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Dem gegenüber hatte Österreich für den Krieg gegen Preußen 247 000 Mann aufgestellt, welche Streitkräfte noch durch 140 000 Mann deutscher Hilfstruppen vermehrt wurden.

Davon wurden 270 000 Mann (Österreicher und Sachsen) unter Benedek in Böhmen und Mähren versammelt, während der Rest im Westen und Süden Deutschlands sich zusammenzog. Die Ereignisse nahmen nun einen schnelleren Verlauf.

Am 14. Juni beschloß die deutsche Bundesversammlung, das Bundesheer gegen Preußen aufzubieten. Dieses erklärte infolgedessen den Bund für aufgelöst und richtete an alle norddeutschen Staaten die Aufforderung, einem neuen Bündnisse beizutreten.

Der Beschluß des Bundes lautete jedoch ablehnend und enthielt zugleich eine Kriegserklärung gegen Preußen.

König Wilhelm erließ demzufolge einen Aufruf an das preußische Volk: „Das Vaterland ist in Gefahr!“ sagte Seine Majestät, „Österreich und ein großer Teil Deutschlands steht gegen uns in Waffen! Wir müssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen gegen diejenigen, die das Preußen des Großen Kurfürsten, des Großen Friedrich, das Preußen, wie es aus den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herabstoßen wollen, auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben haben.

Flehen wir den Allmächtigen, den Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß er unsere Waffen segne!“ Schon am 16. Juni erfolgte dann der Einmarsch der preußischen Truppen in Hannover, Sachsen und Kurhessen.

Am 17. traf der General v. Falckenstein von Minden her mit der Goebenschen Division, am 18. General v. Manteuffel von Holstein in der Hauptstadt Hannovers ein. König Georg von Hannover hatte bereits am 16. mit seinen Truppen die Stadt verlassen und sich nach Göttingen begeben, wo sich die ganze Armee versammeln sollte. Anstatt unverweilt weiter südlich zu ziehen und sich mit den hessischen und bayerischen Truppen zu vereinigen, blieben die Hannoveraner noch drei Tage in legtgenannter Stadt, und erst am 21. Juni trat man den Marsch über Heiligenstadt und Mühlhausen auf Gotha an, um sich nach Bayern durchzuschlagen. Um dies zu verhindern, besezten die Preußen die Werra-Übergänge, sowie Eisenach und Gotha.

Die nochmals beiderseitig angeknüpften Verhandlungen zerschlugen sich. So sollten denn die Waffen entscheiden.

Am 27. Juni wurden die Hannoveraner bei Langensalza angegriffen und am 29. zur Kapitulation gezwungen.

Sehen wir jezt zu, welchen Anteil unser Regiment an diesen Ereignissen nahm.

11. Juni.

Nachdem am 4. Mai der telegraphische Befehl zur Kriegsbereit- 4. Mai bis schaft eingetroffen war, brachte am folgenden Tage eine weitere Depesche den langersehnten Mobilmachungsbefehl.

Der 6. Mai war der erste Mobilmachungstag. Ihm folgten die anderen unter angestrengter Arbeit genau nach dem Entwurf des Mobilmachungs-Terminkalenders. Transporte und Kommandos kamen und gingen, die gewaltige Maschine arbeitete mit preußischer Genauigkeit, so daß am 19. Mai die Beendigung der Rüstungen gemeldet werden konnte.

Unterdessen war vom Generalkommando des VIII. Armeekorps die Schreckensbotschaft angekommen, daß unser Regiment vorläufig bestimmt sei, in Luxemburg zu verbleiben.

Das waren trübe Aussichten, und als am 22. Mai ein Telegramm des Königlichen Kriegsministeriums die sofortige Abgabe sämtlicher Fahrzeuge, mit Ausnahme der Patronenwagen, an das 3. Train-Bataillon anbefahl, machten alle Hoffnungen auf eine Teilnahme am Feldzuge einer um so gedrückteren Stimmung Plaz.

Sie wurde wenig gebessert, als infolge einer Verfügung des Königlichen Generalkommandos das I, Bataillon am 2. und das Füsilier-Bataillon am 4. Juni Luxemburg mit Extrazug verließen, um vorläufig Trier zu beseten.

