Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

um Eisleben ein Kloster anzulegen und überwies zu diesem Zwecke das Dorf Sittichenbach mit 21 Hufen und einem Walde. Er wandte sich dann nach dem durch seine Klosterzucht berühmten Walkenried. Man bewilligte ihm eine Ordenscolonie und unter Volcuin zog dieselbe 1141 aus. Dort, wo im Süden von Eisleben der Höhenzug, auf dessen Rücken die alte Burg von Bornstedt liegt, steil zum Thal des Rohnebaches abfällt, da ließen sich am Fuß der Höhe die Cistercienser in Sittichenbach nieder. Die Nonen des Mai 1141 galten als der Stiftungstag des Klosters. Im Anklang an den im Volksmunde gewiß Sichenbach gesprochenen Namen liebten sie es, ihre Stiftung mit dem biblischen Namen Sichem zu bezeichnen. Der Mangel in dieser Mönchsgemeinschaft war anfangs so groß, daß sie keinerlei Mittel besaßen, um an einen ordentlichen Klosterbau zu gehen. Da erbarmte sich der Graf Friedrich von Beichlingen, ein warmer Gönner des Klosters, ihrer und schenkte ihnen ein Dorf, Ober-Heilingen, das jährlich 36 Mark zinste. Der Edle Heinrich von Schirmbach, der den Abt Volcuin hoch verehrte, vereignete ihnen einen Steinbruch. Aus diesen Hilfsquellen wurde das Kloster gebaut, das der Abt Volcuin durch sein Ansehen im Volke, von dem er wie ein Heiliger verehrt wurde, bald zu einer hohen Blüthe brachte.*)

Im Jahre 1140 entstand die Abtei Georgenthal, zunächst Georgenberg genannt, durch den Grafen Eberhard, eine überaus merkwürdige Erscheinung. Die Grafen Adolph und Eberhard von Altena am Rhein befanden sich einst im Heereszuge des Herzogs von Limburg gegen den Herzog von Brabant. Bei dem Zusammentreffen beider - Heere gab es auf beiden Seiten viele Todte. Graf Eberhard hatte zwar mit eigener Hand keinen getödtet, war aber doch höchst schmerzlich bewegt über den Tod so vieler Menschen. Als er daher mit seinen Kriegsleuten auf seine Burg Altena zurückgekehrt war und ihm

*) Miracla St. Volquini, Mser. Ludwig, Rell. man. X, 145. Manrique, Ann. I, 417.

die Sündenangst keine Ruhe ließ, beschloß er, seinem Gott eine Genugthuung dafür zu bieten, verkleidete sich, verließ all das Seine und ging in stürmischer Nacht heimlich von dannen. In schlechter Kleidung und von fortwährenden Sewissensbissen gepeinigt, besuchte er Rom, pilgerte von da zum heiligen Jacob von Compostella in Spanien und endlich zum heiligen Aegidius. Auf seiner Rückkehr kam er auf einen zu Morimund gehörigen Wirthschaftshof; dort vermiethete er sich um Lohn, hütete lange Zeit die Schweine und vergaß so ganz seine edle Herkunft, um seine Seele dem Herrn zu gewinnen. Inzwischen begab es sich, daß zwei seiner Dienstmannen zum heiligen Aegidius wallfahrteten und bei dem genannten Wirthschaftshof_vorbeikamen. Diese hatten einen Begleiter bei sich, und demselben befahlen sie, sich nach dem Wege zu erkundigen. Da dieser aber in der Nähe keinen Menschen sah, eilte er auf den in. einiger Ferne befindlichen Schweinehirten zu und bat ihn, er möge ihm im Betreff des Weges nähere Auskunft ertheilen. Während nun derselbe den Hirten näher betrachtete, entdeckte er auf seinem Gesichte eine Narbe, und in Folge dessen kam er auf den Gedanken, daß dies sein verschwundener Herr, der Graf Eberhard, sei; denn dieser hatte bei dem erwähnten Treffen eine solche Wunde erhalten. Er eilt daher zu seinen Herren zurück und theilt ihnen eifrigst seine Entdeckung mit, indem er ausruft: Graf Eberhard hütet die Schweine von diesem Klosterhof." Diese ließen ihn wegen seiner unsinnigen Rede hart an, begaben sich aber endlich doch zum Schweinehirten und suchten in deutscher Sprache angelegentlichst zu erfahren, ob er ihr Herr sei. Eberhard erkannte sie sofort, antwortete aber, um nicht von ihnen erkannt zu werden, französisch; zulezt jedoch gab er sich ähnlich wie Joseph in Aegypten ihnen zu erkennen. Da stiegen die Dienstmannen vom Pferde, fielen ihm um den Hals, umarmten ihn auf das allerherzlichste, füßten ihn unter Freudenthränen, führten ihn in den Klosterhof und setzten dem Hofmeister alles auseinander. Dieser vermag die ihm ganz unglaublich klingende Nachricht nicht zu fassen, macht sich sogleich noch bei Nacht auf den Weg zum

