Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Am Nachmittage bezog das Korps ein Biwak zwischen Kratrup und der Bergschenke auf den Teplizer Höhen. Auf dem Marsche dorthin ritt Seine Majestät der Kaiser von Österreich an dem 2. Schlesischen Regiment vorüber.

Für ein ferneres Vorgehen der Böhmischen Armee gegen Sachsen sollte General v. Zieten mit seinen bisherigen Truppen wieder die Avantgarde des II. Korps übernehmen. Er schob seine Vorposten, dabei das Füsilier-Bataillon des 2. Schlesischen Regiments, bis Peterswalde vor. Das Gros der Avantgarde stand bei Nollendorf und verblieb hier bis zum 4. September.

Die Schlacht bei Kulm hatte die gänzliche Niederlage und Auflösung des Vandammeschen Korps zur Folge. Marschall Vandamme selbst und drei andere Generale waren mit über 10000 Mann zu Gefangenen gemacht, der Rest des Korps ins Gebirge versprengt. 87 Kanonen, zwei Adler und zwei Fahnen waren von den Verbündeten erobert worden.

Daß das Resultat der Schlacht ein so bedeutendes geworden, war dem. rechtzeitigen Eingreifen des II. Korps gegen den Rücken der Franzosen zu danken, denen dadurch der Rückzug versperrt worden war.

Da inzwischen auch die Nachrichten über die bei Groß-Beeren und an der Kazbach erfochtenen Siege eingetroffen waren, fand am 1. September im Lager bei Teplih ein Dankgottesdienst statt, dem der König und auch der Kaiser von Rußland beiwohnten.

Am folgenden Tage war ebenfalls Ruhetag, der beim Regiment aber dadurch getrübt wurde, daß Kapitän v. Jochens infolge eines Schlaganfalles plöglich starb. Kapitän v. Linsingen übernahm die Führung des II. Bataillons.

Endlich am 3. September traf Oberstleutnant v. Funck und mit ihm auch die von Unteroffizier Peter getragene Fahne in Begleitung des Unteroffiziers Rudolph der 4. Kompagnie wieder ein. Unbeschreiblich war die Freude nicht nur beim II. Bataillon, als es seine Fahne wiedersah, sondern auch beim ganzen Regiment über die Rückkehr des allgeliebten Führers. „Die Freude, ihn wiederzusehen," sagt Leutnant v. Aigner in seinem Tagebuch, „übersteigt jeden Begriff dessen, der nicht beurteilen kann, was er uns ist!"

Oberstleutnant v. Funck war, um die bei dem Durchbruch der französischen Kavallerie gefährdete Artillerie zu schützen, mit dem Fahnenträger dorthin geeilt, um an der Fahne möglichst viel Mannschaften zu sammeln. Er erreichte aber seinen Zweck nicht, sondern wurde von den durchströmenden feindlichen Reitern mit fortgerissen. Er und die beiden Unteroffiziere mit der Fahne gelangten dabei auf einen Fußweg in den Wald östlich der Chaussee. Zum Verdruß des Oberstleutnants führte dieser Fußweg immer weiter ab nach der Elbgegend, und da stets versprengte Feinde hinter ihm folgten, so war er um die Fahne besorgt und erhielt zu spät Kenntnis von dem glücklichen Ausgange der Schlacht.

Das Korps verblieb noch einige Tage im Lager bei Teplitz. Am 5. September fand vor Seiner Majestät dem Könige und dem Kaiser von Rußland eine Parade statt. Der König sprach hierbei den Truppen seine Zufriedenheit über ihren Zustand und ihre Leistungen vor dem Feinde aus.

Gefecht bei Hellendorf am 5. September 1813.
(Füsilier-Bataillon.)

An demselben Tage griff die Avantgarde des II. Korps unter General v. Zieten den bei Hellendorf stehenden Feind an. Zwei Bataillone, zwei Eskadronen und vier Geschütze gingen dem Feinde, der mit drei Bataillonen in einem Lager hinter Hellendorf stand, in die rechte Flanke; ein Bataillon und zwei Schwadronen griffen die linke Flanke an, während der Rest der Avantgarde, dabei das FüsilierBataillon 2. Schlesischen Regiments, in der Front vorrückte. Hellendorf wurde genommen und der Feind bis an den Wald vor Gieshübel zurückgedrängt. Auf den Höhen von Hellendorf ließ Zieten seine Truppen die Nacht über biwafieren.

