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Sie Entstehung unseres Regiments fällt in eine Zeit, in welcher Preußen aus einem Abgrund der Schmach und der tiefsten Erniedrigung sich durch den Mut und die Königstreue seiner Truppen zu stolzer Höhe emporhob, so daß es später unter seiner Führung Deutschlands Stämme vereinigen und den langgehegten Wunsch nach Deutschlands Einigkeit zur Wirklichkeit machen konnte. Es war eine Zeit, wo ohne diesen Aufschwung alles verloren war, wo vieles wieder gut gemacht, von der preußischen Armee der verlorene Kriegsruhm wiederhergestellt und unser Vaterland von der furchtbarsten Unterdrückung befreit werden mußte. Es war das Jahr 1813.

Bekannt ist, mit welcher Begeisterung der Königliche Ruf zu den Waffen im Lande aufgenommen wurde und mit welcher Freudigkeit alt und jung zu den Fahnen strömte, um das sieben Jahre hindurch getragene Joch von sich abzuschütteln. Indessen waren es zunächst nur sehr kleine Landesteile, in welchen die Gewaltherrschaft Napoleons unsere Rüstungen nicht zu verhindern, oder wenigstens nicht zu verzögern vermochte. Zu ihnen gehörte Kolberg, und diese kleine, aber durch ihre heldenmütige Verteidigung berühmte Festung, dieses Bollwerk, an dem sich die Macht der Franzosen gebrochen hatte und die unserer Armee sich zu entfalten anfing, wurde die Wiege unseres Regiments. Eine Allerhöchste Kabinetts-Order vom 1. Februar bestimmte, daß behufs Vermehrung der preußischen Inf. Regt. Graf Tauenzien (8. Brandenb.) Nr. 20. 3. Aufl.

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Armee jedes alte Grenadier-, Musketier- und Füsilier-Bataillon einen Stamm von 5 Offizieren, 20 Unteroffizieren und 60 Gemeinen zur Formation eines neuen Bataillons von 800 Mann abgeben sollte, welche Zahl durch Einziehung von sogenannten Krümpern vervollständigt wurde.

Eine gleichmäßige Uniformierung eristierte noch nicht, vielmehr mußte jeder zu diesem Reserve-Bataillon eingezogene Kantonist und Krümper „eine noch ganze und möglichst gute Jacke, ebensolche Beinkleider, ein gutes Hemde und ein Paar ganze Schuhe“ mitbringen, welche, wo es nötig war, die Gemeinde zu geben hatte. Ebenso war die Bewaffnung zunächst eine ganz verschiedene und bestand zum Teil aus englischen und französischen Gewehren.

Schon vor ganz vollendeter Ausbildung wurden diese Bataillone zur Belagerung von Stettin unter General Graf v. Tauenzien herangezogen.

Durch eine Kabinetts-Order vom 1. Juli wurden je drei der neugebildeten Reserve-Bataillone zu einem Reserve-Regiment vereinigt.

Das unsrige wurde demnach gebildet aus dem:

II. Reserve-Bataillon des 1. Pommerschen Infanterie-Regiments (I. Bataillon),

III. Reserve-Bataillon des 1. Pommerschen Infanterie-Regiments (II. Bataillon) und ·

III. Reserve-Bataillon des Kolbergschen Infanterie-Regiments (Füfilier-Bataillon).

Es erhielt dabei den Namen:

8. Reserve-Infanterie-Regiment.

Der erste Regimentskommnadeur war Major v. Nagmer vom 1. Ostpreußischen Infanterie-Regiment; die drei Bataillonskommandeure Major v. Budriski, Major v. Funk und Major v. Röbel. Bei der neuen Einteilung der Armee während des Waffenstillstandes wurde das neue Regiment dem IV. Armeekorps des Generalleutnants Graf Tauenzien zugeteilt.

Noch vor erfolgter Kapitulation von Stettin (21. November) verließ das Regiment den ersten Schauplaß seiner Tätigkeit und wurde in dem neuen Korpsverband Anfang September an die NordArmee herangezogen, die am 6. September den Sieg von Dennewitz erfochten hatte und an der mittleren Elbe stand.

Die Hoffnung, nunmehr an den Entscheidungen im Felde teilnehmen zu können, erfüllte sich jedoch leider nicht; vielmehr wurde das Regiment mit der Division des Generals v. Dobschüß zur Belagerung der Festung Wittenberg bestimmt.

Am 23. Oktober trafen die Belagerungstruppen, außer unserem Regiment nur Landwehr-Regimenter, in der Gegend dieser Festung ein und begannen, da das schwere Belagerungsmaterial zunächst noch vor der Festung Torgau gebraucht wurde, mit der Einschließung.

