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hat, z. B. in müde ahd. muodi, edel ahd. edili, leicht ahd. lihti u. s. w.. Von den Grundlauten find wieder drei, auf die sich die übrigen beiden zurückführen lassen: a, i, u. Man nennt fie Urlaute. Die Wurzel kann in ihrer Reinheit keinen andern Stimmlaut, als einen dieser drei enthalten.

§. 13. In einem und demselben Stamme kann ein Wechsel der Urlaute unter einander eintreten, wie dieß z. B. in den §. 7. genannten Formen s. g. starkbiegenden Zeitwörter geschieht: binde, band, gebunden; zwingen, zwang, gezwungen, u. s. w., wobei a als der ursprüngliche Wurzellaut erscheint, also die Präteritalform als die Wurzelform solcher Zeitwörter. Diesen Laut übergang nennt man am Füglichsten mit Schmitthenner Umlaut; gewöhnlich aber wird er nach Grimms Vorgang mit Ablaut bezeichnet. Mit diesem Ausdruck möchte man vielleicht besser e und o benennen, insofern sie aus i und u abgeschwächt oder getrübt sind, nämlich e aus i und u (0), o nur aus u, wie z. B. in gießen ahd. k(g)iozan aus k(g)iuzan, Äste aus ahd. esti, gäbe aus ahd. k(g)âp(b)i, Wonne aus ahd. wunna u. s. w. Dagegen die Lauterhöhungen, nämlich den verdünnten Übergang des a in a oder, was anstatt dessen der älteste Gebrauch war, in e'), des o in ö, und des u in ü, bezeichnet man am Beßten mit dem Ausdruck Auflaut, wofür aber die Meisten Umlaut sagen.

1) Z. B. ahd. esti Äfte, grebir Gräber (Otfrid IV, 34, 3.), krefti Kräfte, edili edel v. adal, Eltern ahd. eltiron, u. s. w,

Unter die Trübungen der Urlaute gehört auch die seltnere des a in o, z. B. Argwohn ahd. arcwân, Brodem ahd. prâdum, u. s. w.

S. 13. 3wielaut (Diphthong) nennt man neuhochd. die mit Einer Öffnung des Mundes hervorgebrachte Verbindung zweier in einander fließenden Stimmlaute. Es sind hierunter aber nicht Laute begriffen, die bloße, der alten Sprache unbekannte Dehnungszeichen sind, als ie in Spiel ahd. spil, Friede ahd. v(f)ridu, Sieg ahd. sik(g)u u. dgl., oder, als eigentliche Doppellaute, aa in Aal ahd. âl, Saat ahd. sât u. f. f., ce in Heer ahd. heri, Meer ahd. meri, leer ahd. lâri u. f. f., oo in Boot engl. boat, Moos ahd. môs, u. s. w.; sondern es kann nur von solchen Zwielauten geredet werden, welche aus der Verschmelzung zweier Stimmlaute entstanden sind, und dieß geschieht entweder durch Inlaut, oder Vorlaut, oder Ausstoßung des Kehllautes, wie in den folgenden SS. näher angedeutet ist.

§. 15. Zum Behufe der Wortbildung und Biegung tritt häufig vor den in der Wurzelsylbe stehenden Urlaut ein andrer und ver schmilzt mit ihm zu Einem Laute. Dieser ein und vorgetretene Laut wird nach Schmitthenner Inlaut genannt, im Sanskrit der Guna. Im Neuhochdeutschen sind die einfachen Laute dieses Gebildes meist nicht mehr von einander zu scheiden, weil einer oder der andre sich verschwächt oder getrübt hat oder auch beide in einen

dritten aufgegangen find. Man muß daher auf die althochdeutschen Formen zurückgehen, oder selbst auf die gothischen, in welchen sich noch die Geschiedenheit der beiden Laute meist am Reinsten zeigt; dabei treten allerdings auch die übrigen altgermanischen Mundarten in Vergleichung. Das Gefeß nun, welches der Inlaut bei seinem Eintreten befolgt, ist folgendes:

Vor a tritt nur a und verbindet sich mit ihm zu (a + a =) ahd. uo, auch ua, oa, ô, mhd. uo, goth., ags., altn. ù. altfries. ô, alts. uo und ô, mittelniederl. oe, nhd. û, z. B. in Grube, Bruder, hob ahd. huop, u. s. m.

