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Am nächsten Vormittage erfolgte die Demobilmachung und die Entlassung der Landwehrleute und Reservisten bis zum Jahrgange 1861 einschließlich aus den Reihen ihres alten Truppentheils, von welchem sie bleibende Erinnerungen an den ruhmvollen Feldzug nach der Heimath mitnahmen.

Im Laufe desselben Tages ging die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 30. August ein, nach welcher der überzählige Hauptmann Obuch zum Kompagniechef, Sekondlieutenant Hentsch zum Premierlieutenant, die Portepeefähnriche Ramier und Bluhm zu Sekondlieutenants, der charakterisirte Portepeefähnrich Horn zum Portepeefähnrich und die Vizefeldwebel Böttcher, Bothe, Frize, Schwarzwäller, Meckel, Schrader sowie der Unteroffizier Bensch zu Sekondlieutenants in der Landwehr befördert worden waren.

Am 16. September folgte das Offizierkorps einer Einladung der Stadt zu einem Festmahle im Logensaale. Aus den vielen Reden, die bei jener Gelegenheit in ehrender Weise auf das Wohl des Regiments gehalten wurden, mögen hier einige Worte des damaligen Stadtverordneten-Vorstehers, Professors Fechner, Erwähnung finden; sie legen ein Zeugniß ab für die guten Beziehungen und die festen Bande, welche das Regiment mit seinem Garnisonorte verknüpften. Der Redner sagte unter Anderem: „Die Stadt Bromberg hat es für eine ihrer schönsten Pflichten erachtet, der preußischen Armee, welche, so Gott will, für eine neue Kulturepoche in einem beispiellosen Siegeszuge von vier Wochen, ja im Wesentlichen von sieben welthistorischen Tagen, vom 26. Juni bis 3. Juli, Raum, Luft und Licht geschaffen hat, ihre Dankbarkeit zu bezeugen. Sie bezeugt dieselbe durch Zeichen der besonderen Theilnahme und Verehrung für das 21. Infanterie-Regiment, weil dieses Regiment, bereits längere Zeit unter uns wohnend, durch Gemeinschaft in Leid und Freud unserem Herzen besonders nahe gerückt, weil uns nun die Freude geworden, es abermals bei uns aufzunehmen. Und wir haben ja auch alle Ursache, auf dieses Regiment stolz zu sein, welches bei Sadowa wie ein Fels im brausenden Meer, unter einem feindlichen Eisenhagel unerschüttert stand, welches unter der härtesten Entbehrung in der Begeisterung für seinen großen Beruf selbst das natürliche Bedürfniß und die menschliche Schwachheit überwunden zu haben schien und Unerhörtes in Tages- und Nachtmärschen leistete, um auf dem Felde der Ehre niemals zu fehlen. Alle Bewohner dieser Stadt empfanden die herzlichste Freude bei der Nachricht, wir werden unsere lieben, biederen Einundzwanziger wieder sehen, wir werden Gelegenheit haben, denen, die für unsere geistigen und materiellen Güter Gesundheit und Leben einsetzten, unsere Liebe, unsere Dankbarkeit zu bezeugen u. s. w." Der damalige, überaus herzliche Empfang, den das Regiment in Bromberg fand, ist demselben in dankbarer Erinnerung geblieben.

Typhus.

Die Verluste des Regiments während des Krieges waren:

an Todten und Verwundeten.

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4 Offiziere 87 Mann,

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Gesammtverlust 6 Offiziere 145 Mann.

*)

*) Darunter der Kapellmeister Seiffert, gestorben im Lazareth zu Lundenburg am

Die Verlustliste vom Feldzuge 1866 enthält Anlage 18.