Die Kantonnements des Regiments waren die Dörfer Apollensdorf, Piesteriz, Braunsdorf, Reinsdorf, Teuchel, Dobien, Schmilkendorf, Trajuhn, Thiessen, Mochau. Die Vorpostenlinie stand in der Linie Rothemark-Weinberge.

Zuerst galt es, die vom Feinde noch außerhalb des Hauptwalles besezten Punkte wegzunehmen. Es waren dies auf unserer Seite die Ziegelei vor dem Schloßtore und das Wirtshaus „Zur weißen Kanne" vor dem Elstertore.

In der Nacht vom 1. zum 2. Dezember gelang es denn auch dem Hauptmann v. Broesicke, mit 50 Jüsilieren durch einen kühnen Handstreich die Ziegelei in Besiß zu nehmen, während der Premierleutnant v. Gagern mit der 1. Kompagnie vorgenanntes Wirtshaus überrumpelte. Beide Offiziere erhielten für diese Waffentat das Eiserne Kreuz und waren somit die ersten des Regiments, welche mit diesem Ehrenzeichen geschmückt wurden.

Ende Dezember traf nach der Einnahme von Torgau der General Graf Tauenzien vor Wittenberg ein und eröffnete, da das schwere Geschütz zur Stelle gebracht war, die förmliche BeLagerung.

Es begann damit eine schwere Zeit für das Regiment, indem bei der immer rauher werdenden Witterung und den schwierigen Bodenverhältnissen das Ausheben der Parallelen und Laufgräben viel Mühsal bereitete.

Der Neujahrstag zum Jahre 1814 brachte eine neue Waffentat des Regiments, die Eroberung des Krankenhauses, eines von einem Erdwerk umgebenen, vor dem Schloßtor außerhalb gelegenen steinernen Gebäudes, dessen Besagung den in den Laufgräben arbeitenden Mannschaften viel zu schaffen machte. Der Hauptmann v. Wengerski mit 150 Mann der 7. Kompagnie überrumpelte

das Werk in der Nacht, so daß der Feind von nun an auf den Hauptwall beschränkt blieb.

Trok aller Schwierigkeiten näherten sich die Laufgräben immer mehr dem Hauptwalle. Am 7. Januar glückte es, die ersten Schüßen auf dem Glacis einzugraben, am 10. wurde der Bau der Bresch-Batterie versucht, am 12. Januar dem Bastion Scharfeneck gegenüber glücklich ausgeführt.

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Am Abend desselben Tages kam der Befehl zum Sturm.

Im Schneegestöber und in tiefer Stille nahmen in der Nacht zum 13. Januar die vier Kolonnen des Regiments, die den Sturm ausführen sollten, in den Parallelen ihre Aufstellung, voller Spannung und Ungeduld und in freudiger Hoffnung, da endlich der mühsame Belagerungsdienst aufhören sollte. Endlich um 11⁄2 Uhr wurde das Zeichen gegeben. Glücklich wurde von allen Abteilungen getrennt der Graben auf dem Eis überschritten und die Brustwehr mit Hilfe von Leitern erflommen. Teils gelingt es überraschend die Posten zu überrennen, teils geschieht es unter lebhaftem Feuer, überall aber dringt man troß lebhafter Gegenwehr der Besaßung des Schlosses und anderer Gebäude mit lautem Hurra und Sturmmarsch in die Straßen der Stadt, und am Morgen verkünden die auf dem Schloß und dem Rathaus wehenden Fahnen, daß die Festung in preußischem Besize ist. 2 französische Adler, 1 Fahne, 96 Geschüte nebst bedeutenden Vorräten waren die Siegesbeute, 75 Offiziere und gegen 1800 Mann wurden gefangen.

Die Festung war teuer erkauft, die Belagerung hatte gegen 400 Mann, der Sturm noch 8 Offiziere 100 Mann gekostet. Von unserem Regiment allein, das sowohl an der Belagerung wie an der Erstürmung den hervorragendsten Anteil genommen hatte, fielen in dieser Nacht noch 3 Offiziere; 4 waren verwundet (Anzahl der Mannschaften unbekannt).

Als Besatzung der Festung wurde nur das 11. Schlesische Landwehr-Regiment bestimmt.

Unser Regiment verließ an demselben Tage die Festung, um vorübergehend im Verbande der Brigade des Generalmajors v. Boguslawski dem Einschließungskorps von Magdeburg anzugehören. Ohne hier den am 24. Mai stattfindenden Einzug in die eroberte Festung mitmachen zu können, wurde das Regiment schon im März dem Reservekorps in Westfalen unter Generalmajor v. Jeanneret zugeteilt und marschierte am 22. März aus der Um

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