Hier traf eine Allerhöchste Kabinetts-Order vom 8. Juni ein, wonach der Kommandeur des Regiments, Oberstleutnant v. der Wense zum Obersten ernannt wurde, und endlich am 12. Juni, 12. Juni.

abends 9 Uhr, brachte der Draht die Nachricht, daß das Regiment

sich sofort mit allen drei Bataillonen nach Wezlar begeben sollte.

Der Jubel, den diese Kunde hervorrief, war unbeschreiblich!

Schon am folgenden Tage saßen die Bataillone auf der Eisen- 13. Juni. bahn und eilten ihrem Bestimmungsorte entgegen.

Die Kriegsrangliste gestaltete sich folgendermaßen:
Regimentskommandeur: Oberst v. der Wense,
Regimentsadjutant: Sekondleutnant Wegener.

I. Bataillon

II. Bataillon

Füsilier-Bataillon Ersatz-Bataillon

[blocks in formation]

Kommandeur Major Estens Adjutant Sefondleutnant Schubka

1. Kompagnie. Hauptmann Hübner II. Premierleutnant Bergemann I.

Sefondleutnant Jurisch

Sekondleutnant Büttner

2. Kompagnie. Hauptmann v. Pirch Premierleutnant Richter II. Sekondleutnant v. Borowski I.

Sekondleutnant Brüggemann. 3. Kompagnie. Hauptmann Schlegel Premierleutnant v. Schepke Sefondleutnant Bergemann II. Sekondleutnant Jähnigen

4. Kompagnie.
Hauptmann
v. Egloffstein
Sekondleutnant
v. Briezke
Sekondleutnant
Plahn I.
Sekondleutnant
v. Wüldknig
Zahlmeister
Gehrmann
Oberstabsarzt
Dr. La Baume

Assistenzarzt
Dr. Viehoff

Major v. Herzberg Major Brüggemann

Adjutant Sekondleutnant

v. Derzen 5. Kompagnie. Premierleutnant Frhr. v. Reiswit Premierleutnant Thortsen Sekondleutnant Zippmann Sekondleutnant Hänsel 6. Kompagnie, Hauptmann Klugmann Sekondleutnant

Beet Sekondleutnant Friese Sekondleutnant v. Pirch

7. Kompagnie. Premierleutnant v. Wulffen Premierleutnant v. Griesheim I. Sefondleutnant Krohn

Sekondleutnant
Schönknecht

8. Kompagnie.
Hauptmann
v. Baer

Premierleutnant

Wollenhaupt Sefondleutnant Schüler

Sefondleutnant
v. Riedenau

Zahlmeister
Lapostolle
Stabsarzt
Dr. Elge
Unterarzt

Dr. Sartorius

Adjutant Sekondleutnant Lauer

9. Kompagnie. Hauptmann v. Schlieben Premierleutnant v. Winterfeld Sekondleutnant Gebhard Sefondleutnant Gottheiner

10. Kompagnie. Hauptmann Seydell Premierleutnant v. Wietersheim Sefondleutnant Hauptner Sekondleutnant Dettinger

11. Kompagnie. Hauptmann v. Wichmann Premierleutnant v. Kölln Sekondleutnant

Walter

Sekondleutnant Kühnast

12. Kompagnie Hauptmann Hübner I. Premierleutnant Gerhardt

Sekondleutnant Tzahn

Sekondleutnant v. Borowski II. Zahlmeister Sello Stabsarzt Dr. Peters Unterarzt Dr. Weber

Kommandeur
Major Bothe

Adjutant
Sekondleutnant
Löser

Hauptmann
v. Billerbeck
Hauptmann
v. Beust
Hauptmann
Stavenhagen
Premierleutnant
v. Briesen
Sekondleutnant
v. Griesheim II.
Sekondleutnant
Klagemann
Sefondleutnant
Brandt
Sekondleutnant
Hildebrandt
Sekondleutnant
v. Korff
Sekondleutnant
Schulze

Sekondleutnant
Plahn II.
Sekondleutnant
Voigt

Sekondleutnant
Sieber
Zahlmeister
Weiß
Stabsarzt
Dr. Schmitz
Freim. Arzt
Dr. Keppler

Abkommandiert waren:

Major v. Wildnis, Kommandeur des Landwehr-Bataillons Brühl,

Hauptmann Ehrhardt, kommandiert als Adjutant beim Gouvernement in Schleswig,

Premierleutnant Messow, kommandiert als Adjutant zur 6. Division,

Premierleutnant v. Tschisch wit, kommandiert als Lehrer beim Kadettenhause zu Kulm,

Sekondleutnant Münnich, kommandiert als Adjutant zur 11. Infanterie-Brigade,

Sekondleutnant Beck, kommandiert als Lehrer zum Kadettenhause in Potsdam.

