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Indeß die Truppen ruhten, wachte bange Sorge im Hauptquartier des FML. Baron Quosdanovich. Ungeachtet der Niederlagen, welche Sauret und D'Ullemagne bei Gavardo erlitten hatten, und der Flucht der Division Despinois, blieb die Lage des rechten östreichischen Flügels dennoch sehr bedenklich. Die Mitternacht (vom 3. auf den 4. August) kam heran, und FML. Quosdanovich hatte noch nicht die mindeste Nachricht vom FM. Wurmser, seit dessen Schreiben aus Valleggio vom 1. August, empfangen, oder von Bes wegungen des Centrums etwas vernommen. Er zog hieraus den Schluß, daß FM. Wurmser nicht, so wie er es gewollt, schon am 2. August mit dem Centrum den Mincio überschritten haben müsse. Bestätiget wurde diese Vermuthung durch den Umstand, daß am 3. August hier, an der Chiesa und an dem Gardasee, der französische Oberfeldherr selbst, mit drei Viertheilen sei. ner Armee, gegen den rechten Flügel gefochten hatte, und sie noch jest gegen denselben aufgestellt ließ, ohne, wie es schien, eine Störung von Seite des Mincio her, zu besorgen. Am nächsten Morgen mußte Quosdanovich einen allgemeinen Angriff vom feindlichen Heere erwar ten; besonders, da er den Zustand der Auflösung, in welchen die Truppen der Gen. Despinois und D'Allemagne, gerathen waren, und den stattgehabten Rückzug derselben und der Kolonne d'Herbins, keineswegs vermuthen konnte. Durch den Verlust, welchen das Korps in den vielen Gefechten vom 29. Juli bis einschlüssig 3. August erlitten, war dessen anfängliche StärEe von 17,621 Mann bereits unter 10,000 Mann herabgesunken, und auch von diesen war schon ein Theil in das Chiesa Thal zurückgeschickt worden. Der Feind

konnte, bei seiner örtlichen Übermacht, eine starke Kolonne zur Umgehung der rechten Flanke des Korps und zur Besetzung der den Rückzugsweg beherrschenden Gebirge verwenden. Wollte FML. Quosdanovich diefer Gefahr durch die Aufstelling starker Posten in Sabbio, Barghi, Nozza, u. s. w. zuvorkommen, so hätte er die Hälfte seines ganzen Korps hierzu verwenden müssen. Auch dann noch, wenn der Feind nur einen einzigen dieser Posten überwältiget hätte, wäre die Lage des östreichischen Korps äußerst bedenklich geworden. Die Truppen litten bereits Mangel an Brot und Fourrage, und der Abgang an Munizion konnte, da die Artillerie Reserve schon Vormittags nach Nozza abge zogen, nicht mehr schnell genug ersetzt werden. Ale diese Umstände wurden in dem Kriegsrathe, den FML. Quosdanovich und seine Generale in dieser Nacht hiels ten, wohl erwogen, und endlich der Beschluß gefaßt:

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Es wäre nicht möglich, daß das Korps, in seiner ges genwärtigen Aufstellung, den Angriff der feindlichen Hauptmacht abwarte, welche durch ihre am vorigen Tage begonnenen Bewegungen, und durch die in der Nacht behaupteten Stellungen, das Korps mit Umringung bedrohe. Es sey daher von der Nothwendigkeit geboten, das Korps durch den Rückmarsch hinter Rocca d'Anfo aus einem fast gewissen Verderben zu retten."Diesem Entschlusse gemäß, ertheilte FML. Quosdanovich Befehl, daß die Brigaden des rechten Flügels am Morgen des 4. Augusts den Marsch nach Nozza an= treten sollten. Seine Absicht ging dahin, den größten Theil seiner Truppen, um das nördliche Ende des Gardasees, dem Feldmarschalle an den Mincio zuzufüh ren. Am 11. August wollte er mit denselben, über Östr. milit. Zeitsch. 1830. II.

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Condino, Tion, Riva, Torbole, Mori, bei Rivoli eingetroffen seyn.