Vor i tritt a und verbindet sich mit ihm zu (a +i=) ahd., mhd., nhd. und mittelniederl. ei und ê, goth. ai, agf. â, altn. ei, alts. u. altfries. ê, z. B. nhd. heim, rein u. s. w. z

ferner tritt i vor i und es erwächst daraus (i + i =) ahd., mhd., alts., ags., altn., altfries. und mittelniederl. 1, goth, und nhd. ei, z. B. mein, Rhein u. s. w.

Vor u tritt zunächst a und es entsteht (a + u =) ahd. au, ô, ao, ou, mhd. ou und ô, goth. und altn. au, ags. ea, alts. und mittelniederl. ó, altfries. â, nhd. au und ô;

ferner verbindet sich i mit u zu (i + u =) ahd. iu, auch ia, ie, ëo, mhd. iu und ie, goth. iu, agf. eo, altn. io (iu), ŷ, alts. und altfries. iu, ia, mittelniederl. ie, nhd. ie und eu.

Die Tabelle für die Formen des Inlautes wäre also diese:

Alt= Mittel- Alt= |Angel=| Alt= Alt= Mittel Neuhochd. hochd. sächs. | sächs. | fries. | nord.

Julaut. Goth.

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nieder

länd. hochd.

бе

|a+i=| ai ei, ê ei, ê ê âê ei

ei, ê ei (ê)

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Die Belege zu diesen Bildungen finden sich in den Artikeln aus den bei einzelen Wörtern zusammengestellten Formen.

§. 16. Viele starkbiegenden Zeitwörter bilden im Althochdeutschen ihre Vergangenheit durch einen vor den Stimmlaut der Wurzelsylbe gesezten neuen Stimmlaut, woraus dann im Neuhochdeutschen abermals ie entsteht, z. B. fallen v(f)allan, fiel v(fial; fangen v(f)ank(g)an, fieng v(f)tank (g); gangen (gehen) k(g)ank(g)an, gieng kg)tank (g); laufen hloufan, lief hliaf; scheiden skeidan, schied sklad, u. f. f. Dieser eintretende Stimmlaut ist ja nicht mit dem Inlaute (S. 15.) zu verwechseln und wird Vorlaut genannt. Übrigens findet ähnliche Bildung in den übrigen Mundarten ähnlich Statt. Nur im Gothischen tritt eine vollkommene s. g. Reduplication ein, wie in den altclassischen Sprachen. Diese Mundart nämlich wiederholt den anlautenden Mitlaut mit angehängtem ai, z. B. fahen fahan, fieng faifah; laufen hlaupan, lief hlaihlaup; scheiden skaidan, schieb skaiskaid, u. s. f. Wahrscheinlich haben diese goth. Bildung und jene in den andern Mundarten von jeher neben einander bestanden.

§. 17. In manchen Wörtern sind, die Zwielaute ai und ei durch Ausstoßung (Synkope) eines Kehllautes entstanden, wo dann, wie oben §. 8. bemerkt wurde, der Wurzelstimmlaut in dem voranstehenden Stimmlaute zu suchen ist. Dieß z. B. in Hain aus ahd. hak(g)in, Getraide aus abd. kg)itrak (g)ida, Eidechse aus ahd. ek(g)idëhsa, der Flußname Eider aus ahd. egidora d. i. altn. aegisdyr Thüre des Meeres, u. s. w.

