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achtung des ländlichen Lebens bei Menschen und Vieh als vollen Ersaß dafür zu betrachten. Gestern haben die mächtigen Linden ihre Blüthen geöffnet, und es ist ein herrlicher Duft in ihrer Nähe. Die Felder werden fleißig inspizirt, sie würden mir freilich noch viel besser gefallen, wenn nicht grade die wichtigsten, Weizen- und Erbsenfelder, in diesem Jahr von vernichtenden Feinden heimgesucht würden, der Weizen vom Rost, die Erbsen vom Mehlthau. In einem so bösen Jahr die Ferien in der Gesellschaft eines Gutsbesizers zuzubringen, wäre im Allgemeinen nicht gerathen, doch Hoverbeck, so leid ihm die Verwüstung thut, und so großem Schaden er entgegensieht, läßt sich durch Unfälle dieser Art nicht niederschlagen und bleibt sich in der Gesellschaft seiner Freunde ganz gleich, ob er Tausende zu gewinnen oder zu verlieren Aussicht hat.

Vorgestern haben wir recht schön seinen Geburtstag gefeiert; das Wetter war so günstig wie selten in diesen Ferien; der Inspektor hatte Hoverbeck eine Überraschung bereitet, indem er durch eine bergige Schlucht, die von ihrem Gipfel einen recht an= muthigen Blick gewährt, breite Wege hatte bahnen lassen. Nachmittags war Besuch, wir verbrachten an dem günstigen Punkt des Aushaues die Abendstunden, über uns um uns Bäume mit einer Aussicht in das weithin gestreckte Thal. Dorthin wurde Rheinwein gebracht, wir tranken, wir plauderten, wir sangen, und es wurde mir recht lebendig, aus welcher Stimmung die vielen Gesellschafts- und Rheinweinlieder des vorigen Jahrhunderts hervorgegangen sind, wo die Leute es besser als unsre heutige Zeit verstanden haben, den Genuß an Freundschaft, Natur und Wein durch Gesang zu erhöhen.“

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Der 36er Ausschuß hielt am 16. Oktober in Weimar eine Sizung ab. Der Abschluß des Friedens mit Dänemarck vom 30. Oktober bildete einen Wendepunkt auch für die Thätigkeit des Ausschusses und seiner geschäftsleitenden Kommission.“ Diese hielten gegenüber der hinterhaltigen Verschleppungspolitik der beiden Großmächte" noch für ihre Aufgabe, darauf zu dringen, daß die Konstituirung eines selbständigen Staates Schleswig-Holstein unter seinem rechtmäßigen Fürsten schleunigst erfolge. Nach der Nationalzeitung nahm Hoverbeck an der Situng in Weimar theil, nicht aber an der am 1. November in Eisenach stattfindenden Generalversammlung des Nationalvereins.26)

Anmerkungen zum siebenundzwanzigsten Kapitel.

1) „Die stärksten Verstöße gegen das unzweifelhafte Landesrecht haben das Land nicht einen Augenblick aus passivem Dulden aufzurütteln vermocht." So Professor Baumgarten in dem 1866 veröffentlichten Aufsag „Der deutsche Liberalismus, eine Selbstkritik." Er, der altliberale Freund May Dunckers, meint, wenn sich das Volf nicht in der Lage befand, die Mittel zu den verweigerten Ausgaben zurückzuhalten, so hätte man die Ausgaben nicht verweigern dürfen. Anderenfalls hätten die Führer im Hause die natürliche Pflicht gehabt, auch die Führer zu sein im Kampf der Thaten, wie in dem der Worte. Aber zu welchen Thaten die Führer

das Volk führen sollten, ist aus seinen Ausführungen nicht zu erschen. Er hält die Taktik des Abgeordnetenhauses in der Session von 1865 für eine „einfach gegebene". Es hätte die Armeereform als vollendete Thatsache acceptiren, dafür sein Budgetrecht zur Anerkennung bringen müssen u. s. w. Wie dies lettere zu bewirken gewesen sei, wird auch nicht einmal angedeutet.