Tags darauf wurde der Feind weiter verfolgt, und am 8. sollte General v. Zieten über Pirna gegen Heidenau vorgehen, wohin auch General Graf Pahlen mit russischen Truppen vordrang. Auf den Sedlizer Höhen kam es zu einem heftigen Gefecht, General v. Zieten nahm das Dorf Heidenau. Nachmittags aber griffen die Franzosen mit Übermacht an, und da General v. Zieten den Befehl hatte, sich in kein größeres Gefecht einzulassen, zog er sich langsam zurück. Er ließ Pirna von den Vortruppen besehen, während das Gros der Avantgarde, hierbei das Füsilier-Bataillon, bei Klein-Cotta ein Biwak bezog.

Das Bataillon hatte einen Verlust von 4 Toten und 36 Verwundeten. Napoleon hatte nach der Schlacht bei Dresden beabsichtigt, sich gegen die Schlesische Armee zu wenden. Infolge dieser Bedrohung der Schlesischen Armee durch Napoleon waren 50000 Esterreicher auf das rechte Elbufer dirigiert worden; hierdurch war die wichtigste Straße von Freyberg nach Johnsdorf und Brür gänzlich entblößt worden, und es wurde daher General v. Kleist mit dem II. Korps am 6. September nach Altenburg geschickt. Die 12. Brigade bildete die Arrieregarde und brach erst am 7. auf. Nach einem beschwerlichen Marsche gelangte sie um Mitternacht nach Eichwald, wo die beiden Musketier-Bataillone des Regiments bei stürmischem Regenwetter an einem Kiefernwalde biwafierten. Am 8. wurde bei Nollendorf ein Biwak bezogen, woselbst sich am 9. das Korps sammelte.

Am 12. September kehrte Fürst Schwarzenberg mit der Hälfte der zugunsten der Schlesischen Armee auf das rechte Elbufer abgeschickten Österreicher zur Hauptarmee zurück, was Napoleon veranlaßte, seine zweite Operation gegen Böhmen aufzugeben und nach Dresden zurückzukehren, jedoch er hatte das 14. Korps, einen Teil des 1. Korps und zwei Divisionen der jungen Garde gegen das Erzgebirge stehen lassen.

Fürst Schwarzenberg sollte nach Sachsen marschieren, um Napoleon in den Rücken zu fallen, doch wollte man sich vorher durch eine gewaltsame Rekognoszierung von dem Stande der Dinge unterrichten.

Die 12. Brigade erhielt am 13. nachmittags den Befehl, über Ebersdorf nach Schönwalde vorzurücken und brach um 5 Uhr auf. Der Marsch war des steilen und schlechten Weges wegen ungemein beschwerlich; daher langte die Brigade erst gegen 10 Uhr bei Ebersdorf an. Von hier bemerkte man Wachtfeuer des Feindes in solcher Ausdehnung, daß es nicht ratsam schien, den Marsch fortzusehen; es wurde deshalb Biwak bezogen. Die Musketier-Bataillone, vom Regen völlig durchnäßt, kamen auf eine moorige nasse Wiese zu liegen, und es war nur die moralische Kraft imstande, den dem Zusammenbrechen nahen Körper aufrecht zu erhalten. Der sehnlichst erwartete Morgen verdrängte endlich diese für die Truppen so leidenvolle Nacht.

Mit Tagesanbruch am 14. wurde der Feind rekognosziert und zur Entwickelung gezwungen. Er zeigte sich mehr als doppelt so stark wie die 12. Brigade und war mit zahlreicher Artillerie versehen, deren die Brigade vollständig entbehrte. Der Feind wurde hier beschäftigt und festgehalten, so daß der an diesem Tage auf Befehl des Grafen Wittgenstein von russischen Truppen unternommene Angriff gelang. Abends bezog die Brigade ein Biwak bei Peterswalde.

Gefecht bei Hellendorf und Peterswalde am 15. September 1813. (Füsilier-Bataillon.)

