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sierte Kausalität.

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Achtes Kapitel.

Die Apriorität der Kausalität.

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Inhalt: 1. Die zehn Beweise für die Apriorität der Kausalität. Die absolute Herrschaft der Kausalsynthese in der menschlichen Vorstellungswelt. Der erste Beweis: Der Aussenweltvorstellungsbeweis. Das Kind. Der Erwachsene. Schopenhauers Fassung dieses Beweises. Helmholtz' Darstellung desselben. Der zweite Beweis: Der Beweis aus der Entstehung der einzelnen sinnlichen Vorstellung. Die Vorstellung „Apfel". Physiologische Vielheit und psychologische Einheit. Der instinktive und wortlose Schluss in der Bildung des Objektes. Die Einheit des Objektes kein Gegenstand sinnlicher Wahrnehmung. Unser Objekt ist unser Produkt. Der Gedanke des Dinges an sich ent- . springt aus unserem Trieb der Ursachsetzung. Ding an sich = hypostaDas Ding an sich eine notwendige,,Dichtung des Ge- ́ mütes." Die notwendige Antinomie im menschlichen Geiste in Beziehung auf die Setzung des Dinges an sich. — Die Denknotwendigkeit kein Beweis für die Existenz. Der notwendige Glaube an das Ding an sich ist kein Wissen vom Ding an sich. Der dritte Beweis: Der Beweis aus der Abstraktion. Ohne apriorische Kausalsynthese ist der Abstraktionsprozess unmöglich. Die Vergleichung im Abstraktionsprozess. Jede Vergleichung ein Schlussverfahren. Alles Schliessen ein Setzen von Kausalbeziehungen. Die Abstraktion als Herstellung der begrifflichen Einheit. Die Einheit des Begriffs eine gedachte Einheit, hergestellt durch die vereinheitlichende Ursächlichkeitsbeziehung. Die Voraussetzung aller Abstraktion sind konkret-sinnliche Vorstellungen, deren Voraussetzung nach dem zweiten Beweis die Apriorität der Kausalsynthese ist. Die Stufenfolge: Sinnliche KausalEmpfindung, sinnlich - konkrete Vorstellung, abstrakter Begriff. synthese ist weder eine Sinnes wahrnehmung, noch durch Sinneswahrnehmung, weder eine Abstraktion, noch durch Abstraktion, vielmehr vor aller Sinneswahrnehmung und Abstraktion und in jeder Sinneswahrnehmung und Abstraktion. Kausalsynthese ein Aktives in uns.

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Der

vierte Beweis: Der Beweis aus Humes skeptischen Einwürfen. Der fünfte Beweis: Der Beweis aus der produktiven Einbildungskraft. Produktive und reproduktive Einbildungskraft. Das Wesen der produktiven Einbildungskraft ist Kausalsynthese. Der sechste Beweis: Der Beweis aus dem Irrtum. Das Wesen des Irrtums. Die Mög

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lichkeit des Irrens im Verhältnis zur Zahl der Vorstellungen.

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und Fetischismus. Schluss. Der siebente Beweis: Der Beweis aus der Unbezweifelbarkeit der Kausalität.

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Beweis.

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Irrtum und Zweifel.

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Der achte Beweis:

Der Beweis durch Induktion.

Der

Der deduktive Beweis. Der neunte Beweis: Der psychopathische Vorstellungsinhalt und Vorstellungs form im Irrsinn. zehnte Beweis: Der anatomisch-physiologische Beweis. Gehirnbau und Kausalsynthese. Kongruenz zwischen der Funktionsform des Gehirnes und der des Geistes. Die Hypothese von der allmählichen Entstehung und Entwicklung der apriorischen Geistesformen. Kausalsynthese und Gravi

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tation. 2. Ergebnis: In unserer gesamten Natur herrscht überall die Kausalität. Empirische Welt empirisches Bewusstsein = kausal verknüpfte Empfindungen. Unsere Welt oder Natur ist kein uns äusserlich fertig Gegebenes, sondern durch und durch ein Produkt unseres Subjekts. Die Tragweite und die Grenze der Herrschaft der Kausalität. Unsere Kausalidee hat nur relative, keine absolute Geltung. Schema.