§. 18. Außerdem merke man, was die Zwielaute angeht, daß der Zwielaut ai im Neuhochdeutschen nur als Unterscheidungslaut neben ei vorkommt, wie z. B. in Laib (Brot) neben Leib, Saite neben Seite u. f. w.; ferner daß ie auch in der Vergangenheit mancher starkbiegenden Zeitwörter durch Verderbung für ahd. ei, goth. ai steht, z. B. steigen goth. steigan, ahd. stikan, stieg goth. staig, abb. steic; gedeihen goth. þeihan, abb. dihan, mhd. dihen, gedieh goth. paih, abd. dêh, mhd. dêch u. s. w. Bei manchen Zeitwörtern aber ist dieses ahd. ei, goth. ai, neuhochd. ein scharfes i geworden, z. B. greifen goth. greipan, ahd. krîfan, mhd. grifen, griff goth. graip, ahd. kreif, mbd. greif (Mehrzahl griffen), u. f. w. Neuhochd. au, welches, wenn das a auflautet, äu wird, steht, außer der obigen Bildung durch Inlaut (a + u = au), für ahd., mhd., goth., alts., ags., altn., altfries. û, z. B. Haus ahd. hûs u. f. w. Das lange neuhochd. a Cauch aá und ah) steht gewöhnlich für ahd., mhd., alts., altn. â, ags. æ, goth, und altfries. &, mittelniederl. ae, z. B. schlafen ahd. slâfan, goth. slêpan, alts. slapan, ags. slæpan, goth. slêpa, u. f. w.

IV.

Die Mitlaute (Consonanten).

§. 19. Die Mitlaute ordnen sich am Natürlichsten, wie die folgende Tabelle zeigt.

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§. 20. Bei den Mitlauten haben wir zwei, welche Übergänge aus Stimmlauten find, nämlich j und w. Jener Laut kommt von dem i,

dieser von dem u und hat im Altdeutschen häufig das Lautzeichen uu. Er tritt oft, gleichwie das h und f, an andre Laute, wodurch Lautformen, wie hw, lw, sw, wl, wr, entstanden, die aber später diese Anwehung wieder verlieren, z. B. ags. wlite Lig in Antlig, writanreißen u. s. w. Neuhochdeutsch findet sie sich nur noch in den aus dem Niederdeutschen entlehnten Wörtern Wrack und Wruge (= Rüge). Das e ist kein deutscher Buchstab, c sondern aus dem Lateinischen herübergenommen.

S. 21. Weder in irgend einem Worte noch einer Wurzel findet sich ursprünglich ein doppelter Mitlaut, eine eigentliche Lautverhärtung, wie ff, d, II, mm, nn, pp, rr, ff, B, u. s. w. Will man nun bei Wörtern, worin solche Laute vorkommen, die Wurzel finden, so muß man den Doppellaut auf den einfachen Laut zurückführen und zwar auf den weichen, und findet sich zugleich Auflautung des Stimmlautes, so muß auch der volle Urstimmlaut wiederhergestellt werden. So ist z. B. bei fallen_ahd. v(f)allan auf die Wurzel v(f)al zurückzugehen, b. rennen ahd. ranjan auf ran, b. zucken ahd. zucchôn auf ziehen ahd. ziohan goth. tiuhan, b. Zice ahd. ziccha auf- Ziege ahd. zik(g)â, u. s. w.

§. 22. In den mit der deutschen Sprache (diutisca zunka) stammverwandten Sprachen, wie der Gelehrtensprache der Indus, nämlich dem Sanskrit, den persischen Sprachen, der griechischen, lateinischen, litthauischen, slawischen, keltischen Sprache, welche mit der deutschen den indo-germanischen Sprachstamm bilden, findet sich das Eigenthümliche, daß sich die Reihen der stummen s. g. Mitlaute ganz abweichend ordnen, aber diese Abweichung durch alle Lautreihen gleichlaufend ist, während die Halbftimmlaute, die Sauselaute und die flüssigen Laute unverändert stehen bleiben. Jene regelmäßige Verschiebung der stummen Mitlauté nennt man die Lautverschiebung. Auch die deutschen Mundarten unter_fich_haben eine solche, wie z. B. niederd. t unserm hochdeutschen ß und %, augenfällig entspricht; vgl. niederd. dat und hochd. daß, niederd. to und hochd. zu, niederd. Klut und hochd. Kloß, niederd. Katte und hochd. Kaze, u. s. w.

S. 23. Die Lautverschiebung zwischen der deutschen Sprache und ihren stammverwandten Sprachen stellt sich, ohne daß dabei eine nähere Angabe über das Verhältniß des Sanskrits, des Griechischen und Lateinischen hier berücksichtigt würde, in folgender Weise dar:

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