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gegend von Magdeburg ab, um nach kurzem Kantonnement in Münden über Kaffel nach der als Garnison bestimmten Bundesfestung Mainz zu marschieren. Hier trat das Regiment mit dem 1. Reserveregiment zusammen unter den Befehl des Oberst Krauseneck, des Kommandeurs der preußischen in Mainz garnisonierenden Truppen. Gouverneur der Festung war der österreichische Feldmarschall-Leutnant Baron Frimont.

Das Jahr 1814 und der Anfang des Jahres 1815 verliefen in friedlicher Tätigkeit und im Nachholen und Befestigen der in der Zeit der Errichtung etwas beeilten Ausbildung.

Außerdem erhielten nunmehr die Bataillone die ersten preußischen Uniformen: blaue Röcke mit roten Kragen, weißen Patten und Schulterklappen, graue Tuchhosen und schwarze Tuchtschakos. Bis dahin waren sie in englische Jacken eingekleidet gewesen, mit kurzen Schößen, das I. Bataillon blau mit hellgrünen, das II. blau mit roten, das Füsilier-Bataillon dunkelgrün mit ebensolchen Kragen und Aufschlägen.

Im April bestimmte eine Königliche Kabinetts-Order, daß die Reserveregimenter der Linieninfanterie zugeteilt und in fortlaufender Nummer hinter den Stammregimentern geführt werden sollten. Das unsrige erhielt die Bezeichnung:

20. Infanterie-Regiment

und trat in den Verband des III. Armeekorps von Thielemann, von welchem es jedoch, als zur Besaßung der Bundesfeftung Mainz gehörig, als abkommanidert geführt wurde.

Zugleich erhielten durch diese Veränderung die Mannschaften geble statt der bisherigen weißen Schulterklappen.

Als mit der Rückkehr des Kaisers Napoleon von der Insel Elba der Krieg gegen Frankreich von neuem entbrannte, beteiligte sich das Regiment leider wieder nicht an den Ereignissen im Felde. Es blieb zunächst als Besaßung in Mainz. Erst am 18. Juni, dem Tage der Schlacht bei Belle-Alliance, traf die Marschorder ein, aber wieder nur zur Belagerung von Landau. Am 20. Juni wurde der Rhein überschritten und in die schöne und fruchtbare Rheinpfalz eingerückt. Zum Befehlshaber der Einschließungstruppen war der General Krauseneck ernannt. Die Belagerung erstreckte sich nur auf Vorpostenstellungen und kleinere Patrouillen-Unternehmungen

zwischen Merlenheim, Queichheim und Dammheim und verlief für unser Regiment ohne besondere Ereignisse.

Nach dem Eintreffen der Nachrichten vom Einzuge unserer Armee in Paris und der Gefangennahme N a poleons hörten alle Feindseligkeiten auf. Der Kommandant der Festung, General Geuder, entschied sich für Ludwig den Achtzehnten, legte das Kommando nieder und marschierte mit den Nationalgarden Anfang September aus der Festung ab.

Das Füsilier-Bataillon war vom Juli bis Ende August zur Einschließung der Bergfestung Bitsch entsendet, die jedoch ebenso ohne größere Unternehmungen verlief. Er stieß noch vor Landau wieder zum Regiment.

Das eigentliche Siegesfest der beiden Musketier-Bataillone für den mit leichter Mühe erlangten Erfolg war die Fahnenweihe im Lager von Landau.

General v. Krauseneck übergab die durch Kabinetts-Order vom 13. Juni verliehenen und mit den Bändern der Kriegsdenkmünzen versehenen Fahnen nach feierlichem Feldgottesdienst eigenhändig mit kurzer Ansprache und einem Hoch auf den König, worauf er die Bataillone vorbeimarschieren ließ.

Im Oktober erfolgte die Ablösung der preußischen Truppen vor Landau durch die österreichische Brigade Mazuchelli und der Rückmarsch nach Mainz. Aber schon in den lezten Tagen des November wurde diese Stadt wieder verlassen, um gegen Ende Dezember nach mehrwöchigem Aufenthalte des I. Bataillons in Trier, des II. in Saarlouis und des Füsilier-Bataillons in Saarbrücken in die neue Garnison Luxemburg einzurücken. Aber auch dort war der Aufenthalt kein stehender, da die Bataillone mehrfach im Laufe des folgenden Jahres diese Garnison mit Trier und Saarlouis vertauschten.

Das Regiment stand hier im Verbande der Brigade Steinmeß, gehörte aber immer noch zur Infanterie des III. Armeekorps. Im Anfange des Jahres 1816 wurden die ersten Reservisten in die Heimat entlassen.

Durch Kabinetts-Order vom 9. Januar erhielt das Regiment rote Schulterklappen mit aufgenähter gelber Nummer, die es bis auf den heutigen Tag behalten hat; durch eine andere KabinettsOrder vom 5. November die Bezeichnung:

20. Infanterie-Regiment (3. Brandenburgisches).

Am 28. August fand in Luxemburg die feierliche Weihe der nun auch dem Füsilier-Bataillon verliehenen Fahne durch den Regimentskommandeur Oberst v. Namer statt.

Das nächste Jahr, 1817, führte das Regiment abermals nach Frankreich, da es im Brigadeverbande mit dem 12. Infanterie-Regiment (2. Brandenburgischen) unter Oberst v. Lettow dem in Frankreich zurückgelassenen Observationskorps unter General Graf v. Zieten zugeteilt wurde. Am 2. August überschritt es die Grenze und erhielt als Garnisonen die Städte Mézières, Septfontaines und Charlesville.