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lles, was wir von der Welt oder als was wir die Welt kennen, sind unsere Vorstellungen. Diese unsere Vorstellungen oder ihr Inbegriff, diese unsere empirische Vorstellungswelt, sind völlig subjektiv bedingt durch die eigentümliche Natur unseres Intellektes. Wir fanden bereits, dass alle unsere Empfindungen, welche durch die, aller Wahrscheinlichkeit nach aus den Dingen an sich stammenden Weltreize in uns erweckt werden, sich in uns zu räumlichen und zeitlichen Vorstellungen gestalten, und wir erkannten, dass dieses eigentümlich bestimmte Räumlich- und Zeitlichsein sich uns nicht von fremdher aufdrängt, sondern aus der Eigennatur unseres Subjektes stammt und dessen Funktion ist.

Wir müssen jetzt noch tiefer in den Grundbau unseres Geistes eindringen. Es ist eine Thatsache, dass unsere Vorstellungen sich nicht bloss räumlich und zeitlich in uns ordnen, sondern dass sie sämtlich auch in kausaler Verbindung stehen. Wir müssen

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alle unsere Vorstellungen, also auch den Inbegriff derselben, die Welt, in kausaler Verknüpfung auffassen, unsere gesamte Weltbetrachtung steht unter der Herrschaft der Kategorie von Ursache und Wirkung; es ist ein psycho-physischer Zwang in uns, der uns nicht erlaubt, irgend etwas akausal vorzustellen. Woher dieser Zwang? Die kritische Untersuchung zeigt, dass auch er aus der eigentümlichen Organisation unseres Bewusstseins stammt, dass die Kausalbetrachtung eben die Auffassungsform ist, in welcher allein unser Geist zu funktionieren vermag, dass also aus unserem eigenen Subjekte die absolute Herrschaft erzeugt wird, welche die Kausalität überall in der Menschenwelt beansprucht; dass wir deshalb aber auch nur behaupten können, dass wir Menschen (und ihnen gleichartige Wesen) unsere empirische Welt notwendig und allgemeingültig im Lichte der Kausalität schauen müssen, nicht aber, dass die kausale Weltauffassung für alle möglichen Wesen überhaupt gelte, oder gar, dass sie in den Dingen an sich ebenso beschaffen sei und begründet liege, wie in unserer subjektiven Vorstellungswelt. Letzteres behauptet der Dogmatismus, der ja überhaupt Denken = Sein setzt und an der Springstange des ontologischen Schlusses die Grenzen der Erkenntnis überfliegen zu können wähnt. Wir werden einsehen, dass die Kausalität oder, besser gesagt, die Kausalsynthese d. h. die uns eigentümliche Verknüpfung aller unserer Empfindungen in der Form von Ursache und Wirkung nicht bloss jede sinnliche Wahrnehmung, sondern auch jeden abstrakten Begriff überhaupt erst möglich macht und in gewissem Sinne und Grade sogar produziert. Wenn dies aber der Fall ist, so kann Kausalität offenbar selbst nicht erst durch Sinneswahrnehmung oder durch logische Begriffszergliederung erzeugt werden, und so wird damit klar, warum Hume weder aus sinnlicher Wahrnehmung, noch aus logischer Begriffsanalyse die Entstehung der Kausalität erklären konnte. Weil Kausalität jeder Sinneswahrnehmung und jeder logischen Operation als das Erzeugende zu Grunde liegt, so kann sie selbst nicht erst durch Sinneswahrnehmungen oder durch logische Operationen erzeugt, also auch ihre Genesis daraus nicht erklärt werden. Wir geben nun für die Apriorität der Kausalsynthese zehn eng unter sich zusammenhängende Beweise.

Der erste Beweis

ist der Beweis aus der Vorstellung von dem Vorhanden. sein einer Aussenwelt, der Aussenweltvorstellungsbeweis. Der Nerv dieses Beweises ist die Thatsache, dass wir zu der Vorstellung von der Existenz einer Aussenwelt weder gekommen wären noch überhaupt kommen könnten, wenn nicht die Kausalsynthese fundamental, a priori, vor aller Erfahrung in uns wäre, sodass sie also nicht erst aus der Erfahrung stammt, vielmehr die Bedingung des Zustandekommens aller Erfahrung ist. Wir werden im nächsten Kapitel den Inhalt dieses Beweises noch einmal, allerdings in anderer Form, zu entwickeln haben. Hier heben wir deshalb nur den hauptsächlichsten Kern hervor, und verweisen, wofern noch einiges dunkel bleiben sollte, auf die Ergänzung durch jene spätere Ausführung.