1824.

2) Dr. jur. Hammacher, Friedrich, Bergwerksbesizer, jezt in Berlin; geb. 1. Mai Seit 1863 Abgeordneter für Essen-Duisburg. Fortschrittlich, dann nat.-lib. Reichstagsabgeordneter von 1867 bis 73, von 1877 bis 79 für Lauenburg, seit 1881 für Duisburg; verzichtete 1898 auf Wiederwahl zum Landtag und Reichstag.

3) Saucen-Tarputschen, einer der entschiedensten Abgeordneten der Fortschrittspartei schrieb mir, daß er in seinem Wahlkreise Angerburg-Lößen an drei Orten berichtet habe: „Die Betheiligung an den Verhandlungen war sehr groß, die Stimmung der Anwesenden vortrefflich, aber die feudale Partei gewinnt troßdem bei allen Leuten, die in irgend einer Weise abhängig sind, sehr an Boden, und ein großer Theil der Bauern ist wie weiches Wachs, von jedem zu kneten, der ihn gerade bei der richtigen Seite gefaßt hat. Die Berliner haben keine Vorstellung davon, wie es eigentlich im Lande aussieht. Ohne Kreis- und Kommunalordnung werden wir vielleicht nie, sicher aber erst nach langen Jahren unserm Landvolk ein Bewußtsein von dem Werth der Verfassung beibringen. Ehe nicht die Macht des Landraths gebrochen ist, wird der Bauer nicht selbstständig denken lernen. An Steuerweigerung ist nicht blos jezt nicht, sondern gar nicht zu denken. Ich glaube dieses so vortreffliche Mittel, die Regierung zum Nachgeben zu zwingen, sezt ein reifes, einiges, festgeschlossenes Volk voraus, wie wir es nicht haben und wird wahrscheinlich für unsern langgestreckten, aus so verschiedenen Elementen zusammengesezten Staat überhaupt nicht ausführbar sein. Diese Maßregel hat nur Werth, wenn sie einmüthig, allgemein, in großem Maßstabe ausgeführt wird. Dazu fehlen alle Vorbedingungen. Mit dem frischen Eindrucke der Berliner Schuftereien habe ich sofort vertrauliche Besprechungen der Radikalsten in meinem Wahlkreise veranlaßt über die Möglichkeit einer Steuerverweigerung und habe von allen Seiten dieselbe Antwort erhalten, daß sie unausführbar. . . . Wir müssen in unserer Taktik dieses Mittel ein für alle Mal ausstreichen.“ Die Kreis- und Kommunalordnung, von der Saucken in Zukunft Besserung erwartete, stellte er sich natürlich himmelweit verschieden von den später zu Stande gekommenen Ordnungen vor.

4) Dr. Tempeltey hatte bei den Wahlen im Herbst 1861 das Wahlbureau des Zentralwahlkomitees der deutschen Fortschrittspartei geleitet (j. Bd. I S. 216, Bd. II S. 82, 173, 182). Jansen-Samwer bezeichnen Tempeltey als den „chemaligen Sekretär des Berliner Fortschrittsvereins“. Solcher Verein bestand nie.

5) Als Verrath galt natürlich auch das Streben auf Herstellung der Personalunion. Im engsten Vertrauen schrieb Herzog Friedrich an den Kronprinzen am 19. Februar 1864:

„Ich weiß bestimmt, daß Bismarck sich ganz kürzlich in einer Unterredung mit einem Bekannten, wo er sich gehen ließ, über seine Politik dahin ausgesprochen hat: „Die Erledigung der schleswig-holsteinschen Sache möglichst hinzuhalten, bis zu einer demnächstigen europäischen Verwickelung, um die Herzogthümer als Acquivalent für andere Konzessionen für Preußen zu gewinnen. Ist dies nicht möglich, dann Personalunion, weil diese unhaltbar und die Herzogthümer dann leichter bei einer günstigeren Gelegenheit für Preußen zu gewinnen sind.“ 6) Verfaßt ist die Rechtsverwahrung vor Düppel. Nach den veröffentlichten Erklärungen erhielt sie Faucher am 16., Waldeck und Michaelis am 21. April (siehe unten).