[ocr errors]
[ocr errors]

Kloster und erzählt dem Abt den Vorfall. Der Abt Otto, später Bischof von Freisingen, ist nicht weniger erstaunt und bricht am frühen Morgen mit dem Prior und dem Kellner auf. Auf dem Klosterhofe wird ihm von Eberhard und den Dienstmannen alles bestätigt, was er vom Hofmeister gehört hatte. Da nun der Abt sah, daß Eberhard aus göttlichem Antrieb solches auf sich genommen hatte, gab er ihm den Rath, zur Abbüßung seiner Sünden in Morimund Mönch zu werden. Der Graf willigte ein, weil er in Wissenschaften erfahren war, ging mit dem Abt nach Morimund, wurde dort der eifrigste Mönch und trug später viel zur Ausbreitung des Cistercienserordens bei. Mit Erlaubniß seines Abtes machte er sich nämlich auf, um seinen Bruder Adolph und andere Verwandten zu besuchen, und jedenfalls zugleich, um für den Orden zu wirken. Sein Bruder, der ihm sehr zugethan war, stellte ihm mehrere Orte zu einer Klosterstiftung zur Verfügung. Eberhard wählte die Burg Altenberg bei Köln dazu. Hoch erfreut über den glücklichen Erfolg seiner Bemühungen kam er nicht lange darauf nach Thüringen, um dort seine Verwandten, nämlich den Grafen Sizzo von Kefernburg und seine Gemahlin Gisela, zu besuchen. Er sprach viel mit ihnen über göttliche Dinge und gab ihnen endlich den Rath, eine Cistercienserabtei zu gründen. Die Gräfin Gisela (Eberhards Schwester?) war sofort mit dem Plane einverstanden und vereinigte ihre Bitten mit denen Eberhards. Der Graf willigte in alles und übergab den Georgenberg mit allem Zubehör zu einer Klosterstiftung. Als Eberhard diese Geneigtheit Sizzo's vernahm, kehrte er mit Dank gegen Gott und voller Freude nach Morimund zurück und stattete dem Abt und dem Convente Bericht ab. Sie billigten alles, was Eberhard unternommen hatte. In gemeinsamer Berathung werden aus Morimund Mönche und Conversen von erprobter Klosterzucht für Georgenberg ausgewählt, und Eberhard als ein mönchisch-frommer Mann von bestem Zeugniß und als Verwandter des Grafen Sizzo einstimmig und auf den Wunsch aller für Georgenberg bestimmten Mönche zum Abt ersehen und als solcher vom Erzbischof Heinrich von Mainz geweiht.

,,Der Graf Sizzo aber und seine Gemahlin Gisela brachten Gott dem Herrn, von dem alle gute und vollkommene Gabe kommt, ihren Dank dar, indem sie den genannten Georgenberg mit Zustimmung ihrer Söhne Heinrich und Günther dem allmächtigen Herrn Jesu Christo, seiner allerheiligsten Mutter Maria, dem heiligen Märtyrer Georg und dem seligen Benedict zu einem angenehmen Geruch weihten."*)