Für den folgenden Tag erhielt die Brigade den Befehl, auf die Höhen von Peterswalde zu rücken, um die Avantgarde des Grafen Pahlen unterstützen zu können, dessen eine Division im Walde jenseits Hellendorf, die andere auf den Höhen diesseits des Dorfes stand. Am Nachmittage drängte der Feind die Russen zurück, so daß Prinz August die zur Brigade gestoßenen Füsilier-Bataillone derselben, nämlich die des 2. Schlesischen Infanterie- und des 11. Reserve-Regiments, zur Deckung der rechten Flanke bei Peterswalde eine Stellung nehmen ließ. Es entstand ein heftiges Schützengefecht, während dessen der Feind versuchte, mit mehreren Kavalleriekolonnen gegen die rechte Flanke vorzurücken. Sie wurden jedoch von der gut aufgestellten Batterie der 12. Brigade durch einige Kanonenschüsse verjagt. Graf Pahlen zog sich an die Stellung des Prinzen August auf den Höhen von Peterswalde heran, wo die preußisch-russischen Truppen biwakierten.

Gefecht bei Nollendorf am 16. September 1813.
(II. und Füsilier-Bataillon.)

Mit Tagesanbruch am 16. fonnte man einen großen Teil der französischen Armee übersehen. Mittags entwickelte sich der Feind, der besonders stark an

Kavallerie war, zum Angriff. Da Graf Pahlen den Befehl hatte, sich in fein Gefecht einzulassen, ließ er die Infanterie zurückgehen und zwar zuerst die russische. Diese besetzte ein Gehölz zwischen Peterswalde und Nollendorf, dann folgte die 12. Brigade, dann die Kavallerie. Die Infanterie der 12. Brigade löste die Russen in ihrer Stellung ab und besetzte jenes Gehölz, und zwar den vorderen Rand durch die Schüßen des II. Bataillons 2. Schlesischen Regiments und die beiden Füsilier-Bataillone. Die feindliche Kavallerie hatte inzwischen die der Alliierten eingeholt. Hierbei wurde das 1. Schlesische Husaren-Regiment von einem polnischen Ulanen-Regiment, welches sich für Russen ausgab, angefallen, wobei Oberstleutnant v. Blücher verwundet in Feindeshand fiel. Der Feind drängte stark mit Kavallerie, die aber von den am Waldrande aufgestellten Schützen von weiterer Verfolgung abgehalten wurde.

Oberstleutnant v. Funck erhielt nun an Stelle des gefangenen Oberstleutnants v. Blücher den Befehl über die Nachhut; diese sollte erst abziehen, wenn der Feind mit überlegenen Kräften angreifen würde. Dies ereignete sich sehr bald und die Nachhut folgte der zurückgegangenen Brigade auf Nollendorf, wo inzwischen General v. Kleist mit der 10. und 11. Brigade eingetroffen war. Da jedoch die Stellung auf der Nollendorfer Höhe gegen einen überlegenen Feind unhaltbar ist, beschloß General v. Kleist, die Höhe nur solange zu halten, bis Graf Pahlen das rückwärts gelegene Defilee passiert und Teplitz erreicht haben würde. Der Feind debouchierte aus dem Walde nördlich Nollendorf, fuhr schnell Artillerie auf und begann eine heftige Kanonade. General v. Kleist ließ darauf die Artillerie unter Bedeckung des II. Bataillons 2. Schlesischen Regiments und eines Landwehr-Bataillons nach Kulm abfahren und befahl das Abrücken der 12. Brigade. Auf Ersuchen der Generale v. Zieten und v. Pirch verblieben jedoch das I. Bataillon 2. Schlesischen Infanterie- und das II. Bataillon des 11. Reserve-Regiments zur Deckung ihrer Flanken und die Füsilier-Bataillone dieser beiden Regimenter noch bei der 11. Brigade. Die 10. Brigade rückte bald darauf nach Kulm ab, die 11. erst, als der Feind seine Schützen entwickelt hatte. Das I. Bataillon des 2. Schlesischen Regiments hielt auf seinem linken Flügelposten wacker stand, wobei es sieben Gemeine verlor, zwei tot und fünf verwundet. Auch die Schüßen des Füsilier-Bataillons hatten vom Nollendorfer Kirchhofe aus den Feind lebhaft beschossen. General v. Zieten erreichte durch seine umsichtige Leitung des Arrieregardengefechtes, daß der Rückzug des II. Korps ohne größeren Verlust vor sich ging. Hinter Vorder-Tellnih machte General v. Zieten, dem das Füsilier-Bataillon zugeteilt blieb, Front und besetzte den dortigen Verhau. Außer dem Füsilier-Bataillon verblieben noch das III. Bataillon 11. Reserve Regiments, das 10. Schlesische Landwehr Regiment und das 2. Schlesische Husaren-Regiment bei der 11. Brigade. Das II. Korps nahm mit Ausnahme der 11. Brigade und der ihr besonders zugeteilten Truppen eine Aufstellung zwischen Graupen und Teplit.