Am 7. Oktober trafen die dem Regiment mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 20. September verliehenen Auszeichnungen ein. Es erhielten:

Oberst v. Krane den Kronen-Orden 3. Klasse mit Schwertern;

Major v. Roëll und Hauptmann von der Chevallerie die Schwerter zum Rothen Adler-Orden 4. Klasse;

die Hauptleute Bering und v. Knebel, Premierlieutenant Rogge und Sekondlieutenant Frhr. v. Meerscheidt-Hüllessem den Rothen Adler-Orden 4. Klasse mit Schwertern;

Premierlieutenant v. Schweinichen und Sekondlieutenant Bensch den KronenOrden 4. Klasse mit Schwertern;

Feldwebel Kluck und die Musketiere Miehlke und Schewe das Militär-Ehrenzeichen 1. Klasse.

Außerdem wurden dem Regiment bewilligt:

34 Militär- Ehrenzeichen 2. Klasse und

1 Allgemeines Ehrenzeichen.*)

Ferner waren die Majore Modrach und v. Roëll zu Oberstlieutenants befördert worden. Zufolge Allerhöchster Kabinets-Ordre von demselben Tage erhielt jeder Mann, welcher der Schlacht bei Königgrätz beigewohnt hatte, das zur Erinnerung an dieselbe gestiftete Kreuz.

Unter dem 12. Dezember verlieh Seine Majestät den drei Fahnen zur bleibenden Erinnerung an den diesjährigen ruhmvollen Feldzug" die Bänder des am 20. September gestifteten Erinnerungskreuzes mit den vorschriftsmäßigen Quasten in Silber und Schwarz und mit zwei aufrecht übereinander stehenden goldenen Schwertern oberhalb der beiden Quasten.

Die feierliche Uebergabe der für Auszeichnung vor dem Feinde gewährten Dekorationen fand am 18. Oktober statt. Das Regiment stand in Parade auf dem Danziger Plate, die entfalteten Fahnen vor der Mitte des 2. Bataillons. Nachdem die Betreffenden vom Feldwebel abwärts vor die Front getreten waren und die Musik das Preußenlied angestimmt hatte, erfolgte die Dekorirung durch den Regimentskommandeur. Beim Parademarsch defilirten die Dekorirten 50 Schritte vor dem 1. Zuge des Regiments beim Oberst v. Krane vorbei, traten dann rechts heraus neben denselben und blieben dort bis zum Schlusse des Vorbeimarsches. Ein Liebesmahl in Morig' Hotel vereinigte zur Feier des Tages das ganze Offizierkorps, welches sämmtliche Dekorirten eingeladen hatte. Bei dieser Gelegenheit erhielt der Sergeant Haldewang von der Stadt Bromberg als Anerkennung für sein muthvolles Verhalten in der Schlacht bei Königgrätz ein größeres geschichtliches Werk.

Es erübrigt noch, mit kurzen Worten auf das Ersatz-Bataillon zurückzukommen. Dasselbe war, infolge einer mißverstandenen Auffassung des betreffenden Formirungs

*) Das namentliche Verzeichniß der für den Feldzug vom Jahre 1866 dekorirten Unteroffiziere und Mannschaften befindet sich in Anlage 19.

befehls seitens der Bezirkskommandos, in Kriegsstärke aufgestellt worden und rückte, wie schon erwähnt, am 22. Mai per Fußmarsch nach Stettin ab, vollständig ausgerüstet, jedoch ohne Gewehre, welche erst am Bestimmungsorte empfangen wurden. Bereits in Nakel ereilte das Bataillon der telegraphische Befehl, sich unverzüglich auf Friedensstärke zu setzen und die überzähligen Mannschaften den LandwehrBataillonen zu überweisen, wo sie infolge jenes Versehens fehlten. Das Bataillon traf am 2. Juni in Stettin ein, belegte die Schneckenthor-Kaserne und that fast nur Garnisondienst.