Ein neugeborenes Kind hat von alle dem, was wir als Aussenwelt bezeichnen, offenbar noch keine Vorstellung. Die Frage ist: wie kommt es zu dieser Vorstellung? wie sind wir alle dazu gekommen? Das Kind hat eine Fülle von Empfindungen wie des Lichts, der Wärme, des Schalles, Geschmackes, Schmerzes. Diese Empfindungen wechseln fortgesetzt in ihm; das Licht, das sich in seinem Auge spiegelt, wird weggenommen, und so verschwindet die Lichtempfindung; ebenso verhält es sich mit den übrigen Empfindungen. Sie kommen und gehen also in dem Kinde, ohne dass es selbst imstande wäre, sie festzuhalten oder abzuwehren. Sie wechseln also wider und nicht durch den Willen des Kindes. Gerade dieses ist nun eine Thatsache von höchster Wichtigkeit; denn dadurch wird das Kind zu einem aktiven, selbstthätigen Vorstellungsleben überhaupt erst angeregt; ohne diesen Wechsel wider seinen Willen bliebe es in einer ewigen traumartigen Passivität. Das, was es an angenehmen Empfindungen festhalten möchte, reisst sich von ihm los; das, was es an unangenehmen Empfindungen los sein möchte, drängt sich ihm unwiderstehlich auf. So entsteht ein Kampf zwischen seinem Willen und seinen Empfindungen (Vorstellungen), und erst daraus entwickelt sich dem Kinde das Bewusstsein des Unterschiedes zwischen seinem

Es kommt nach

Selbst (Ich) und dem Anderen (Nicht-Ich). und nach zu der Einsicht, dass die Lichtempfindung von etwas anderem, als es selbst ist, von einem anderen ausser ihm ausgehen muss, da das Kommen und Gehen dieser Empfindung gar nicht in seiner (des Kindes) Gewalt liegt. Und diese Einsicht gewinnt es nach und nach hinsichtlich jeder seiner Empfindungen.

Durch welchen geistigen Vorgang kann aber diese Einsicht, dass etwas anderes, als es selbst, da sei, nur zustande kommen? Offenbar muss, um zu dieser Einsicht zu gelangen, das Kind stutzen d. h. aufmerksam auf den Wechsel werden. Es muss, wenn auch gar nicht in Worten, so doch im psychologischen Vorstellungsprozess den Gedanken fassen, der sich später in Worten als die Frage ausdrückt: Woher das? Ohne dieses psychische Fragedenken: woher das? könnte es nie die Einsicht erwerben, die es nun gewinnt, dass noch anderes als es selbst da sei. Dieses Fragedenken: woher das? ist offenbar nichts anderes als der Trieb, eine Auskunft zu erlangen, warum es so sei, dass die Empfindungen gegen seinen Willen kommen und gehen. Warum es so sei, das heisst doch: was die Ursache davon sei. Das Kind erschliesst also, wenn auch in noch so primitiver Weise, aus dem wider seinen Willen stattfindenden Wechsel der Empfindungen, dass etwas anderes Idie Ursache dieses Wechsels sei. Wie könnte es aber schliessen d. h. den ursächlichen Zusammenhang wissen wollen, wenn nicht die Anlage, ursächlich zu denken, schon in ihm läge? Aus der Erfahrung durch eine Aussenwelt kann ihm dieser Trieb auf die Ursache, dieser Ursachgedanke nicht kommen, da eine Aussenwelt für sein Wissen noch nicht existiert, die Existenz einer solchen ja vielmehr erst durch jenes Kausalfragen ihm bewusst wird.

Wenn also das Kind allmählich zu der Einsicht gelangt: es ist ein Anderes als ich, woher die wechselnden Empfindungen kommen so setzt das voraus, dass es einen spontanen Kausalfragetrieb oder eine, wenn auch noch so primitive, Vorstellung von Ursache und Wirkung habe. Instinktiv und noch ganz wortlos macht das Kind jenen Schluss auf die Existenz eines Anderen. Das wäre unmöglich, wenn nicht dieser Kausaltrieb ein ursprünglicher Instinkt seines tiefsten inneren Geisteswesen wäre, wenn 16 Fritz Schultze, Philosophie der Naturwissenschaft.

2. Teil.

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