Gefecht bei Tellnig am 17. September 1813.
(Füsilier-Bataillon.)

Am Morgen des 17. erwartete man den Angriff des Feindes. Der Verhau von Tellnih war von dem Füsilier-Bataillon des 1. Schlesischen Infanterie-Regiments und dem III. Bataillon 11. Reserve-Regiments besetzt. Da die bei General v. Zieten befindlichen Truppen der 12. Brigade zu dieser zurückkehren sollten, wurde zu deren Ablösung ein russisches Jäger-Regiment beordert. Als dieses bei Tellnig eintraf, griff der Feind den Verhau gerade an. Der erste Angriff wurde zwar abgewiesen, doch erneuerte ihn der Feind mit stärkeren Massen. Infolgedessen wurden das Füsilier-Bataillon des 2. Schlesischen Regiments und dann auch die russischen Jäger an den Verhau zur Verstärkung der hartbedrängten Bataillone vorgeschickt.

Drei Stunden wurde der Verhau behauptet; da aber wegen eingetretenen Regenwetters viele Gewehre nicht losgingen, mußte die Verteidigung mit dem Bajonett durchgeführt werden, wobei Füsilier Spiter vom 2. Schlesischen Regiment einen feindlichen Offizier gefangennahm. Da die Füsilier-Bataillone recht bedeutende Verluste erlitten hatten, wurden sie durch andere Bataillone abgelöst. Leutnant v. Clausewitz war durch einen Schuß in den Oberschenkel, Leutnant Graf Stillfried durch zwei Bajonettstiche verwundet worden.

Als der Verhau schließlich vom Feinde in der linken Flanke umgangen war, mußte derselbe, wie auch Tellnih, verlassen werden, und General v. Zieten zog sich unter fortwährendem Gefecht auf Kulm zurück. Hier wurde der Feind von weiterem Vordringen abgehalten. Seine Majestät der König, welcher sich hier befand, befahl dem Füsilier-Bataillon, welches ganz erschöpft angelangt war, sich hinzulegen und auszuruhen. Der König war mit seinem Gefolge abgesessen und ging hinter dem Bataillon auf und ab. Als einzelne Geschosse des Feindes über die Höhe, hinter der das Bataillon lag, bis zu diesem geflogen kamen, äußerte der König: „Das werdet ihr wohl nicht dulden!" und sofort war das Bataillon wieder auf und eilte dem Feind entgegen. Major v. Reißenstein führte dasselbe, vom Feinde unbemerkt, rechts um eine Höhe, erstieg diese und gelangte so fast in den Rücken des Feindes, den das Bataillon mit dem Bajonett angriff und dem I. Bataillon 1. Schlesischen Regiments, welches von vorn gegen den Feind stürmte, in die Arme trieb. Der Feind machte Kehrt und floh, wobei den Füsilieren viele Säcke mit Patronen in die Hände fielen. Der Leutnant v. Graevenitz vom 1. Schlesischen Regiment eilte mit zwei freiwilligen Jägern dem fliehenden Feinde nach und nahm. den französischen General Kreuzer gefangen.

Während des Gefechts auf dieser Höhe stürmte General v. Zieten, um einer Umgehung seines linken Flügels vorzubeugen, mit mehreren Bataillonen gegen den feindlichen rechten Flügel vor, der bis Tellnitz zurückgeworfen wurde. Auch gegen den Verhau wurden mehrere Angriffe unternommen. Der Feind ging zwar in

« ZurückWeiter »