Am 11. Juli wurde aus dem Ersatz-Bataillon ein viertes Bataillon gebildet, zu welchem sämmtliche Linienoffiziere des ersteren mit Ausnahme des Hauptmanns v. Wolff übertraten; außerdem bekam dasselbe noch einige Offiziere aus dem inaktiven und Beurlaubtenverhältniß zugetheilt. Das 4. Bataillon wurde mobil und erhielt zu seiner Kompletirung Landwehr 2. Aufgebots aus der Gegend von Jnowrazlaw, wunderliche Gestalten, zum Theil mit sogenannten Weichselzöpfen behaftet, welche ihnen nolens volens fofort abgeschnitten wurden.

Die Fahrzeuge waren zwar alter Konstruktion, hatten jedoch volle Bespannung; auch die berittenen Offiziere bekamen ein zweites Pferd.

Das Bataillon sollte unter dem Großherzog von Mecklenburg über Hof in Bayern einrücken. Der Tag des Ausmarsches war bereits bestimmt, als unerwartet Gegenbefehl eintraf, weil inzwischen viele Tausende österreichischer Gefangener in Stettin internirt worden waren und infolge dessen eine Entblößung der Stadt von Truppen nicht mehr angängig erschien. So blieb denn das Bataillon in Stettin und wurde von der Cholera heimgesucht. Die Rangliste desselben war folgende:

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Das Ersatz-Bataillon formirte nach Aufstellung des 4. Bataillons nur eine Kompagnie und wurde erst Anfang August nach dem Eintreffen von Rekruten wieder zu vier Kompagnien gebildet. Der Führer desselben war Major z. D. v. Grabowski, später Hauptmann v. Zeppelin; Adjutant der Sekondlieutenant der Landwehr Stolterfoth.

Beide Bataillone kehrten nach Friedensschluß nach Bromberg zurück.

Das

4. Bataillon marschirte jedoch nur bis Woldenberg und wurde von dort per Eisenbahn nach Bromberg befördert, wo es am 20. September eintraf. Das ErsatzBataillon legte den ganzen Marsch zu Fuß zurück und rückte am 25. September in Bromberg ein. Die sofortige Auflösung beider Bataillone bildete die letzte Feldzugsarbeit.

VIII. Abschnitt.

Von 1866 bis 1870.

Noch vor der Demobilmachung hatte Seine Majestät, im Hinblick auf die Gebietserweiterung Preußens, eine Vergrößerung der Armee befohlen. Mit Staunen sah man kurz nach einem gewaltigen Kriege ganze Regimenter, wie aus dem Boden gewachsen, neu erstehen.

Bereits während des Rückmarsches waren beim Regiment zufolge der Allerhöchsten Ordres vom 26. August und 3. September die Vorbereitungen zur Bildung einer fünften Kompagnie per Bataillon getroffen worden. Am 26. September wurden diese Kompagnien in der vorgeschriebenen Stärke von 13 Unteroffizieren, 3 Spielleuten, 74 Mann - die Hälfte der Leute vom Jahrgang 1864, die andere Hälfte vom Jahrgang 1865 zusammengestellt und den Premierlieutenants Schickedanz, Rasch und Borchmann zur Führung übergeben. Am 11. Oktober fand die Besichtigung derselben durch den Divisionskommandeur auf der Prinzenhöhe statt.

Die Infanterie-Regimenter der 4. Division formirten zufolge der Allerhöchsten Ordres vom 27. September und 2. Oktober das Infanterie-Regiment Nr. 76, das am 5. November in Bromberg, als dem Stabsquartier der Stamm-Division, zusammen trat und am 8. desselben Monats per Bahn nach Hannover und Hameln befördert wurde. Infolge der Verseßung des Hauptmanns Neumann zu genanntem Regiment trat dessen Kompagnie die 9. mit über und wurde beim StammRegiment durch die neu gebildete 5. Kompagnie des Füsilier-Bataillons ersetzt.

In ähnlicher Weise entstanden damals die Infanterie-Regimenter von Nr. 73 bis 88. Die Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 30. Oktober bestimmte die Zusammensegung der Offizierkorps dieser neuen Truppentheile, und gab das 21. Regiment folgende Offiziere ab:

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