Eberhard fand indeß Schwierigkeiten bei seiner Stiftung. Er hatte ähnlich wie bei Altenbergen eine Höhe zur Klosteranlage gewählt, den Ort Ajolverode zwischen Leina und Apfelstädt nicht weit von Ohrdruf, als Klosterstätte Georgenberg genannt. Dieser Ort lag dem Benedictinerkloster Reinhardtsbrunn nahe und die Mönche daselbst sahen mit scheelen Blicken auf das neue Unternehmen. Sie klagten, daß bei der Nähe beider Klöster nothwendig unaufhörliche Reibungen und Streitigfeiten stattfinden müßten. Was sie nicht aussprachen, was sie aber im Grunde dabei dachten, das war die Befürchtung, Georgenberg werde ihnen die Gelegenheit zu neuen Gütererwerbungen entziehen. Endlich kam noch die Rivalität zwischen den beiden Orden hinzu. Die Cistercienser machten den Anspruch, eine Reformation in dem verderbten und verweltlichten Benedictinerorden herbeigeführt zu haben. Ihre ganze Erscheinung galt für die Benedictiner und besonders für die bisher so hoch geehrte Congregation von Clugny als ein Vorwurf. Es entbrannte daher, besonders in Frankreich, der heftigste Zwiespalt zwischen beiden.

Die Cistercienser sahen im Orden Benedicts und in der Congregation von Clugnh das Babel der Offenbarung.,, Fliehet aus Babel, damit ein Jeglicher seine Seele rette, daß ihr nicht untergehet in ihrer Missethat“ (Jer. 51, 6), dies Wort führt Jacob von Vitry an, um die Gründung neuer Mönchsinstitutionen zu rechtfertigen, und das ist ohne Zweifel der Schlachtruf Cisterciums Clugny gegenüber gewesen. „Wer Aas anrührt,

*) Manrique, Ann. Cist. I, 417. Jongelinus, Notitia abbatiarum II, 13. Meibom, Script. rerum Germ. I.

wird unrein", riefen sie mit 3 Mos. 11, und mit Sir. 13, 1: „Wer Pech angreift, besudelt sich.“ „Böse Gesellschaften und böse Geschwätze verderben gute Sitten", führten sie nach 1 Cor. 15, 33 an zum Beweis, daß die Trennung von der alten Gemeinschaft eine Nothwendigkeit sei.*)

[ocr errors]

Die Ordensgenossen von Clugny blieben ihnen die Gegenrede nicht schuldig. Die freiwillige Armuth der Cistercienser nannten sie einen immerwährenden Jammer; ihr Fasten, ihre Nachtwachen, ihre Schweigjamkeit und ihre harte Handarbeit bezeichneten sie als Wahnsinn. Wann hat denn Gott", so riefen sie den Cisterciensern zu,,,Gefallen an unseren Selbstpeinigungen? Wo sagt denn die heilige Schrift, daß Jemand sich selbst tödten solle? Was ist denn das für eine neue Art von Glaubensfrömmigkeit und Ordensleben, wenn man den Acker gräbt, den Wald ausrodet und Mist fährt? Was ihr an uns Müßiggang nennt, ist Contemplation, und unsere vermeintliche Unmäßigkeit im Essen, unsere Geschwäßigkeit, unsere Neugierde ist nichts, als was uns die Ordensregel erlaubt.“**)

Peter der Ehrwürdige schreibt an Bernhard ***): „Ich habe sehr viele von den schwarzen Mönchen und ich weiß nicht, wie oft, gesehen, die einen weißen Cisterciensermönch, der ihnen begegnete, wie ein Ungethüm (Monstrum) verlachten und mit Worten oder durch Geberden des Körpers sich stellten, als ob ihnen eine Chimäre, oder ein Centaurus, oder ein fremdes Wunderthier zu Gesicht gekommen sei. Und ich habe weiße Mönche gesehen, die vorher gesprächig waren und sich allerlei mittheilten, und die dann, wenn ein schwarzer Mönch in die Nähe kam, plöglich verstummten, und die sich durch Schweigen wie vor Feinden hüteten, die gekommen seien, ihre Geheimnisse zu erforschen. Ich habe dann gesehen, wie beider Parteien Zungen schwiegen, und wie dann Augen, Hände und Füße redeten, und wie man, was man mit der Sprache nicht ver

*) Jacobus Vitriacus nach Miraeus, Chron. Cist., p. 241.
**) Manrique, Ann. I, 91 nach einem Brief Bernhards.
***) Manrique, Ann. I, 130.

« ZurückWeiter »