In den ersten Tagen des November 1818 wurde der Rückmarsch in die Heimat angetreten und von den Musketier-Bataillonen die neue Garnison Wesel, von dem Füsilier-Bataillon Aachen bezogen. Das Regiment trat hiermit mit der 6. Division unter Generalmajor v. Borcke, der es bereits angehörte, in den Verband des Generalkommandos am Rhein unter Generalleutnant v. Hack e.

Erst im Jahre 1820 wurde die 6. Division vom Rhein nach Torgau verlegt und kam somit in den Bereich des III. Armeekorps zurück. Das 20. Regiment erhielt dabei für das I. und II. Bataillon die Garnison Torgau, für das Füsilier-Bataillon Brandenburg.

Im Jahre 1823 am 3. April wurde der kommandierende General des III. Armeekorps, General Graf Tauenzien von Wittenberg zum Chef des Regiments ernannt, das nach einer Kabinetts-Order vom 10. März wieder nur den Namen:

führte.

,,20. Infanterie-Regiment"

Leider starb der neu ernannte Chef bereits am 20. März 1824 nach Jahresfrist.

An seine Stelle als Kommandierender des III. Armeekorps rückte durch Kabinetts-Order vom 22. März Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., der bis zum 30. März 1838 an dieser Stelle verblieb.

Seinen ersten Regimentskommandeur, den Oberst v. Na ß mer, verlor das Regiment im Jahre 1822 durch dessen Ernennung zum zweiten Kommandanten von Danzig. Es folgten an der Spike des Regiments folgende Kommandeure:

Oberst v. Vogel (1822), v. Schaper (1829), v. Werder (1836), Neander v. Petersheiden (1841), v. Rommel

(1845), v. Pan wit (1850), v. Horn (1854), v. Holleuffer (1857), v. Kranach (1861), v. der Wense (1865), der das Regiment im Kriege 1866, und v. Flatow (1868), der das Regiinent im Kriege gegen Frankreich 1870/71 führte.

Die nächsten Jahre unseres Regiments verliefen in den Garnisonen Torgau und Brandenburg verhältnismäßig ruhig und ohne Abwechslung, in ernster Friedenstätigkeit.

Eine Unterbrechung war im Jahre 1823 die Teilnahme des III. Korps an den großen Herbstmanövern des Garde-, II. und III. Korps mit Parade vor Seiner Majestät dem König bei Berlin.

Ferner im Jahre 1830 nach den Herbstübungen der Marsch des Regiments nach Erfurt, da wegen der in Frankreich ausgebrochenen Unruhen das IV. Armeekorps an den Rhein geschoben war und ein Teil des III. Korps an seine Stelle rückte.

Im Juli 1832 kehrte das Regiment in die alten Standquartiere zurück.

Am 7. Juni 1840 starb der hohe Stifter des Regiments, Seine Majestät der König Friedrich Wilhelm III. Die allgemeine und tief empfundene Landestrauer fand im Herzen seiner Soldaten den wärmsten Anklang und umhüllte die Fahnen, welche sie von ihm erhalten, zum ersten Male mit Flor.

Den Eid der Treue leisteten seinem Nachfolger, dem König Friedrich Wilhelm IV., beide Garnisonen des Regiments am 8. Juni.

Das Jahr 1843 isť in verschiedener Beziehung für unser Regiment bemerkenswert.

Die Armee erhielt in demselben die neue Bekleidung und Ausrüstung und vertauschte insbesondere die Infanterie die bisherigen Uniformen und Tschakos mit Waffenrock und Helm, der bald so gefürchteten preußischen Pickelhaube. Das Regiment bekam ferner im Mai und Juni Perkussionsgewehre und gab die bisher geführten Steinschloßgewehre ab. Außerdem wurde durch Kabinetts-Order vom 28. September ein neues Ererzierreglement eingeführt.

Die Jahre 1848/49 bis 1866.

Die Zeit des Friedens und das lange Garnisonleben unterbrachen in überraschender Weise die Ereignisse des Monats März 1848. Die neue Revolution in Paris, welche in der französischen Armee wenig Widerstand fand und deshalb Verwirrung und Unordnung nach allen Richtungen hin verbreitete, bedrohte auch die Ruhe und Sicherheit unseres Vaterlandes. Freche Betrüger und phantastische Träumer versuchten dem französischen Freiheitsschwindel auch in Preußen Eingang zu verschaffen und die Unzufriedenheit durch wieder eingezogene Reservisten selbst in die Armee und die Reihen unseres Regiments zu übertragen. Sie vergaßen aber die von unseren Herrschern großgezogenen Charaktereigenschaften des preußischen Soldaten, an welchen schließlich alles Phrasentum zerschellte.

Wie ein Lichtstrahl in dieser trüben Zeit kam am 28. März der Marschbefehl an unser Regiment, da es am Feldzuge gegen Dänemark teilnehmen sollte.

Das Regiment marschierte zunächst über Brandenburg auf Havelberg, um dann mit der Bahn nach Rendsburg befördert zu werden. Die Dänen hatten das kleine holsteinsche Heer bei Bau ge= schlagen, das Herzogtum Schleswig besest und ihre Truppen bis zur Grenze Holsteins vorgeschoben.

Zum Schuß dieser Grenze bezog das Regiment Vorposten am Eiderkanal, bis sich die übrigen preußischen Truppen gesammelt hatten. Dieselben bestanden aus einer kombinierten Division unter dem Generalleutnant Fürst Radziwill, bestehend aus den Brigaden von Möllendorf und von Bonin. Unser Regiment gehörte mit dem I. und II. Bataillon des 2. Infanterie-Regiments, mit dem I. des 12. und dem Füsilier-Bataillon des 31. Infanterie-Regiments der Infanterie der letteren Brigade an; dazu kam das 2. KürassierRegiment und 12 Batterien. Gleichzeitig sammelte sich eine zweite

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