Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

III.

Das Gefecht bei Naumburg und Stössen in Sachfen am 10. Oktober 1813.

(Eingefenbet.)

Als nach der Unkunft der ruffischen Reserve-Armee unter Benningsen in Böhmen die große Armee unter Fürst Schwarzenberg Ende Septembers 1813 von Löpliß links abmarschirte, um über Marienberg gegen Leipzig vorzudringen, wurde die leichte Division des FMets. Fürst Moriz Liechtenstein beordert, gegen die Saale vorzugehen, um dag aus Franken in mehreren Kolonnen heranziehende Korps des Marschalls Augereau, aus 2 Divisionen Infanterie und 9 Regimentern Dragoner, alten, aus Spanien gezogenen Truppen, bestehend, zu beobachten, dessen Marsch zu beunruhigen und nach Möglichkeit aufzuhalten. Wenn man für den schon eins geleiteten Entscheidungstag vor Leipzig dem Kaiser Na. poleon eine so bedeutende Hilfe hätte entziehen können, so mußte dieses auf das Schicksal des Tages bedeutend einwirken.

Am 6. Oktober kam die Division, welche über Mas rienberg, Annaberg, Schneeberg, Swickau und Gera ihre Richtung genommen hatte, zu Eisenberg an; von wo General Scheither am 7. nach Frauen-Priesniß vorrückte. Entsendungen wurden gegen Jena, Dorns burg und Camburg vorgeschoben, die theilweise auf

feindliche, Augereaus Marsch deckende Abtheilungen stießen. Bei Dornburg kam es zu einem kleinen Ge= fecht, in welchem einige Gefangene gemacht wurden.

Gen. Scheither ging am 8. von Frauen-Priesnik wieder zurück nach Eisenberg. Da die Spiße der feinds lichen Kolonnen Naumburg bereits erreicht hatte, so marschirte die Division am 9. nach Stoffen. Hier wurde beschlossen, in Vereinigung mit dem in der Nähe befindlichen Streifkorps des Generals Thieles mann, den Versuch zu machen, sich dem weitern Marsch des Feindes in der Fronte zu widerseßen; denn man hoffte, daß derselbe noch nicht alle feine Truppen bei Naumburg vereinigt haben werde.

Die Streitkräfte der Alliirten bestanden an Infan terie: aus dem 1., 2., und 7. Jäger-Bataillon, dann 1. Bataillon vom Brooder Gränz-Infanterie-Regimente, die aber alle im Laufe des Feldzuges bereits stark ge= litten hatten, und daher nicht über 2500 Mann be tragen mochten. An Kavallerie zählte die Division 6 Eskadrons Vincent Chevaulegers, 2 Kaiser Chevaus legers und 2 Leveneýr Dragoner. Die übrige Kavallerie der Division war unter GM. Prinz Gustav Hess sen-Homburg über die Saale entsendet. Gen. Thieles mann hatte zwei Pulks Kosaken, ein paar Schwadronen preußischer Husaren und einige östreichische Estas drons der Regimenter Hohenzollern und Klenau Chevaulegers und Kienmaier Husaren. Die Kavallerie hatte ebenfalls schon viel gelitten. Daher betrug die Atreitfähige Zahl derselben nur 1900 Mann. - Die Artillerie bestand in einer öftreichischen Kavalleries und einer Dreipfünder- Batterie, dann vier russischen leichten Geschüßen der Kosaken, in Allem 18 Stücken.

Eine gute halbe Stunde von Naumburg liegt das Dorf Wethau, wo die von Zeit und Stösfen einers feits, und von Leipzig über Weißenfels, anderseits nach Naumburg führenden Straßen sich vereinigen. Dieses vom Feinde beseßte Dorf wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. durch das 7. Jäger-Bataillon unter Oberst Baron Veyder, unterstüßt von einer Eskadron des Regiments Vincent Chevaulegers, angegriffen und genommen. War es möglich, dieses Dorf zu be= haupten, so blieb dem Feinde der gerade Weg nach Leips zig verlegt. Durch diese Verzögerung wäre derselbe vielleicht ganz an Erreichung seines Zieles gehindert worden. Diese Behauptung war jedoch gar nicht denkbar, wenn man die bereits vereinigten Kräfte des Marschalls zu bekämpfen hatte. Dann aber gewährte die Straße nach Zeiß einen gesicherten Rückzug. Denn es war zu vermuthen, daß dieser vom Feinde nicht weiter beunrus higt werden würde, weil ihm vor Allem daran liegen mußte, Leipzig zu erreichen.