Im Centrum des östreichischen Heeres waren an

Augurt diesem Tage bedeutende Bewegungen ausgeführt wor

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den. Ein Befehl des FM. Graf Wurmser, aus Goito am 2. August erlassen, ordnete an, „daß die Divisionen Sebottendorf und Davidovich am 3. August Morgens um drei Uhr nach Guidizzolo aufzubrechen hätten. Gen. Schubirz sollte auf die Unhöhen von Castiglione rücken, und dort die rechte Flanke des Centrums des cken. Gen. Liptay aber wurde beordert, um dieselbe Stunde von Castiglione nach Montechiaro zu marschiren." Der Feldmarschall trat auch um die festge= sette Stunde mit dem Centrum den Marsch nach Gui dizzolo an, und Gen. Liptay wollte so eben mit der Vorhut nach Montechiaro aufbrechen, als er von der ihm an Truppenzahl weit überlegenen Divis sion Augereau angegriffen wurde. Nach dem Standesausweise vom 18. Juli zählten nämlich die 4 Ba= taillons, 2 Kompagnien, 4 Eskadrons, aus welchen die unter Gen. Liptay stehende Vorhut zusammengesegt war, an jenem Tage (18. Juli) nicht mehr als 3900 Mann, *) und mußten seither nothwendig durch die angestrengten Märsche und vielen Gefechte bedeu tend vermindert worden seyn. Dagegen bestand, nach

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dem von Jomini mitgetheilten Standesausweise der französischen Armee, die Division Augereau am 3. August aus 11,000 Mann. (Siehe das III. Heft der militärischen Zeitschrift 1830, Seite 264.) Die östreichischen Vorposten wichen langsam dem vordringenden Feinde, und Liptay ließ unterdessen seine Truppen zu beiden Seiten von Castiglione aufmarschiren.

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Augereau hatte folgende Disposizion zum Angriff entworfen: Gen. Beyrand, mit der 4. Linienund 17. leichten Halbbrigade, wird auf die rechts von Castiglione liegenden, von dem linken Flügel der Ostreis cher beseßten Höhen losgehen. Mit den vereinigten Gre= nadieren wird Gen. Verdier das Schloß von Castiglione angreifen. Gen. Pelletier soll mit 2 Bataillons der 6y. Halbbrigade eine Demonstrazion gegen Liptays rechten Flügel ausführen. Schon in der Nacht hatte Gen. Robert sich mit der 51. Halbbrigade um Liptays linke Flanke gezogen, und sich im Rücken der Stellung in Hinterhalt gelegt. Augereau selbst wollte diese Angriffe mit der 45. Halbbrigade, 1 Bas taillon der 69., und mit dem 22. Chasseur-Regimente, in der Ebene unterstüßen. Die Kavallerie - Reserve unter Gen. Kilmaine war noch im Marsche begriffen, um sich mit Augereau zu vereinigen.

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Gen. Liptay und seine Truppen empfingen die heranrückenden Franzosen mit Entschlossenheit, und ver theidigten ihre Stellung mit größtem Nachdruck. Das Gefecht wurde sehr heftig. Nach einiger Zeit sah sich Liptay in beiden Flanken mit Umgebung bedroht. Er ließ daher seine Truppen sich allmählig zurückziehen. Da die Franzosen aber nicht mit Lebhaftigkeit verfolg= ten, machte Liptay Halt, und erwartete gefaßt einen

zweiten Angriff. Dieser wurde bald darauf vom Feinde unternommen, und seine Übermacht zwang endlich die Östreicher, ihre rückgängige Bewegung fortzusehen. Jest brach Gen. Robert mit der 51. Halbbrigade aus dem Hinterhalte hervor, und begann sein Feuer. Diese Überraschung hatte einige Unordnung zur Folge, und vermehrte den Verlust der Östreicher. -Augereau selbst griff nun die Brücke von Castiglione mit den in Reserve from gehaltenen Truppen an; welche noch durch ein BatailIon der 4. leichten Halbbrigade unterstüßt wurden, das Bonaparte so eben von Lonato gesendet hatte. - Liptan räumte Castiglione, und nahm hinter der Stadt eine gute Stellung.

Der Gen. Schubirz war schon am frühen Mor gen mit 8 Kompagnien, 2 Eskadrons bei Pozzolengo angekommen, und hatte auf den dortigen Anhöhen seine Posten so ausgestellt, daß sie die Gegenden von Lonato, San Vigilio, Solferino und Peschiera überfae hen. Als der Kanonendonner bei Castiglione erschallte, zog sich Gen. Schubirz ebenfalls in diese Gegend, und nahte dem linken Flügel des angreifenden Feindes.

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Um diese Zeit begannen die ersten Truppen des östreichischen Centrums durch Guidizzolo hervor zubrechen. Der FML. Davidovich hatte auf seinem Marsche von Goito, am frühen Morgen, kaum das Feuer bei Castiglione vernommen, so schickte er Patrullen zu beiden Seiten der Straße vor. Diese stießen gar bald auf französische Tirailleurs, und trieben dies felben zurück. Nun ließ Davidovich seine Division in Schlachtordnung aufmarschiren, so gut das ungünstige Terrain es erlaubte. Eine feindliche Kolonne sah er gegen Medole ziehen; eine andere war rechts von der

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