7) Die Zahlen bei Jansen-Samwer sind ungenau. Es sind nicht berücksichtigt die im Nachtrag“ vom 4. Mai veröffentlichten Namen von Unterzeichnern.

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8) Siehe Jansen-Samwer Seite 319.

9) Moriz Mellien, geb. 30. Oktober 1820 in Thorn, Sohn des Oberbürgermeisters, war als Rechtsanwalt in Spremberg Abg. für Cottbus-Spremberg von 1802 bis 66.

Dann wurde er Rechtsanwalt in Frankfurt a. D. und später in Berlin, † daselbst 27. Mai 1881. (1867 ging der Wahlkreis an die Konservativen verloren.)

In einem Flugblatt „An meine Wähler“ vom 26. Dezember 1863 erstattete er Bericht über die Verhandlungen seit Eröffnung des Landtags; zunächst über Wahlbeeinflussungen, Wahlprüfungen, über die Preßverordnung und über Budgetvorlagen. Dann ging er ausführlich auf die schleswig-Holsteinschen Angelegenheiten ein. Alle liberalen Mitglieder des Abgeordnetenhauses seien einig in dem Wunsche, ,,die Trennung Schleswig-Holsteins zu verwirklichen und den Bruderstamm aus der verhaßten Fremdherrschaft zu befreien." Dagegen sei ein Zwiespalt in der Fortschrittspartei hervorgetreten über die vom Hause zu ergreifenden praktischen Maßz regeln. Der Zwiespalt habe seine Erklärung nicht in einer größeren oder geringeren Theilnahme für deutsche Ehre und Freiheit, sondern in den auseinandergehenden Ansichten vom Beruf und der Wirksamkeit der Volksvertretung und von dem Einfluß der friedlichen Kundgebungen des Volkswillens auf die Gestaltung unserer politischen Verhältnisse.“

„Während die in der Minorität befindlichen Mitglieder der liberalen Fraktionen, denen ich mich angeschlossen habe, anerkennen, daß, wie die Sachen jezt in Preußen liegen, dem Abgeordnetenhause irgend ein Einfluß auf die auswärtige Politik des Landes nicht zusteht und daß dies Ministerium seinem innersten Wesen nach die Aufgabe der Befreiung Schleswig-Holsteins weder erfüllen will, noch zu erfüllen geeignet ist, während wir es unumwunden aussprechen, daß wir jeßt außer Stande seien, unseren deutschen Brüdern zu helfen, giebt es andere, die sich nicht dazu entschließen können, mit vollem Herzen zu schweigen, oder wenigstens positive Anträge zu unterlassen, und welche der Hoffnung Raum geben, durch die Macht der nationalen Idee den Widerstreit des bei uns herrschenden Systems zu bewältigen und alle Parteien zu einem Heervann für die Integrität Deutschlands zu vereinigen.

Es fällt mir nicht ein, der letteren Richtung mit Mißachtung zu begegnen . . . aber ich mag das Urtheil nicht zurückhalten, daß ich diese Auffassung von der Gewalt des nationalen Gedankens über die wirklichen Verhältnisse und die daraus hervorgehenden Demonstrationen für sehr bedenklich und die Entwicklung unserer innern Zustände gefährdend halte. In dem schweren, langwierigen Kampfe, in den wir für unsere verfassungsmäßigen Rechte eingetreten sind, lauten die Bedingungen des Erfolges: zähe Ausdauer, Sammlung der Kräfte für ein Ziel und vor allen Dingen richtige Würdigung der eigenen und der gegnerischen Mittel. In allen diesen Beziehungen wirkt die vom Nationalverein geförderte leidenschaftliche, aber thatenlose Bewegung nachtheilig, ohne auf der anderen Seite der Sache Schleswig-Holsteins wirksam zu nügen. Man vergißt in dem Gedanken an fremde Leiden die eigene Drangsal, man schiebt das naheliegende Ziel bei Seite, um sich für allgemeine nationale Zwecke zu begeistern und, was die Hauptsache ist, man verwechselt wieder einmal in Deutschland die Hoffnung mit der Wirklichkeit, die Worte mit den Thaten und, aus Hang zur Ueberschäßung, den Eindruck der Reden und Beschlüsse dieser großen und kleinen Versammlungen auf die Theilnehmer derselben mit dem Einfluß auf die Machthaber, die in der Wirklichkeit die Geschicke Deutschlands leiten.

