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VII. Abschnitt.

Das Kriegsjahr 1866.

Beginn des Krieges bis zur Schlacht bei Königgräß.

Der Anfang des Jahres verlief für das Regiment unter den üblichen friedensmäßigen Beschäftigungen. Man dachte nicht an die Möglichkeit eines nahe bevorstehenden Krieges. Aber schon im März begannen sich die Zwistigkeiten zwischen Preußen und Desterreich in einem Grade zuzuspißen, daß an eine friedliche Lösung der deutschen Frage kaum mehr zu denken war. Das Ringen um die Führerschaft in Deutschland, für Desterreich nur eine dynastische, eine Sonder-Interessen-Frage, für Preußens Regentenhaus und Volk dagegen eine innerste Lebensfrage, mußte endlich zum Austrage kommen. Der Streit um die Elbherzogthümer gab schließlich den Anlaß zum Ausbruch des Entscheidungskampfes. Schon im Februar 1866 hatte Desterreich in aller Stille und unter allen möglichen Vorwänden seine Truppenmacht in Böhmen und Mähren verstärkt. Die deutschen Mittelstaaten begannen ihre Vorbereitungen zur Aufstellung einer Reichsarmee. Mit deren Hülfe glaubte der Kaiserstaat die preußischen Forderungen in der Schleswig-Holsteinischen Angelegenheit zurückweisen zu können und fuhr ununterbrochen in seinen Kriegsvorbereitungen fort. Nun begann auch Preußen zu rüsten und setzte nach und nach seine ganze Armee auf den Kriegsfuß; ein zweites Olmüß wollte es nicht wieder erleben.

Schon vor Eingang des Mobilmachungsbefehls herrschte wie in der ganzen Armee so auch im Regiment unter der Leitung des neuen unermüdlichen Kommandeurs, des Oberstlieutenants v. Krane, eine fieberhafte Thätigkeit.

Der bisherige Kommandeur, Oberst v. Sausin, hatte um seine Verabschiedung gebeten und trat am 3. April mit dem Charakter als Generalmajor in den Ruhestand. Er hatte 6 Jahre an der Spite des Regiments gestanden und ihm seine besten Kräfte gewidmet. Sausin wurde bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges zum stellvertretenden Kommandeur der 8. Infanterie-Brigade ernannt und im März 1872 von dieser Stellung entbunden. Er lebte bis zu seinem im Jahre 1888 erfolgten Tode in Liegnitz.

Die Rekruten wurden eifrig im Schießen gefördert, die Bataillone exerzirten fast täglich auf dem Danziger Platz oder übten den Feld- und Marschdienst und waren bis zum Mai in ihrer Ausbildung soweit vorgeschritten, daß der Mobilmachungsbefehl nicht mehr überraschend kam.

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Noch in den ersten Tagen des Mai hatte Seine Königliche Hoheit der Kronprinz als fommandirender General des 2. Armeekorps die drei Bataillone besichtigt. Am Mittwoch den 9. desselben Monats war das Regiment gerade mit der ökonomischen Musterung beschäftigt, als der Befehl zur Mobilmachung eintraf. Als erster Mobilmachungstag galt der 8. Mai. Am 9. trat das ErsatzBataillon unter Hauptmann Crüger zusammen und gingen die Kommandos zum Abholen der Augmentationsmannschaften unter den Lieutenants v. Manstein, Jensch und Werckmeister nach Coniz, Stolp und Neustettin ab.

Bis zu deren Rückkehr mußte Alles geordnet werden, um die Kriegsreserven einkleiden und ausrüsten zu können. Waren nun auch alle Vorbereitungen bis in das Detail getroffen, so zählten die Tage bis zum endlichen Ausmarsch doch zu den mühseligsten, arbeitsvollsten, Körper und Geist gleich aufreibenden.

In heutiger Zeit weiß man, was es bedeutet, einen Truppentheil mobil zu machen. Wie Mancherlei will da überdacht sein! Als ob eine große Familie die Heimathliche Scholle verläßt, auswandern will! Die Kammerbestände werden vertheilt und der Rest, in Kisten und Fässer verpackt, dem Ersatz-Bataillon übergeben. Ein Jeder hat neben seiner dienstlichen Thätigkeit noch mit den eigenen Angelegenheiten zu thun, hat Manches zu regeln in der Familie und nach außen hin. Und diese Ablenkung ist fürwahr ein Glück gegenüber den mannigfachen, auf Kopf und Herz anstürmenden Eindrücken. Erst der Ausmarsch giebt nach dieser Richtung die Freiheit wieder, löst den Bann, der auf uns lastet, zieht gleichsam einen Strich unter die Vergangenheit; dann erst sieht sich der Soldat von Allem befreit, was ihn an die Heimath, die Garnison fesselt, sieht sich in ein ganz neues Dasein versetzt, das sein Herz mit Hoffnungen erfüllt, ihm Ruhm und Ehre in Aussicht stellt.

In jenen aufgeregten Tagen, am 15. Nachmittags 4 Uhr, mußte das Füsilier-Bataillon unter Oberstlieutenant v. Goeßen per Eisenbahn nach Schneidemühl und Kreuz abrücken, um dem durch eingezogene Reservisten daselbst verursachten Unfug entgegenzutreten. Das Bataillon kehrte nach Beilegung desselben am folgenden Nachmittage nach Bromberg zurück.

Die am 15. Mai veröffentlichte Kriegsrangliste lautete:

Regimentskommandeur: Oberstlieutenant v. Krane,
Regimentsadjutant: Lt. v. Schweinichen,
Regimentsarzt: Ober-Stabsarzt Dr. Hildesheim.
1. Bataillon.

Führer: Hauptmann v. Bagenski,

Adjutant: Lt. Frhr. v. Meerscheidt-Hüllessem.

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*) Traf am 27. Mai, von der Kriegsschule Neiße kommend, in den Kantonnements bei Schlieben ein

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