Am 14. Juni traf das I. und Füsilier-Bataillon in Weßlar ein 14. Juni. und bezog Biwak bei Steindorf.

Am folgenden Tage nachmittags traf auch das II. Bataillon 15. Juni. nach einer 21stündigen Eisenbahnfahrt im Biwak ein.

Die Division des Generals v. Beyer war nunmehr vollstän

dig versammelt.

Es gehörten zu ihr:

Die Infanterie-Regimenter Nr. 19, 20, 32, 30, 39, 70; zwei 12pfündige, eine 4pfündige Batterie und das Husaren-Regiment Nr. 9.

Ihr vorläufiges Operationsziel war Kassel.

Am 16. Juni sollte demzufolge der Einmarsch in Hessen statt- 16. Juni. finden, und zwar in folgender

Truppeneinteilung:

Kommandeur: Generalmajor v. Beyer, Chef des Generalstabes Major v. Zeuner, Kommandeur der Artillerie Major Stumpff.

Avantgarde: Generalmajor v. Schachtmeyer. Regiment Nr. 39, Füsilier-Bataillon Regiments Nr. 32, 3. und 4. Eskadron Husaren Nr. 9, 1. 12pfündige Batterie Regiments Nr. 8.

Gros: Generalmajor v. GIümer. I. und II. Bataillon Regiments Nr. 32, Regimenter Nr. 19 und 20, 5. Eskadron Husaren Nr. 9, eine 12pfündige Batterie vom 1. Reserve-Artillerie-Regiment.

17. Juni.

Reserve: Oberst v. Selchow. Regimenter Nr. 30 und 79, 1. und 2. Eskadron Husaren Nr. 9, 1. 4pfündige Batterie Rheinischen Feldartillerie-Regiments Nr. 8.

Schon um 24 morgens brach das Regiment aus dem Biwak auf und langte gegen 51⁄2 Uhr auf dem Rendezvousplage des Gros, der preußischen Grenze, an.

Hier erließ der General v. Be y e r folgenden Tagesbefehl:

„Soldaten! wir rücken heute auf Befehl Seiner Majestät des Königs in Hessen ein, wir dürfen erwarten, daß uns das hessische Volk als Brüder empfängt und wir werden ihnen daher in derselben Weise entgegenkommen. Sollten wir gleichwohl auf unserem Vormarsche auf Widerstand stoßen, so werden wir denselben mit dem Schwerte in der Hand zu brechen wissen. Soldaten! was auch die nächsten Tage bringen werden, ich habe die feste Zuversicht, daß Ihr dem preußischen Namen Ehre machen werdet. Dazu gehört, daß Ihr Euch in allen Verhältnissen durch die strengste Mannszucht auszeichnet, und sollten wir berufen sein, von der Waffe Gebrauch zu machen, nun denn in Gottes Namen drauf für König und VaterLand!

gez. v. Beyer."

Das „Drauf für König und Vaterland“ fand überall lebhaften Widerhall, und in gehobener Stimmung ging es mit dreimaligem Hurrarufe bei dem Grenzpfahl vorbei. Auf dem Rendezvous bei Gießen wurde die Unterbringung für diesen Tag bekannt gemacht und dadurch dem I. Bataillon das Dorf Schrock, dem II. Roßdorf und den Füsilieren Mardorf als Marschquartier zugewiesen. Es machte sich der Mangel an Landkarten recht fühlbar, niemand wußte, wo diese Örtlichkeiten lagen. Endlich entdeckte man am nördlichsten Rande einer alten Karte, in nebelhafter Ferne, die fraglichen Ortschaften. Die Sonne brannte mit unbarmherziger Glut auf die zulezt nur noch dahinschleichenden Leute, und mancher blieb zurück, um sich erst am andern Tage wieder bei der Truppe einzufinden.

Endlich nach 18stündigem Marsche langte man gegen 81⁄2 Uhr abends in den angewiesenen Dörfern an, wo aber zuvor noch Quartier gemacht werden mußte, so daß erst bei völliger Dunkelheit jeder die wohlverdiente Ruhe fand.

Dieser erste Marsch einer bisher nur an Friedensleistungen gewöhnten Truppe, verbunden mit der Tatsache, daß nur die wenigsten

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