Am 10. Oktober, noch vor Tagesanbruch, eilte Gen. Baron Scheither von Stöffen nach Wethau. Ihm folgte an Infanterie Alles, was nach den, besonders zur Sicherung der linken Flanke gemachten, bedeutenden Entsendungen noch verwendbar war, und eine Batte rie, einige Abtheilungen Kavallerie zu deren Bede= ckung, und noch eine Eskadron des Regiments Vins cent Chevaulegers unter Rittmeister De Vaulx, die zur Sicherung der rechten Flanke bestimmt wurde. Die über den kleinen bei Wethau fließenden Bach führende Brücke wurde verrammelt, und Alles zur hartnäckigften Vertheidigung des Dorfes vorbereitet. Der Bach

P

felbst, mit Weidenbäumen befeßt, bot den Jägern ein gutes Deckungsmittel dar.

Gegen den Bach zu fiel von beiden Seiten der Terrän, hier mehr, dort weniger sanft ab. Dieser konns te nicht ganz durchschnitten genannt werden, war aber doch, besonders an den Abhängen, mit kleinen Wals dungen und Buschwerk häufig beseßt, so daß er der Infanterie viele Schußmittel darbot, und für Bewes gungen größerer Kavallerie Körper weniger geeig net schien. Die Straße von Zeiß selbst aber war freier; wenn gleich hin und wieder kleine Holzungen und Hecken in der Nähe sich befanden. In der Ents fernung von fünfviertel Stunden von Wethau gegen Stöffen und Beiß wurde die Gegend ganz frei. Hier liegen die Dörfer isolirt auf der Hochebene, die großen Kavalleriemaffen ein schönes Schlachtfeld bietet.

Bei Wethau waren die östreichischen Vorposten, aus Abtheilungen des 7. Jägers Bataillons und einem Zug Vincent Chevaulegers bestehend, auf daß linke Ufer des Baches bis an den Fuß der Anhöhe, über welche die Straße nach Naumburg führt, vorgeschoben. Mit Tagesanbruch wurde große Bewegung beim Feinde bemerkbar, die dessen offensiven Absichten zu erkennen gab. Der Angriff auf die Vorposten erfolgte auch bald darauf. Diese wurden, nach lebhaftem Widerstande, zum Rückzuge auf das rechte Ufer des Baches gezwuns gen. Nun begann der Angriff auf die Brücke und das Dorf, die von den Jägern mit Hartnäckigkeit vers theidiget wurden; so daß alle Anstrengungen der Fran= fofen lange fruchtlos blieben.

Angreifer und Bertheidiger wurden in diesem

[ocr errors]

Kampfe durch ihre Artillerie unterstüßt. Der Feind hatte während dieser Zeit bedeutende Infanterie Massen ges zeigt, die von geübten Augen auf 10,000 Mann ges schäßt wurden, und nicht wohl bezweifeln ließen, daß Augereau bereits sein ganzes Korps vereinigt habe. Es war daher leicht abzusehen, daß man solchen überlegenen Streitkräften unmöglich lange würde den Weg streitig machen können.

Der Feind hatte auch nicht sobald unsere geringen Mittel erkannt, als er uns links und rechts mit Infan terie und Kavallerie zu umgehen anfing, denen wir nirgends hinreichenden Widerstand entgegenseßen konnten. Daher ließ der Gen. Scheither Brücke und Dorf räumen; wozu die tapferen Eampferbißten Jäger fich nur widerstrebend und nach wiederholten Befehlen ihres Obersten verstanden. Aber der weitere Rückzug wurde nothwendig, weil der Feind fortwährend beide Flügel mit Umgebung bedrohte.

Der General hatte von der Lage der Dinge dem Fme. Fürst Moriz Liechtenstein die Meldung erstatten ́und zugleich die Meinung ausdrücken lassen, „daß man das Gefecht abbrechen, den Feind vorüberziehen lassen, und sich darauf beschränken müsse, dessen Nachhut an zugreifen." Der Fürst, im Begriff, alle ihm noch zu Gebote stehenden Streitkräfte dem Gen. Scheither zu Hilfe zu führen, eilte hierauf zu diesem hin, und gab, nachdem er sich selbst von der Gefährlicheit eines längern Widerstandes überzeugt hatte, den Befehl zum allges meinen Rückzug. Dieser war nicht ohne Gefahr. Der Feind drängte auf der Straße und links und rechts derfelben die zurückweichenden Truppen mit Heftigkeit. Über es gelang der unermüdlichen Thätigkeit und den weis

« ZurückWeiter »