Völlig unzutreffend ist der Vorwurf, daß die Politik eine engherzige, antideutsche sei, die die Arbeiten für das engere Vaterland denen für die Integrität Deutschlands voranstellt. Das, was für den lezten Zweck jezt geschieht, ist eben nichts, was irgend einen praktischen Erfolg haben kann, während die Mahnung, den inneren Konflikt im Angesicht der schleswig-holsteinschen Frage zu vergessen, nur dazu dienen kann, die Position des Abgeordnetenhauses der Staatsregierung gegenüber zu untergraben. Die Anleihe der 12 Millionen, die die Regierung fordert, ist noch nicht bewilligt; die Beschlußnahme darüber aber ohne ausreichenden Grund durch die an den König gerichtete Adresse verzögert. Es dient wahrlich nicht dazu, das Ansehen des Hauses im Lande zu kräftigen, wenn fort und fort dieselben vergeblichen Versuche gemacht werden, den König von der Politik des Ministeriums, die er wiederholt gebilligt hat, zu trennen. Weshalb zaudern wir, wenn es gilt,

einem Ministerium, welches wir wiederholt des Verfassungsbruches bezüchtigt haben, außerordentliche Geldmittel zu verweigern?

Der Abgeordnetentag in Frankfurt ist ein erfreuliches Bild der Einstimmigkeit des deutschen Volkes; aber eine politische That vermag ich in Beschlüssen nicht zu erkennen, denen die Kraft der Vollstreckbarkeit fehlt. Und indem man als Hauptzweck an die Spize stellt, daß die Anerkennung der Rechte des Herzogs Friedrich durch den Bund, d. h. den Bundestag erwirkt werde, läßt man außer Acht, daß dieser Bundestag im Jahre 1848 rechtlich zu bestehen aufgehört hat. .

So lange der Fürstenkongreß in Frankfurt thatsächlich den Deutschen Bund vertritt, so lange der Volkswille sich nur in energischen Resolutionen und Adressen ausspricht, so lange sind selbst Kundgebungen, wie der Abgeordnetentag in Frankfurt, für die Sache Schleswig-Holsteins kein Heil und eher geeignet, Hoffnungen zu er wecken, denen nicht die Freude der Erfüllung, sondern der Schmerz der Täuschung nachfolgt.

Nach diesen Ausführungen brauche ich kaum zu sagen, daß ich es für meine Pflicht, den Interessen des Landes entsprechend erachtet habe, nicht der Resolution des Abgeordnetenhauses, welche die Anerkennung des Erbprinzen von Augustenburg und seine wirksame Unterstüßung verlangt, sondern der von Waldeck eingebrachten, von der Anerkennung des Königs von Dänemark abmahnenden, zugestimmt und nicht für, sondern gegen die Adresse votirt habe.

Ein freies einiges Deutschland mit dem der dänischen Botmäßigkeit entrissenen Schleswig-Holstein ist auch das Ziel meiner Wünsche; ich bescheide mich aber, daß die Zeit noch nicht gekommen ist, durch die Kraft des Volkswillens das Ziel zu erreichen.

