangen, und indem Ihr die verdiente Ruhe genießt, wird Euch das Vaterland zu neuen Taten bereit finden, jobald es Eures Armes bedarf.

gez. v. Blücher."

Am 4. November setzte die Brigade den Marsch fort, der dann über Châlons in der Richtung auf Meh führte, wo das Regiment am 12. Ortsunterkunft in Mars la Tour, Vionville und Rezonville bezog. Hier erhielt die Brigade den Befehl, bis auf weiteres stehen zu bleiben.

Um für einen längeren Halt den Truppen bequemere Unterkunft zu verschaffen, quartierte sich das I. Bataillon nach Rezonville (Stab), Flavigny, Vionville, Tronville und Gravelotte, das II. Bataillon nach Ars sur Moselle, Ancy (Stab) und Dornot, das Füsilier-Bataillon nach Vaux, Jussy, St. Ruffine und Rozerieulles. Oberst v. Funck hatte sich anfangs in Longeville les Metz einquartiert, mußte aber dem am 13. dort eintreffenden General Grafen Bülow von Dennewitz Play machen und verlegte das Brigade-Quartier nach Ban St. Martin, dicht an der Barriere von Meh, das von französischen Truppen, die sich bereits Ludwig XVIII. unterworfen hatten, besetzt war.

In den Ortschaften, welche die Füsiliere belegt hatten, verließen mehrere Bauern ihre Wohnungen, weshalb deren Einquartierung auf Kosten der Hauseigentümer von den anderen vernünftigeren Gemeindemitgliedern verpflegt wurden.

Am 17. nahm der Regimentsstab mit einer Kompagnie sein Quartier in Gorze. In diesen Quartieren blieb das Regiment bis einschließlich 27. November stehen.

Hier erhielt das Regiment die Mitteilung, daß dem Antrage der Offiziere des IV. Armeekorps, ihren am 18. Juni gebliebenen Waffenbrüdern auf dem Schlachtfelde von Belle Alliance ein Denkmal zu sehen, entsprochen werden würde 1).

In Epernay war eine Quantität Manteltuch empfangen worden, zu dessen Bearbeitung am 18. Kapitän v. Morgenstern mit sämtlichen Schneidern des Regiments bis auf zwei pro Kompagnie nach Fulda vorausgeschickt wurde. Sämtliche transportablen Kranken gingen am 22. nach Luxemburg ab.

Für den weiteren Marsch war die 14. Brigade in zwei Kolonnen geteilt worden. Die erste bestand aus dem 1. und 2. Pommerschen Landwehr-Regiment, der Kavallerie und Artillerie, die zweite, der sich der Brigadestab anschloß, aus dem 2. Schlesischen Infanterie-Regiment und dem 12. Schlesischen Landwehr-Regiment. Diese sollte am 28. November den Marsch auf Mainz antreten.

Als diese Kolonne am 28. mit Tagesanbruch bei Longeville les Met versammelt war, konnte die Mosel nicht mehr mittelst der Schiffbrücke überschritten werden, da diese während der Nacht durch den stark mit Eis treibenden Fluß weggerissen worden war. Oberst v. Funck beabsichtigte nun, den Übergang durch die Festung auszuführen. Er ersuchte den Kommandanten, zu gestatten, daß die Truppen, welche auf dem gedeckten Wege um die Stadt marschieren sollten, die Brücke überschreiten dürften. Der Kommandant wollte aus übergroßer Vorsicht dies jedoch nur gestatten, wenn es ohne Waffen geschähe und diese auf Wagen nachgefahren würden. Darauf ging Oberst v. Funck natürlich nicht ein und marschierte, furz entschlossen, nach Thionville (Diedenhofen), um dort die Mojel zu passieren und dann bei Saarlouis die Saar zu überschreiten. Die zweite Kolonne kam so in die Gegend südlich von Diedenhofen. Hier hatte sie am 29. Ruhetag,

1) Dieses aus Eisen hergestellte Denkmal steht bei Planchenoit (siehe S. 204).

« ZurückWeiter »