Ich halte dafür, daß der Weg zu diesem Ziele die freiheitliche Entwicklung in unserem eigenen Staate, dem größten und wehrkräftigsten Deutschlands, ist, daß cs dagegen ein Jrrweg ist, wenn durch geräuschvolle, aber wirkungslose Demonstrationen dem inneren Verfassungskampf Kräfte entzogen werden und wenn man für kurze Zeit in dem leicht erregbaren Volke den Glauben an die Macht seines Willens und an eine bevorstehende nationale That wachruft, während in Wirklichkett bis jetzt nur die Herzenswünsche des deutschen Volkes und sein Vertrauen zur guten Sache und zu den deutschen Fürsten laut geworden sind.“

10) Die fortschrittlichen Abgeordneten v. Valentini (für Prenzlau-Angermünde), Faucher (für Bitterfeld-Delizsch), Michaelis (für Anclam-Demmin) wurden später nationalliberal.

11) Friedjung a. a. D. Bd. 1 S. 85.

12) In Jansen-Samwer ist die in der Arnimschen Adresse gegen die Einsetzung des Herzogs gerichtete Absicht nicht erkannt. Es wird (S. 310) hervorgehoben, wie noch im Mai „der berühmte Historiker“ H. v. Sybel in Bonn, die Unzulänglichkeit und Undurchführbarkeit der ganzen Annerion beleuchtet habe. Dann heißt es: „Einzelne Schwärmer für den preußisch - deutschen Einheitsstaat, einzelne jedes Rechtsgefühls bare Fanatiker für ein Großpreußen und zahlreichere Anhänger der radikalen Linken in Preußen begannen beim Hervortreten der Bismarckschen Annexionsgedanken die Sache des Herzogs, die mit dem Wunsche seines Landes zusammenfiel, zu verlassen; die Radikalen konnten sich mit der besonnenen Zurückhaltung Herzog Friedrichs nicht befreunden . ." Zum Belag wird aus einem Briefe des preußischen Gesandten v. Usedom aus Turin ein Angriff auf die ,,deutschen Demokraten“ abgedruckt. Diese warfen dem Herzog sein Stillsißen vor Usedom, der wie May Duncker, Bernhardi der Fortschrittspartei feindlich war, wird wohl die preußischen Demokraten gar nicht gemeint haben; keinesfalls wußte er etwa von den „preußischen Radikalen“. Das „Rechtsgefühl“ für die legitime Erbfolgs mochte auch bei fortschrittlichen Gegnern der Annerion in Preußen nicht lebhafe sein. Unwahr ist, daß „Anhänger der radikalen Linken“ die Sache des Herzogs damals verlassen und ihm sein Stillsizen übel genommen haben. Im Gegentheil wurden preußische Abgeordnete, die mit Waldeck von vornherein die Gründung eines neuen Kleinstaates bekämpft hatten, seit dem Hervortreten der „ Bismarckschen

Annerionsgedanken“ schwankend und Gegner der Annexion. Von den 35 Abgeordneten, die im Dezember 1863 mit Waldeck gestimmt hatten, haben nicht weniger als 18 die Rechtsverwahrung unterzeichnet, also sich öffentlich, wie Jansen-Samwer es nennen würde, der „Sache des Herzogs“ angeschlossen. Es waren die Abgeordneten Dr. Becker, Caspers, Förster, Frenzel, v. Hilgers, Hirschberger, Jung, Dr. Kalau vom Hofe, Laßwiß, May, Prince, Smith, Rey, Roggen, Schiebler, Schmiedicke, v. d. Straeten, Teuchert, Wächter. Vermuthlich fürchteten sie damals (April 1864) wie viele noch immer, Bismarck werde die Herzogthümer wieder an Dänemark verrathen."

13) Siehe Haym, Duncker Seite 339 bis 344; Bernhardi Band 6 Seite 103 bis 118; Jansen-Samwer Seite 722 bis 729; Roon Bd. II S. 185 bis 192.

Neber Bernhardis Unterredungen vom 14. bis 31. Mai 1864 mit Mar Duncker, Geffken, Stockmar, Graf Henckel, Droysen, Graf Nostit, dem Kronprinzen und seiner Gemahlin, C. Vincke, Alfred Auerswald, den Gesandten Buchanau und Oubril und Anderen s. a. a. . . 103 bis 118. In der Einleitung zu Bd. 6 des Tagebuchs nennt der Herausgeber (v. Bernhardi's Sohn) dies Buch eine historische Quelle ersten Ranges. Er selbst hat keine genügende Kenntniß von den Politikern jener Zeit, und hat nicht begriffen daß sein Vater (wie ich auf Seite 25 Band II hervorgehoben habe), als erbitterter Gegner der deutschen Fortschrittspartei, deren Mitglieder ihm persönlich gänzlich unbekannt waren, im Tagebuch über fortschrittliche Abgeordnete auch den elendesten Klatsch derjenigen Kreise, in denen er verkehrte, gewissenhaft buchte. Bernhardi junior ist entrüstet über eine Anmerkung in Jansen-Samwer. Es war dort bemerkt, daß Theodor v. Bernhardi, „der bis dahin ohne rechten Erfolg in England gewirkt hatte," im Anfang Mai_nach Deutschland zurückkehrte. In einer Anmerkung hierzu ist eine Stelle aus einem Briefe mitgetheilt, den der spätere Reichstagsabgeordnete Karl Lorenzen von London an Samwer am 4. Mai 1864 geschrieben hat. Lorenzen äußert sich über Bernharði: „In den lezten Tagen habe ich mich überzeugt, daß der Kakadu doch überwiegt.“ Selbst unbefangene Engländer hätten nicht recht eingesehen, wie man zugleich stockpreußisch und herzoglich gesinnt sein kann. Er habe deshalb nicht viel nüßen können, „so gut auch seine Absichten sein mochten.“ Bernhardi hatte von sich selbst als Staatsmann eine weit übertriebene Meinung. Er wurde in seinen Bekanntenkreisen spottweise Kakadu genannt.

14) Mar Duncker hatte Bernhardi erzählt: „Man wisse hier,“ daß die koburgischen Minister Samwer und Franke im Verein mit dem Herzog von Koburg" die Fortschrittspartei „geradezu aufgefordert, Revolution zu machen.“ „Man“ war ohne Zweifel Bismarck. Dieser, der den Kabinetsrath Tempeltey für einen einflußreichen Politiker und von bedeutender Stellung im Nationalverein hielt, mochte dergleichen in Briefen Tempelteys an Franz Duncker (s. Band II S. 173 und 182) gefunden haben. Franz Duncker wußte, was er und die Fortschrittspartei vom Herzog von Koburg und von Tempeltey zu halten hatten. Was May Duncker hier an Bernhardi erzählte, wurde nachher von der Bismarck-Presse und anderen Gegnern der Fortschrittspartei als „Thatsache“ verbreitet. 15) Sybel, Bd. III S. 323 bis 332.

16) Oesterreich, Preußen und der Bund erklärten in der Konferenz den Herzog Friedrich für den rechtmäßigen Nachfolger in den Herzogthümern. Daß dies ge= schehen konnte ohne Protest der Neutralen, war der Höhe- und Glanzpunkt der Konferenz. Leider, und das müssen alle beklagen, welche den Bruderkrieg von 1866 vermieden zu sehen gewünscht hätten, wurde dieser große Moment nicht ausgenügt.“ So Graf Beust „Aus drei Viertel-Jahrhunderten“ I. Band, S. 369.

17a) Siehe Hoverbeck Bd. II S. 210.

17b) Moltke schrieb am 5. Juni 1869 an Roon über Militärisches und schloß den Brief mit Bemerkungen, aus denen hervorgeht, daß er damals an eine einfache Annexion noch nicht recht glaubte. „Für die politischen Mittheilungen bin ich sehr dankbar. Ich habe darin kein Urtheil. . . . Soll das Land selbst befragt werden, was in diesem ganz besonderen Falle doch nicht ganz ungereimt wäre, so scheint

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